Aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2008:
Ein Grad. Plus. Ich habe nicht viel von dem verstanden,
was der Pilot uns bei der Landung erzählte. Er
redete bei diesem Inlandsflug von Oslo ins knapp 500
Kilometer entfernte Trondheim Norwegisch.
Eine Sprache, die schwieriger ist, als ich anfangs
glaubte. Vielleicht hatte ich auch den falschen Satz
gewählt, um darüber zu befinden: "Können Sie bitte
langsamer sprechen" heißt hier "Kann Du snakke
langsommere". Klingt einfach.
Von dem Piloten-Text konnte ich trotzdem nur
Zahlen und Vorzeichen entschlüsseln, aber das genügte.
Schon vor der Ankunft in Trondheim war
klar - mit dem Reisegepäck hatte ich mich verzockt.
Ich hatte warme Pullover, Winterstiefel, eine lange
Unterhose und sogar diese unglaubliche Mütze meiner
ältesten Tochter eingepackt, die aussieht wie eine
Wollröhre für einen Pudel, dessen Herrchen es zu gut
mit ihm meint.
Ein Grad plus um Mitternacht. Tagsüber sollen
es acht gewesen sein. T-Shirt-Wetter für einen
Norweger. Sicher, ich hatte gelesen, dass der Golfstrom
diese Ecke vor klirrender Kälte schützen
würde. Aber ein Grad Plus im Januar? Als ich mich
beim Packen zwischen Rasierschaum und einer Dose
Bier entscheiden musste, habe ich letzteres gewählt.
Ein Vollbart, dachte ich, würde mich vor Eis und
Schnee schützen. Und Pils nach Norwegen zu importieren
macht bei den hiesigen Bierpreisen immer
Sinn. Aber - rund um diese hübsche Stadt am Trondheimsfjord
liegt Schnee. Vielleicht kommt der Winter
bald zurück. Und dann bin ich vorbereitet.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 18.01.2008)