21.01.2008 | EM 2008 |
Die "Turist Informasjon" vermeldet keinen erhöhten Andrang. Leider, so heißt es hier, spiele ihre Mannschaft ja nicht hier. In Trondheim, der mit 160 000 Einwohnen drittgrößten Stadt Norwegens, steht der Fußball ganz oben. Hier ist die Heimat von Rosenborg, dem 20-fachen Meister. Geht es um Handball, liegt Trondheim voll im Trend: Die Frauen sind deutlich angesagter. Byasen ist die zweitbeste Mannschaft des Landes. Besser ist nur das überragende Team aus Larvik, das vor drei Wochen erstmals seit mehr als fünf Jahren einen Punkt im Ligabetrieb abgab. Spielt die erfolgreiche Frauen-Nationalmannschaft, dann sitzt das Land vor dem Bildschirm. Das WM-Endspiel im vergangenen Dezember - Norwegen verlor 24:29 gegen Russland - verfolgten eine Million Landsleute. Eine Quote von 20 Prozent, die beste einer Sportsendung im Jahr 2007.
Auch in den Kneipen blieb der große EM-Boom hier bislang noch aus. Das Vertrauen in ein Team, das bei großen Turnieren nie mehr als Platz sieben erreichte, hält sich noch in Grenzen. In der Sportsbar "Little London" beispielsweise hatten sich am Freitag lediglich 20 Interessierte versammelt. Während Frode Hagen & Co die Russen sehr deutlich besiegten, speisten ihre Landsleute beim gemütlichen Plausch, Acht-Euro-Bier und gelegentlichem Seitenblick auf die Leinwand.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Trondheim Spektrum in der Vorrunde nie ausverkauft war. Das Interesse für die anderen Mannschaften hält sich in Grenzen. So fielen einige hundert Isländer als einzige größere Fangruppe auf, für die dieses Turnier aber auch eher Anlass als Inhalt ist. "In einer Mannschaftssportart können wir uns nur im Handball mit den Besten messen", sagt Bodjar Thorisson, der mit drei Freunden angereist ist: "Wir haben nur einen, der Fußball spielen kann." Gemeint ist Eidur Gudjohnsen vom FC Barcelona. Ein Wintermärchen ist Trondheim trotzdem: Seit gestern schneit es.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2008)
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