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04./05./09.02.2008 - Letzte Aktualisierung: 09.02.2008

THW Kiel trauert um Hein Dahlinger

THW-Idol verstarb im Alter von 85 Jahren

Update #2 Kn-Bericht von der Trauerfeier und KN-Berichte ergänzt...

Trauer über den Tod von Hein Dahlinger.
Klicken Sie zum Vergrößern! Trauer über den Tod von Hein Dahlinger.
Der THW Kiel trauert um Hein Dahlinger, der den deutschen Handball und die Vereins-Geschichte prägte. "Er war der Wegbereiter der Erfolge unserer heutigen Bundesligamannschaft und hat den Grundstein für die Handballbegeisterung in Kiel gelegt", verneigte sich THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker vor dem Lebenswerk Dahlingers, der in der Nacht von Freitag auf Samstag im Alter von 85 Jahren verstarb.
Dahlinger, der in seiner unvergleichbaren Karriere in 1871 Handballspielen, davon 38 in der deutschen Nationalmannschaft, insgesamt 5423 Tore erzielte, ist durch seine sympathische und offene Art zum größten Sport-Idol der Landeshauptstadt geworden. Bei seinen Mitspielern und Gegnern war Dahlinger ob seiner fairen Spielweise ein stets geachteter Sportler. Seine Titelsammlung, 1952 und 1955 gewann er mit der deutschen Nationalmannschaft die Feldhandball-Weltmeisterschaft, 1948 und 1950 wurde er mit dem THW Kiel Deutscher Feldhandballmeister, 1957, 1962 und 1963 Deutscher Hallenhandballmeister, machte ihn zu einem der bekanntesten Handballer Deutschlands. Zweimal wurde Heinrich "Hein" Dahlinger vom Bundespräsidenten die höchste Würdigung im Sport, das "Silberne Lorbeerblatt", verliehen. Viermal wurde der begeisterte und erfolgreiche Handballer und Segler zum "Sportler des Jahres" in Schleswig-Holstein gewählt. Dahlinger war außerdem Träger der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Handball-Bundes, des Schleswig-Holsteinischen Handball-Verbandes und des THW Kiel. 1978 beendete Hein Dahlinger seine aktive Laufbahn und wurde für viele Jahre Trainer beim THW Kiel, dessen Geschicke und Spiele er bis zuletzt gemeinsam mit Ehefrau Waltraud von seinem Platz im Block B des 1. Rangs mitverfolgte und sich darüber freute, dass das THW-Maskottchen "Hein Daddel" seinen Spitznamen erhielt. Dieser Platz bleibt nun leer.

Man trauere mit den Angehörigen, so Gesellschafter, der Geschäftsführer und die Mannschaft des THW Kiel am Montag. "Hein Dahlinger bleibt unser Vorbild als Mensch und Idol, als erfolgreicher und außerordentlich fairer Spieler in der Nationalmannschaft und im Verein. Wir werden ihn in ewiger Erinnerung behalten!"

 

 

 

Große Trauer um Hein Dahlinger

Viel Anteilnahme in Deutschland

Große Anteilnahme hat die Nachricht vom Tod Hein Dahlingers ausgelöst.

"Die Landeshauptstadt Kiel hat mit Heinrich Dahlinger eines ihrer größten Sportidole verloren" - mit diesen Worten verliehen Stadtpräsident Rainer Tschorn und Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz am Montag ihrer Trauer um den verstorbenen Heinrich Dahlinger Ausdruck. Heinrich Dahlinger sei bei den Menschen in Kiel und weit darüber hinaus fest in den Köpfen und Herzen verankert - nicht nur bei den Handball-Fans. "Unser 'Hein Daddel' hat große Kapitel deutscher Handball-Geschichte geschrieben. Sein Name wird immer untrennbar mit dem Aufstieg des THW Kiel zu einer europäischen Spitzenmannschaft verbunden sein. Unser tiefempfundenes Mitgefühl gilt der Familie Heinrich Dahlingers", so Tschorn und Volquartz weiter.

DHB-Vize-Präsident Horst Bredemeier sprach von einem "ganz schweren Verlust: Der deutsche und der Kieler Handball haben eine herausragende Persönlichkeit verloren. Er war zu seiner Zeit das große Aushängeschild und der Kopf der Mannschaft und in Kiel immer willkommen", sagte der Ex-Nationaltrainer.

  • Dieter Hein, THW-Vorsitzender gegenüber den KN:
  • Hein Dahlinger war ein Ehrenmitglied des Vereins, das aktiv bis zum Schluss am Vereinsleben teilgenommen hat. Durch seine faire Spielweise, immer im Dienst der Mannschaft, und durch sein Auftreten sowie das Bekenntnis zum Sport bis ins hohe Alter war er ein Vorbild für die Jugend, wie man es selten findet.
  • Uwe Schwenker gegenüber den KN:
  • Hein Dahlinger hat den guten Ruf des THW Kiel begründet. Er war ein großer Sohn der Stadt, hat Kiel weithin bekannt gemacht und fühlte sich der Region immer eng verbunden. Schon als junger Bursche habe ich Geschichten über die Legende Hein Dahlinger am Frühstückstisch gehört.
  • Dr. Georg Wegner, THW-Gesellschafter, gegenüber den KN:
  • Hein Dahlinger hat mich als 19-Jährigen in die Mannschaft geholt. Ich war beeindruckt von seiner Persönlichkeit, wie er mit jüngeren und älteren Spielern umgegangen ist. Er war Sportler durch und durch - auch nach seiner Handball-Karriere.
  • Frieder Heinzel, Vorschoter und Segelfreund, gegen über den KN:
  • Wir alle werden Hein sehr vermissen. Er war ein ungemein gradliniger und zuverlässiger Mensch. Hein hatte immer gerne Menschen um sich, war sehr gesellig und ein großes Organisationstalent, außerdem sorgte er dafür, dass der Zusammenhalt in seinem Umfeld gepflegt wurde. Seine Geburtstage waren wahre Volksfeste, was er machte, machte er in vollen Zügen.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2008:

"Hein war etwas ganz Besonderes"

Hein Dahlinger ist tot. Wenige Monate nach seinem 85. Geburtstag, den das Kieler Handball-Idol am 30. Oktober 2007 bei einem THW-Empfang im Vereinsheim des Handball-Bundesligisten noch mit rund 60 Freunden und Weggefährten bei guter Laune feierte, verstarb die Galionsfigur des Kieler Sports in der Nacht zum Sonnabend nach kurzer Krankheit in einem Rendsburger Krankenhaus.

Dahlinger hinterlässt seine Frau Waltraud, mit der er im Juni 2006 die "Diamantene Hochzeit" feierte, die Söhne Peter und Uwe sowie fünf Enkelkinder. Gemeinsam mit den Söhnen führte der gelernte Holzkaufmann in Schönkirchen lange Zeit eine eigene Firma.

Hein Dahlinger wurde als Handballer mit Kieler Wurzeln berühmt und zur Institution in ganz Deutschland. Er war die in den Nachkriegsjahren von vielen Menschen gesuchte Leitfigur und der letzte Überlebende der großen THW-Mannschaft, die erstmals 1948 deutscher Feldhandballmeister wurde und den Begriff des "Hasseer Wirbels" prägte. Sportliche Erfolge sammelte er zuhauf, war während seiner 68-jährigen Vereinszugehörigkeit von 1939 bis 1966 aktiver Spieler, später Trainer, zweimal Feldhandball-Weltmeister, fünfmal Deutscher Meister und Inhaber des Silbernen Lorbeerblattes, die höchste Auszeichnung, die die Bundesrepublik an ihre Sportler zu vergeben hat.

Erst im Alter von 44 Jahren hängte er seine Sportschuhe an den Nagel, blieb der damaligen Ostseehalle aber als treuer Zuschauer bei Spielen seines THW treu verbunden. Unter dem Dach seiner sportlichen Heimstatt erinnert ein überdimensionales Trikot an großartige Leistungen, die er in 1871 Spielen für den THW auf die Spielflächen zauberte, in Kiel-Gaarden ist eine Sporthalle nach dem gebürtigen Diedrichsdorfer benannt.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte der "echte Kieler Jung", wie er sich selbst gerne bezeichnete, in einem Hochhaus in Heikendorf. Aus dem fünften Stockwerk hatte er einen überragenden Blick auf seine geliebte Förde, dort saß er oft mit seiner Frau Waltraud und sprach über alte Zeiten. Für Gäste hatte der Sportnarr immer offene Türen. Ehefrau Waltraud schenkte dann starken, duftenden Kaffee in goldumrandete Tassen und reichte Gebäck, während ihr Mann den Besuch schon längst mit spannenden Geschichten über Handball und das Drumherum in seinen Bann gezogen hatte. Meistens griff er dann mit funkelnden Augen in seine Ablage neben dem Sofa und zog Fotoalben hervor, die seine Erzählungen eindrucksvoll illustrierten. Diese Alben waren Dahlingers liebste Schätze, er hütete sie wie die Bank von England ihren Goldvorrat.

Die Fähigkeiten des Sportlers Hein Dahlinger brachte Heinz Jacobsen, der ehemalige Ligaobmann, einmal auf den Punkt. "Er war ein begnadeter Spieler, ein Weltklassemann mit der seltenen Gabe, im richtigen Moment das Richtige zu tun." Vielleicht, so die weitere Einschätzung Jacobsens, habe es bessere Handballer als Dahlinger gegeben, aber bei diesem habe einfach die Mischung aus urwüchsiger Kraft und Spielintelligenz gestimmt.

Die meisten Begleiter und Fans riefen Dahlinger nur respektlos "Hein Daddel". Im Spiel hatte einst ein Zuschauer "Hein daddel los" gerufen, Dahlingers Spitzname war geboren und wurde zum ständigen Begleiter und Qualitätsmerkmal. Sein Folkeboot, mit dem er später erfolgreich Regatten segelte, bekam diesen Namen, das heutige THW-Maskottchen heißt so, sogar ein KVG-Bus trägt diesen Namen.

Aber mit Hein Dahlinger geht ein Mensch, der nicht nur Sportgeschichte geschrieben hat. Er hinterlässt als kantige, immer verlässliche, humorvolle und warmherzige Persönlichkeit Spuren und vor allem eine nicht zu schließende Lücke. "Hein war etwas ganz Besonderes", weiß Beate Sievers, die Ehefrau des im vergangenen Jahr verstorbenen Freundes und Mannschaftskameraden Dahlingers, dem späteren THW-Mannschaftsarzt Dr. Heinz-Georg "Gockel" Sievers. Zu Lebzeiten seien diese beiden Männer unzertrennlich gewesen. "Das war eine ganz, ganz enge Beziehung", erinnert sich Beate Sievers.

Als eine Rückenerkrankung "Gockel" in den letzten Lebensjahren fest ans Bett gefesselt habe, so Frau Sievers, wären Hein und Waltraud an jedem Sonnabend im Jahr zu Besuch gekommen - an jedem Sonnabend! "Dann setzte sich der große, kräftige Mann auf die Bettkante und erzählte von vergangenen gemeinsamen Erlebnissen. Die beiden waren glücklich, man konnte es spüren." Und Hein Dahlinger sei auch der letzte Mensch gewesen, den "Gockel" Sievers bewusst wahrgenommen habe. "Mein Mann war schon ganz schwach und hatte seine Augen geschlossen." Als Dahlinger das Zimmer betrat und ihn ansprach, öffnete der Sterbende zum letzten Mal seine Augen, guckte seinen alten Weggefährten an und schloss die Augen wieder. Beate Sievers: "Mir kam es vor wie: Tschüss, alter Freund."

Heute Abend spielt der THW in der Bundesliga gegen die Rhein-Neckar Löwen. Der Platz 35, Reihe 6, Block B, erster Rang, ist dann leer. Kiel trauert um einen großartigen Menschen.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.02.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.02.2008:

Trauerfeier für Dahlinger

Kiel - Mehrere Hundert Trauergäste begleiteten das verstorbene Kieler Handball-Idol Hein Dahlinger gestern Morgen auf seinem letzten Weg. "Hein Daddel" war in der Nacht zum vergangenen Sonnabend im Rendsburger Kreiskrankenhaus im Alter von 85 Jahren einem Herzund Nierenversagen erlegen. Der Trauergottesdienst fand in Dahlingers Geburtsgemeinde, der Paul-Gerhard-Kirche in Dietrichsdorf, statt.

Kiel ehrte seinen Ehrenbürger durch Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz und Stadtpräsident Rainer Tschorn. Der Deutsche Handball-Bund (DHB) war durch Vizepräsident Rainer Witte vertreten, außerdem nahm der gesamte aktuelle THW-Bundesligakader mit Trainern und Umfeld an der Trauerfeier teil. "Es war ein würdiger Rahmen für einen großen Sohn der Stadt", sagte Manager Uwe Schwenker. Mit einem Empfang im THW-Vereinsheim endeten die Feierlichkeiten zum Gedenken an Hein Dahlinger.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 09.02.2008)


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