Aus den Kieler Nachrichten vom 08.08.2009:
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Stefan Lövgren: "Vor dem Abschiedsspiel
bekomme ich schon eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke."
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Kiel - Da staunte selbst
Stefan Lövgren:
Über 1500 Fans waren gestern in den Citti-Park geströmt,
um ein Bild von dem scheidenden THW-Star zu schießen,
ein Autogramm zu erwischen oder nur ein paar Worte mit dem
38-jährigen ehemaligen Kapitän des Handball-Meisters zu wechseln.
Kiel tut sich schwer, den Schweden gehen zu lassen. Aber
nach zehn Jahren mit 468 Einsätzen und 1746 Toren für den THW
endet heute das Kapitel
Lövgren.
Um 16.30 Uhr steigt das Abschiedsspiel des
"Löwen"
in der Sparkassen-Arena.
Mit dem ehemaligen THW-Kapitän
Stefan Lövgren
sprach Reimer Plöhn.
- Kieler Nachrichten:
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Herr Lövgren, die Autogrammstunde
war nur bis zwölf Uhr angesetzt, die letzte Unterschrift
machten Sie aber erst um 13.30 Uhr. Hatten Sie so einen Andrang
erwartet?
- Stefan Lövgren:
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Nein, diese vielen Menschen, das war schon gewaltig und großartig. Wir
konnten natürlich nicht um zwölf Schluss machen. Einige haben zwei
Stunden gewartet, da darf man nicht plötzlich abbrechen.
- Kieler Nachrichten:
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Wie ist die Reaktion auf Ihren Abschied, ist das auch in Schweden ein Thema?
- Stefan Lövgren:
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Ja, in Schweden hat man auch zur Kenntnis genommen, dass meine aktive
Zeit zu Ende geht, es gab viele Kontakte. Hier in Kiel war es nach
meiner Ankunft am Mittwoch aber unglaublich. Schon im Hotel wurde
ich von Geschenken überhäuft. Bilder, kleine Statuen, Gedichte. Ich habe
so viele Geschenke erhalten, darüber bin ich sehr froh und dankbar.
- Kieler Nachrichten:
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Was empfinden Sie, wenn Sie an Ihren letzten großen Auftritt vor
Ihrem THW-Publikum denken?
- Stefan Lövgren:
-
Das ist etwas ganz Besonderes. Allein schon, wenn man berücksichtigt, was
für eine große Organisation dahintersteckt. Vor allem aber freue ich
mich auf meine Gäste, die Spieler und alle anderen, die kommen - und
natürlich auf alle Fans. Vor wichtigen Spielen mit dem THW war ich konzentriert,
aber fast nie nervös. Vor dem Abschiedsspiel bekomme ich schon eine
Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Ich bin sehr nervös.
- Kieler Nachrichten:
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Die eingeladenen Mannschaften spiegeln die Handball-Weltklasse wider. So
ein Staraufgebot hat es bei einem Abschiedsspiel noch nie gegeben. Sie
selbst waren für die Auswahl verantwortlich. Nach welchen Kriterien haben
Sie die Spieler ausgewählt?
- Stefan Lövgren:
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Einerseits sind es natürlich ehemalige Mitspieler, zum anderen Spieler
von gegnerischen Teams aus dem In- und Ausland. Das sind vor allem Leute,
mit denen man hart um den Sieg gestritten hat, aber von denen ich immer
wusste, dass sie fair sind und gute Jungs. Zum Beispiel die SG Flensburg.
Es gab viele hoch emotionale Spiele. Nachher haben wir uns aber die Hand
gegeben und uns ausgetauscht. Deswegen freue ich mich auch heute auf
einen wie Lars Christiansen.
- Kieler Nachrichten:
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Vor knapp zwei Monaten sind Sie in Ihre Heimat zurückgegangen, werden in Uddevalla
am John-Bauer-Gymnasium Handball lehren und für eine gemeinsame Spieler-Agentur
mit Martin Schmidt tätig sein. Haben Sie schon etwas aus
Kiel vermisst?
- Stefan Lövgren:
-
Nein, das ging auch gar nicht. Zunächst habe ich mit meiner Familie
Urlaub gemacht, dann haben wir uns um den Umzug und das neue Haus
gekümmert. Es war noch gar keine Zeit, zur Ruhe zu kommen. In ein
paar Tagen geht es aber mit der Schule los. Dann werde ich spüren, ob mir
der neue Lebens-Rhythmus, den ich bewusst gewählt habe, gefallen wird.
Fest steht jetzt schon, dass uns ein paar wichtige Freunde aus Kiel fehlen.
Zehn Jahre hinterlassen Spuren.
- Kieler Nachrichten:
-
Wie läuft es in der neu gegründeten Spieleragentur?
- Stefan Lövgren:
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Das ist schon sehr gut angelaufen. Ich betreue vor allem den
skandinavischen Raum, vor allem Schweden. Ich lege bei dieser
Arbeit den Schwerpunkt auf die Bezeichnung Spielerberater,
auch wegen zum Teil schlechter Erfahrungen aus meiner
aktiven Zeit. Daher verstehe ich mich nicht als Vermittler,
sondern will den jungen Spielern eine Hilfe sein.
- Kieler Nachrichten:
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Selbst mit 38 Jahren waren Sie ein Leistungsträger.
Sie sind weiterhin sehr fit. Gibt es bei Personalnot
vielleicht doch noch ein Wiedersehen im THW-Trikot?
- Stefan Lövgren:
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Man soll zwar nie nie sagen. Voraussetzung wäre ja, dass es Lücken
durch Verletzte gibt. Und daran möchte ich überhaupt keinen Gedanken
verschwenden.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 08.08.2009)