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09.03.2008 Karlchens Einwurf

Zebra: Karlchens Einwurf

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Haben Sie sich Noka am Spielfeld einmal ganz genau angesehen? Seine Handbewegungen, seine Gesten? Wer musste da nicht schon mal an Karajan, an Furtwängler, an Barenboim denken? Die Bewegungen der Hände, der Finger unseres Trainers lassen sich doch sehr gut als Dirigieren deuten. Gibt er doch vom Spielfeldrand Orientierungs- und Koordinierungshilfen für die Zebras. Ein Dirigent gibt den Einsatz und den für alle Musiker verbindlichen Takt vor - tut der nicht was verlangt wird, fliegt er raus - oder eben runter, eine Bewegung aus dem Handgelenk von Noka und schon trabt das betroffene Zebra hängenden Hauptes vom Feld.
Mit den Händen lässt sich reden, wie in einer anderen Sprache. Und deshalb ist Noka stets mit auf dem Feld, wenn denn die Spieler auf ihn hören. Das ist ja nicht nur beim Handball so. Wer kennt sie nicht, die Polizisten, die bei ausgefallener Ampel den Verkehr regeln müssen? Seitliches Ausstrecken eines armes oder beider Arme quer zur Fahrtrichtung: Halt vor der Kreuzung. Und so geht das weiter. Und wenn ein Auto "nicht so recht in die Puschen" kommt - das fordernde Winken mit den Händen - kennt man auch von Noka, wenn er zur Eile antreibt.

Und so gibt es viele Gesten, die einem vertraut sind. Vom Händeschütteln über das "Vogelzeichen" bis zum Abklatschen. Während letzteres ja auch öfters bei den Zebras zu beobachten ist, würde der Hang Loos- oder Shaka-Gruß in der Werteskala unseres Trainers wahrscheinlich ganz unten liegen. Dabei streckt man einfach den Daumen und den kleinen Finger aus, die Grußformel der Surfer. Er soll sich übrigens von dem Hawaiier Kalili Hamama ableiten, dem an einer Hand drei Finger fehlten.

Eine andere oft gesehene Handbewegung in der Sparkassenhalle, mit dem Handteller auf die eigene Stirn schlagen, das Eingeständnis etwas nicht richtig gemacht zu haben. Gern übernimmt bei einer vergebenen Chance des THW dies auch die gesamte Halle, verbunden mit einem kollektiven Seufzer. Manchmal erinnert allerdings die Gestik von Noka auch an moderne Actionfilme. Letztens durfte ich den Film "Tropa de elite" im Kino sehen, dem diesjährigen Gewinner des "Goldenen Bären" bei den Berliner Filmfestspielen. In ihm geht es um eine Elitetruppe der brasilianischen Polizei, die gegen Drogendealer und andere finstere Gesellen kämpfen. Während des Einsatzes kommunizieren sie untereinander nur mit Hand- und Fingerbewegungen. Eine Gestik wie eine eigene Sprache. Ganz so, wie man es bei Noka manchmal am Spielfeldrand beobachten kann. Der angesprochene Spieler beantwortet dies mit einem Kopfnicken oder der Wiederholung der Geste. Eine Verneinung der Anweisung habe ich in 15 Jahren übrigens noch nicht erlebt.

Eine hohe Kunst der Fingerfertigkeit ist ja auch das Handpuppen- oder Marionettenspiel. Und vielleicht wäre es manchem Trainer sogar an liebsten, wenn die Spieler wie an unsichtbaren Fäden gezogen genau seine Gedanken, Ideen und Vorstellungen umsetzen würden. Tun die Spieler natürlich meistens nicht. Allerdings der Satz des Dirigenten Kurt Masur - "Oft ist es besser, gar nicht zu dirigieren, dann stört man wenigstens nicht" - würde bei vielen Trainern Schweißperlen auf der Stirn kullern lassen. Eine Geste der THW-Spieler aber ist beim Publikum wie auch bei Noka besonders beliebt: die geballte Faust - die Siegerfaust.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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