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25.06.2009 Verein

Kieler Nachrichten: Das Ende eines Erfolgskonstruktes

THW wählt heute Aufsichtsrat - Nur Vorsitzender Hein "gesetzt"

Aus den Kieler Nachrichten vom 25.06.2009:

Kiel - Am 1. Juli 1992 sorgte der THW Kiel als erster deutscher Handballverein mit der Ausgliederung seiner Profiabteilung für ein Novum. Fast genau 17 Jahre später endet dieses Erfolgskonstrukt heute Abend mit der Wahl eines Aufsichtsrates - eine Folge der weiterhin ungeklärten Manipulationsaffäre.
Fünf Gesellschafter und ein mit Sponsoren bestückter Beirat durften mehr als anderthalb Jahrzehnte Erfolge am Fließband feiern, für die Trainer Noka Serdarusic und Manager Uwe Schwenker die sportlichen Weichen stellten. Doch nachdem die THW-Gesellschafter gestern vor einem Jahr Serdarusic wegen Zerwürfnissen mit Schwenker beurlaubt hatten, ist mittlerweile auch der zweite Teil des Erfolgsduos ausgemustert. Am kommenden Dienstag endet die Amtszeit von Schwenker, gegen den die Kieler Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Ins operative Geschäft greift der 50-Jährige seit 6. April kaum noch ein. An jenem Montag hatte Schwenker den Gesellschaftern Auskünfte über Kontobewegungen im Zusammenhang mit der Manipulationsaffäre in Höhe von 152 000 Euro verweigert, worauf diese die Notbremse zogen und den "Hoeneß des Handball" entmachteten.

Am 13. Mai wiederum waren auch die Tage der Gesellschafter gezählt, deren Außendarstellung während der turbulenten Wochen nicht immer glücklich wirkte. Das sahen sogar die eigenen Sponsoren so und drängten auf einen Neuanfang. Dieser soll heute eingeleitet werden. Es wird - die Zustimmung der Kommanditisten vorausgesetzt - eine Runderneuerung werden mit einem fünfköpfigen Aufsichtsrat, in dem mit einer Ausnahme kein ehemaliger Gesellschafter mehr zu finden sein wird.

Die Ausnahme wird personifiziert durch Dieter Hein. Auch im neuen Führungsgremium muss ein Vertreter des Vereins sitzen, und der THW-Vorsitzende hat sich nach reiflicher Überlegung entschlossen, weiterzumachen. "Zumindest für eine Übergangszeit werde ich dabei bleiben", erklärte der 73-Jährige. Im Gegensatz zu den auf Lebenszeit bestellten Gesellschaftern werden die Aufsichtsratsmitglieder nur für fünf Jahre ernannt. Ausgearbeitet hat diese Struktur, zu der auch ein zehnköpfiger Wirtschaftsausschuss zählt, der jedoch nur beratende Funktion ausüben wird, der Kieler Anwalt Ulrich Ziegenbein, der als Aufsichtsrats-Anwärter gehandelt wird. Unterstützt wurde er von Gesellschafter Georg Wegner, der vor 17 Jahren der juristische "Vater" des innovativen THW-Modells war.

Bevor die Kandidatenfindung heute ab 17 Uhr im Haus von Hauptsponsor Provinzial über die Bühne gehen kann, müssen die 25 Kommanditisten im ersten Schritt die bisherige "THW Kiel Handball-Bundesliga GmbH & Co KG" auflösen. Danach sollen die bisherigen fünf Gesellschafter - außer Hein und Wegner Jochen Carlsen, Hubertus Grote und Willi Holdorf - in den Kreis der Kommanditisten aufgenommen werden.

Was dann geschieht, erläutert Georg Wegner so: "Gewählt werden außer Dieter Hein zwei Mitglieder. Diese drei bestimmen in den kommenden zehn bis 14 Tagen zwei weitere Personen mit sportlichem beziehungsweise wirtschaftlichem Hintergrund." Völlig offen scheint zu sein, wer heute das Rennen machen wird. Angeblich gibt es unter den Kommanditisten zwei Lager mit unterschiedlichen Ansichten. Definitiv ist, dass außer Hein kein bisheriger Gesellschafter erneut Führungsaufgaben wahrnehmen wird. Wegner: "Ein Neuanfang muss auch mit neuen Gesichtern verbunden sein."

(Von Gerhard Müller, aus den Kieler Nachrichten vom 25.06.2009)


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