|
Die aktuelle Ausgabe 01/2012 der "Handballwoche".
|
Aus der "Handballwoche" 01/2012:
Sein zukünftiger Kieler Trainer
Alfred Gislason
adelte
Patrick Wiencek bereits als eines der größten
Talente im Welthandball. Der Noch-Gummersbacher gilt als handballerischer
Spätentwickler und blieb lange vom deutschen Schulungssystem unentdeckt.
Nun soll bei der
EM in Serbien die nächste
Stufe seiner Entwicklung gezündet werden. Davor stand der Kreisläufer
der "Handballwoche" exklusiv Rede und Antwort
- "Handballwoche":
-
Patrick, vergangene Woche hat die unmittelbare Vorbereitung der
Nationalmannschaft auf die EM begonnen. Wie war's?
- Patrick Wiencek:
-
Der Lehrgang zum Jahresende war kurz und schnell
wieder vorbei. Doch wir haben sehr viel gearbeitet - eigentlich in
allen Bereichen. Wir haben noch einmal unsere Spielzüge intensiviert und
verfeinert sowie weiter intensiv im taktischen Bereich gearbeitet. Dazu
kamen noch einige Einheiten an Krafttraining, aber auch an der
Koordination haben wir weiter gefeilt.
- "Handballwoche":
-
Sie sind gesundheitlich leicht angeschlagen. Hat Sie das beim Lehrgang
behindert?
- Patrick Wiencek:
-
Ich habe mir einen Magen-Darm-Virus eingefangen. Doch alles halb so
wild. Das hat mich nicht weiter behindert. Ich konnte alle Einheiten
durchziehen.
- "Handballwoche":
-
Sie stehen jetzt im deutschen EM-Kader. Haben Sie damit gerechnet?
- Patrick Wiencek:
-
Das war eine sehr schöne Überraschung für mich. Eigentlich habe ich mit
einer EM-Nominierung nicht so richtig gerechnet. Der Bundestrainer
setzt auf mich und dieses Vertrauen möchte ich ihm in Serbien mit guten
Leistungen zurückzahlen.
- "Handballwoche":
-
Martin Heuberger kennen Sie schon aus Junioren-Zeiten. Beschreiben Sie
ihn mal.
- Patrick Wiencek:
-
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zum Bundestrainer. Mit jedem
Problem, ob sportlich oder auch privat, konnte ich bis jetzt zu ihm
gehen. Er hat immer ein offenes Ohr für uns Spieler und einen guten Tipp
parat. Martin Heuberger ist menschlich ein toller Typ und setzt auf
großen Zusammenhalt in der Mannschaft.
- "Handballwoche":
-
Sind Sie eigentlich froh, dass Sie für ein paar Tage von den
Gummersbacher Problemen Abstand gewinnen können?
- Patrick Wiencek:
-
Mit dem VfL haben wir eine miese Hinrunde gespielt und befinden uns
derzeit im Abstiegskampf. Davon kann ich jetzt ein wenig abschalten,
doch der Druck in der Nationalmannschaft ist ebenfalls enorm. Wir wollen
in Serbien den ersten Schritt zu den Olympischen Spielen nach London
machen. Das erfordert im Moment unsere gesamte Konzentration.
- "Handballwoche":
-
Haben Sie Vorbilder?
- Patrick Wiencek:
-
Ein Idol habe ich nicht, aber ich als Handballer war natürlich
begeistert von den Spielern, die 2007 den Weltmeistertitel geholt haben.
Das waren oder sind noch Typen, von denen man sich etwas abschauen kann.
- "Handballwoche":
-
Sie haben im vergangenen Jahr einen atemberaubenden Aufstieg hingelegt.
Überrascht Sie das nicht selbst ein wenig?
- Patrick Wiencek:
-
Das war schon eine rasante Entwicklung. Von Essen über Gummersbach in
den Europapokal und jetzt die Nationalmannschaft. Für mich ist damit
eindeutig ein Traum in Erfüllung gegangen.
- "Handballwoche":
-
Besteht die Gefahr, dass Sie irgendwann einmal die Bodenhaftung
verlieren?
- Patrick Wiencek:
-
Nein, auf keinen Fall. Dafür sorgt schon meine Familie, die mich auf
dem Boden hält.
- "Handballwoche":
-
In Serbien warten heißblütige Fans auf die deutsche Mannschaft. Haben
Sie davor Respekt?
- Patrick Wiencek:
-
Ich habe die Atmosphäre schon mal in Mazedonien erlebt, als ich mit dem
VfL Gummersbach in Skopje gespielt habe. Die Fans dort waren sehr
lautstark und emotional. Doch das hat mich nur noch mehr motiviert,
dagegenzuhalten und eine gute Leistung abzuliefern. Und so soll das auch
bei der Europameisterschaft in Serbien werden.
- "Handballwoche":
-
Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft ein, das Ziel
Olympia 2012 zu schaffen.
- Patrick Wiencek:
-
Sehr hoch. Wir haben ein intaktes Team und einen sehr guten
Bundestrainer. Jetzt müssen wir nur noch unsere Top-Leistung abrufen
und dann sollten wir unser Ziel realisieren können. Ich fahre mit großem
Optimismus nach Serbien.
- "Handballwoche":
-
Freuen Sie sich schon auf den Wechsel zum THW Kiel?
- Patrick Wiencek:
-
Für jeden Handballer ist es sicher ein Traum, einmal für den THW Kiel
spielen zu dürfen. Ich freue mich sehr auf diese große Herausforderung,
doch bis zum Sommer ist der THW Kiel für mich kein Thema. Denn vorher
heißt es noch, das Ticket für die Olympischen Spiele zu lösen und den
VfL Gummersbach vor dem Abstieg zu retten.Burchard Forth
(Das Interview führte Burchard Forth, aus der "Handballwoche" 01/2012)