Von Dr. Oliver Schulz:
Wenn Kiels neues Torhüterjuwel
Andreas Palicka
im Sommer an die Förde zieht, hat er zusätzlich zu seinen Möbeln
einen Titel im Gepäck. Trotz seiner mehr als 20 Paraden schied
Redbergslids IK im Viertelfinale um die schwedische Meisterschaft
zwar um Haaresbreite aus. Wenig später allerdings wurde der
erst 21-jährige erneut zum besten Torhüter der Liga gewählt.
Jedes Jahr steigt in der Elitserien ab Mitte April die Spannung: zum Einen
kämpfen sich die bestplatzierten Teams durch die Schlußrunde,
die Anfang Mai im Finale gipfelt. Dieses wurde in den letzten
Jahren alternierend in Stockholm und Göteborg vor großartiger
Kulisse ausgetragen. Zum Anderen werden am Abend des Finaltages
diejenigen sieben Spieler in festlichem Rahmen geehrt, die auf
ihrer Position die Wahl zum besten Akteur gewonnen haben.
Palicka gegen starke Konkurrenz erneut bester Torhüter
Ein Szenario, das
Andreas Palicka
keineswegs unbekannt ist. Schon im letzten Frühjahr stach
der Youngster bei der Preisverleihung durch das bedeutsame
schwedische Handballportal "Herr Elit Handboll" im Stockholmer
Globen die Konkurrenz bei der Wahl des besten Torhüters
aus. Die Wiederholung seines Erfolges ist umso bemerkenswerter,
tummeln sich doch in der höchsten Spielklasse nicht nur
eine Reihe erfahrener Keeper vom Schlage eines Jesper
Larsson, sondern auch ein paar weitere sehr talentierte
Jungspunde. In der Saison 2000/01 hatte übrigens sein
Vorgänger beim THW Kiel,
Mattias Andersson
, diese Auszeichnung erhalten.
"Palicka, der beste Torwart der Elitserie,
habe bewiesen, dass all die Belobigungen nicht ohne Grund erfolgt
seien. Neben seinen hervorragenden Torhüterleistungen habe er mit schöner
Regelmäßigkeit eine Siegermentalität an den Tag gelegt, die einen
kommenden Weltstar verkörpere" begründete die Jury ihr Urteil.
Palicka ist übrigens nicht der einzige
Spieler Redbergslids, der am 1. Mai im Rampenlicht stehen wird: Die Göteborger
stellen als einziger Verein zwei Akteure dieser "Sieben der Saison", da
Mannschaftskollege Fredrik Pettersson die Konkurrenz auf Rechtsaußen für sich entschied.
1500 verfolgten Abschiedsspiel
Für die "Weißen Eleganten", bei denen
Palicka
trotz seiner Jugend längst ein verlässlicher Rückhalt zwischen den
Pfosten wurde, stellte das Viertelfinale in diesem Jahr die
Endstation dar. Im vierten Spiel mußte sich Redbergslids IK
vor eigenem Publikum Ystads IF nur hauchdünn mit 21:22 (11:11)
geschlagen geben und schied nach 1:3 Partien aus. 1491 Zuschauer
wollten sich den letzten Auftritt
Palickas
in der Lisebergshalle nicht entgehen lassen und verbreiteten eine
besondere Stimmung auf den Rängen. Dass 60 Minuten später
das Ausscheiden des Traditionsklubs um Haaresbreite traurige
Gewißheit war, lag ganz sicher nicht an ihm.
Palicka bis zuletzt beeindruckend
Andreas Palicka verabschiedete sich nämlich
mit einer Glanzleistung von seinen Fans und wurde an diesem
Abend einmal mehr zum besten Akteur seines Teams ausersehen.
Mit über 20 Paraden hielt er 51 Prozent der auf sein Tor geworfenen
Bälle. In den ersten elf Minuten von Durchgang zwei gelang
den Ystadern nur ein mageres Törchen. Beim 17:12 (40.) sah
die Truppe von Trainer
Magnus Wislander
schon wie der sichere Sieger aus.
Angetrieben vom erneut torgefährlichsten Angreifer Oscar Carlen (8/3) glichen
die schonischen Gäste den Rückstand zehn Minuten vor dem Ende
jedoch aus. Gegen die Gewaltwürfe des zukünftigen Flensburgers
war in den folgenden Minuten kein Göteborger Kraut gewachsen.
Drei besonders wichtige seiner acht Treffer erzielte der
MVP und überlegene Torschützenkönig der Liga (208 Tore in 26 Partien)
allein in der Schlußphase.
Am Ende hatte Ystads IF trotz einer Zeitstrafe gegen Hammarstrand
mit einem Treffer die Nase vorn und trifft im Halbfinale auf
Sävehof. Die Göteborger Vorstädter haben mit Patrik Fahlgren
nach Meinung der Jury den in diesem Jahr besten Mittelmann
der Liga in ihren Reihen. Der "schwedische Ivano Balic" lag
nicht nur in der Assistwertung ganz vorne, sondern belegte
zudem in der Torschützenliste Rang fünf.
Volle Kraft voraus: Kurs Kiel
Ein Blick in die Statistik der gerade abgeschlossenen Spielzeit
bescheinigt
Palicka 414 Paraden in 26 Partien,
was einer Quote von 41 Prozent gehaltener Würfe entspricht.
Keiner aus seiner Zunft wehrte mehr Bälle ab. Von 59 Siebenmetern
entschärfte der zukünftige Kieler zehn.
Es sei schade, dass die Saison für Redbergslid so aufhöre,
teilte der talentierte Torhüter der Zeitung "Göteborgs Posten" mit.
Hätte sein Verein auswärts verloren, dann hätte sich das ehrenwerter
angefühlt. In den nächsten Tagen warte er noch ein Gespräch
mit den Kielern ab. Dann fahre er runter und werde sich
nach einem Haus umsehen. Im Juli schließlich stehe dann der Umzug an.
(von Dr. Oliver Schulz)