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20.11.2007 Mannschaft

"Lebensart": Uwe Schwenker - Der Titelträger

Uwe Schwenker - Manager der THW Kiel GmbH und Co. KG.
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Von Anne Jobas, mit freundlicher Genehmigung aus "Lebensart" 10/2007:

Als Spieler nannten sie ihn "Mister Gegenstoß", denn die Tempogegenstöße des Handballers Uwe Schwenker waren gefürchtet. Heute ist der ehemalige Nationalspieler Manager der THW Kiel GmbH und Co. KG und legt auch hier noch immer ein hohes Tempo vor. Gefürchtet ist er nicht mehr, eher geschätzt. Wegen seiner Kompetenz und seinem Gespür dafür, seinen Verein und den Handballsport in Deutschland weiter voran zu bringen.
Beim Gegenstoß ist das so: Schneller als die anderen muss man sein und trotzdem beim abschließenden Wurf aufs Tor wohl überlegt und mit gedrosseltem Tempo den Ball am Torhüter vorbei ins Ziel bekommen. Eine Symbolik für das, was auch die Arbeit des Managers Uwe Schwenker beschreibt. Schnell voran auf neuen Wegen und am Ende besonnen zum Ziel. Seitdem er 1992 zum Manager des THW Kiel wurde, hat er kontinuierlich dafür gesorgt, dass an die Stelle der alten Vereinsstrukturen nach und nach modernstes Management trat. Die Zahlen belegen diese von ihm vorangetriebene Entwicklung der Professionalisierung. Waren es anfänglich noch 1,7 Millionen Mark, beträgt der Etat heute 6,5 Millionen Euro und ist damit einer der höchsten der Handball- Bundesliga. Die Kieler Ostseehalle ist bei jedem Bundesligaheimspiel bis auf 200 Plätze per Dauerkarte ausverkauft. In der Saison 2006/2007 schaffte der Rekordmeister das Handball-Triple: Deutscher Pokal, Deutsche Meisterschaft und zum ersten Mal die Krone: Championsleague-Sieger. Für "Mister Gegenstoß" haben sie längst andere Titel kreiert: "Uli Hoeness des Handball", "Architekt des Kieler Erfolgsmodells", "Vordenker der Liga".
Uwe Schwenker hat den Champions-League-Pokal im Blick.
Klicken Sie zum Vergrößern! Uwe Schwenker hat den Champions-League-Pokal im Blick.

Eine sportverrückte Familie

Auch in den Zeiten seiner aktiven Handballer-Zeit hat er Titel gesammelt. Sportliche. Obwohl er in einer sportverrückten Familie zunächst mit dem Fußball spielen begann. Handball, da war der Vater der große Star. "Hinni" Schwenker, Anfang der sechziger Jahre als Linksaußen einer der erfolgreichsten deutschen Handballspieler und sogar Weltmeister mit dem deutschen Nationalteam. Er muss das Talent seines Sprösslings früh erkannt haben, denn eines Tages nahm er ihn einfach mal mit zu einem Sichtungsturnier. Klein-Uwe wurde sofort entdeckt und marschierte durch bis zur Junioren-Nationalmannschaft. "Der ständige Vergleich mit meinem Vater war anfangs nicht so schön", gesteht Schwenker.

"Die ersten Jahre waren nicht leicht."

Er spielte zunächst beim TV Grambke-Bremen und war beruflich beim Bremer Senat beschäftigt. Und die Liebe? Auch da ging er zunächst ganz Kopf gesteuert ans Werk. "Ich habe zu meinem Kollegen gesagt. Die nächste Auszubildende, die hier durch die Tür kommt, die heirate ich!", erzählt Schwenker und grinst. "Ja, und dann kam Karin!" Blond, schlank, sportlich hat sie ihm den Kopf verdreht. Sie war es auch, die entschied, wo es nach dem Abstieg des TV Grambke hinging. "Ich hatte mehrere Angebote", sagt Schwenker, "auch vom VfL Gummersbach, damals ja wirklich die Hochburg des Handballs in Deutschland!" Aber das jung verliebte Paar ging 1980 lieber nach Kiel. "Ich musste ihr aber versprechen, dass wir nach fünf Jahren wieder zurück gehen", beichtet der THW-Chef und schmunzelt. Mittlerweile ist Tochter Annika in Kiel geboren, aus dem Zurückgehen wurde bis heute nichts. "Die ersten Jahre waren nicht leicht", sagt Schwenker. "Morgens früh raus zur Bundeswehr und dann abends gleich zum Training, am Wochenende die Spiele mit dem THW und dann ja auch noch die Nationalmannschaft, da war wenig Platz für unsere Beziehung." Aber der Erfolg entschädigte und gipfelte 1984 in der Silbermedaille bei den olympischen Spielen in Los Angeles.

standing ovations in der Ostseehalle

1986 trat er zurück aus der Nationalmannschaft und übernahm 1988 eine Versicherungsagentur. "Neben dem Sport wollte ich etwas Solides", erinnert er sich. In dieser Zeit ging es mit dem deutschen Handball bergab. Drei Jahre haben die Trainer ihn bekniet, doch wieder für die Nation zu spielen. Irgendwann gab er nach, wollte bei der B-Weltmeisterschaft helfen, den bundesdeutschen Handball wieder in die Erstklassigkeit zu führen. "Und dann kam das berühmte Spiel gegen Bulgarien", berichtet Schwenker und noch heute spürt man seine Empörung, "zweimal wurde ich eingewechselt, zweimal wieder raus genommen und hatte nicht einmal den Ball bekommen!" Es blieben seine einzigen Einsätze. "Ich fühlte mich geradezu vorgeführt und habe die Konsequenzen gezogen!" Er packte seine Koffer und reiste ab! Beim THW Kiel wurde er danach wie ein Held gefeiert. Mit standing ovations in der Ostseehalle. 1992 beendete er dann endgültig seine aktive Laufbahn. Der THW Kiel bot ihm den Geschäftsführerposten an. Seine Jahre an der Wirtschaftsakademie, an der er BWL studiert hatte, kamen ihm nun zugute. Was ihn an der Aufgabe lockte, waren die günstigen Rahmenbedingungen, das regionale Netzwerk und die unglaubliche Identifikation der Menschen im Land mit dem THW Kiel. "Bei jedem Spiel diese Menge begeisterter Leute in der Ostseehalle, da musste man doch was draus machen", war damals der ihn treibende Gedanke. Und er machte.

Schnell voran auf neuen Wegen...

Gerade noch hatte er mit seinen Mannschaftsspielern in der Kabine geschwitzt, nun musste er ihnen zum Teil bittere geschäftliche Wahrheiten nahe bringen, musste von ihnen akzeptiert werden als Chef neben der Platte. "Ich wurde damals unglaublich gestützt von meinem Beirat und den Gesellschaftern, das waren keine leichten Geschichten!" Die wirklich harten aber kamen erst noch.

Uwe Schwenker und Noka Serdarusic.
Klicken Sie zum Vergrößern! Uwe Schwenker und Noka Serdarusic.
Schließlich hat er es im Handball tagtäglich mit modernem Menschenhandel zu tun. Uwe Schwenker bleibt auch hier solide. Holt sich Top-Leute nur, wenn sie als Typen ins Team passen, lässt sich auf keine Gehaltspokerspielchen ein. Seriös wirtschaften, erfolgreich spielen. Zusammen mit Trainer Noka Serdarusic funktioniert das seit 14 Jahren. "Mein Trainer und ich, das hat schon eheähnliche Züge", lacht Schwenker. Ist das das Erfolgsgeheimnis? "Die Basis für den Erfolg des THW ist, glaube ich, harte Arbeit. Wir haben auf den wichtigen Positionen die richtigen Leute, die mitziehen und sich neuen Herausforderungen stellen." Die Aufstellung stimmt also. Auf der Platte und hinter den Kulissen. Und Schwenker ist einer, der auch über den Tellerrand schaut. "Der Fußball macht es vor, der Handball ist so facettenreich geworden. Heute muss viel an den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gearbeitet werden, schließlich wollen wir unsere Spieler die kommenden Jahre halten und ein hohes Identifikationspotenzial schaffen", sagt Schwenker. Darum setzt Uwe Schwenker neben der Jagd nach neuen Titeln darauf, diese Mannschaft zusammen zu halten, die für viele schon jetzt als die beste der Welt gilt.

... und am Ende besonnen zum Ziel.

Sportlich geht kaum mehr als in der vergangenen Saison. Nicht nur der eigene Verein, auch der Handball insgesamt erlebte durch den Gewinn der Weltmeisterschaft im eigenen Land einen echten Hype. "Das ist eine große Chance, jetzt müssen wir unter Beweis stellen, dass wir etwas daraus machen", sagt er. Er wird mit Sicherheit etwas daraus machen und dabei schnell voran schreiten. Denn wer sollte "Mister Gegenstoß" schon aufhalten? Aber dieses Mal wäre es besser, wenn die anderen mit ihm Schritt hielten. Besser für den Handball.

(Von Anne Jobas, mit freundlicher Genehmigung aus "Lebensart" 10/2007)


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