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04.03.2009 Champions League

Zebra: Quo vadis, CL?

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Die Hauptrunde der Champions League zündet bei den Fans nicht wie von der EHF erhofft. Ende März wird beraten, wie es mit der europäischen Königsklasse weitergehen soll. Noch immer in der Diskussion: ein Final Four.
So richtig angekommen ist die Champions-League-Hauptrunde offenbar nicht. Die Rhein-Neckar-Löwen mussten in Celje beinahe vor einer Geisterkulisse antreten, selbst in Flensburg wollten nur knapp über 4.000 Zuschauer das wichtige Heimspiel gegen die Spanier von Ademar Leon verfolgen - das hatte sich die Europäische Handball Föderation (EHF) sicherlich anders vorgestellt.

Wahrscheinlich hatte sie von europaweiten Kieler Verhältnissen geträumt. Eine stets ausverkaufte Sparkassen-Arena liefert dem übertragenden Sender Eurosport die Bilder, die man vom Handball sehen möchte: Stimmung, Emotionen, tollen Sport und Leidenschaft. Und das, obwohl in der Kieler Gruppe 4 mit dem THW und Ciudad Real zwei Teams schon vor dem ersten Spieltag beinahe als Viertelfinalisten feststanden. Möglich machte dies der Modus, der vorsah, die Punkte gegen Konkurrenten aus der ersten Gruppenphase als Basis mit in die Hauptrunde zu übernehmen. So starteten Ciudad Real und der THW nach ihren überzeugenden Vorstellungen in der Vorrunde mit 4:0 Punkten, und die Spannung war raus aus dieser Gruppe. Ähnlich verhielt es sich in den zwei der drei anderen Hauptrundengruppen - zumindest, was die Tabellenführung angeht. Und so waren mit dem HSV Hamburg und Chambery Savoie (FRA) zwei weitere Klubs bereits nach dem zweiten Spieltag für das Viertelfinale qualifiziert. Eine Ausnahme und wohl am ehesten dem EHF-Ideal eines spannenden Wettbewerbs entsprechend gestaltete sich allein die Flensburg-Gruppe 3, in der sich vor dem abschließenden Spieltag am kommenden Wochenende noch alle vier Teams mehr oder weniger große Hoffnungen auf das Weiterkommen machen können.

Angesichts dieser Hauptrunde ist es kein Wunder, dass man bei der EHF bereits über eine weitere Modus-Änderung zur kommenden Saison berät. Ende März berät die EHF-Exekutive in Moskau. Auf der Tagesordnung: Eine als radikal zu bezeichnende Änderung des Champions-League-Ablaufes. Bereits feststehen soll die Reduzierung der Champions League von jetzt 32 auf 24 Mannschaften zur Saison 2009/2010. "Die Topklubs sind mehrheitlich für eine Reduzierung", sagt Peter Vargo, Geschäftsführer der EHF-Marketing, die von Wien aus die Champions League vermarktet. Mit der Reduzierung erhoffen sich die Klubverantwortlichen mehr Spannung in frühen Phasen des Wettbewerbs und damit auch wieder mehr Zuschauer. Ergebnisse wie das 37:21 von Celje bei den Litauern von Granitas Kaunas, das 41:19 von Ciudad Real gegen die Griechen von Doukas Athen oder das 38:20 der SG Flensburg-Handewitt gegen die Ukrainer aus Zaporozhye in der Vorrunde sollen so vermieden werden. Ebenfalls in trockenen Tüchern scheint eine weitere Änderung: Die Hauptrunde mit Gruppenspielen wird nach nur einem Jahr wieder abgeschafft. Stattdessen wird auf die Vorrunde ein Achtelfinale folgen - von da ab geht es im spannenderen K.O.-System weiter.

Widerstand gegen Final Four
Werden diese Änderungen von Europas Topklubs noch begrüßt, so stößt ein weiterer Plan der EHF auf heftige Gegenwehr - auch aus Kiel. Geht es nach der EHF-Marketing, so soll der Sieger der Champions League in Zukunft im Rahmen eines Final-Four-Turnieres gekürt werden. Davon verspricht man sich in Wien höhere Erlöse als bei dem aktuellen Modus mit Hin- und Rückspiel. "Unsere Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen für ein Final Four aufzuarbeiten und darzulegen", sagte Peter Vargo. Unterstützung bekommt die EHF-Marketing unter anderem vom Kölner Privatsender RTL: "Ein Engagement in der Champions League hängt von den Rahmenbedingungen ab, beim aktuellen Modus ist das für uns nicht machbar", sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe Ende Januar in Kroatien.

Eine Premiere des Turniers, das im Mai 2010 stattfinden würde, würde vermutlich in Deutschland ausgetragen werden. "Das bietet sich an", so Vargo, "es gibt bereits Gespräche mit Köln und Berlin". Offensichtlich hat dabei die 19.000 Zuschauer fassende "Lanxess Arena" in Köln die Nase vorn. Die Mitbieter aus Berlin, die Anschutz Entertainment Group (AEG), könnten sich gar ein Rotationsmodell vorstellen: Von der brandneuen "O2-World" würde der Austragungsort zur Ericsson-Arena in Stockholm und zur "O2-Arena" in London wechseln. "Wir sind von dem Konzept eines Final Four überzeugt, davon profitieren alle Beteiligten", sagt Sascha Janzen, Director AEG Sports Europe. "Für die Zukunft kommt die Sportart Handball nicht daran vorbei." Befürworter der Idee sind auch Spaniens Topklubs, wie sie am Rande der WM in Kroatien bekanntgaben.

Ganz anders sieht das Uwe Schwenker. "Das ist ein Betrug an unseren Fans", lehnt er die Pläne ab. Denn weder Halbfinal- noch Finalpartien würden in den eigenen Hallen stattfinden - die Saisonhöhepunkte fänden an einem entfernten Ort statt. "Das machen wir nicht mit", sagte Schwenker bereits im vergangenen Herbst. Gegenüber dem "Handelsblatt" präzisierte der THW-Geschäftsführer seine Kritik: "Das wäre tödlich für uns. Der Anreiz für unsere Fans, sich schon Tickets mit Vorkaufsrecht für die Vorrunde und weitere Partien zu kaufen, wäre dahin. " Rund 1,5 Millionen Euro Umsatz ständen auf dem Spiel, wenn das Final Four beschlossene Sache würde - das entspricht rund 20 Prozent des Saisonetats. "Die 300.000 Euro Antrittsprämie, die es beim Erreichen des Final Fours geben soll, wiegen unsere Verluste nicht auf." Auch beim HSV Hamburg hält man nichts von der Idee. "Das ergibt überhaupt keinen Sinn", kritiserte Vizepräsident Dierk Schmäschke. Das vorerst letzte Wort fällt indes Ende März in Moskau - die Handballwelt blickt mit Spannung nach Russland. Denn dort entscheidet sich vielleicht die Zukunft .

(Von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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