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Die Kieler Abwehr stand erst in der zweiten Halbzeit sicher.
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Werner Lange |
Der THW Kiel bleibt in der Saisonvorbereitung ungeschlagen. Am
Mittwochabend gewannen die "Zebras" beim schleswig-holsteinischen
Drittligisten HSG Tarp-Wanderup nach einer Leistungssteigerung im
zweiten Durchgang deutlich mit 51:26 (24:17). Beste Torschützen bei
den Kielern waren
Tobias Reichmann,
Christian Zeitz und
Momir Ilic
mit jeweils sieben Treffern.
Verlieren ist der HSG Tarp-Wanderup zuletzt fast ebenso fremd wie dem THW Kiel:
24 von 30 Partien, darunter auch die beiden Spiele gegen das Junior-Team der
"Zebras", gewannen die Treenehandballer in der vergangenen Spielzeit in der
Regionalliga. Als Tabellendritter qualifizierte sich die junge Mannschaft
souverän für die 3. Liga - und in Tarp setzt man auch weiterhin auf die Jugend.
Die A-Junioren stiegen jüngst in die Regionalliga auf, mehrere Talente stehen
vor dem Sprung in die 1. Mannschaft. Kein Wunder also, dass die Mannschaft nur
so vor Selbstvertrauen strotzt. Natürlich glaubte im Vorfeld keiner an einen
Sieg gegen den Champions-League-Sieger, ehrgeizige Ziele setzte sich die HSG
dennoch: "Eine Niederlage mit maximal 10 Toren gegen die beste Vereinsmannschaft
der Welt wäre schon toll", erklärte Manager Stephan Thonak vor der Partie und
versprach
Alfred Gislason damit, ein
"ernstzunehmender Prüfstein" für den THW zu werden.
Dieses Versprechen machten die "Wölfe" vor rund 800 Zuschauern zumindest
30 Minuten lang wahr. Gegen eine besonders in der Abwehr fahrig zu Werke
gehende Kieler Abwehr, hinter der
Andreas Palicka
nur selten zu glänzen wusste, erzielte der Drittligist in der ersten
Halbzeit stattliche 17 Treffer. Dass der THW zum Seitenwechsel dennoch mit
sieben Toren Vorsprung führte, lag aber an der eigenen Spielfreude im Angriff - dies
zeigte sich beispielsweise durch einen Treffer von
Christian Zeitz
mit der rechten Hand. Die Handballfans in der Treenehalle kamen auf jeden Fall
auf ihre Kosten und bedachten sowohl ihre eigene, unermüdlich kämpfende
Mannschaft als auch den THW Kiel mit Szenenapplaus.
Alfred Gislason konnte erstmals wieder auf
National-Rechtsaußen
Christian Sprenger
zurückgreifen, außer dem frischgebackenen Vater
Thierry Omeyer (siehe
Extra-Bericht),
den am Montag in Frankreich am Kreuzband operierten
Daniel Narcisse
und den nach Tarp mitgereisten Rekonvaleszenten
Kim Andersson
konnte der Isländer seinem gesamten Kader Spielanteile gönnen. Und nach einer
deutlichen Halbzeitansprache steigerten sich die "Zebras" nach Wiederanpfiff
zusehends: Die Abwehr ließ nun nicht mehr viele Würfe der Gastgeber zu, dafür
rollte ein Gegenstoß nach dem anderen auf das Tarper Tor zu. Dadurch knackten
die Kieler letztlich sogar die 50-Tore-Marke und konnten einen weiteren deutlichen
Sieg in der Vorbereitung einfahren.
Bereits am kommenden Wochenende aber warten deutlich größere Kaliber auf
den THW Kiel. Beim traditionellen "Schlecker-Cup" in Ehingen treffen die
"Zebras" am Samstag mit Ademar Leon (ESP) und RK Zagreb (CRO) auf zwei
alte Bekannte aus der Champions League, ehe am Sonntag noch eine weitere
Partie gegen Veszprem (HUN), Montpellier (FRA) oder Berlin ansteht (siehe
auch Überblick über die Vorbereitung des THW).
(Sascha Krokowski)
- Haupttorschützen HSG Tarp-Wanderup:
-
Brüne (6), Petersen (6/1), Jessen (4), Tölle (4);
Trainer: Nielsen
- THW Kiel:
-
Palicka (1.-60.);
Lundström (4),
Dragicevic (4),
Sprenger (6),
Ahlm (3),
Kubes,
Reichmann (7),
Zeitz (7),
Palmarsson (4),
Ilic (7/4),
Klein (3),
Jicha (6);
Trainer: Gislason
- Zeitstrafen:
-
HSG: 1;
THW: 2
- Siebenmeter:
-
HSG: 2/2;
THW: 5/4 (Jicha verwirft gegen Dobratz)
- Zuschauer:
-
800 (ausverkauft) (Treenehalle, Tarp)
Aus den Kieler Nachrichten vom 12.08.2010:
Linkshänder trumpfen auf
Zeitz und Sprenger überzeugten beim 51:26 in Tarp - THW-Abwehr 30 Minuten mangelhaft
Tarp. Ab Sonnabend misst sich der THW Kiel
beim Schlecker-Cup in Ehingen mit Weltklasse-Teams,
gestern stand für die "Zebras" beim Regionalligisten
HSG Tarp-Wanderup Warmlaufen auf dem Programm.
In der ausverkauften Treenehalle siegte der Meister
vor 700 Zuschauern mit 51:26 (24:17) Toren.
Andreas Palicka stand allein
im Tor, Kollege Thierry Omeyer
war zu Hause geblieben. Oder besser gesagt,
Omeyer stand seiner Frau Laurance
im Krankenhaus bei. Seit gestern, 16 Uhr, ist die Familie
Omeyer auf ein Quartett angewachsen.
Manon hat einen Bruder bekommen, Loris ist sein Name.
Das Fehlen des Welthandballers von 2008 war gegen
den Regionalligisten natürlich zu verkraften. Trotzdem
taten sich die Zebras in der ersten Halbzeit in der von
Hauptsponsor Provinzial veranstalteten Partie schwer. Die
Abwehr war in den ersten 30 Minuten überhaupt nicht bei
der Sache, ließ die hungrigen Regionalligaspieler nach Belieben
spielen und zaubern. 17 Gegentore in einer Halbzeit
gegen einen Drittligisten sind zu viel. Immerhin zeigte der
THW im Angriff ansehnlichen Handball, allen voran
Christian Zeitz, der Linkshänder
traf in der 20. Minute gar sehenswert mit rechts. 24 Tore
brachten die "Zebras" zustande, erfreulich war zudem
die gute Leistung von Rechtsaußen Christian Sprenger,
der nach seiner Operation am Sprunggelenk zu alter Stärke zurückfindet.
Trainer Alfred Gislason muss in der Pause
die richtigen Worte gefunden haben, jetzt lief auch auf dem Parkett
ab, was auf den Prospekten versprochen wurde: Weltklasse trifft auf
Regionalliga. Kiels Abwehr packte energischer zu und vorne fielen die
Tore wie bald im Herbst reife Früchte von den Bäumen. Als den
klassenniederen Gastgeber am Ende zudem die Kräfte verließen, knackte
der Champions-League-Sieger noch die 50-Tore-Marke.
Momir Ilic (57.) traf zum 50:25.
Am Ende hatten so alle ihren Spaß. Auch die Autogrammjäger,
vor allem aber der Schatzmeister der Jugendabteilung:
Die "Zebras" spielten unentgeltlich, alle Einnahmen bleiben bei
der HSG-Jugendarbeit.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 12.08.2010)