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27./28.08.2008 - Letzte Aktualisierung: 28.08.2008 Pressekonferenz

Saisoneröffnungs-Pressekonferenz: THW Kiel geht optimistisch in die neue Saison

Update #2 KN-Bericht, Fotos und Bericht ergänzt ...

Andreas Palicka, Stefan Lövgren, Provinzial-Vorstandsvorsitzender Ulrich Rüther und Alfred Gislason präsentieren das neue Trikot mit Provinzial als Hauptsponsor.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka, Stefan Lövgren, Provinzial-Vorstandsvorsitzender Ulrich Rüther und Alfred Gislason präsentieren das neue Trikot mit Provinzial als Hauptsponsor.
Mit großem Optimismus geht der THW Kiel in die neue Saison. Das war allen Beteiligten der Jahrespressekonferenz im Provinzial-Hauptgebäude anzumerken. Ein Grund für die gute Stimmung: Die Provinzial-Versicherungen und der THW Kiel verlängerten ihren Sponsoringvertrag vorzeitig bis zum Saisonende 2013.
"Durch eine sofortige Vertragsumstellung verbunden mit einer angemessenen Anpassung der Sponsoringsumme, konnten wir eine dreijährige Verlängerung der Zusammenarbeit vereinbaren", sagte Provinzial-Vorstandsvorsitzender Ulrich Rüther. Gleichzeitig haben weitere Sponsoren wie adidas (bis 2014 verlängert) und coop (bis 2011 verlängert) ihre Verträge angepasst, sodass THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker einen Jahres-Etat von 7,8 Millionen Euro bekannt geben konnte. "Dieser ist wie immer konservativ geplant", so Schwenker, "außer der Hauptrunde in der Champions League sind keine weiteren Pokaleinnahmen in diesem Etat eingeplant."

"Ich freue mich riesig auf den Saisonstart", gab unterdessen Neu-Coach Alfred Gislason Einblick in seine Gefühlswelt. "Die Mannschaft ist sehr intakt und arbeitswillig, bisher blicke ich auf eine sehr angenehme Zusammenarbeit mit der besten Mannschaft der Welt zurück. Ich bin optimistisch, dass wir wieder um alle Titel mitspielen können."

Neuer Provinzial-Vertrag
Großer Medienrummel herrschte bei der Saisoneröffnungs- Pressekonferenz im Provinzial-Hauptgebäude.
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Mit einem Paukenschlag begann die Pressekonferenz. Schwenker und Rüther gaben die vorzeitige Verlängerung des Provinzial-Sponsoring-Vertrages um weitere drei Jahre bekannt. "Dadurch kann der THW Kiel seine Philosophie weiterhin umsetzen, mit Sponsoren aus der Region die finanzielle Basis für Handball auf hohem Niveau zu schaffen", freute sich Rüther über den Coup. "Handball ist teurer geworden, das weiß auch die Provinzial. Deshalb wurde unser finanzielles Engagement deutlich erhöht", sagte Rüther. "Wir denken, dass die Zusammenarbeit mit einem langjährigen Partner mit Herzblut andere Qualitäten in guten wie in schlechten Zeiten hat als die mit einem ausländischen Investor. Wir als Provinzial hätten zum Arzt gemusst, wenn wir das Sponsoring des THW aufgegeben hätten." Die Entscheidung zur Vertragsverlängerung sei ihm nach über 30 Jahren Zusammenarbeit mit der Provinzial leicht gefallen, räumte Uwe Schwenker ein, sie stehe für Kontinuität und Konstanz. "Wirtschaftlich und sportlich dürften wir damit weiter in der Spur sein", so Uwe Schwenker, der die Einnahmen aus allen verlängerten und verbesserten Verträgen auf etwa 800.000 Euro bezifferte. "Wer Sorgen hatte, wir könnten uns finanziell nicht mehr steigern, kann diese begraben. Wir sind wirtschaftlich stärker aufgestellt." Die Kasi-Group, die Interesse an einem Sponsoring des THW bekundet hatte, sei nun Sponsor von den Rhein-Neckar-Löwen, so Schwenker. "Ich bin froh und glücklich über die neuen Regelungen mit der Provinzial." Es sei in Zukunft Geld vorhanden, um den einen oder anderen neuen Spieler zu holen. "Wir sind regelmäßig mit vielen Spielern in Verhandlungen. Das Ziel ist es, den Kader zusammen zu halten. Dazu gehört auch, dass wir demnächst mit Kim Andersson über eine Verlängerung sprechen", so der THW-Geschäftsführer weiter. "In Kiel ist der Handball zu Hause, bei den Spielern zählt nicht nur das Geld", weiß der Manager eines Topklubs, der sich wie Flensburg ausschließlich über den Handball selbst und nicht Mäzene finanziere. "Wir kämpfen mit unseren Mitteln, unser Umfeld haben andere nicht zu bieten - und die anderen müssen erst einmal unser Niveau erreichen!"

Schwenker: "Hamburg ist unser größter Konkurrent"
Die aktuelle Imagebrochüre des THW zum Download.
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Sportlich könne die kommende Saison wegen des Trainerwechsels und der Möglichkeit, als erstes deutsches Team zum fünften Mal nacheinander Meister werden zu können, denkwürdig. "Wir haben bewegende Monate hinter uns und stellen uns den größer gewordenen sportlichen Herausforderungen", so Schwenker. Als größten Konkurrenten machte er den HSV Hamburg aus. "Die sind auf allen Positionen doppelt besetzt." Aber auch die Löwen, Flensburg und Lemgo hätten große Anstrengungen unternommen, um mit dem THW auf Augenhöhe zu kommen. "Es wird eng, aber das ist gut für die Attraktivität der Liga."

Auch die Champions League sei durch den neuen Modus attraktiver und schwerer geworden. Hier solle man in dieser Saison auch auf Zagreb achtgeben, die Dzomba und Balic wieder in ihren Reihen hätten. Den Fans, die bei der ersten Vorverkaufsphase keine Tickets mehr ergattern konnten, stellte Schwenker in Aussicht, demnächst weitere Kombitickets in den Vorverkauf zu geben, die allerdings nur ein Vorkaufsrecht für mögliche weitere Runden haben, wenn der THW in diesen nicht auf einen deutschen Klub trifft, da dann das Gästekontingent voraussichtlich voll ausgeschöpft werde.

Gislason: "Will nicht alles auf den Kopf stellen"
Zum neuen Trainer sagte Schwenker schmunzelnd, man habe nach einem Mann gesucht, der gut passe, medienkompatibler und sponsorenfreundlicher sei. Mit Alfred Gislason habe man einen Mann gefunden, mit dem es hervorragend harmoniere und mit dem man hervorragden gerüstet für die neue Saison sei. "Ich bin stolz, die Gelegenheit bekommen zu haben, diese Mannschaft trainieren zu dürfen", gab dieser das Lob zurück an die Mannschaft, deren Zusammenhalt einzigartig auf der Welt sei. "Der THW Kiel hat nie genaue Ziele definiert, ich gehe aber davon aus, dass wir um alle Titel mitkämpfen werden", blickt Gislason optimistisch in die Zukunft. "Ich hoffe, wir können auf die bisher gezeigten tollen Leistungen aufbauen." Er müsse nicht alles ändern, so Gislason lachend, "denn so schlecht ist es bisher ja nicht gelaufen!" Er werde aber mehr mit der Breite des Kaders arbeiten, um mit ausgeruhteren Spielern länger ein höheres Tempo gehen zu können. Mit seinem Vorgänger habe er sich inzwischen bei einem Abendessen getroffen und mit ihm geredet. "Er war nicht böse, dass ich das Amt angenommen habe. Wir sind auch weiterhin gut befreundet", fasst Gislason das private Gespräch zusammen.

Palicka: "Hatte eine schwere Vorbereitung"
Andreas Palicka bei der Pressekonferenz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Andreas Palicka bei der Pressekonferenz.
Neuzugang Andreas Palicka hat nach eigenen Angaben "eine schwere Zeit" hinter sich. "Wir haben hier härter trainiert als in Göteborg", sagte der junge schwedische Nationalkeeper, der sich auf die Rückkehr Thierry Omeyers besonders freut. "Von ihm kann ich noch viel lernen!" "Er wird in den nächsten Jahren auch international auf sich aufmerksam machen", freute sich auch Gislason über den "Super-Transfer des THW", "er ist ein Riesentalent." Schwenker denkt sogar, dass Palicka mit seiner "leicht verrückten Art" bald zu einem Publikumsliebling werden könne. "Vor allem aber sind Thierry und Andreas vollkommen verschiedene Torwarttypen."
Lövgren: "Das Ende steht fest!"
Einen Wermutstropfen steuerte Kapitän Stefan Lövgren bei, wenngleich er ebenfalls gut gelaunt die Pressekonferenz verfolgte. "Ich werde definitiv nach dieser Saison zurück nach Schweden gehen und dort Handballlehrer an einem Sportgymnasium", sagte Lövgren. "Ob ich traurig oder froh über den Abschied vom Leistungssport bin, kann ich noch nicht so genau sagen. Die Vorbereitung war so hart, dass ich mir darüber keinen Gedanken machen konnte." Die Vorbereitung sei auch unter Gislason "richtige Drecksarbeit" gewesen, bei der man nicht nur Cola getrunken habe. Deshalb freue er sich auch auf den Saisonstart. Er erwartet eine spannende Saison und freut sich auch über das Olympiagold für Frankreich. "Dann kommen Nikola und Omeyer glücklich nach Kiel, Dominik und Zeitzi können es dann ja hier werden", schmunzelte der Kapitän.
Schwenker: "Terminhatz ist Wahnsinn"
Stefan Lövgren gut gelaunt trotz Rücktritt am Saisonende.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren gut gelaunt trotz Rücktritt am Saisonende.
Olympia war ein weiterer heiß diskutierter Punkt auf der Pressekonferenz. "Die Terminhatz ist ein Wahnsinn, der auf den Rücken der Spieler und der Vereine ausgetragen wird", polterte der THW-Manager. "Wenn man sieht, was wir für Spiele im September und Oktober haben, wie wenig Zeit aber zum Einspielen des Teams bleibt, weiß man, dass diese Belastungen nicht mehr normal sind." Ändern werde sich indes frühestens 2011 etwas am internationalen Spielplan, der bis dahin festgezurrt sei. "Es will aber auch keiner auf Geld verzichten", machte Schwenker wenig Hoffnung auf Besserung. Die olympischen Spiele hätten gezeigt, dass der Akku bei vielen Spielern bereits jetzt leer sei. "Das Niveau in der Bundesliga ist wesentlich höher als es bei Olympia war", so Schwenkre. Dem pflichtete Gislason bei: "Das Tempo bei Olympia war so hoch wie vor 20 Jahren - trotzdem haben die Spieler keinen Urlaub gehabt. Irgendwann ist dann Ende."

Der Forderung Heiner Brands, mehr deutsche Jugendspieler einzusetzen, wollte Schwenker nicht unkommentiert lassen. "Heiner ist mit zwölf Weltmeistern ausgeschieden, gleichzeitg wurde die Jugend-Nationalmannschaft Europa- und die Junioren Vizeweltmeister. So schlecht kann unsere Jugend also gar nicht sein." Das DHB-Jugendkonzept belaste den Etat des THW Kiel in jeder Saison mit einem "deutlich sechsstelligen Betrag", den man aber bereit sei zu leisten. Zudem schließe der THW langfristige Verträge mit jungen deutschen Spielern. "In den nächsten Jahren wollen wir die Kooperation mit dem TSV Altenholz ausbauen, so die Jugend an den Spitzenhandball heran führen." Er sehe nicht so schwarz für den deutschen Handball, sei aber strikt gegen eine Quotenregelung für deutsche Handballer: "Qualität wird sich durchsetzen, Quote führt zu höheren Preisen für deutsche Spieler und könnte deshalb kontraproduktiv sein."

Am Ende von zum Großteil launigen 75 Minuten zog Schwenker ein erstes Fazit: "Wir haben die Maßnahmen getroffen, um in der Erfolgsspur zu bleiben, wir können den gewachsenen Herausforderungen begegnen. Ich freue mich auf die Saison!

(Christian Robohm)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.08.2008:

THW hält an Sponsor "mit erheblich mehr Geld" fest

Handballmeister und "Provinzial" einigten sich auf vorzeitige Vertragsverlängerung
Kiel - Neuer Trainer, personelle Veränderungen in der Geschäftsstelle, selbst die saftigen Filetsteaks, die Hauptsponsor "Provinzial" den Journalisten seit Jahrzehnten bei der Jahrespressekonferenz gereicht hatte, wurden gestern durch ein Büfett ersetzt: Bei Handballmeister THW Kiel weht der von Manager Uwe Schwenker nach der Trennung von Trainer Noka Serdarusic prophezeite frische Wind. Eines aber bleibt wie in Stein gemeißelt: Die "Zebras" tragen auch in Zukunft den Schriftzug der "Provinzial" auf ihrer Brust.

Und sie werden es mindestens noch bis ins Jahr 2013 tun. Ulrich Rüther, Vorstandsvorsitzender des regionalen Versicherungsunternehmens, gab bekannt, dass der noch bis 2010 laufende Sponsoren-Vertrag mit dem THW vorzeitig um weitere drei Jahre bis 2013 verlängert wurde. "Mit erheblich mehr Geld", wie Rüther betonte. Dadurch werde der THW wirtschaftlich in die Lage versetzt, auch in der Zukunft als europäisches Topteam bestehen zu können. Man habe nicht abgewartet, ob sich ein anderer großer Sponsor, "der Mal Lust auf Handball hat", engagiere. Ohne Namen zu nennen, meinte Rüther wohl die dänische "Kasi-Group". Eine Firma, die im Frühjahr in ernsthafte Verhandlungen mit dem Rekordmeister eingetreten war. Die Dänen sollen bereit gewesen sein, rund 400 000 Euro pro Jahr in den THW zu investieren. Damit hätten sie den bisherigen Trikotsponsor um rund 150 000 Euro übertroffen. Das Versicherungsunternehmen muss seine Schatulle also weit geöffnet haben, um den Konkurrenten aus Dänemark abzuwehren. Zahlen nannten die Beteiligten nicht. Die Kasi-Group aber landete statt auf den THW- jetzt auf den Trikots der Rhein-Neckar Löwen.

Die regionale Partnerschaft habe sich in den letzten 30 Jahren absolut bewährt, erläuterte Ulrich Rüther weiter. "Wir hätten zum Arzt gemusst, wenn wir das freiwillig aufgegeben hätten." Uwe Schwenker machte angesichts der wirtschaftlichen Lage einen sehr zufriedenen Eindruck. "Mit dieser Entscheidung", so der THW-Manager, "bleiben wir wirtschaftlich und sportlich in der Erfolgsspur." Schwenker verkündete stolz, dass der Jahresetat um 800 000 Euro auf jetzt 7,8 Millionen angestiegen sei. Auch, weil mit anderen Sponsoren gute Abschlüsse getätigt worden seien. Kiels Manager, der seit 1992 im Amt ist, erwartet eine "denkwürdige Saison." Zum einen habe es den Trainerwechsel gegeben, außerdem könnten die "Zebras" zum fünften Mal in Folge Meister werden, "was noch keine andere Mannschaft geschafft hat." Als härteste Konkurrenten nannte er den HSV und die Löwen.

Auf der sportlichen Kommandobrücke steht seit Juli 2008 Alfred Gislason. Der isländische Trainer, den der THW für rund 700 000 Euro Ablöse aus Gummersbach geholt hatte, genießt das uneingeschränkte Vertrauen von Schwenker. Überall, wo Gislason gearbeitet habe, habe er auch für positives Aufsehen gesorgt. "Wir haben einen Trainer gefunden, der gut zu uns passt." Außerdem, so der THW-Manager, sei Alfred Gislason etwas medienkompatibler und sponsorenfreundlicher als Serdarusic. Kiels neuer Trainer gestand, "dass ich vor einigen Monaten nicht gedacht hätte, heute hier sitzen zu können." Er sei seit 17 Jahren Trainer und habe jetzt mit dem THW eine Mannschaft bekommen, "mit der zu arbeiten ich als Riesenherausforderung betrachte." Die Kieler Handball-Welt wolle er indes nicht aus den Angeln heben, denn "so schlecht ist es bisher ja auch nicht gelaufen."

Erste Lorbeeren könnte der 48-Jährige am Sonnabend beim Supercup (15 Uhr, DSF) gegen den HSV in München ernten. Nach dem Schlussfeuerwerk in Peking und der Rückkehr der vier Kieler Olympiateilnehmer hätte Gislason erstmals seinen kompletten Kader beisammen. Doch ausgerechnet hinter "Welthandballer" Nikola Karabatic steht ein dickes Fragezeichen. Der Franzose bezahlte seinen Olympiasieg mit einer Ellenbogenverletzung und dürfte nur Zuschauer sein. Eine MRT-Untersuchung am kommenden Montag soll Licht in die Schwere seiner Verletzung bringen.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 28.08.2008)


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