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21.07.2008 Olympia 2008

"Handball-Woche": Noch 24 Tage bis Peking - Lage(r)bericht I zur Vorbereitung

Die Handball-Woche.
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Von Dr. Oliver Schulz, aus der "Handball-Woche" 29/2008:

Spätestens wenn am 10. August der erste Ball fliegt, rückt die Hauptstadt des Reichs der Mitte in die Mitte des weltweiten Handballinteresses: aus den beiden Sechsergruppen qualifizieren sich die besten vier Nationen für das Viertelfinale. Große Ereignisse werfen bekanntlich ihre Schatten voraus, und so hat jedes Team begonnen, sich akribisch auf die Olympischen Spiele in Peking vorzubreiten.
Spanien: Erste Schritte in Granada
Die "Seleccion" von Trainer Juan Carlos Pastor begann ihre Vorbereitung in Granada am Fuße der Sierra Nevada. Kaum angekommen teilte Demetrio Lozano - Ex-Kieler und ältester Feldspieler im Kader - der Nachrichtenagentur EFE voller Vorfreude mit, Olympische Spiele seien zweifellos das wichtigste, schönste und für einen Sportler mit den meisten Träumen behaftete Ereignis. Nicht mit dabei sind die verletzten Rolando Urios und Chema Rodriguez. Nach der Rückkehr aus Granada steht Mitte Juli ein zweiwöchiges Trainingslager bei Madrid an. Die Teilnahme am Straßburger Eurotournoi gegen Island, Frankreich und Ägypten sollen Pastor abschließend Aufschluss darüber geben, welche zwei Akteure er noch aus seinem Kader streicht.

Linksaußen David Davis sprach in der Sportzeitung "Marca" von einer Todesgruppe und gab das - schwer zu erreichende - Ziel aus, eine Medaille zu gewinnen. In Peking wolle man so weit oben wie nur möglich landen, blickte sein Coach voraus und versicherte dem Blatt den hervorragenden körperlichen Zustand seiner 16 Männer. Müdigkeit aufgrund der nur kurzen Verschnaufpause der Spieler werde von der Vorfreude auf das Spektakel verdrängt.

Frankreich: Aus dem Gebirge ans Meer
Frankreichs Nationaltrainer Claude Onesta, zuletzt vorübergehend in den Fokus San Antonios geraten, scharte seine Spieler zunächst zu einem zweiwöchigen Krafttraining im Wintersportzentrum La Toussuire in den Savoyer Alpen um sich. Nach dreitägiger Pause sind die Spieler zur zweiten Vorbereitungsphase mittlerweile in Dünkirchen angekommen, wo eine Woche lang der Handball wieder stärker in den Vordergrund rückt.

Während an der Küste noch alle 21 Spieler zugegen sind, die schon in den französischen Alpen schwitzten, muss Onesta seinen Kader bis zum dritten Abschnitt der Vorbereitung verkleinern: vom 17.-21. Juli trifft die Equipe Tricolore bei einem Turnier in Krasnodar u.a. auf Russland und Afrikameister Ägypten. Vom 24.-28. Juli nimmt die Mannschaft schließlich am Eurotournoi teil, wo sie sich erneut mit Ägypten, aber auch mit Spanien und Island messen wird. Am 1. August kommt der Tross in Paris zusammen und wird von dort nach Fernost aufbrechen.

Um vor Olympia den Stellenwert des Handballs und den Bekanntheitsgrad der Spieler beim heimatlichen Publikum zu erhöhen, wurde eigens eine Informationskampagne ins Leben gerufen. Auf der Seite experts-handball.com kann man sich nun nahezu über jeden Schritt der Männer um Kapitän Olivier Girault informieren.

Dänemark: Optimaler Start gegen Ägypten
Die Europameister um Ulrik Wilbek zeigten Ende Juni Ägypten, auf das sie auch zum Auftakt in Peking treffen werden, zweimal klar seine Grenzen auf. Mit Blick auf die knappen Ergebnisse Deutschlands gegen die Nordafrikaner sprach der Coach gegenüber "Ekstrabladet" von einem nahezu idealen Start der Vorbereitungen. Vom physischen Zustand der Mannschaft beeindruckt, nahm er selbstbewusst den Kampf um olympisches Gold ins Visier und setzt auf Schlagwörter wie Freiheit und Eigenverantwortlichkeit seiner Spieler. Nachdem sich Wilbek mit der Auslosung sehr zufrieden zeigte, würde er die Truppe nur allzu gern zum zweiten Mal in diesem Jahr zu einem Titel führen.

Den letzten der 14 begehrten Plätze hatte sich der routinierte Linkshänder Klavs Bruun Jörgensen vor Youngster Mikkel Hansen gesichert. Der 20-jährige - zukünftig in Diensten Barcelonas - soll allerdings im Falle einer Verletzung eines Kollegen einspringen. Am 27. Juli messen sich die Rot-Weißen zunächst mit Nachbar Schweden. Wenig später ist eine Art Allstar-Team der Liga ihr Gegner, bevor es am 3. Juli auf die Reise geht. Vier Tage vor dem Startschuss gegen Ägypten feilen die Dänen in Peking in einem Testspiel gegen Frankreich am letzten Schliff.

Island: Zahlreiche deutsche Legionäre im Kader
Als Gudmundur Gudmundsson, Nationaltrainer auf der Vulkaninsel, letzte Woche seinen 19 Mann starken Kader bekanntgab, fiel der hohe Anteil von Spielern mit deutscher Vergangenheit ins Auge. Sechs Akteure spielen in der Bundesliga, darunter die Neuverpflichtungen Svavarsson und Ingimundarson, zwei stehen in der Zweiten Liga unter Vertrag. Weitere sieben Akteure haben der höchsten deutschen Spielklasse inzwischen wieder den Rücken gekehrt. Auf Halbrechts soll der junge Runar Karason (Fram) den aus persönlichen Gründen pausierenden Holmgeirsson vertreten.

Island hat am 18./19. Juli zwei Heimspiele gegen Spanien angesetzt. Eine Woche später treffen die Männer aus dem Nordatlantik beim Eurotournoi in Straßburg erneut auf die Iberer sowie auf Frankreich und Ägypten.

Kroatien: Sommerfreuden in Zadar
Während seiner Vorbereitungsphase in Zadar trat Kroatien jüngst zweimal gegen Nachbar Bosnien an. 4000 Zuschauer sahen am Donnerstag Abend in der Heimatstadt der Valcic-Brüder im ersten Spiel nach einer bereits zur Pause beruhigenden 19:11 Führung einen überlegenen 38:24 Sieg. Der junge Linksaußen Manuel Strlek war mit sechs Treffern bester Schütze des Teams von Coach Lino Cervar und Co-Trainer Slavko Goluza.

24 Stunden später rief Kroatien an gleicher Stelle erneut eine starke Leistung ab und ließ Bosnien beim 35:17 nicht den Hauch einer Chance. Diesmal war der vielversprechende Regisseur Domagoj Duvnjak mit acht Toren am treffsichersten. Strlek und Duvnjak sind indes nur zwei wohlklingende Namen einer ganzen Reihe junger, hungriger Nachwuchsspieler. In Kürze stehen zwei Partien gegen Tunesien an.

Russland: Zweimal gegen Deutschland
Mitte Juni hatte sich Russland durch ein 26:26 und 34:30 gegen Weißrussland sein WM-Ticket gesichert. Nur eine Woche später nahm die "Sbornaja" in Minsk an einem Viernationenturnier mit just Weißrussland, Litauen und Georgien teil. Im Finale gelang dem Gastgeber mit 27:25 die Revanche.

Vom 17.-21. Juli findet in Krasnodar ein Viernationenturnier mit Russland, Frankreich, Ägypten und einem noch zu benennenden Team statt. Eine Woche später trifft Vladimir Maximovs Truppe in Köln bzw. Halle/Westfalen zweimal auf die deutsche Auswahl. Die Osteuropäer werden übrigens auch Deutschlands erster Prüfstein bei der WM 2009 in der kroatischen Grenzstadt Varazdin sein.

Brasilien: Ribera beruft vier Legionäre
Im vorläufigen Aufgebot von Brasiliens katalanischem Übungsleiter Jordi Ribera stehen mit Souza und Rui bzw. Borges und Ertel je zwei Spieler, die über Erfahrungen aus der Bundesliga bzw. der Liga Asobal verfügen. Die meisten der verbleibenden einheimischen Akteure spielen entweder für Metodista, Pinheiros oder Sao Caetano.

Die Südamerikaner absolvieren zunächst bis Mitte Juli ein Trainingslager in Sao Paulo. Zur Akklimatisierung reist der Tross am Monatsende dann für eine Woche nach Japan bzw. Korea, wo vier Freundschaftsspiele auf dem Programm stehen. Erster olympischer Gegner der Grün-Gelben wird - wie schon vor vier Jahren in Athen - Frankreich sein. Metodistas zuletzt angeschlagener Torhüter Alexandre Morelli Vasconcelos, schon damals zwischen den Pfosten, will in China eine bessere Platzierung als in Griechenland erreichen. Seinerzeit verlor Brasilien das Spiel um Platz 9 gegen Island mit 29:25.

(von Dr. Oliver Schulz, aus der "Handball-Woche" 29/2008)


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