Von Dr. Oliver Schulz:
Bevor am Montag Mittag bei der EHF die Anmeldefrist für den 28
Mann umfassenden erweiterten
EM-Kader ablief, hatten auch
Schwedens Coach Ingemar Linnell und sein Co-Trainer Ola
Lindgren die Namen der Spieler notiert, die die blau-gelben
Farben beim Turnier im Nachbarland Norwegen vom 17. bis 27. Januar
2008 vertreten sollen. Sie wurden auf einer Pressekonferenz in
Stockholm bekannt gegeben.
Der vierfache Europameister Schweden nimmt seit 2005 erstmals
wieder an einem großen internationalen Turnier teil. Die Gegner
des Tre Kronor Teams in der Trondheimer
Gruppe D werden Island,
Frankreich und die Slowakei sein. Nur noch vier Spieler - Tomas
Svensson,
Johan Pettersson,
Martin Boquist und
Marcus Ahlm -
sind aus der sogenannten "goldenen Generation" übrig geblieben,
die
2002 die Europameisterschaft gewann. Nunmehr müssen sich
also die neuen Stars unter Ernstbedingungen bewähren.
Dadurch dass das Durchschnittsalter gesunken sei, habe freilich
auch die Erfahrung abgenommen, meinte der Übungsleiter
gegenüber "Expressen", wobei er aber im gleichen Atemzug auf
das Feuer seiner Schützlinge verwies. Es werde immer schwerer,
eine Nationalmannschaft zu berufen, da eine Menge junger,
begabter Akteure von unten nachstoße. Zehn Mann seines Kaders
hätte er auch im Schlaf aufstellen können. Die Truppe sei
bereit, den Kampf mit den großen Mannschaften aufzunehmen. Man
habe sich nach einem großen Turnier gesehnt, führte Linnell
weiter aus. Als Minimalziel gab er das Weiterkommen in der
engen Gruppe D bzw. die Qualifikation für Peking aus.
Die 16 Mann des engeren Kaders
Diejenigen Akteure, die schließlich bei der
EM auflaufen,
müssen dem 28er Kader entstammen. Aus diesem können im Verlauf
des Turniers bis zu drei Spieler in den endgültigen Kader
hinüberwechseln. Linnell und Lindgren benannten bereits einen
engeren Kreis aus 16 Spielern, die in Norwegen aller
Voraussicht nach zum Einsatz kommen sollen. Spekulationen, ob
Asse wie der Kieler Leitwolf
Stefan Lövgren oder Nordhorns
Peter Gentzel, noch eingreifen könnten, haben begonnen. Die
Nummer 10 des THW soll ausschließlich im Fall von Verletzungen
eine Alternative sein.
Fünf der 16 verdienen ihren Lebensunterhalt in der Bundesliga,
nämlich die drei Kieler Kim Andersson,
Henrik Lundström und
Marcus Ahlm sowie die beiden Torleute Dan Beutler (Flensburg)
und Per Sandström (Hamburg). Ebenso viele entstammen spanischen
Vereinen. Hier handelt es sich um San Antonios routinierten
Torhüter Tomas Svensson, Barcelonas Mittelmann Jonas Larholm,
Ciudad Reals Linksaußen Jonas Källman sowie Dalibor Doder und
Robert Arrhenius, die beide bei CAI Aragon unter Vertrag
stehen.
Drei Akteure spielen noch oder schon wieder in der heimischen
Elitserien: Nachwuchs-Linkshänder Oscar Carlen, der Halblinke
Tobias Karlsson, der nach einem Intermezzo beim THW Kiel
zukünftig für Nordhorn auf Torejagd gehen wird, und der
nimmermüde Flügelflitzer Johan Petersson, der selbiges in
beiden Vereinen bereits hinter sich hat. Jan Lennartsson,
Neuzugang in Aalborg, Abwehrrecke Magnus Jernemyr und Ex-Zebra
Martin Boquist runden den engeren Kader als Dänen-Legionäre ab.
Überraschungen blieben aus
Wenn am 17. Januar um 20.15 Uhr in Trondheim mit dem Spiel
gegen Island der Startschuss für die Zukunft fällt, müsse sich
die neue Mannschaft beweisen. Nicht eine einzige Sekunde könne
man vom Verdienst der alten Garde leben, äußerte Linnell
gegenüber "Expressen". Überraschungen sucht man im engeren
Kader umsonst, sieht man einmal von der Berufung dreier
Torhüter ab. Das Trainergespann will mit dieser Entscheidung
zwischen den Pfosten auf Nummer sicher gehen.
Erstes internationales Turnier für Carlen
Folgt man "Expressen", dann kann für den 19-jährigen
Rohdiamanten von Ystads IF, Oscar Carlen, nun Weihnachten
kommen. Der Sohn des großen Per Carlen, der in der
Nationalmannschaft mehr als 1000 Tore warf, hat mit der
Berufung eines seiner größten Saisonziele bereits erreicht.
Eine Medaille sei nicht unmöglich, vertraute der Linkshänder,
der die Torjägerliste der Elitserien nach 16 Spielen mit 124
Treffern anführt, dem Blatt an und verwies auf die Ergebnisse
beim Supercup und in den beiden Länderspielen gegen Weltmeister
Deutschland.
Der von mehreren Spitzenklubs umworbene Youngster fühle vor dem
Turnier keinen besonderen Druck, schließlich sei es sein erstes
in Blau-Gelb und eine große Chance. Mit einer Entscheidung über
seine Zukunft sei laut "Expressen" entweder unmittelbar vor
oder aber nach der EM zu rechnen.
Schwedens 16er Kader für die EM
-
Tor: Tomas Svensson (San Antonio), Dan Beutler (Flensburg), Per
Sandström (Hamburg)
- Rückraum links: Martin Boquist (Kopenhagen),
Tobias Karlsson
(Hammarby)
- Rückraum mitte: Dalibor Doder (Aragon), Jonas Larholm
(Barcelona)
- Rückraum rechts: Kim Andersson (THW Kiel), Oscar Carlen (Ystads IF)
- Linksaußen: Jonas Källman (Ciudad Real), Henrik Lundström (THW Kiel)
- Kreis: Marcus Ahlm (THW Kiel), Robert Arrhenius (Aragon)
- Rechtsaußen: Johan Pettersson (Hallby), Jan Lennartsson (Aalborg)
- Abwehr: Magnus Jernemyr (GOG Svendborg)
Spieler des erweiterten 28er Kaders
-
Tor: Peter Gentzel (Nordhorn), Fredrik Ohlander (Kolding)
- Rückraum links: Stefan Lövgren (Kiel), Kim Ekdahl du Rietz
(Lugi)
- Rückraum mitte: Sebastian Seifert (Kolding), Fredrik Larsson
(Hammarby)
- Rückraum rechts: Kristian Svensson (Kopenhagen)
- Linksaußen: Fredrik Petersen (GOG Svendborg), Tommy Atterhäll
(Kopenhagen)
- Kreis: Pelle Linders, Mattias Gustavsson (beide Kopenhagen)
- Rechtsaußen: Fredrik Lindahl (Kopenhagen)
Schwedens letzte Schritte vor der EM
- 03.01. - 06.01.: Trainingslager in Kroatien mit Spielen gegen
Kroatien (05.01.) und Slowenien (06.01.)
- 07.01.-12.01.: Trainingslager in Schweden mit Spielen gegen die Schweiz (10.01. in Stockholm
und 11.01. in Uppsala)
Von Dr. Oliver Schulz