11.09.2008 | Bundesliga |
Kurz musterte der dänische Flügelspieler den fast zwei Meter großen Alen Muratovic. "Ich habe gehört, dass er ein sehr gutes Auge für die Außen hat", flüsterte Lars Christiansen seinem Nebenmann ins Ohr. Fast wirkte es so, als hätte der SG-Rekordtorschütze, der in seine 13. Flensburger Saison geht, großen Respekt vor dem montenegrinischen Goalgetter. Vielleicht weil dieser eine andere Rekordmarke der Vereinschronik personifiziert? Seine Ablösesumme, die sich mehr oder weniger aus dem vorzeitigen Wechsel von Blazenko Lackovic finanzierte, soll im hohen sechsstelligen Bereich liegen. Der 28-Jährige ist einer der Hoffnungsträger, spazierte beim Training oft an der Seite von "Dolmetscher" und Kapitän Ljubomir Vranjes. Es sah aus wie die "serbische Version" von "Pat & Patachon". Trotz eines Alen Muratovic äußert sich SG-Trainer Kent-Harry Andersson zurückhaltend, was Prognosen und Ziele seiner Mannschaft angeht. Noch mehr als sonst. "Wir müssen eine neue Mannschaft formieren", sagt der Schwede, "Das wird vermutlich dauern."
Auch die treuen Fans - rund 5300 Dauerkarten wurden abgesetzt - schauten etwas besorgt auf den gewaltigen Umbau. Vor allem der Rückraum bedarf einer Neuausrichtung. Alles, was sich nicht Spielmacher nennt, ist seit Jahresanfang von Bord gegangen. Frank von Behren verabschiedete sich schon im Winter und wurde durch den jungen Sebastian Schneider ersetzt. Blazenko Lackovic, Marcin Lijewski und Einar Holmgeirsson überreichte die SG die Abschiedsgeschenke im Mai, ehe der ab wehstarke Kasper Nielsen im Juli auf eigenen Wunsch nach Dänemark zurückkehrte.
Kurzum: Die Regisseure Ljubomir Vranjes und Thomas Mogensen haben nun ganz andere Nebenleute, die sie in Szene zu setzen haben. Deshalb ist klar, warum sich Alen Muratovic (Kent-Harry Andersson: "Seine schnelle, bewegliche Art hat mir schon gefallen, als er noch für Valladolid spielte") schnell integrieren soll. Mit dem 20-jährigen "Jahrhundert-Talent" Oscar Carlen möchte man behutsamer umgehen. "Er bringt alle physischen Qualitäten mit", erklärt Kent-Harry Andersson. "Der Weg von Schweden in die Bundesliga sind für ihn jedoch zwei große Schritte."
Als "Herausforderung" beurteilen viele den Einbau von Rückraum-Allrounder Lasse Boesen. Der Däne weilte in Peking, hatte kaum Zeit sich an das neue Team zu gewöhnen. Er selbst sieht die Situation wesentlich entspannter. "Ich kenne einige meiner neuen Mitspieler aus der dänischen Nationalmannschaft und das Flensburger System", sagt Lasse Boesen. "Es ist nicht das erste Mal, dass ich unter einem schwedischen Coach trainiere."
Häufiger im Rückraum wird in der kommenden Serie der isländische Linkshänder Alexander Petersson auftauchen. Zur Entlastung von Carlen. Deshalb verpflichtete die SG mit Lasse Svan Hansen auch einen weiteren Rechtsaußen. "Er ist einer der schnellsten Spieler Dänemarks", urteilt Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen. "Es handelt sich um keine Ergänzung, sondern um eine Verstärkung."
Rohdiamanten gibt es auf jeden Fall genug an der Flensburger Förde. "Bis 2010", gibt auch Kent-Harry Andersson seine Reserviertheit auf, "möchten wir mindestens einen Titel holen." Weniger Geduld hat offenbar SG-Geschäftsführer Fynn Holpert. "Wir haben eine gute Mischung beisammen", strotzt er mit gewohnter Zuversicht. "Ich erwarte wieder einen Dreikampf des Nordens." Seine SG soll den Top-Favoriten aus Kiel und Hamburg wie in der letzten Saison gehörig in die "Meister-Suppe" spucken.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 29.08.2008)
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