THW-Logo
12.01.2008 EM 2008

Kieler Nachrichten: Dänemark als letzter Prüfstein

Weltmeister verzichtet heute in Aarhus auf Kehrmann

Aus den Kieler Nachrichten vom 12.01.2008:

Aarhus/Kiel - Dänemark und Deutschland zählen zu den Favoriten der am Donnerstag beginnenden Handball-Europameisterschaft in Norwegen (17. bis 27. Januar). In zwei Testspielen wollen die hochkarätig besetzten Teams noch einmal ihre Form prüfen. Heute reist die Auswahl von Heiner Brand nach Aarhus (14.15 Uhr, live auf TV2). Morgen besucht Ulrik Wilbek mit seinen Schützlingen Kiel (15.20 Uhr, ab 15.55 Uhr live im ZDF).
Die deutsche Nationalmannschaft muss in der 4500 Zuschauer fassenden NRGi-Arena, die gestern noch nicht ausverkauft war, auf Florian Kehrmann verzichten. Der Rechtsaußen, der im Trainingslager in Damp mit dem Gesicht in den Ellenbogen seines Lemgoer Vereinskollegen Michael Kraus krachte, soll wegen einer Jochbeinprellung geschont werden. Wie schwer die Verletzung des 30-Jährigen tatsächlich ist, bleibt ein Rätsel. Auf der Homepage des TBV Lemgo wurde vorgestern vermeldet, Kehrmann habe sich sogar das Nasenbein gebrochen. Dagegen kann Brand auf den Kieler Christian Zeitz (Schulterprobleme) und Andrej Klimowets zurückgreifen, der im Training umgeknickt war. In Aarhus will der Weltmeister eine unrühmliche Bilanz aufpolieren: Der neue Dänen-Trainer Wilbek feierte in drei Spielen gegen die Deutschen bislang drei Siege.

Vor allem die Partie in der ehemaligen Ostseehalle wird bei den Dänen Erinnerungen an die WM 2007 wecken. In einem hochemotionalen Spiel besiegte der spätere Bronzemedaillengewinner hier Norwegen mit 27:25 und vermied um Haaresbreite ein vorzeitiges Aus. Eine Rückkehr der besonderen Art wird diese Partie auch für Lars Krogh Jeppesen. In der vergangenen Saison kam der 128-fache Nationalspieler im Dress des THW Kiel nicht in Schwung. Mehrere Rippenbrüche und ein Bandscheibenvorfall ließen die so hoffnungsvoll begonnene Partnerschaft zwischen ihm und dem Rekordmeister bereits im Mai 2007 vorzeitig enden. Beim dänischen Erstligisten Bjerringbro-Silkeborg fand der 28-Jährige wieder zu alter Form zurück. Gute Kritiken gab es für den Rechtshänder zuletzt beim Testspiel gegen Island (37:36), in dem er vier Tore warf und in der Abwehr ein starkes Spiel ablieferte. Für ihn musste Bo Spellerberg weichen. Der Rückraumspieler von KIF Kolding ist der 17. Mann auf der Wilbek-Liste und damit der erste, der nicht nach Norwegen fährt.

Neben Jeppesen werden weitere alte Bekannte in Kiel erwartet: Joachim Boldsen (inzwischen in Aalborg), Lars Christiansen und Michael Knudsen erlebten im Dress der SG Flensburg besondere Stunden im Wohnzimmer der "Zebras". Für das Trio wird es in Kiel das Spiel Nummer eins nach dem verlorenen Champions-League-Finale sein.

Die Dänen, die bei den vergangenen drei Europameisterschaften jeweils den dritten Platz belegten, wollen diesmal ganz oben stehen. "Unser Traum ist, Europameister zu werden", sagt Christiansen, mit 255 Länderspielen Rekordmann der Dänen. "Dann hätten wir uns auch für die Olympischen Spiele qualifiziert."

Derart langfristig muss die deutsche Nationalmannschaft nicht mehr planen. Als Weltmeister ist sie in Peking am Start. Heiner Brand denkt derzeit nur bis zum morgigen Abend. Nach dem Kiel-Spiel will er den Kader benennen, mit dem er am Dienstag nach Bergen fliegen wird. Dabei muss er sich zwischen den Kreisläufern Jens Tiedtke (TV Großwallstadt) / Sebastian Preiß (TBV Lemgo) und den Rechtsaußen Christian Schöne (FA Göppingen) / Stefan Schröder (HSV Hamburg) entscheiden. Brand betonte, dass er nach den beiden Testspielen gegen Montenegro noch keine endgültige Wahl getroffen habe. Punktsieger waren dabei Preiß und Schröder. Brand: "Wer im ersten Spiel eingesetzt wurde, hatte es schwerer. Da hatten alle noch das harte Trainingsprogramm in den Beinen." Im ersten Spiel kamen Schöne und Tiedtke zum Einsatz.

Klar ist dagegen, dass Henning Fritz nach Norwegen fährt. Der Nationaltorwart zog sich vor neun Tagen einen Sehnenriss im kleinen Finger der rechten Hand zu und spielt künftig mit einer Spezialschiene. Damit kann der kurzfristig nachnominierte Silvio Heinevetter (SC Magdeburg), der angeblich mit der SG Flensburg-Handewitt über einen Wechsel verhandelt, seine Hoffnungen auf ein EM-Ticket begraben.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 12.01.2008)


(12.01.2008) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite