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26.06.2009 Bundesliga

Zebra-Journal: Bedzikowski nahm sich den Wurf ins Glück

Hannover-Burgdorf dritter Aufsteiger

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 12.06.2009:

Jacek Bedzikowski - hier im Trikot des TV Großwallstadt in der Saison 2001/2002.
Jacek Bedzikowski - hier im Trikot des TV Großwallstadt in der Saison 2001/2002.

Nur einmal im entscheidenden Aufstiegsduell zur Bundesliga ging der TSV Hannover-Burgdorf in der Gesamtrechnung beider Spiele in Führung - in der vorletzten Sekunde. Die Niedersachsen gewannen das Relegations-Rückspiel gegen den Süd-Konkurrenten TSG Friesenheim 25:18 (14:10).
Das Hinspiel hatte Hannover bei den Pfälzern 24:31 verloren. Die Halle mit 3800 Fans stand Kopf, en weiteres Handball-Drama war geschrieben. Das "goldene Tor" ist schon als Poster bestellbar. Ein Fotograf hatte genau zu dem Zeitpunkt abgedrückt, als sich Jacek Bedzikowski hochschraubte den Ball zum 25:18 gejen die TSG Friesenheim ins Netz beförderte.

Die auswärts mehr erzielten Tore gaben den Ausschlag, der TSV Hannover-Burgdorf war erstmals in seiner Vereinsgeschichte Handball-Bundesligist. In der altehrwürdigen Stadionsporthalle brach unbeschreiblicher Jubel aus. Mittendrin Jazek Bedzikowski, der "Mister Relegation", der zum weiten Mal nach 2006 die Zukunft eines niedersächischen Erstligisten in die richtige Richtung lenkte. Damals hatte er den Wilhelmshavener HV mit seinem Tor vor dem Abstieg gerettet. "Der Unterschied war, dass ich vor drei Jahren drei Sekunden Zeit hatte, jetzt waren es nur zwei", strahlte der Pole.

Von Sonntag bis Montag feierten Mannschaft, Verein und Fans den Husarenstreich, dann brach Trainer Frank Carstens mit einigen Spielern nach Mallorca auf. "Für die anderen beginnt nun die Arbeit", schmunzelt Geschäftsführer Diethart Mühge. "Der Klassenerhalt ist das übergeordnete Ziel, dafür brauchen wir mehr Sponsoren und mehr Zuschauer." Die Popularität des TSV ist in den letzten Tagen bereits spürbar gewachsen. Auf der Straße gratulieren dem 65-Jährigen nun wildfremde Menschen, zu Hause steht das Telefon nicht mehr still. Ein Interview folgt dem nächsten.

Das Büro hat Diethart Mühge in seinen eigenen vier Wänden, eine Geschäftsstelle gibt es - zumindest noch - nicht. Das Umfeld des TSV ist schlank, weist die typischen Strukturen eines Emporkömmlings auf. Die Wurzeln des Erfolges liegen vor den Toren der Leine-Metropole, im 30 000-Einwohner-Städchen Burgdorf. Noch 2005 diente die Schulsporthalle als Domizil der Regionalliga-Handballer. Mit dem Aufstieg in die Zweitklassigkeit erfolgte der Umzug aus dem Landkreis Hannover an den Maschsee.

Die Niedersachsen etablierten sich rasch in der Tabellenregion um Platz vier bis sechs. Vor dieser Serie verstärkte man sich erneut. "Das Thema Aufstieg war immer im Gespräch, auch wenn wir der Mannschaft nie gesagt hatten, dass sie aufsteigen muss", sagt Diethart Mühge. Im März hatten alle Experten die Burgdorfer bereits abgeschrieben, als sie gegen den direkten Kontrahenten aus Hamm eine bittere Heimniederlage einstecken mussten. Rückraum-Ikone Heidmar Felixson und Linksaußen Tluczynski entschieden sich für einen Wechsel zum früh enteilten Mitaufsteiger TuS N-Lübbecke, um sich ihren Bundesliga-Traum zu erfüllen. Dann sprangen die Hannoveraner mit einer Serie von zehn Siegen in Folge auf den zweiten Rang und damit in die Relegation.

Der Neuling ist für die nächste Serie bereits drei Mal auf dem Spielermarkt tätig geworden. Die Rückraumspieler Daniel Brack (HBW Balingen-Weilstetten) und Jan-Fiete Buschmann (GWD Minden) kommen. Jendrik Meyer (Flensburg) löst Torwart-Routinier Maciej Steczniewski ab. "Wir brauchen noch einen Halblinken und einen Spielmacher, dann muss man sehen, was finanziell noch möglich ist", betont Diethart Mühge. Trotz der ausgebrochenen Euphorie will die neue Nummer eins im niedersächsischen Handball auch im Oberhaus die Vorsicht walten lassen.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 12.06.2009)


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