Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 12.06.2009:
Der "Urknall" für die Manipulationsaffäre, die den THW Kiel bis
heute begleitet und den Handball insgesamt in seinen Grundfesten
erschüttert, lag schon länger zurück. Sommer 2008, mitten im
Handball-Urlaub, kam es im lange schwelenden Zwist zwischen THW-Manager
Uwe Schwenker und Erfolgstrainer
Noka Serdarusic zur
Entscheidung.
Noka Serdarusic musste gehen, der Mann, der die
"Zebras" zu 25 großen Titeln geführt hatte, wurde ein Jahr vor
Auslauf seines Vertrages (30. Juni 2009) beurlaubt. Der Nachfolger
war schnell gefunden und hieß
Alfred Gislason, dessen
Erfolgsgeschichte ist bekannt. Der "Urknall" aber zog Wellen, die
erste große trat in Form der Abwanderungswünsche von Welthandballer
Nikola Karabatic Ende Dezember auf. Danach ging es Schlag auf
Schlag.
Serdarusic einigte sich mit den Mannheimer Löwen auf
einen Drei-Jahresvertrag, wollte
Karabatic mitbringen. Das aber
verhinderte der THW mit einer Ablöseforderung von über drei
Millionen Euro: Die Woge wurde zur Monster-Welle.
Im Februar traten die RN Löwen vom Vertrag mit
Serdarusic zurück.
Damit platzte ein Deal, der, stimmen die Eckdaten, die kolportiert
werden, der Familie
Serdarusic ein unbeschwertes Leben ermöglicht
hätte: 1,3 Million Euro Gehalt, außerdem soll RN-Gesellschafter
Jesper Nielsen vorgehabt haben, das Haus von
Serdarusic kaufen zu
wollen und es seiner in Kiel lebenden Lebensgefährtin zu überlassen.
Weiter sollte Nielsen zugesagt haben, der Tochter von
Serdarusic
eine Pandora-Filiale aus seinem Modeschmuck-Imperium zu überlassen.
Aber: Aus all dem wurde nichts. Stattdessen platzte am 1. März die
"Bombe" über mögliche Schiedsrichter-Bestechungen, die der THW
begangen haben soll. Die weiteren Folgen sind bekannt. Die Liga
stellte ihre Ermittlungen wenige Tage später übereilt ein, die
Staatsanwaltschaft schaltete sich ein, der "Spiegel" kam wöchentlich
mit neuen Geschichten heraus, und weil
Uwe Schwenker seinen THW-Chefs
nicht erklären konnte oder wollte, was mit unbelegten 152 000
Euro geschehen war, nahm der THW-Manager seinen Hut. Bewiesen ist
noch nichts, die Unschuldsvermutung besteht.
Aber im Affären-Sog wird es auch Veränderungen in der
Führungsstruktur der THW GmbH geben. Geplant ist die Installation
von zwei Geschäftsführern, die von einem fünfköpfigen Aufsichtsrat
überwacht werden sollen. Uli Derad, der vom TSV Dormagen
kommt, steht als erster Nachfolger Schwenkers fest und tritt sein
Amt am 1. Juli an. Für den zweiten Posten (käufm. Bereich) wird noch
eine Person gesucht. Interims-Lösung Sabine Holdorf-Schust will
zurücktreten, sobald eine Lösung gefunden ist.
(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 12.06.2009)