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31.03.2010 Mannschaft

ZEBRA: Henrik Lundström: Alles für die Familie

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports:

Henrik Lundström.
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Henrik Lundström hat unlängst seinen Vertrag beim THW Kiel um ein weiteres Jahr verlängert. In dieser ZEBRA-Ausgabe erzählt der Linksaußen, warum er und seine Familie sich in Kiel so wohl fühlen.
Ein schwedisches Sprichwort besagt "Borta bra men hemma bäst - Anderswo ist es gut, aber zu Hause ist es am Besten". Doch dass man sich nicht nur an einem Ort zu Hause fühlen kann, weiß Henrik Lundström seit geraumer Zeit nur zu gut. Der Linksaußen des THW Kiel kam vor sechs Jahren aus dem schwedischen Göteborg an die Kieler Förde und hat sich hier ein zweites Zuhause aufgebaut, das durch seine Frau und seine drei Kinder komplettiert wird. "Göteborg und Kiel sind unser Zuhause", erzählt der 30-Jährige, der vor ein paar Wochen seinen im Sommer auslaufenden Vertrag um ein Jahr verlängerte, mit der Unterschrift allerdings auch seinen Abschied aus Kiel in naher Zukunft ankündigte. Er will in der schwedischen Heimat beruflich Fuß fassen und mehr Zeit für seine Familie haben. Wenn "Henke", wie die THW-Fans den Schweden nennen, von seiner Familie erzählt, leuchten seine Augen. "Meine Familie kommt an erster Stelle", bekräftigt der Schwede voller Stolz. Wie wichtig ihm die gemeinsame Zeit mit den Liebsten ist, zeigte auch seine Entscheidung, eine Pause in der Nationalmannschaft einzulegen und nicht zur diesjährigen EM zu fahren. Die EM-"Pause" verbrachte der 90-fache schwedische Nationalspieler also nicht spielend in Österreich, sondern trainierend in Kiel.

Lundström wollte die kontinentalen Meisterschaften nicht nur von der Auswechselbank aus verfolgen, zum anderen weiß er eben auch, was es bedeutet, drei Wochen lang von der Familie getrennt zu sein und die eigenen Kinder für eine so lange Zeit nicht zu sehen. "Wenn mein Sohn sagt, dass ich zu Hause bleiben und nicht für drei Wochen mit der Nationalmannschaft zur EM fahren soll, ist ihm dieser Wunsch schwer abzuschlagen." Die dadurch gewonnene Zeit zum Jahresanfang - als sich die Nationalmannschaftskollegen auf die EM vorbereiteten - nutzte Lundström mit seiner Familie für einen Besuch in ihrer schwedischen Heimatstadt Göteborg. Wie bereits viele schwedische Spieler vor ihm profitiert auch er von der täglich pendelnden Fähre Kiel - Göteborg. Allerdings werden die Lundströms die "Stena" wohl erst wieder im Sommer besteigen. "Jetzt kommen wieder ein paar Monate, in denen viel Handball gespielt wird, deshalb geht es erst im Sommer wieder nach Schweden."

Keine Frage, Familie Lundström hat auch Gefallen an der "Zweitheimat" Kiel gefunden. An spielfreien Tagen stehen häufig Unternehmungen ins Umland auf dem Tagesplan. "Mit Kindern finde ich Kiel eine schöne Stadt, das passt perfekt. Man kann hier viele Ausflüge machen, beispielsweise in den Tierpark, das finde ich schön." Auch wenn sich die Lundströms in Kiel wohlfühlen, so gibt es doch etwas, das "Henke" in Deutschland fehlt. "Ich vermisse es, in schwedische Supermärkte zu gehen und dort schwedische Lebensmittel zu kaufen". Mit einem Augenzwinkern fügt der Linksaußen dann einschränkend hinzu, dass es für schwedische Delikatessen ja immerhin IKEA gebe. "Das ist also kein allzu großes Problem."

Ein anderes Problem lässt sich allerdings in Kiel nicht so leicht lösen: Die Lundströms vermissen ihre Verwandtschaft. Es tue schon weh, dass man nicht beim Rest der Familie wohne und dass die Kinder nicht häufiger in der Nähe der Großeltern sind, sagt Lundström. "Aber wir wissen ja, dass wir in absehbarer Zeit wieder zurück nach Schweden gehen werden." Diese Gewissheit helfe, über einige wehmütige Momente hinwegzukommen. Denn Lundströms Sprösslinge freuen sich jedes Mal, in Schweden zu sein, auch wenn sie zumindest laut Geburtsurkunde waschechte Schleswig-Holsteiner sind. "Meine Kinder sind alle in Kiel geboren, für sie ist das natürlich ihr Zuhause. Aber zumindest mein Ältester, der vier Jahre alt ist, weiß, dass wir irgendwann nach Göteborg ziehen werden." Auch wenn das Heimweh nach Schweden manchmal sehr groß sei, so hat Lundström es nie bereut, den Schritt von Göteborg nach Kiel gewagt zu haben und sich hier ein zweites Zuhause aufzubauen. "Es macht Spaß, hier Handball zu spielen. Denn für einen Handballer gibt es keine bessere Adresse als den THW Kiel."

ZEBRA:
Sie haben in diesem Jahr bewusst auf die EM verzichtet, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Wie war es, die Spiele am Fernseher zu verfolgen?
Henrik Lundström:
Schweden war ja nicht so lange im Turnier dabei, aber ich habe auch ein paar andere Spiele der Vor- und Hauptrunde und auch das Finale gesehen. Es war schon anders, die Spiele im Fernsehen zu schauen. Das habe ich lange nicht gemacht, aber ich fühlte mich dabei ziemlich wohl. Das hat aber vielleicht mehr mit Familie als mit Handball zu tun.
ZEBRA:
Woran hat es ihrer Ansicht nach gelegen, dass die schwedische Mannschaft bereits nach der Vorrunde ausgeschieden ist?
Henrik Lundström:
Wir waren mit Deutschland, Polen und Slowenien in einer sehr engen Gruppe. Wir haben alle drei Spiele nur mit ein, zwei Toren verloren. Das größte Problem war wohl, dass man es im ersten Spiel gegen Slowenien nicht geschafft hat, den Vorsprung (Anm. Schweden führte in der 45. Min. noch mit 21:17) bis zum Ende zu halten und dadurch unsicher geworden ist. Nach diesem ersten verlorenen Spiel merkte man dann auch während der anderen Partien, dass die Mannschaft in den Schlussphasen immer sehr unruhig wurde und nicht so selbstbewusst gespielt hat.
ZEBRA:
Ist ein Grund für diese Unsicherheit, dass im heutigen Team nicht mehr so viele Spieler wie früher auch im Verein zusammen spielen?
Henrik Lundström:
Ich glaube, so kann man das nicht sagen. Es war natürlich früher so, dass viele Schweden zusammen gespielt haben, nicht nur in Kiel, sondern auch in Nordhorn oder in Flensburg. Da waren diese Blöcke aus den Vereinen auch in der Nationalmannschaft aktiv. Das war vielleicht eine Stärke, aber es gibt genügend Vorbereitungszeit im Jahr. Es war nie ein Problem in Schweden, die Mannschaft zusammen zu bekommen, das kann mal also nicht als Ausrede gelten lassen.
ZEBRA:
Was muss sich beim schwedischen Team im Hinblick auf die WM in Schweden im kommenden Jahr tun?
Henrik Lundström:
Die Mannschaft muss sich generell weiter entwickeln. Wir hatten große Probleme im Angriff, während unsere Stärken eher in der Abwehr und bei den Torhütern liegen. Es wäre für die Zukunft wichtig, mehr Spiele zu machen, um so vielleicht auch mal die Erfahrung zu machen, ein enges Spiel zu gewinnen. Ich bin aber kein Trainer, der sagt, man solle dieses oder jenes anders machen. Wenn man auf die Qualität schaut, dann sind wir noch nicht soweit, um um eine Medaille mitzuspielen. Aber bei einer Heim-WM kann man auch mit der Euphorie der Zuschauer für eine Überraschung sorgen.
ZEBRA:
Sehen wir Sie im kommenden Jahr bei der Weltmeisterschaft im Nationalmannschaftstrikot?
Henrik Lundström:
Das weiß ich nicht. Natürlich würde ich gerne mitspielen, vor allem zu Hause, aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten. In diesem Jahr war ich sehr froh , dass ich zu Hause bei meiner Familie in Kiel geblieben bin. Ich habe gut trainiert und das hat mir sehr gut getan. Nur bei der Nationalmannschaft dabei zu sein und auf der Bank oder der Tribüne zu sitzen bringt mich auch nicht weiter. Eine Heim-WM, bei der sogar in meiner Heimatstadt Göteborg gespielt wird, würde mich schon reizen, aber es gibt natürlich noch andere Linksaußen im schwedischen Team - mal schauen, was passiert.
(Von Rika Finck, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)


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