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13.05.2008 Champions League / Fans

Kieler Nachrichten: Als die kolossale Kulisse ganz leise wurde

Fans sorgten für Riesenstimmung - Schmerz wich an Bierständen

Aus den Kieler Nachrichten vom 13.05.2008:

Kiel - Champions-League-Finale zwischen dem THW und Ciudad Real: Für die "Zebra"-Fans" sollte es der schönste Handball-Tag des ganzen Jahres werden, am Ende standen nicht nur die Spieler mit leeren Händen da.
THW-Fahnen gehörten schon länger zum Stadtbild, flatterten an Stangen, Autos oder hingen aus Fenstern. In "Schwarz-Weiß" wurde am Pfingstsonntag lange vor dem Anpfiff auch der Europaplatz getaucht. Zwischen zahlreichen Getränkeständen und der NDR-Partybühne machten sich die Fans warm, diskutierten über den Spielausgang, fieberten dem Anpfiff entgegen. Der strahlend blaue Himmel feuerte die gute Laune an. "Es wird schwer, aber die Jungs packen das." Sönke Schulz, seit über 20 Jahren Kieler Dauergast bei den "Zebras", war sich seiner Sache sicher. Und mit ihm rund 10 000 weitere THW-Anhänger, die eine feste Siegesgewissheit und knisternde Atmosphäre mit in die Arena transportierten. Längst war klar: die "Zebras" durften sich auf eine kolossale Kulisse freuen.

"Schwarz und Weiß, wir stehen auf deiner Seite!" Hallensprecher Rolf Körting kam mit seiner Stimme kaum durch, auch die Champions-League-Hymne unterlag dem Fan-Gesang. Dazu der Lärm mit den neuen Faltpappen. Beim Anpfiff: Gänsehaut-Atmosphäre pur. So laut war die Sparkassen-Arena nie. Das machte Druck. Auf die Spanier - und auf die "Zebras", die Erwartungshaltung: riesig. Vid Kavticnik ("Ich war wie im Tunnel") nahm es kaum zur Kenntnis, viele "Zebras" aber waren nervös. Auch, als ihnen in der 26. Minute beim 12:10 die erste Zwei-Tore-Führung gelang. Jetzt explodierte die Arena erneut. Vier Minuten später nahmen die Gäste die 15:13-Führung mit in die Pause.

Dann die letzten 30 Minuten, der Albtraum für Kiel wandelte sich zur Gewissheit. Ciudad-Trainer Talant Duschebajew wälzte sich freudetrunken mit seinem Matchwinner, Olafur Stefansson, auf dem blauen Parkett, besann sich und stürzte Richtung Zuschauertribüne. Dort saß Domingo Diaz de Mera, der kleine schnauzbärtige Milliardär aus der La Mancha, BM Ciudads Präsident und Mäzen. Duschebajew huldigte seinem Chef.

"Campione, Campione", sangen die Sieger, als der Konfetti-Regen und das Feuerwerk die Pokalübergabe einrahmte, einige Kieler Fans hielten dagegen. "THW, THW, THW," hallte es im Stakkato-Rhythmus. So trotzig wie einst Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder nach verlorener Bundestagswahl. Und es gab Pfiffe gegen den Champions-League-Gewinner. Unfair, aber wegen der derb obszönen Gesten einiger Spanier zumindestens erklärbar. Feierabend, "Schwarz und Weiß" verstummte. Der Schmerz über die Niederlage wich an den Bierständen. Immerhin fanden 3000 Menschen zu später Stunde auf dem Europaplatz zusammen. Sie feierten - leise.

(Von Wolf Paarmann und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 13.05.2008)


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