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05.10.2008 Interview

Zebra-Interview mit Vid Kavticnik: Ein Zebra in den USA

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Vid Kavticnik: "Langweilig wird es in Kiel nie!"
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Viele nutzen ihren Urlaub zum Relaxen. Anders THW-Spieler Vid Kavticnik. Seinen Sommerurlaub verbrachte der Slowene in den USA. Im ZEBRA-Interview spricht der Rechtsaußen über seine sportliche Zukunft und die Höhepunkte der Reise.
Zebra:
Vid Kavticnik vor der Freiheitsstatue. Wie kam es dazu?
Vid Kavticnik:
Im Sommer war ich 20 Tage mit meinem besten Freund Jure aus Kindergartenzeiten in den USA. Eigentlich war das unser Plan, seitdem wir gemeinsam im Sandkasten gesessen haben. Im Juni haben wir unseren Traum wahr gemacht. Die sechs freien Wochen ohne THW und ohne Nationalmannschaft waren dafür wirklich gut. So konnte ich diese Reise sehr genießen.
Zebra:
Wie liefen die Reisevorbereitungen?
Vid Kavticnik:
Recht spontan. Jure hatte sich vorher Gedanken gemacht. In diesem Sommer sind wir dann einfach losgeflogen.
Zebra:
Was fasziniert Sie so an den Staaten?
Vid Kavticnik:
Man sieht in jedem Kinofilm die Skyline von Manhattan, sieht die Straßen San Franciscos und möchte in seinem Leben gerne einmal selbst inmitten des Geschehens stehen. Ist man dort, fühlt man die ganz spezielle Energie der Umgebung, der Stadt und der Menschen.
Zebra:
Spezielle Energie?
Vid Kavticnik:
Es sind nicht unbedingt "Freaks", die dort wohnen, sondern einfach andere Menschen. In einer Großstadt wie New York muss man "besonders" sein, um aufzufallen. Ansonsten schaut dich keiner an, wenn du durch die Straßen läufst. Die Amerikaner wirkten auf mich viel offener und lebensfreudiger als die Menschen in Europa. In San Francisco ist es normal, mit heruntergelassenen Fenstern Auto zu fahren. Wenn man dann an einer Ampel hält, unterhält man sich halt mit seinem Nebenmann auf der anderen Fahrbahn - selbst wenn man ihn nicht kennt. Faszinierend.
Zebra:
Was waren die Stationen Ihrer Reise?
Vid Kavticnik:
Wir waren in New York, Washington, San Francisco, Las Vegas, Los Angeles und Boston. Eine aufregende Tour, die ich so schnell nicht vergessen werde. Wir sind anfangs in New York gelandet, haben teilweise in Hotels, aber auch bei ganz normalen Bürgern gewohnt. So mussten wir nicht viel Geld für eine Unterkunft ausgeben und haben einen guten Einblick in die Kultur bekommen.
Zebra:
Wie sind Sie denn auf die Idee gekommen?
Vid Kavticnik:
Man muss nur einmal im Internet unter "Couch-Surfing" nachschauen. Es gibt nichts Besseres, als bei den Bürgern eines Landes zu übernachten. Wir haben gut gewohnt, haben richtige Insider-Tipps bekommen, wussten, was wir uns in der jeweiligen Stadt ansehen müssen und wo es das beste Essen gibt. Solche Informationen kann man nur von Einheimischen bekommen.
Zebra:
Was haben Sie mitgebracht?
Vid Kavticnik:
Nichts Besonderes. Es war einfach eine wirklich schöne Zeit, die ich am anderen Ende der Welt mit meinem besten Freund genießen konnte. Außerdem war der Abstand zum Handball auch mal wichtig.
Zebra:
Sie stehen auf Rechtsaußen allein auf weiter Flur. Ein Problem?
Vid Kavticnik:
Ich spiele gerne 60 Minuten durch. Klar ist das bei der Vielzahl an Spielen auch anstrengend, doch springen Christian Zeitz und Kim Andersson ab und zu ein. Im nächsten Jahr kommt ein zweiter Rechtsaußen. Trotzdem hoffe ich, auch dann noch die meiste Zeit zu spielen.
Zebra:
Seit drei Jahren sind Sie beim THW. Überrascht Sie da noch etwas?
Vid Kavticnik:
Langweilig wird es in Kiel nie! Jedes Jahr kommen neue Spieler hinzu, man lernt neue Leute kennen und hat gemeinsam Spaß. Sicherlich ist vieles inzwischen Routine. Doch dann passiert auch immer etwas Unvorhergesehenes. Damit meine ich nicht unbedingt den Trainerwechsel, sondern ganz banale Dinge. Es gibt immer wieder etwas Neues zu erleben.
Zebra:
Warum fühlen Sie sich in Melsdorf so wohl?
Vid Kavticnik:
Viele aus meiner Mannschaft leben hier, und wir unternehmen eine Menge gemeinsam. Die Wege sind kurz. So entstand auch die Idee, dass ich gemeinsam mit Igor Anic, Nikola Karabatic, Thierry Omeyer, Stefan Lövgren und Filip Jicha den Bootsführerschein mache. Wohnt man so dicht an der Ostsee, liegt es nahe, dass man sich auch auf dem Wasser bewegen kann.
Zebra:
Bleibt dafür denn noch Zeit?
Vid Kavticnik:
Wir treffen uns bei einem zu Hause und bekommen dann Besuch von einem Lehrer. Im Prinzip läuft es so wie bei einem Autoführerschein. Wir haben ein Lehrbuch zu Hause, müssen eine theoretische und eine praktische Prüfung ablegen und können dann im nächsten Sommer auf der Förde fahren.
Zebra:
Ist Kiel denn nach drei Jahren zu Ihrem Zuhause geworden?
Vid Kavticnik:
Ich habe mich schnell an die deutschen Gepflogenheiten gewöhnt und damals schon nach der ersten Reise mit der Nationalmannschaft "ich fliege nun nach Hause - nach Kiel" gesagt. Ich habe meine Wohnung so eingerichtet, dass ich mich schnell wohlfühle und mich mit jedem Mal mehr als Kieler sehe.
Zebra:
Neben dem Handball haben Sie auch eine Ausbildung zum Starkstromelektroniker...
Vid Kavticnik:
In meiner Heimat geht man - wie in Deutschland - vier Jahre in die Grundschule und kommt dann auf eine weiterführende Schule. Dort konnten wir bestimmte Fachrichtungen wählen. Mein Vater hielt damals nicht so viel von meinem Plan, einmal Profihandballer zu werden. Ich solle doch lieber einen ordentlichen Beruf erlernen. In der Schule habe ich dann das Fach "Elektrotechnik" belegt und sozusagen damit eine Berufsausbildung hinter mir. Nach den vier Jahren Unterricht hätte ich in diesem Beruf arbeiten können.
Zebra:
Wissen Sie heute noch etwas mit dem Bereich anzufangen?
Vid Kavticnik:
Nein, inzwischen bin ich aus dem Geschehen völlig raus. Es hat sich seitdem viel verändert, und ich hatte mit dieser Technik nicht mehr viel zu tun. Ich war 15 Jahre alt, als ich mit der "Ausbildung" begonnen habe, habe mein Abitur gemacht und bin dann Profihandballer geworden.
Zebra:
Machen Sie sich denn Gedanken über die Zukunft?
Vid Kavticnik:
Natürlich. Auch über mein Leben nach dem Handball. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, einmal in dem gelernten Beruf des Starkstromelektronikers zu arbeiten. Ich würde später in Slowenien gerne noch einmal studieren und vielleicht mein Studium mit der Ausbildung verbinden.
Zebra:
Also weg vom Handball?
Vid Kavticnik:
Das weiß ich nicht, eventuell bleibe ich dem Sport auch verbunden. Das ist hoffentlich noch lange hin, bis ich mich entscheiden muss. Momentan möchte ich meine wenige Freizeit lieber dazu nutzen, um mit meinen Freunden zusammenzusein - Gedanken über mein Studium mache ich mir dann zu gegebener Zeit.
Zebra:
Planen Sie hingegen schon den nächsten Trip in die Staaten?
Vid Kavticnik:
Es wäre natürlich toll, wenn ich so eine Tour oder so eine lange Reise öfter machen könnte. Doch bei unserem Spielplan ist das schwer zu realisieren. In meinem Leben möchte ich aber noch mehr von der Welt sehen. Ich möchte noch einmal in die USA - ich habe ja noch lange nicht alles gesehen. Chicago oder Miami haben wir ausgelassen. Australien, Brasilien oder Nepal - alles Kontinente oder Länder, die mich reizen und die ich noch "erobern" möchte.
Zebra:
Hotel- oder Abenteuerurlaub?
Vid Kavticnik:
Ich möchte nicht nur die Städte sehen, sondern auch eine Tour durch den Dschungel mit dem Rucksack auf dem Rücken unternehmen. Das ist viel spannender, als pausenlos am Strand zu liegen - obwohl auch das schön sein kann. Einen richtigen Abenteuerurlaub vergisst man aber nie im Leben.
Zebra:
Reisen, Computer, Handball - wofür interessieren Sie sich noch?
Vid Kavticnik:
Ich habe auch noch einen Blick für andere Mannschaften. Es dreht sich nicht immer alles um den THW Kiel. Momentan leide ich ein wenig mit den Altenholzern, wenn sie verlieren. Mit Daniel Wessig und Moritz Weltgen sind wir gut befreundet, da sie bei uns mitspielen.

Aber auch die Footballer der Kiel Baltic Hurricanes würde ich gerne einmal sehen. Ich wollte mir vor Kurzem ein Ligaspiel von denen anschauen, doch leider wurde die Partie wegen starken Regens abgesagt. Nächste Saison werde ich sie aber mit Sicherheit im Holstein-Stadion besuchen!

Zebra:
Stehen Sie sonst auch auf amerikanische Sportarten?
Vid Kavticnik:
Mein Freund und ich haben uns in Boston angestellt, um die Red Sox - eine bekannte Baseball-Mannschaft - zu sehen. Leider haben aber nur noch die zwei Herren genau vor uns Karten bekommen, und wir gingen leer aus. Trotzdem war unser Amerikaurlaub ein Erfolg und ein Hammer-Erlebnis!
(Das Gespräch führte Annika Stöllger, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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