Von Dr. Oliver Schulz:
Nach zweieinhalb Jahren als Athletiktrainer des deutschen
Rekordmeisters THW Kiel war
Ole Viken
im Sommer nach Norwegen zurückgekehrt. In seiner Heimat ist er
seitdem in gleicher Funktion für Erstligist Follo HK tätig. Seit
Anfang Januar hat der Physiotherapeut zudem eine neue Tätigkeit
aufgenommen: Der 46-Jährige verstärkt den Trainerstab des
norwegischen Handballverbandes NHF. Er wird sich um Kraft,
Kondition und Schnelligkeit der Herren-Nationalmannschaft, aber
auch jüngerer Auswahlteams des nordischen Landes kümmern und
dabei die Zusammenarbeit mit den Erstligaklubs fördern.
Im Juli 2011 hatte
Ole Martin Viken
die Kieler Förde Richtung Großraum Oslo verlassen. Mit seiner
Frau und den beiden Kindern kehrte der Norweger nach Ski, eine
Kleinstadt mit 27000 Einwohnern südöstlich der Hauptstadt, zurück.
Athletiktrainer bei Follo HK
Dort arbeitet er seitdem für den ortsansässigen Erstligisten
Follo HK, indem er Trainer Jan-Ivar Lorentzen und dessen Assistent
Lars Harald Abelsen im athletischen Bereich unterstützt. Wie die
Regionalzeitung "Østlandets Blad" zu berichten weiß, nahm
nach gegenseitigen Besuchen im Winter 2010 die zaghafte Idee, nach
Norwegen zurück zu kehren und den Einstieg beim derzeitigen
Ligafünften zu wagen, langsam aber sicher immer deutlichere
Konturen an.
Neue breitgefächerte Aufgabe beim Verband
Als Trainer des norwegischen Nationalteams möchte Robert Hedin
sicherstellen, dass seine Schützlinge langfristig physisch mit
den großen Handballnationen Europas mithalten. Zur Umsetzung der
dazu nötigen individuellen Trainingsmaßnahmen holte sich der
Schwede zu Jahresbeginn mit
Viken
einen fachkundigen Mann zur Seite. Der ehemalige Kieler, der
soeben seinen 46. Geburtstag feierte, soll sich zunächst um
A-Nationalmannschaft und Junioren kümmern und dabei von Anfang
an eine Brücke zu den Erstligavereinen bauen. Später soll auch
der noch jüngere Nachwuchs von den Kenntnissen des Physiotherapeuten
profitieren, der vor seiner Zeit beim THW als Trainer auch in
anderen Sportarten, wie etwa Fußball, Leichtathletik, Bodybuilding
und Boxen, Erfahrungen sammelte.
Diese zusätzlichen Trainingseinheiten von Verbandsseite kämen
nicht nur den aktuellen und potentiell zukünftigen Nationalspielern
zu Gute, sondern auch deren Klubs. Dies wiederum werde das Niveau
der heimischen Postenligaen erhöhen, ist sich Hedin gegenüber der
Homepage des NHF sicher.
Langfristige Optimierung individueller Fertigkeiten
Viken will dazu beitragen, die vorhandenen
Fähigkeiten der einzelnen Spieler zu optimieren, indem er ihre
individuellen Stärken und Schwächen analysiert, jedem ein
maßgeschneidertes Training konzipiert und zudem den gesundheitlichen
Status und die Belastung durch den jeweils aktuellen Spielplan
berücksichtigt. Dies bringe die Akteure und die Nationalteams
gleichermaßen voran. Gelänge es nämlich, jeden Spieler auf lange
Sicht auch nur um ein paar Prozent zu verbessern, habe dies große
Auswirkungen auf dessen jeweilige Mannschaft. Die Maßnahmen müsse
man allerdings als langfristige verstehen. Auf die Schnelle könne
man keine Erfolge verbuchen, ließ der Physiotherapeut auf der
Homepage des NHF durchblicken.
Von den Besten lernen
Seine Tätigkeit für Follo HK soll
Viken
parallel zunächst bis zum Saisonende fortsetzen. Auch ein längeres
Engagement beim Klub scheint nicht ausgeschlossen, sofern Terminkalender
und Finanzen keinen Strich durch die anspruchsvolle Doppelrolle machen.
Zurzeit führt Sportdirektor Sixten Kjernlie Gespräche, um das
Trainerteam möglichst auch in Zukunft zusammen zu halten.
Abgerissen scheint der Kontakt Vikens mit
Branchenprimus THW Kiel indes nicht im Geringsten. Im Gegenteil:
"Østlandets Blad" berichtet jüngst von einer Reise einer
dreiköpfigen Delegation Follos - bestehend aus Viken,
Kjernlie und Co-Trainer Abelsen - in die Handballhauptstadt. Nur
Coach Lorentzen habe kurz vor der Abreise leider passen müssen.
"Wir fahren dorthin, um uns weiterzuentwickeln. Mit Ole
als Türöffner haben wir eine einzigartige Möglichkeit bekommen, von
einem der weltbesten Vereine zu lernen. Schon wenn man da nur zuschaut
und beobachtet, kann man sich massenhaft Wissen mitnehmen. Die
Trainingsmethoden dort werden ständig weiter entwickelt. Wir haben
mit Alfred (Gislason, Red.)
über Training und Methoden diskutiert", führte Abelsen letzte Woche
gegenüber "Østlandets Blad" aus.
"Einen solchen Verein einmal zu besuchen, ist eine unglaublich große
Motivation. Das inspiriert einen ganz gewaltig. Es ist ein wenig so,
als ob ein Fußballverein einmal dem FC Barcelona einen Besuch abstatten
darf. Der THW ist ein ganz besonderer Klub, mit einer einzigartigen
Stellung. Fast jeder Spieler auf der ganzen Welt begreift es als eine
Ehre, wenn der THW Kiel an ihm Interesse zeigt. Die haben eine wahnsinnige
Mannschaft aus Topspielern, auf unglaublich hohem Niveau. Hier zu spielen,
ist für die meisten ein Traum", schwärmte der Co-Trainer gegenüber der Zeitung.
(von Dr. Oliver Schulz)