Steinar Ege ist alleiniger Rekordnationalspieler Norwegens. © Sascha Klahn

Von Dr. Oliver Schulz:

Das Rekordspiel gegen Spanien am Samstag in der Kinnarps Arena in Jönköping hatte für Steinar Ege trotz eigener guter Leistung vermutlich einen bitteren Beigeschmack. Im Duell zweier 38-jähriger Torhüter erwischte sein Gegenüber Jose Javier Hombrados nämlich einen überragenden Tag und hatte nach einer Dreiviertelstunde sage und schreibe 57 Prozent der gegnerischen Würfe pariert. Damit trug "Jota" maßgeblich zum 32:27-Sieg der Iberer bei.

Gegen Island hatte Ege am Donnerstag zunächst die bisherige Rekordmarke von Jan Thomas Lauritzen egalisiert. Aber auch sein 254. Länderspiel ging verloren. Die Männer von der Vulkaninsel setzten sich in Linköping mit 29:22 durch. Dass Ege nicht bereits hier als alleiniger Rekordhalter feststand, war einem Magen-Darm-Virus verschuldet. Dieser hatte den ehemaligen Bundesligaprofi im Eröffnungsspiel gegen Japan zu einer Pause gezwungen.

"Er ist einer der besten Torhüter der Welt und hat über viele Jahre auf einem unglaublich hohen Niveau gehalten. Jetzt geht er auf die 40 zu und hält immer noch auf hohem Niveau. Als Person ist er ein Führungstyp. Er hat Autorität und strahlt Ruhe aus. Mit Steinar, meinem Lieblingstorwart, kannst du immer rechnen" berichtete Linksaußen Havard Tvedten der norwegischen Tageszeitung "Dagbladet" kurz vor dem Jubiläumsspiel seines Kollegen.

"Steinar ist als Torwart äußerst gut bei Würfen aus der Nahdistanz. Im Lauf der Jahre ist er immer besser geworden. Besonders gründlich ist er bei der Trainingsarbeit. Deshalb ist er so gut geworden und konnte dieses Niveau so lange halten. Auch schafft er es, sich für wichtige Spiele zu mobilisieren. Seine guten Spiele macht er in den wichtigen Partien, seine guten Paraden zeigt er, wenn es darauf ankommt. Das ist wohl das Besondere an Steinar" verriet Espen Karlsen (46), der einst selbst 165 Mal für Norwegen zwischen den Pfosten stand und heute als Leitungsmitglied des Norwegischen Handballverbandes NHF den Stab des skandinavischen Teams anführt, dem Blatt.

"Ein überaus tüchtiger Torhüter, der überall Respekt genießt. Er übernimmt viel Verantwortung und will das Beste für die Mannschaft" lobte ihn Nationaltrainer Robert Hedin, der früher selbst so manches Mal gegen Ege spielte.

"Natürlich kann man auf so etwas stolz sein. Aber wohl erst in ein paar Jahren kann man zu Hause am Kamin sitzen und daran denken" äußerte Ege selbst gegenüber Dagbladet und schloss nicht aus, auch bei Olympia 2012 in London noch zwischen den Pfosten zu stehen.

Steinar Ege verließ seine Heimat 1997 und schloss sich in der Bundesliga dem VfL Gummersbach an. Nach zwei Spielzeiten kehrte er den Oberbergischen den Rücken und stand seitdem bis 2003 im Tor des THW Kiel. Von der Förde führte sein Weg nach Gummersbach zurück. Nach insgesamt 229 Bundesligaeinsätzen zog es den Ausnahmekeeper 2006 in die dänische Hauptstadt, wo er heute für AG Kopenhagen Bälle hält.

Der frischgebackene Rekordnationalspieler debütierte für sein Land am 4. März 1995 gegen Aserbaidschan. Die Skandinavier gewannen die Partie mit 32:11. Ein anderer ehemaliger Kieler, Frode Hagen, war damals zweifacher Torschütze.

Bisher haben 43 Norweger mehr als 100 Länderspiele bestritten. Unter ihnen finden sich neben Spitzenreiter Ege (255) weitere sieben Torhüter, nämlich Espen Karlsen (165), Gunnar Fosseng (164), Pal Bye (150), Ole Erevik (120), Fredrik Brubakken (111), Björn Steive (111) sowie Frode Scheie (105).

Erst vor wenigen Tagen feierte der ehemalige Berliner Kjetil Strand gegen Österreich seinen 100. Einsatz. Vier Akteure absolvierten mehr als 200 Länderspiele. Von den zehn Spielern mit den meisten Einsätzen trugen acht das Trikot eines oder mehrerer Bundesligisten:

• 1. Ege, Steinar/255 Länderspiele/1 Tor
• 2. Lauritzen, Jan Thomas/ 254 / 557
• 3. Kjendalen, Roger / 242 / 930
• 4. Vildalen, Preben / 201 / 312
• 5. Jensen, Johnny / 191 / 287
• 6. Hagen, Frode / 188 / 574
• 7. Havang, Oystein / 187 / 717
• 8. Löke, Frank / 184 / 645
• 9. Tvedten Hävard 178 / 684
• 10. Lund, Börge/ 178 / 338

(von Dr. Oliver Schulz)