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06.10.2010 International

ZEBRA: Annäherung zwischen IHF und den Vereinen

Aus dem offiziellen THW-Magazin "ZEBRA", von living sports:

Mit großer Spannung war das Treffen von hochrangigen Vereinsvertretern und den Verantwortlichen der Internationalen Handball-Föderation (IHF) erwartet worden. Am Ende gab es zumindest einen Teilerfolg für die Vereine zu feiern.
Man konnte die Anspannung förmlich spüren - mit großen Erwartungen waren die Vertreter des Forum Club Handball (FHC), der Group Club Handball (GCH) sowie von zehn europäischen Topverbänden zum ersten gemeinsamen Treffen mit der IHF nach Basel gereist. Auf der Agenda der Vereinsvertreter standen nicht nur angemessene Abstellgebühren für ihre Spieler bei IHF-Events, sondern auch die Frage nach einer Spieler-Versicherung und die Entzerrung des internationalen Terminkalenders. Forderungen, die der ägyptische IHF-Präsident Hassan Moustapha bisher stets kategorisch zurück gewiesen hatte.

Doch dieses Mal war alles anders: Offenbar beeindruckt von dem geschlossenen Auftreten der Vereinsvertreter lenkte Moustapha zumindest bei den Gebühren und den Versicherungen ein: Bereits bei der Männer-WM im Januar 2011 in Schweden zahlt der Weltverband die von den Vereinen seit Jahren geforderten Abstellgebühren für die Spieler. Außerdem werden alle WM-Spieler über die IHF gegen Verletzung und Ausfall versichert sein.

"Ursprünglich war dies erst für 2013 geplant, aber wir sind den Vereinen entgegen gekommen", sagte Moustapha. Neben den Abstellgebühren sicherte die IHF zu, dass alle Spieler während Weltmeisterschaften versichert werden, wie dies seit der EM 2008 schon bei EHF-Veranstaltungen der Fall ist. Dafür muss die IHF relativ tief in die Tasche greifen: Rund vier Millionen Schweizer Franken dürften die Zugeständnisse bereits bei der WM 2011 kosten: Darin enthalten sind neben den Abstellgebühren unter anderem auch die Versicherungsgebühren für die Spieler in Höhe von 500 000 Franken sowie das Preisgeld in Höhe von 450 000 Franken.

Bei den Abstellgebühren favorisiert die IHF ein Staffelmodell abhängig vom Erfolg der Mannschaften: Die vier Halbfinalisten bekommen pro Tag und Spieler eine Entschädigung von 300 Franken (etwa 230 Euro), die Teams auf den Plätzen fünf bis acht müssen mit 200 Franken zufrieden sein, 150 Franken sind für die auf den Rängen neun bis 16 vorgesehen. Alle anderen Mannschaften bekommen 75 Franken pro Tag und Spieler. Mit den Abstellgebühren folgt die IHF dem Vorbild der Europäischen Handball-Föderation - allerdings mit einer Änderung, denn die EHF zahlt seit der EM 2010 unabhängig von der Platzierung 266 Euro pro Tag und Spieler an die teilnehmenden Verbände, die das Geld dann an die Vereine weiterreichen.

Auch für die anstrengende WM-Vorbereitung will der Weltverband zahlen. Vorgesehen sind Pauschalen in Höhe von 1500 (Halbfinalisten), 1000 (Platz fünf bis acht), 750 (Platz neun bis 16) und 500 Franken für die übrigen Teilnehmer.

"Wir wollen eine einheitliche Lösung für alle Großveranstaltungen, daher zieht die IHF jetzt nach", erklärte DHB-Präsident Ulrich Strombach. Und auch die Vereinsvertreter waren mit diesen Lösungen einverstanden. "Dieses Treffen war ein Schritt in die richtige Richtung", freute sich Joan Marin, aus Spanien stammender Präsident der GCH. "Konflikte, die vorher bestanden haben, sind aus dem Weg geräumt. Alle Parteien ziehen an einem Strang", gab Marin das mögliche Ende der jahrelangen Streitigkeiten zwischen dem Weltverband und den die Spieler finanzierenden Vereinen zu Protokoll.

Und auch Moustapha schien angetan von dem Treffen: "Wenn alle Beteiligten zufrieden sind, bin ich auch zufrieden, die Stimmung war sehr angenehm", bilanzierte der mächtige IHF-Präsident. Weil alle Meinungen gehört worden seien, habe man viele Probleme aus der Welt schaffen können, so Moustapha.

In einem Punkt - für viele einer der wichtigsten für die Zukunft des Handballs - konnte man sich beim Spitzentreffen in Basel allerdings nicht einigen: die Entzerrung des internationalen Wettkampfkalenders. Konkret entzündeten sich heftige Diskussionen an den Qualifikations-Turnieren für die Olympischen Spiele 2012 in London. Die Vereine forderten, diese nicht im April 2012 zu veranstalten, weil dann sowohl in den Ligen als auch im Europapokal die wichtigen Entscheidungen anstehen. "Das Internationalen Olympischen Komitee will so früh wie möglich die Olympia-Teilnehmer wissen", begründete Moustapha seine harte Haltung gegen über den Clubvertretern und den Verbänden. Die Termine für die Qualifikationsturniere seien bereits mit dem IOC abgestimmt gewesen.

(Von Christian Robohm, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "ZEBRA", von living sports)


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