12.-14.01.2008 - Letzte Aktualisierung: 14.01.2008 | Nationalmannschaften |
Update #2 | KN-Bericht ergänzt... |
Das DHB-Team vor dem Anpfiff in Kiel. |
Nach ausgeglichener Anfangsphase setzten sich die Gastgeber in der mit 4600 Zuschauern ausverkauften NRGi Arena in Aarhus nach fünfzehn Minuten erstmals ab und führten mit 11:6. Beide Nationaltrainer nutzten das Spiel aber auch zu vielen letzten Tests, so muss sich Heiner Brand noch auf der Rechtsaußenposition zwischen Schöne und Schröder sowie am Kreis zwischen Tiedtke und Preiß entscheiden. So gab es auf beiden Seiten immer wieder Schwankungen, welche die Deutschen mit ihrem besten Torschützen Oleg Velyky (6 Treffer) nutzten, um wieder ins Spiel zurückzukommen und sogar mit einer knappen Führung in die Halbzeitpause zu gehen.
Bis zum 21:20 (45.) hielt der Vorsprung, ehe Dänemark in zehn starken Minuten auf 28:24 davonzog. Besonders mit Gegenstößen kamen die Gastgeber nun zu Torerfolgen, Flensburgs Lars Christiansen traf fünfmal. Erfolgreichster Torschütze war aber Lasse Boesen mit acht Treffern.
Heiner Brand sah besonders in der Defensive noch nicht das erhoffte EM-Niveau beim Weltmeister: "In die Abwehr müssen wir mehr Stabilität reinbringen", so der Bundestrainer. "Wir haben sehr viel gewechselt und probiert. Daher gab es einige Brüche im Spiel", sagte Brand weiter. "Wir wissen jetzt, was funktioniert und woran wir noch arbeiten müssen." Ähnlich sah das auch Kapitän Markus Baur: "Wir haben gezeigt, dass wir eine gute Basis geschaffen haben und auf dem richtigen Weg sind. Einige Fehler müssen wir noch abstellen und unser Zusammenspiel besser justieren."
Johannes Bitter drückte der Partie von Beginn an seinen Stempel auf. |
Heiner Brand verzichtete erneut auf die angeschlagenen Christian Zeitz, Florian Kehrmann und Pascal Hens und ließ Teile der vermeintlich "zweiten Garde" um Johannes Bitter und Dominik Klein beginnen. Den Anwurf hatten die Dänen, die ihrerseits auf Joachim Boldsen verzichteten, dafür aber mit Lars Krogh Jeppesen ein altbekanntes Gesicht von Beginn an aufs Parkett schickten. Doch gleich im ersten Angriff der Gäste machte eine Person auf sich aufmerksam, die der gesamten Partie seinen Stempel aufdrückte: Johannes Bitter parierte gleich die ersten zwei Würfe von Jensen und Boesen, im deutschen Angriff nutzten Klimovets am Kreis sowie ein toller Gegenstoß von Klein für die frühe 2:0-Führung.
Oleg Velyky erzielte fünf Treffer für Deutschland. |
Heiner Brand brachte für Michael Kraus auf der Mittelposition nun dessen Vereinstrainer Markus Baur, der sich gleich glänzend einfügte und mit drei Toren hintereinander Deutschland wieder mit 12:9 davonwarf. Als Jeppesen eine Strafzeit kassierte, nutzten Schröder von außen und ein abgefälschtes Duseltor von Hermann für das 14:9 und damit für bereits recht klare Verhältnisse zur Pause.
Nach dem Seitenwechsel gab es kein Aufbäumen bei den Gästen - nach Toren von Jansen und Schröder zum 17:10 war das Spiel entschieden. Die Kräfte bei den Dänen schienen nun zu schwinden, auf beiden Seiten häuften sich die Fehler. Doch die Zuschauer bekamen auf dem Spielfeld immer noch einiges geboten: Zum Beispiel vier weitere tolle Treffer von Holger Glandorf, der sowohl mit einem sehenswerten Dreher als auch mit unglaublichen "Fackeln" zu überzeugen wusste. Oder weitere starke Paraden von Johannes Bitter, der mit seiner grandiosen Leistung das Comeback von Henning Fritz an alter Wirkungsstätte verhinderte.
Sensationelle Würfe von Holger Glandorf gab's vor allem im zweiten Durchgang zu bewundern. |
Heiner Brand war dann auch erfreut über die Leistungssteigerung im Vergleich zum Vortag: "Mit diesen Spielen können beide Mannschaften einigermaßen leben, denn beide haben je ein Spiel gewonnen. Wir sollten das Ergebnis heute allerdings nicht überbewerten, denn in der ersten Halbzeit machte nur Johannes Bitter den Unterschied aus. Nach dem Wechsel waren wir dominierend, die Dänen haben hingegen kräftemäßig nachgelassen. Insgesamt haben wir uns in der Abwehr im Laufe des Spiels verbessert, im Angriff haben wir leider wie gestern noch Schwankungen drin. Wir müssen vor allem die Gegenstöße unterbinden, denn solch einfache Fehler werden bei der EM sehr schnell bestraft."
Bitte lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.01.2008:
"Ich bekam schon beim Einlaufen meine erste Gänsehaut", meinte Dominik Klein, Linksaußen in Diensten des THW Kiel. "Die Stimmung war überragend." Und nicht nur das: Das Publikum war auch schlagfertig. Als Hallensprecher Rolf Körting zum wiederholten Male einen Treffer in der "Sparkassen-Arena zu Kiel" feierte, skandierten die Zuschauer im Chor "Ostseehalle". Der Name des Handballtempels hat sich seit dem 1. Januar geändert, das Feuer ist geblieben. Gegen eine deutsche Mannschaft, die wie aus einem Guss aufspielte, hatte der WM-Dritte keine Chance. Zumal Trainer Ulrik Wilbek seinen Spielmacher Joachim Boldsen schonte und der einzige Linkshänder im Rückraum, Kasper Söndergaard, wegen einer Magen-Darm-Grippe ausfiel.
"Unsere Abwehr hat sich in der zweiten Halbzeit aufgelöst", meinte Lars Christiansen, mit sechs Treffern bester Werfer der Dänen. "Es fehlte an der nötigen Konzentration. Schließlich war es nur ein Testspiel und alle dachten nur daran, heil zur EM zu kommen." Der 35-Jährige wusste aber auch, wer die Serie von Wilbek, der als Trainer viermal in Folge gegen Deutschland gewonnen hatte, beendete: Johannes Bitter, der am Sonnabend in Aarhus nur Zuschauer war. "Er hat überragend gehalten. Viele von uns haben immer größeren Respekt vor ihm bekommen. Das hat man dann auch gesehen."
So wie Lars Rasmussen, sein Vertreter als Linksaußen. Er warf einen Siebenmeter weit neben das Tor und mit dem Abpfiff der ersten Halbzeit scheiterte er freistehend an Bitter, der insgesamt 20 Bälle halten sollte. Vor dem Schlussmann des HSV Hamburg zog auch Henning Fritz tief seinen Hut. Mit Blick auf das erste Gruppenspiel am Donnerstag gegen Weißrussland (17.15 Uhr) rollte er dem Kollegen einen Teppich aus. "Der Beste soll beginnen. Ich wäre nicht böse, wenn er anfängt. Ich könnte es sogar verstehen."
Über die Reihenfolge seiner Torleute schwieg sich Heiner Brand aus. Der Bundestrainer klärte allerdings auf, wer sich morgen am Hamburger Flughafen trifft, um via Kopenhagen ins norwegische Bergen zu fliegen. Brand strich erwartungsgemäß Rechtsaußen Christian Schöne (FA Göppingen) und Kreisläufer Jens Tiedtke (TV Großwallstadt) aus dem Kader, der insgesamt 18 Spieler umfassen wird. Mit dabei sind demnach auch Carsten Lichtlein als dritter Torhüter und Linkshänder Rolf Hermann (beide TBV Lemgo). Durch den größeren Kader verfügt Brand über mehr Tauschoptionen. Nach der Vorrunde können maximal zwei, nach der Hauptrunde noch einmal ein Spieler ausgetauscht werden. Einen Tag vor EM-Beginn muss Brand seinen endgültigen, maximal 16-köpfigen Kader, offiziell melden.
Die Niederlage am Sonnabend in Aarhus nahm Brand gelassen hin. "So ein Ergebnis hilft, um unsere Situation realistischer einzuschätzen", meinte der 55-Jährige, der die Euphorie nach dem WM-Titel in geordnete Bahnen lenken möchte. "In Norwegen sind einige Mannschaften dabei, die uns schlagen können." In den beiden Dänemark-Länderspielen wurden Pascal Hens (Knieprellung), Christian Zeitz (Schulterprobleme) und Florian Kehrmann (Jochbeinprellung) geschont. Der Rechtsaußen des TBV Lemgo, der im Trainingslager in Damp mit dem Ellenbogen von Michael Kraus kollidierte, bekam sogar Heimaturlaub, um sich in Ruhe auszukurieren.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.01.2008)
In der Abwehr haben wir uns im Vergleich zur Vorwoche stark verbessert. Im Angriff fehlt die Konstanz. Da gibt es nur gute Momente. Ich habe mich gegen Jens Tiedtke entschieden, weil er noch zu wenig Erfahrung im Mittelblock unserer 6:0-Abwehr hat.
Deutschland war im Vergleich zum ersten Spiel stärker. Den Unterschied machte Bitter aus. Die deutsche Mannschaft ist besser als sie es vor der WM 2007 war.
Der Sieg gegen Dänemark hat nichts zu bedeuten. Wenn es im ersten Spiel bei der EM nicht so gut läuft und Bitter nicht viele Bälle hält, sieht alles gleich ganz anders aus.
Wenn wir diese Leistung stabilisieren können, dann muss man mit uns rechnen. Wir haben heute viel Selbstvertrauen getankt.
Wir haben im Angriff zu ungeduldig gespielt und zu viele Fehler gemacht. Die Dänen haben das mit ihren Gegenstößen ausgenutzt. Mit dieser Taktik wollten wir eigentlich spielen. In Dänemark zu verlieren, ist aber keine Schande.
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