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21.04.2008 Europapokal

Kieler Nachrichten: Europaliga ist wieder in der Schublade

EHF und Handball-Klubs einigen sich in Wien

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2008:

Wien - Das Gespenst ist vorerst vertrieben. Das Gespenst einer privat organisierten Europaliga, mit dem die europäischen Spitzenklubs der Europäischen Handball-Föderation (EHF) gedroht hatten, falls sie nicht entscheidend an der Vermarktung der Champions League beteiligt werden würden. Fortan nämlich dominieren sie den neu gegründeten Exekutivboard der EHF-Marketing GmbH, welche die europäische Königsklasse veranstaltet.
Das war das vielleicht wichtigste Ergebnis der von der EHF einberufenen "Competition Conference", die am vergangenen Freitag und Sonnabend rund 180 Funktionäre, Klubvertreter, Trainer, Vermarkter, Sponsoren, Experten und Medienvertreter im Penta Renaissance Hotel in Wien zusammenführte.

"Die Klubs haben viel erreicht", resümierte EHF-Generalsekretär Michael Wiederer. "Die EHF ist uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten entgegengekommen", lobte auch Gerd Butzeck, der deutsche Geschäftsführer der Group Club Handball (GCH), die Interessenvereinigung der 16 europäischen Topklubs. Klar ist damit: Es wird auch in der kommenden Saison die Champions League in ihrer alten Form geben.

Die Konferenz, erklärte Wiederer, sei "der Beginn eines Prozesses" - ein Prozess allerdings, der am Freitagabend beinahe schon mit einem Eklat beendet worden wäre. Die anwesenden Klubvertreter drohten mit ihrer Abreise, falls nicht ihre Kandidaten in die Gremien gewählt würden. Es wurde hektisch im geräumigen Foyer des Renaissance Hotels, manchmal auch laut, die Wahl wurde dann um einen Tag verschoben. Am Sonnabend dann setzten die Klubs ihre Vertreter allesamt durch, stellen nun alle fünf Mitglieder des Exekutiv-Boards. Eines ist Uwe Schwenker, Manager des THW Kiel. Auch im Klubkomitee verfügen sie mit vier von fünf Vertretern über eine ansehnliche Mehrheit. Die größten Probleme allerdings blieben auch in Wien ungelöst. Weiterhin besitzen die Handballprofis, die sich im Januar in einer Spielergewerkschaft organisierten, keinerlei Mitspracherechte.

Dass die meisten Teilnehmer der Wiener Konferenz nun forderten, die Internationalen Handball-Föderation (IHF) solle auf den ursprünglichen Vier-Jahres-Turnus zurückkehren, beeindruckte den anwesenden ägyptischen IHF-Präsidenten Hassan Moustafa wenig. Dies sei schon allein aus finanziellen Erwägungen heraus nicht möglich; an einer Männer-WM verdiene der Weltverband 17 bis 20 Millionen Schweizer Franken - Beweis dafür, dass es bei den Debatten meist nicht um die Sportler und die Attraktivität der Sportart geht, sondern vor allem um Geld.

(von Erik Eggers, aus den Kieler Nachrichten vom 21.04.2008)


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