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01.03.2012 DHB-Pokal

Kieler Nachrichten: War das Pokal-Viertelfinale eine irreguläre Rutschpartie?

Zu glatter Boden: THW Kiel hätte das Final Four wahrscheinlich auch kampflos erreicht

Aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2012:

Hannover. Alfred Gislason überlegt lange. Kein Wunder, blickt er doch auf ein intensives Leben als Handballer zurück. Dann sagt der Trainer des THW Kiel schließlich, dass er einen Hallenboden wie den des TSV Hannover-Burgdorf noch nie erlebt hätte. "In meiner ganzen Karriere nicht." Eigentlich wollte der Handball-Rekordmeister im mit 34:29 gewonnenen Pokal-Viertelfinale gar nicht antreten, zu rutschig erschien den "Zebras" der Untergrund in der AWD-Hall, zu groß das Verletzungsrisiko.
Weil offenbar unklar war, welche Rechte der Gast in einem solchen Fall hat, spielte der THW trotzdem, um nicht die Teilnahme am Final Four zu gefährden. Die Reinigungskräfte der Veranstaltungshalle am Maschsee, in der die Handballer Mieter sind, hatten am Morgen den Boden mit einem falschen Mittel behandelt, um die Harzreste zu entfernen. Dabei hatten sich besonders die aufgeklebten Werbeflächen in Rutschbahnen verwandelt. Aber nicht nur die. "Ein Skandal", sagte THW-Kapitän Marcus Ahlm. "So etwas darf nicht passieren." Zwar hätte sich die Standfestigkeit verbessert, nachdem die Bahnen auf Wunsch der Kieler entfernt worden waren. Trotzdem verloren zahlreiche Spieler beider Teams immer wieder den Halt. Besonders hart traf es den Hannoveraner Morten Olsen und den THW-Torhüter Andreas Palicka, der ausrutschte und schmerzhaft auf die Hüfte knallte.

Wolfgang Gremmel, am Dienstagabend als Technischer Delegierter für den Spielbetrieb zuständig, hätte für eine Weigerung der Kieler kein Verständnis gehabt. "Ich habe veranlasst, die Bodenwerbung zu entfernen. Anschließend hatte ich keine Bedenken mehr." An zahlreiche Stürze könne er sich nicht erinnern. "Es waren nur zwei", sagte der 63-Jährige.

Was wäre passiert, wenn die Kieler nicht angetreten wären? Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, verweist auf ein Urteil des Bundessportgerichts, das im Dezember vergangenen Jahres einen Einspruch des Zweitligisten Post Schwerin abgewiesen hatte. In der Begründung hieß es, dass der Heimverein für die "sachgemäße Verwendbarkeit" der Spielfläche zuständig sei. Weil Schwerin dies im Punktspiel gegen den DHC Rheinland am 30. Oktober 2011 nicht gewährleisten konnte, war die Partie mit 2:0 Punkten und einem Torverhältnis von 0:0 für den Gast gewertet worden. Uwe Stemberg hatte damals als Technischer Delegierter entschieden, das Spiel nicht anzupfeifen.

Die Verantwortlichen des TSV Hannover-Burgdorf hatten alles unternommen, um die Rutschgefahr zu lindern. So tummelte sich während des Aufwärmprogramms und in der Halbzeit der gesamte Fanclub "Grüne Welle" auf der Spielfläche, um die besonders glatten Flächen mit Handtüchern zu bearbeiten. "Sie haben sich sehr viel Mühe gegeben", lobte Ahlm. "Dadurch ist es besser geworden." Aber reguläre Bedingungen seien es trotzdem nicht gewesen.

"Ich habe mich auf die Entscheidung der Offiziellen verlassen", sagte Christopher Nordmeyer, Trainer des Gastgebers. "Dass sich keiner verletzt hat, war Glück." Er versprach den Kielern am Sonntag bessere Bedingungen. Dann, wenn der THW im Ligabetrieb erneut zu Gast ist.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 01.03.2012)


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