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02.01.2008 EM 2008 / Interview

Kieler Nachrichten: Markus Baur: "Ich stehe voll im Saft"

DHB-Kapitän traut seinem Team EM-Titel zu

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.01.2008:

Lemgo - Markus Baur, der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft, hat turbulente Tage hinter sich, seit bekanntgeworden ist, dass er am 1. Januar 2008 als Trainer beim TBV Lemgo anfangen wird. Im Interview spricht der 36-Jährige, der bis zum Jahreswechsel Spielertrainer beim Schweizer Erstligisten Pfadi Winterthur war, darüber, warum er ein normaler Nationalspieler sein will - und nicht kann.
Frage:
Seit gestern sind Sie Trainer beim TBV Lemgo. Ging ja ganz schön schnell...
Markus Baur:
Der Grund ist klar: In der Vereinsführung sind jetzt junge Leute dran, die etwas bewegen wollen. Volker Zerbe als Geschäftsführer, Daniel Stephan als Sportlicher Leiter - und die wollten eben auch einen jungen deutschen Trainer. Und wer bekommt schon ein Angebot als Trainer in der Bundesliga? Und das aus der Stadt, in der er sechs Jahre lang gewohnt hat? Da muss man zugreifen.
Frage:
Gab's auch andere Angebote?
Markus Baur:
Aus Magdeburg. Eine leise Anfrage, die nicht öffentlich werden sollte - aber weil sie es ohne meine Schuld geworden ist, hat man in Lemgo schnell gehandelt. Zum Glück für mich und meine Familie.
Frage:
Das Lemgoer Konzept, mit deutschen Talenten zum Erfolg zu kommen, dürfte ein zusätzlicher Anreiz für Sie gewesen sein.
Markus Baur:
Klar. Ich stehe absolut dahinter. Das heißt aber nicht, dass nur Deutsche spielen werden. Wir wollen ein Team formen, in dem die führenden Rollen von Deutschen besetzt sind - und mit Ausländern ergänzen.
Frage:
Zurück zur Nationalmannschaft: Da sieht es so aus, als könne sich ein junger Deutscher schneller durchsetzen als in der Liga.
Markus Baur:
Das ist auch manchmal so. Kommt man in eine intakte Mannschaft, die funktioniert, hat man's leichter. Da wird einem vieles abgenommen, und man kann ohne Angst spielen. Weil die Verantwortung doch noch bei den alten Hasen liegt.
Frage:
Bei alten Hasen wie Ihnen. Sie spielen ja weiter, obwohl Sie nur noch Trainer sind...
Markus Baur:
...halt, halt! Man muss da mal ganz klar etwas feststellen: Ich habe bis zuletzt ganz normal in der Liga gespielt. Ich stehe voll im Saft wie jeder andere auch. Und zum Thema Olympia: Das ist noch so weit weg und spielt momentan keine Rolle - wir fahren zur EM. Das ist wichtig. Da braucht man nicht über mich zu diskutieren, denn ich bin ein EM-Spieler wie jeder andere auch.
Frage:
Trotzdem unken kritische Geister schon, Sie würden bei Olympia einem Jungen den Platz wegnehmen.
Markus Baur:
Kann man so sehen. Aber der Trainer entscheidet und wenn, dann nimmt er einem Jungen den Platz weg, nicht ich. Aber ehrlich gesagt, wäre das alles kein Thema gewesen, wenn ich wie vorgesehen zum 1. Juli 08 in Lemgo angefangen hätte. Wer konnte denn ahnen, dass jetzt doch alles so schnell geht.
Frage:
Ahnung ist ein gutes Stichwort so um den Jahreswechsel. Wo kann der Weltmeister denn landen bei der EM?
Markus Baur:
Kann? Auf dem ersten Platz. Er kann aber auch auf dem achten Platz landen. Eigentlich war das ja auch bei der WM schon so, weil die Weltspitze so dicht beisammen ist.
Frage:
Geht die Prognose für Olympia etwas genauer? Der Olympiasieg ist ja der einzige Titel, der noch fehlt in Ihrer Biografie.
Markus Baur:
Das stimmt. Wenn ich richtig informiert bin, hat außer Andrej Lawrow auch noch kein anderer Handballer alle drei großen Titel geholt. Mehr sage ich nicht dazu...
Frage:
Und wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Markus Baur Nachfolger von Heiner Brand wird?
Markus Baur:
Das wird hochgekocht, und keiner weiß, warum. Heiner hat bis 2013 verlängert, ich habe einen Vertrag bis 2011 - schon deshalb passt es nicht. Aber mal ehrlich: Darüber mache ich mir null Gedanken, weil ich ja nicht mal weiß, ob ich es in der Liga schaffe.

(Das Gespräch führte Jürgen Roos, aus den Kieler Nachrichten vom 02.01.2008)


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