Von Dr. Oliver Schulz:
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GOG Svendborg/TGI, der erste von vier dänischen Gegnern
in der Saison-Vorbereitung des THW Kiel.
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Während seiner Saisonvorbereitung trifft Champions League Sieger
THW Kiel auf insgesamt vier dänische Spitzenteams. Den Anfang macht
beim hummel Charity Cup an diesem Wochenende gleich ein
Schwergewicht, der amtierende Meister GOG Svendborg/TGI. Aber auch
die noch folgenden Gegner aus dem nördlichen Nachbarland, AaB Aalborg,
Aarhus GF und Bjerringbro-Silkeborg, sind für die Zebras keineswegs
leichte Kost. Es gelang ihnen durch die Bank, sich für die kommende
Spielzeit schlagkräftige Verstärkungen zu sichern, mit denen sie
nun ganz oben angreifen wollen. Das frühere Dauerduell um die
dänische Krone zwischen Gudme und Kolding gehört längst der
Vergangenheit an und hat sich in der boomenden Tele2 Liga
mittlerweile zu einem spannenden Siebenkampf ausgeweitet, in
den immer mehr ehemalige Bundesligaprofis verwickelt sind.
Die Zahl der Vereine, die zur Jagd auf den frischgebackenen Meister
blasen, hat sich vor Saisonbeginn also weiter erhöht. GOG selbst
befindet sich in einem ausgeprägten Umbruch, da neben dem Trainer
gleich vier Schlüsselspieler den Verein verlassen haben. Allerdings
gelang es den Verantwortlichen, praktisch auf allen betroffenen
Positionen inklusive der Trainerbank, für namhaften Ersatz zu sorgen.
Die neuen Kräfte, denen vor dem hummel Charity Cup knapp zwei
Wochen Training in den Knochen stecken, stammen vorwiegend aus
Schweden, aber auch aus der Bundesliga.
Kapitän Laen geht nach zehn Jahren von Bord
GOG Svendborg/TGI sicherte sich in der letzten Maiwoche den
Meistertitel nach zwei Finalsiegen gegen Viborg HK und startet
wie der THW aus Lostopf 1 in die Champions League. In
Gruppe D treffen die Männer
aus dem idyllischen 1000-Seelen Dorf Gudme auf das großkalibrige
Portland San Antonio, den slowakischen Vertreter Tatran Presov
sowie den Gewinner aus Italgest Casarano und A1 Bregenz.
Im letzten Jahr scheiterten die Fünländer im
Achtelfinale der Königsklasse
Anfang Dezember an Ciudad Real. Nach einem 28:33 zu Hause lagen
sie auch in der Quijote Arena zur Pause schon mit 17:10 zurück.
In der Schlußphase kämpften sich die Dänen jedoch wieder heran
und unterlagen letzlich nur mit 31:30.
Maßgeblichen Anteil an der Aufholjagd hatte Kreisläufer und
Kapitän Torsten Laen mit fünf Treffern. Der 27-jährige Abwehrrecke
hatte sich den Verantwortlichen des spanischen Spitzenklubs
spätestens jetzt schmerzhaft ins Gedächtnis eingebrannt. Sie
nahmen Gudmes Urgestein kurzerhand als ersten Neuzugang für die
kommenden beiden Jahre unter Vertrag. Beim Werben um den 117-fachen
Nationalspieler (190 Tore) sollen so Mitte März Chambery und der
TV Großwallstadt ausgestochen worden sein. Nach zehn Jahren im
gelben Trikot soll Laen an der Seite seines Landsmanns Christian
Hjermind den nach Valladolid abwandernden Carlos Prieto
vergessen machen.
Ersatz für Laen fand der dänische Meister nur wenig nördlicher
im schonischen Lund: Olof Ask (25), in der vorletzten Saison
zum besten Kreisläufer der schwedischen Elitserien gewählt,
wechselt von H43 nach Fünen. Bislang trug er zwei Mal das
blaugelbe Nationaltrikot und soll zusammen mit Peter Svensson
(24), der seinen Vertrag Anfang Februar um zwei Jahre
verlängerte, am Kreis für Gefahr sorgen.
Hoffnungsträger Mogensen ging Flensburg ins Netz
Mit Thomas Mogensen (24) zog es einen weiteren Schlüsselspieler
Gudmes südwärts. Der quirlige Mittelmann, der im Dezember 2005
seinen Vertrag bei GOG bis zum Sommer 2009 verlängert hatte, wird
in den nächsten drei Jahren im Angriff der SG Flensburg-Handewitt
die Fäden ziehen. Dort soll der ehemalige Viborger seinen nach
Aalborg wechselnden Landsmann Joachim Boldsen ersetzen. Nach
Linksaußen Anders Eggert erwies sich der Nachwuchs des dänischen
Meisters also binnen kurzem erneut als Fundgrube für den
nördlichsten Bundesligisten.
Neben seinem Mannschaftskollegen, dem talentierten Halblinken
Mikkel Hansen, wählten Vertreter der Liga und des dänischen
Handballverbandes DHF Mogensen Ende Mai in ein Team besonders
vielversprechender Spieler. Die Auszeichnung ging auf jeder
Position an einen jungen Akteur, der in der vergangenen
Spielzeit besonders überrascht habe und dem Publikum durch
seine einzigartige Spielweise besondere Freude beschert habe.
Zwei Isländer aus der Bundesliga verstärken Rückraum
Auf der Suche nach einem Nachfolger für Mogensen wurden die
Verantwortlichen in der Bundesliga fündig. GWD Mindens
Spielmacher Snorri Steinn Gudjonsson, der im WM-Viertelfinale
gegen Dänemark ganze 15 Mal für Island ins Schwarze getroffen
hatte, wird seine Zelte in Gudme aufschlagen. Nach vier
Jahren in Deutschland erhofft sich der Regisseur, in Zukunft
um dänische Titel mitzuspielen.
Sein Landsmann, der Halbrechte Asgeir Örn Hallgrimsson,
stößt aus Lemgo zum dänischen Meister und teilt die gleiche
Erwartung. Er tritt in die großen Fußstapfen Klavs Bruun
Jörgensens, der seine Karriere an seinen Wohnort Kopenhagen
fortsetzt und dort Mannschaftskamerad der beiden Ex-Zebras
Martin Boquist bzw.
Pelle Linders ist. Auch der zweite
Linkshänder im Rückraum, Claus Flensborg, wird nicht mehr
für den Meister auflaufen. Der 81-malige Nationalspieler
entschloss sich nach langwierigen Verletzungen an der
Schulter, seine Karriere zu beenden und stattdessen mit
seiner Firma "TimeOut" Sportlern beratend zur Seite zu stehen.
Veränderungen auch auf den Außenpositionen
Während der talentierte Linksaußen Stefan Hundstrup GOG
mit Ziel Viborg den Rücken kehrt, konnte sich Vereinsdirektor
Arne Buch bereits zu Neujahr über einen Neuzugang auf der
rechten Außenposition freuen: Dennis Kirkegaard, seit vielen
Jahren auf der Gehaltsliste des Team Tvis/Holstebro, konnte
für drei Spielzeiten verpflichtet werden. Der antrittsschnelle
Spieler wohnt ohnehin bereits länger im fünländischen Odense
und hat somit in Zukunft deutlich kürzere Anfahrtswege zum
Training. Kirkegaard könnte zusammen mit Lasse Svan Hansen
eines der schnellsten und vielversprechendsten Gespanne
Dänemarks auf Rechtsaußen werden. Svan Hansen hatte - wie
auch Jakob Green Jensen - seinen Kontrakt kurz vor
Weihnachten um drei Spielzeiten verlängert.
Schwedische Prägung wächst - Schefvert neuer Coach
Gudme, das im Rennen um den früheren Kieler
Lars Krogh Jeppesen lange gute Karten
hatte, gelang ferner die Verpflichtung des spätberufenen 35-maligen
schwedischen Nationalspielers Magnus Jernemyr. Wie Laen
Abwehrspezialist, tritt der siebenfache schwedische Meister Jernemyr
jedoch den umgekehrten Weg - aus der Liga Asobal nach Dänemark - an.
Mit seiner Partnerin und zwei Hunden von BM Torrevieja kommend, freut
sich der 31-jährige "Orsa" besonders darauf, sich in den nächsten drei
Spielzeiten unter der Regie seines Trainers und Landsmannes Ulf
Schefvert handballerisch weiter zu entwickeln. Nach Linksaußen Fredrik
Petersen, Olof Ask und dem neuen Coach ist der Mann für den Mittelblock
bereits der vierte Schwede im Team.
Schefvert ersetzt Gudmes bisherigen Übungsleiter Carsten Albrektsen.
Mit der Goldmedaille des frischgebackenen Meisters und dem abwehrstarken
Rückraumspieler Mathias Madsen (24) im Gepäck verabschiedet sich
letzterer Richtung Bjerringbro-Silkeborg. Künftig wird Albrektsen bei
den ambitionierten Mitteljütländern, in Bälde ebenfalls Gegner des THW
Kiel, auf der Trainerbank Platz nehmen und u.a.
Lars Krogh Jeppesen trainieren. Unterstützung
erfährt er dabei von seinem Assistenten, Ex-Zebra
Nikolaj Jacobsen, der aus Viborg verpflichtet
wurde.
(von Dr. Oliver Schulz)