04./05./09.02.2008 - Letzte Aktualisierung: 09.02.2008 |
Update #2 | Kn-Bericht von der Trauerfeier und KN-Berichte ergänzt... |
Trauer über den Tod von Hein Dahlinger. |
Man trauere mit den Angehörigen, so Gesellschafter, der Geschäftsführer und die Mannschaft des THW Kiel am Montag. "Hein Dahlinger bleibt unser Vorbild als Mensch und Idol, als erfolgreicher und außerordentlich fairer Spieler in der Nationalmannschaft und im Verein. Wir werden ihn in ewiger Erinnerung behalten!"
Große Trauer um Hein Dahlinger
"Die Landeshauptstadt Kiel hat mit Heinrich Dahlinger eines ihrer größten Sportidole verloren" - mit diesen Worten verliehen Stadtpräsident Rainer Tschorn und Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz am Montag ihrer Trauer um den verstorbenen Heinrich Dahlinger Ausdruck. Heinrich Dahlinger sei bei den Menschen in Kiel und weit darüber hinaus fest in den Köpfen und Herzen verankert - nicht nur bei den Handball-Fans. "Unser 'Hein Daddel' hat große Kapitel deutscher Handball-Geschichte geschrieben. Sein Name wird immer untrennbar mit dem Aufstieg des THW Kiel zu einer europäischen Spitzenmannschaft verbunden sein. Unser tiefempfundenes Mitgefühl gilt der Familie Heinrich Dahlingers", so Tschorn und Volquartz weiter.
DHB-Vize-Präsident Horst Bredemeier sprach von einem "ganz schweren Verlust: Der deutsche und der Kieler Handball haben eine herausragende Persönlichkeit verloren. Er war zu seiner Zeit das große Aushängeschild und der Kopf der Mannschaft und in Kiel immer willkommen", sagte der Ex-Nationaltrainer.
Aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2008:
Dahlinger hinterlässt seine Frau Waltraud, mit der er im Juni 2006 die "Diamantene Hochzeit" feierte, die Söhne Peter und Uwe sowie fünf Enkelkinder. Gemeinsam mit den Söhnen führte der gelernte Holzkaufmann in Schönkirchen lange Zeit eine eigene Firma.
Hein Dahlinger wurde als Handballer mit Kieler Wurzeln berühmt und zur Institution in ganz Deutschland. Er war die in den Nachkriegsjahren von vielen Menschen gesuchte Leitfigur und der letzte Überlebende der großen THW-Mannschaft, die erstmals 1948 deutscher Feldhandballmeister wurde und den Begriff des "Hasseer Wirbels" prägte. Sportliche Erfolge sammelte er zuhauf, war während seiner 68-jährigen Vereinszugehörigkeit von 1939 bis 1966 aktiver Spieler, später Trainer, zweimal Feldhandball-Weltmeister, fünfmal Deutscher Meister und Inhaber des Silbernen Lorbeerblattes, die höchste Auszeichnung, die die Bundesrepublik an ihre Sportler zu vergeben hat.
Erst im Alter von 44 Jahren hängte er seine Sportschuhe an den Nagel, blieb der damaligen Ostseehalle aber als treuer Zuschauer bei Spielen seines THW treu verbunden. Unter dem Dach seiner sportlichen Heimstatt erinnert ein überdimensionales Trikot an großartige Leistungen, die er in 1871 Spielen für den THW auf die Spielflächen zauberte, in Kiel-Gaarden ist eine Sporthalle nach dem gebürtigen Diedrichsdorfer benannt.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte der "echte Kieler Jung", wie er sich selbst gerne bezeichnete, in einem Hochhaus in Heikendorf. Aus dem fünften Stockwerk hatte er einen überragenden Blick auf seine geliebte Förde, dort saß er oft mit seiner Frau Waltraud und sprach über alte Zeiten. Für Gäste hatte der Sportnarr immer offene Türen. Ehefrau Waltraud schenkte dann starken, duftenden Kaffee in goldumrandete Tassen und reichte Gebäck, während ihr Mann den Besuch schon längst mit spannenden Geschichten über Handball und das Drumherum in seinen Bann gezogen hatte. Meistens griff er dann mit funkelnden Augen in seine Ablage neben dem Sofa und zog Fotoalben hervor, die seine Erzählungen eindrucksvoll illustrierten. Diese Alben waren Dahlingers liebste Schätze, er hütete sie wie die Bank von England ihren Goldvorrat.
Die Fähigkeiten des Sportlers Hein Dahlinger brachte Heinz Jacobsen, der ehemalige Ligaobmann, einmal auf den Punkt. "Er war ein begnadeter Spieler, ein Weltklassemann mit der seltenen Gabe, im richtigen Moment das Richtige zu tun." Vielleicht, so die weitere Einschätzung Jacobsens, habe es bessere Handballer als Dahlinger gegeben, aber bei diesem habe einfach die Mischung aus urwüchsiger Kraft und Spielintelligenz gestimmt.
Die meisten Begleiter und Fans riefen Dahlinger nur respektlos "Hein Daddel". Im Spiel hatte einst ein Zuschauer "Hein daddel los" gerufen, Dahlingers Spitzname war geboren und wurde zum ständigen Begleiter und Qualitätsmerkmal. Sein Folkeboot, mit dem er später erfolgreich Regatten segelte, bekam diesen Namen, das heutige THW-Maskottchen heißt so, sogar ein KVG-Bus trägt diesen Namen.
Aber mit Hein Dahlinger geht ein Mensch, der nicht nur Sportgeschichte geschrieben hat. Er hinterlässt als kantige, immer verlässliche, humorvolle und warmherzige Persönlichkeit Spuren und vor allem eine nicht zu schließende Lücke. "Hein war etwas ganz Besonderes", weiß Beate Sievers, die Ehefrau des im vergangenen Jahr verstorbenen Freundes und Mannschaftskameraden Dahlingers, dem späteren THW-Mannschaftsarzt Dr. Heinz-Georg "Gockel" Sievers. Zu Lebzeiten seien diese beiden Männer unzertrennlich gewesen. "Das war eine ganz, ganz enge Beziehung", erinnert sich Beate Sievers.
Als eine Rückenerkrankung "Gockel" in den letzten Lebensjahren fest ans Bett gefesselt habe, so Frau Sievers, wären Hein und Waltraud an jedem Sonnabend im Jahr zu Besuch gekommen - an jedem Sonnabend! "Dann setzte sich der große, kräftige Mann auf die Bettkante und erzählte von vergangenen gemeinsamen Erlebnissen. Die beiden waren glücklich, man konnte es spüren." Und Hein Dahlinger sei auch der letzte Mensch gewesen, den "Gockel" Sievers bewusst wahrgenommen habe. "Mein Mann war schon ganz schwach und hatte seine Augen geschlossen." Als Dahlinger das Zimmer betrat und ihn ansprach, öffnete der Sterbende zum letzten Mal seine Augen, guckte seinen alten Weggefährten an und schloss die Augen wieder. Beate Sievers: "Mir kam es vor wie: Tschüss, alter Freund."
Heute Abend spielt der THW in der Bundesliga gegen die Rhein-Neckar Löwen. Der Platz 35, Reihe 6, Block B, erster Rang, ist dann leer. Kiel trauert um einen großartigen Menschen.
(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 09.02.2008:
Kiel ehrte seinen Ehrenbürger durch Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und Stadtpräsident Rainer Tschorn. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) war durch Vizepräsident Rainer Witte vertreten, außerdem nahm der gesamte aktuelle THW-Bundesligakader mit Trainern und Umfeld an der Trauerfeier teil. "Es war ein würdiger Rahmen für einen großen Sohn der Stadt", sagte Manager Uwe Schwenker. Mit einem Empfang im THW-Vereinsheim endeten die Feierlichkeiten zum Gedenken an Hein Dahlinger.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.02.2008)
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