20.07.2007 | Mannschaft |
Über viele Bilder, über die dunkle, die Kehrseite des Lebens, will Lund nichts in der Zeitung sehen. "Das ist privat" sagt er, gewährt unter vier Augen jedoch einen spannenden, einen zwischen den Zeilen wunderbar emotionalen Einblick. Ein Element ist das Symbol des Roskilde-Festivals in Dänemark. "Von 2000 bis 2004 war ich jedes Mal mit Freunden aus Norwegen dort." Der Rückraum-Regisseur sagt diese Worte nicht nur. Es ist, als offenbarte er einen prägenden Abschnitt seines Lebens. Musik sei das größte Hobby. "Die Bands, die ich mag, würden deinen ganzen Zettel füllen." Er lacht, zum ersten Mal herzlich, offen. Die wichtigsten seien die schrägen Norweger von Turbonegro, die Smashing Pumpkins, Foo Fighters oder Incubus. Harter Rock, befreiend, laut. Früher in Norwegen und in Dänemark, wo er zwischen 2002 und 2006 in Aalborg spielte, habe er viel Party gemacht. "Jetzt habe ich ein Kind, bin 28 Jahre alt. Und in der Bundesliga geht so etwas nicht."
In der Bundesliga versucht Börge Lund, seine Philosophie vom Handball zu finden. "In Dänemark musste ich immer nur für die Mannschaft arbeiten", sagt er nachdenklich. "Aber ein Mittelmann muss auch zum Tor ziehen." Kein Wunder, dass er von "schlechten Jahren" in Dänemark spricht und bescheiden hinzufügt: "Ich will einfach ein besserer Handballer werden. Ich will es in erster Linie mir beweisen." Seinen Weg geht jedoch Freundin Tone Bjergard mit ihm gemeinsam. Im August zieht sie mit Lukas endgültig nach Kronshagen in das alte Haus von Henning Fritz. Die ersten Stunden in der Sprachschule für das Paar sind gebucht, ein Auto bestellt. Ein Audi Q7, weil es ein "tolles Familienauto" sei, so Lund. An Heiraten ("Der richtige Moment muss kommen") oder weitere Kinder ("Ein Kind macht auch schon viel Arbeit") denke er jedoch momentan nicht.
Lund fühle sich "sehr wohl" in der THW-Mannschaft. "Und das Team hinter der Mannschaft, alles drumherum, ist sehr professionell", sagt er. Erst als er das dunkle Bodö in der Nähe des Polarkreises vor fünf Jahren verließ, lernte er, die Natur zu lieben. "Ich bin kein Wanderer und Kletterer. Als ich aber in Dänemark war, realisierte ich, wie schön Norwegen ist, das Fjell, die frische Brise vom Meer." Und dann flimmert es in den Augen des blonden Norwegers. Flimmert hinter der Mauer, dem Schutzwall des zurückhaltenden Handballers. Dort, wo es sich hinzuschauen lohnt. Vorbei an dem exzentrischen Äußeren, vorbei an Tätowierungen, an dem rechten Arm, dem Querschnitt durch das Leben Börge Lunds, das er hütet wie einen Schatz.
(von Tamo Schwarz, aus den Kieler Nachrichten vom 20.07.2007)
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