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16.01.2008 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Krogh Jeppesen: "Mit Kiel bin ich fertig"

Spieler verheizt? Ehemaliger THW-Handballer rechnet mit der medizinischen Abteilung ab

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2008:

Kiel - Lars Krogh Jeppesen ist zurück in der dänischen Handball-Nationalmannschaft. Acht Kilogramm hat er zugenommen ("alles Muskelmasse"), und die Schmerzen sind gewichen. "Als ich Kiel verlassen habe, dachte ich, ich könne nie mehr spielen." Nach mehreren Rippenbrüchen und einem Bandscheibenvorfall hatte der 28-Jährige seinen Drei-Jahres-Vertrag beim THW nach einer völlig verkorksten Saison im vergangenen Sommer vorzeitig und im Einvernehmen mit den Klub-Verantwortlichen aufgelöst. Am Rande der Testspiele gegen die Deutschen rechnete Jeppesen, der nun für den dänischen Erstligisten Bjerringbro-Silkeborg spielt, mit dem medizinischen Stab des Triple-Siegers ab.
"Mit Kiel bin ich fertig", meinte Jeppesen, der in der Saison 2003/2004 zum besten Spieler der Bundesliga gewählt worden war. "Immer wenn ich in Kiel wieder zu 50 oder 60 Prozent fit gewesen bin, wurde ich ins Spiel geschmissen." Der 129-fache Nationalspieler, der auch vier Jahre für Flensburg und zwei in Barcelona gespielt hat, warf den Spitzenklubs grundsätzlich vor, Spieler zu verheizen. "So lange wir gesund sind, ist alles wunderbar", meinte das Rückraum-Ass. "Aber wenn wir verletzt sind, bleibt uns nur die Wahl zwischen Spritze und Schmerztablette." Beim THW kritisierte er in erster Linie Uwe Brandenburg, seit mehr als 25 Jahren Physiotherapeut des Rekordmeisters. "Es gab im Verein keinen, der mich geschützt hat. Von ihm hätte ich es am ehesten erwartet." Ihn zu schonen, sei nicht die Aufgabe des Trainers gewesen, sondern die der medizinischen Abteilung. Uwe Brandenburg wehrt sich. Jeppesen habe die professionelle Einstellung gefehlt, so der THW-Physio. "Er war nicht bereit, sich so zu quälen, wie es ein Berufssportler machen muss - da kamen oft nur 20 Prozent von dem, was er hätte bringen müssen."

Die Zusammenarbeit in Kiel stand von Beginn an unter keinem guten Stern. So hatte sich der 2,01-Meter-Mann vertraglich die Reha bei einer dänischen Physiotherapeutin zusichern lassen, die ihn schon seit Jahren betreut. Aus den unterschiedlichen Auffassungen resultierten immer wieder Konflikte. Konkret warf Jeppesen auch den Kieler Ärzten vor, den ersten Rippenbruch und den Bandscheibenschaden zu spät erkannt zu haben. Kritik, die Dr. Detlev Brandecker von sich weist. Es stimme zwar, dass auf den Röntgenbildern der Haarriss zunächst nicht zu sehen gewesen sei. Aber, so Brandecker, Prellung oder Bruch würden in gleicher Form behandelt werden. "Den Heilungsprozess hat es nicht verzögert, dass wir den Bruch erst ein paar Tage später im Kernspin gesehen haben."

Den Bandscheibenvorfall hätten sie sofort erkannt und, so Brandecker, sogar einen Spezialisten konsultiert, der zuvor bereits die Bandscheibe von Henning Fritz und Mattias Andersson geheilt hätte. "Ich freue mich für Lars, dass er wieder spielen kann", meinte Brandecker. Aber er dürfe nicht den Fehler machen, die dänische Liga mit der deutschen zu vergleichen. "Ich habe ihn Sonntag in Kiel gesehen. Da war er nicht in einer Verfassung, in der er dem THW hätte helfen können."

Für die enorme Belastung beim Rekordmeister hätte ihm schlicht die nötige Konstitution gefehlt. Den Vorwurf, ihn verheizt zu haben, kann der 55-Jährige nicht nachvollziehen. "Alle Einsätze wurden in Absprache mit ihm getroffen. Unser Motto war auch bei ihm immer - eher raus als rein."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2008)


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