Aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2007:

Von seiner sonstigen Routine vor den Heimspielen wird der Schwede nicht abweichen. Ausschlafen bis um zehn, ein Mittagsschlaf nach dem Lachs und vor der Abfahrt Joghurt oder ein Brötchen. Dazwischen spielt er mit Colin im Garten des gemütlichen Reihenhauses in Mettenhof Ball. "Man sollte die Dinge nicht größer machen als sie sind. Es ist nur ein Spiel."

Bei einer Welt- oder Europameisterschaft war der Göteborger trotz seiner 45 Länderspiele noch nie dabei. "Für mich ist dieses Finale das Größte, was ich bisher erlebt habe", sagt der 27-Jährige. "Schließlich haben erst drei Schweden diesen Titel gewonnen." Im Sommer 2004 kam Lundström von Redbergslid Göteborg an die Förde. Dort spielte er gemeinsam mit Dan Beutler, warf mit ihm den TBV Lemgo aus dem Europapokal. "Eine schöne Zeit", erinnert sich Lundström, der seinem Landsmann eine "unglaubliche" Steigerung in den letzten Wochen attestierte: "Dan und Jan Holpert sind hinter unseren Torhütern die besten in der Liga."

Knapp drei Jahre Kiel - das hat nicht nur seine Frisur verändert, die der Fan der Tottenham Hotspurs mittlerweile als Stoppelschnitt trägt. "Ich hätte gerne eine vernünftige Frisur. Aber leider fehlen mir dafür die Haare." Auch auf der Waage lässt sich ablesen, dass er durch die Schule von Noka Serdarusic gegangen ist. Von einst 86 Kilogramm Lundström sind 81 geblieben. "Dadurch bin ich schneller geworden", sagt der Rechtshänder, der sich zuletzt deutlich feuriger präsentierte: "Für eine 5:1-Deckung ist mein Spiel nicht aggressiv genug. Daran muss ich arbeiten." Seine Stärken? "Ich habe ein gutes Auge." Das bewies er unter anderem im Viertelfinale der Champions League, als er im Rückspiel gegen Veszprem (39:32) zehn Treffer erzielte.

"Er hat eine unglaubliche Ruhe vor dem Tor", lobt Dominik Klein, zweiter THW-Linksaußen, seinen Kollegen. "Ich verstehe mich mit ihm so gut wie mit Torsten Jansen in der Nationalmannschaft." Gemeinsam bereiten sich die beiden, die bei Auswärtsfahrten ein Zimmer teilen, auf ein Spiel vor. Besprechen Stärken und Schwächen des gegnerischen Torhüters. Ohne Missgunst. Klein: "Wir sind ein Team im Team."

Bevor der kleine Colin auf die Welt kam, verlebte Lundström (Handicap zehn) seine Freizeit auf dem Golfplatz. "Da bin ich seit einem Jahr nicht mehr gewesen", meint der Familienmensch ohne Bedauern. "Seit Colin da ist, dreht sich alles um ihn. Aber das ist auch gut so."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.04.2007)