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05.12.2009 EM 2010 / Nationalmannschaft

KN-Abpfiff: Testspiele als Muster ohne Wert

Aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2009:

Die erste Strapaze haben Deutschlands Handballfrauen bewältigt. Nach elf langen Flugstunden sind sie in China gelandet. In Wuxi startet heute die Weltmeisterschaft. Auftaktgegner ist Dänemark. Die Frauen können nur gewinnen, schließlich haben sie jene Glücksfahne im Reisegepäck, die die deutschen Männer 2007 bei der Heim-WM zum Titelgewinn trug. Na ja, jedenfalls war die Fahne dabei. THW-Linksaußen Dominik Klein war der Gralshüter, in dessen Zimmer hing der schwarz-rot-goldene Stoff. Er hat ihn jetzt seiner Frau in den Koffer für Asien gesteckt. Isabell, die in der Bundesliga für Buxtehude als Rechtsaußen glänzt, gehört zum WM-Kader, hat bisher vier Länderspiele bestritten. "Mit dieser Fahne kann nichts schiefgehen", ist Nina Wörz, Spielführerin des deutschen Teams, überzeugt.
Vom 19. bis zum 31. Januar ist die Fahne erneut im Einsatz. Dann sind die Männer dran. Nach Platz fünf bei der WM in Kroatien greift Heiner Brand mit seiner Auswahl in Österreich zum EM-Titel. Oder besser: Nach eigener Einschätzung eher nicht. Für Brand ist Deutschland kein Favorit. Pünktlich vor großen Turnieren stimmt der Bundestrainer sein Klagelied von der Ausländerschwemme in der Bundesliga an. Es gebe zu wenig deutsche Spieler, und bei Topmannschaften vermisse er Akteure mit deutschem Pass. Alles schon einmal gehört, selbst vor der WM 2007.

Ein genauer Blick auf die Kader der Liga zeichnet ein anderes Bild. Von rund 300 Bundesligaspielern besitzt exakt die Hälfte einen deutschen Pass. Sicher, bei den Spitzenteams Kiel und HSV lautet das Verhältnis zwei Drittel/ein Drittel zu Gunsten ausländischer Akteure, Flensburg hat mit Heinl und Johannsen gar nur zwei Deutsche im 16-Mann-Kader und bildet das Schlusslicht dieser Rangliste. Andererseits gelingt es Göppingen, mit elf Deutschen im 15er-Kader auf Tabellen-Augenhöhe mit den Rhein-Neckar Löwen (20/8) und Flensburg zu rangieren. Das Argument, deutsche Spieler profitierten in der stärksten Liga der Welt davon, auch an den Stärksten wachsen zu dürfen, gilt ebenfalls. Brands Vorwürfe stehen also weiterhin auf tönernen Füßen.

Um besser gewappnet zu sein, lässt der Bundestrainer seine Jungs üben, mehr als andere Nationen. In der vergangenen Woche zweimal gegen Handball-Zwerg Weißrussland (28:20, 36:24). Dafür nominierte Brand insgesamt 30 Spieler für zwei komplett verschiedene Mannschaften. Er wolle den Konkurrenzkampf schüren und den Stress geringer halten, begründete der Coach. Brand hätte seine EM-Kandidaten lieber in den Vereinen lassen sollen, in dieser Formation haben die Spieler nie zusammengespielt und werden es wohl auch nie wieder tun. Die Vergleiche mit Weißrussland waren Muster ohne Wert. Sinnlos seien diese Termine, urteilte auch THW-Torhüter Thierry Omeyer. "Mit Frankreich treffen wir uns im Januar und bereiten uns dann effektiv vor." So reden Handballer, die von sich und ihrer Sache überzeugt sind.

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 05.12.2009)


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