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28./29.02.2012 - Letzte Aktualisierung: 29.02.2012 DHB-Pokal

DHB-Pokal: THW Kiel löst in Hannover Ticket fürs "Lufthansa Final Four"

DHB-Pokal, Viertelfinale: 28.02.2012, Di., 20.45: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 29:34 (14:15)
Update #4 Videos mit Interviews, KN-Spielbericht, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Dominik Klein war bester THW-Schütze mit sieben Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Dominik Klein war bester THW-Schütze mit sieben Treffern.
Der THW Kiel hat zum dreizehnten Mal das Finalturnier um den DHB-Pokal, das "Lufthansa Final Four", erreicht. Im Viertelfinale gewannen die "Zebras" am Dienstagabend beim Ligakonkurrenten TSV Hannover-Burgdorf mit 34:29 (15:14). Nachdem die Kieler in der ersten Halbzeit lange einem Rückstand hinterher liefen, hatten sie die Partie nach dem Seitenwechsel schnell im Griff, siegten letztlich souverän und können am ersten Maiwochenende in der Hamburger O2-World den achten Pokalsieg in Angriff nehmen. Bester Torschütze des THW in der AWD-Hall war Dominik Klein mit sieben Treffern, auf Seiten der Gastgeber erzielte Lars Lehnhoff 8/3 Treffer.
TSV-Trainer Christopher Nordmeyer und seine Mannschaft glaubten an eine Pokalüberraschung und die Chance auf das erstmalige Erreichen des "Lufthansa Final Four". Die Fans der Niedersachsen indes waren offenbar skeptischer, denn die AWD-Hall war mit weniger als 2.000 Zuschauer nicht einmal halb gefüllt. Da es Probleme mit dem rutschigen Hallenboden gab, mussten diese noch einige Minuten auf den Anpfiff des Viertelfinals warten. Indes: Das Parkett bereitete den Spielern während der Partie dennoch große Schwierigkeiten.
THW anfangs zu behäbig
Marcus Ahlm scheiterte mit den ersten beiden Versuchen, danach verwandelte er zuverlässig wie gewohnt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm scheiterte mit den ersten beiden Versuchen, danach verwandelte er zuverlässig wie gewohnt.
Dann aber hatten zunächst die Anhänger der Gastgeber etwas zu feiern. Denn der THW startete behäbig in die Partie und wirkte müde, obwohl mit Palmarsson, Zeitz und Klein drei Akteure in der Startformation standen, die am Sonntag beim anstrengenden 24:24-Remis in Kopenhagen nur wenig bis gar nicht gespielt hatten. Die Kieler taten sich schwer gegen die Hannoveraner 6:0-Deckung, die aber auch mit viel Einsatzfreude heraus rückte. Zudem erwischte auch TSV-Keeper Nenad Puljezevic einen glänzenden Start, parierte die ersten drei THW-Würfe von Palmarsson, Ahlm und Zeitz und sorgte so dafür, dass seine Mannschaft durch zwei Strafwürfe Lehnhoffs und einen Rückraumkracher von Ex-"Zebra" Piotr Przybecki mit 3:0 in Führung ging.

Nenad Puljezevic war zu Beginn ein fast unüberwindbares Hindernis.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nenad Puljezevic war zu Beginn ein fast unüberwindbares Hindernis.
Christian Zeitz gelang zwar mit einem Unterarmgeschoss wenig später der erste Kieler Treffer, doch Hannover legte erst einmal weiter nach: Puljezevic leitete nach einer Parade gegen Sprenger, der sein Glück aus dem Rückraum versuchte, das 4:1 durch einen Svavarsson-Gegenstoß ein, Lehnhoff konterte den Anschlusstreffer Sprengers mit einem feinen Dreher, und als Puljezevic erneut einen Ahlm-Wurf hielt und Hannovers quirliger Spielmacher Morten Olsen unbeirrt durch die Kieler 3:2:1-Deckung stolzierte und auf 6:2 (10.) erhöhte, lag eine Überraschung in der Luft.

In Überzahl zur Aufholjagd
Kim Andersson erzielte vier Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson erzielte vier Treffer.
Erst eine Zeitstrafe gegen Abwehrchef Rydergard, der Christian Zeitz unsanft stoppte, rüttelte den THW endlich wach. Kim Andersson kam in die Partie, bediente Marcus Ahlm, der im dritten Versuch endlich seinen ersten Treffer beisteuern konnte. Dann blockte Ilic einen überhasteten Johannsen-Wurf und der zunächst nur in der Abwehr an der Spitze der 3:2:1-Deckung agierende Filip Jicha traf per zweiter Welle vom Kreis zum 4:6. Als dann auch noch Olsen verzog und der THW wunderbar auf Sprenger zum 5:6 abräumte, hatten die Kieler die zehn schwachen Anfangsminuten binnen zwei Überzahlminuten fast schon wieder egalisiert.
Morten Olsen trumpft groß auf
Morten Olsen lieferte eine starke erste Halbzeit ab.
Klicken Sie zum Vergrößern! Morten Olsen lieferte eine starke erste Halbzeit ab.
Als die TSV Hannover-Burgdorf wieder komplett war, wusste sie sich aber wieder zu wehren: Svavarsson verwertete einen Abpraller zum 7:5, und auch nachdem Ilic und Ahlm Mitte der ersten Halbzeit den Ausgleich zum 7:7 herstellten, ließen die Gastgeber nicht locker. Mit dem in der ersten Halbzeit überragenden Morten Olsen fanden sie immer wieder ein Mittel gegen die offensive Kieler Deckung. So bediente Olsen Lars Lehnhoff zum 8:7, so erhöhte Szücs nach einer Puljezevic-Parade gegen Andersson mit einem trockenen Rückraumwurf auf 9:7. Nachdem der THW durch einen Ilic-Siebenmeter und den ersten Treffer Kleins erneut egalisierte, drehte Morten Olsen erst so richtig auf: Immer wieder verblüffte der 27-jährige Däne Thierry Omeyer und die gesamte Kieler Deckung mit versteckten Sprung- und ansatzlosen Schlagwürfen, traf zum 10:9 und zum 12:10. Als Olsen dann noch einen weiteren Schlagwurf zum 13:10 (25.) in den Winkel donnerte, zog Alfred Gislason die Notbremse.
Mit Endspurt zur Halbzeitführung
Mit Daniel Narcisse startete die Kieler Aufholjagd.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mit Daniel Narcisse startete die Kieler Aufholjagd.
"Mehr Druck Richtung Tor" forderte der isländische Coach von seiner Mannschaft, und nachdem er bereits kurz zuvor Daniel Narcisse aufs Parkett geschickt hatte, beorderte er nun auch Filip Jicha in den Rückraum sowie Andreas Palicka ins Tor, zudem stellte Gislason auch in der Abwehr auf eine 6:0-Deckung um. Mit durchschlagendem Erfolg: Mit einem unnachahmlichen Wackler läutete Narcisse die Aufholjagd ein, nach einem Fehlwurf Szücs' sorgte Jicha für den 12:13-Anschluss. Zwar sorgte Morten Olsen mit seinem fünften (und letzten) Treffer für den 14. Hannoveraner Treffer, doch nachdem Narcisse zunächst Klein und nach einem technischen Fehler Svavarssons per zweiter Welle Ahlm bediente, hatte der THW die Gastgeber kurz vor dem Seitenwechsel wieder gestellt. Und mehr noch: Bei angezeigtem Zeitspiel unterlief Szücs ein Fehlpass und Klein sorgte mit einem Heber für die erste Gäste-Führung und gleichzeitig den 15:14-Pausenstand.
THW dreht nach Seitenwechsel auf
Auch Filip Jicha zeigte eine starke Partie und kam am Ende auf fünf Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch Filip Jicha zeigte eine starke Partie und kam am Ende auf fünf Treffer.
Personell beinahe unverändert - lediglich Thierry Omeyer kehrte zwischen die Pfosten zurück - starteten die Kieler in die zweiten dreißig Minuten. Und sie machten sofort dort weiter, wo sie aufgehört hatten: Der spielfreudige Narcisse besorgte den ersten Treffer nach Wiederanpfiff, und nachdem Przybecki verkürzte, erhöhten Ahlm und Andersson per Gegenstoß auf 18:15. Die TSV Hannover-Burgdorf fand nur noch selten ein Rezept gegen das Kieler Abwehrbollwerk, so beispielsweise Torge Johannsen, der nach einem Eckball mit einem simplen Doppelpass mit Svavarsson die linke Kieler Abwehrseite aushebelte und zum 16:18 traf. Aber insbesondere Morten Olsen fand nicht mehr in die Partie zurück. Die Würfe des Dänen wurden nun geblockt oder landeten in den Armen von Thierry Omeyer, und auch die Ideen schienen dem Spielmacher langsam auszugehen. Während Jicha per Durchbruch, Sprenger nach weitem Omeyer-Pass und Andersson mit zwei klasse Sprungwürfen auf 22:17 für den THW erhöhten, war bereits Hannes Jon Jonsson für Olsen gekommen, aber auch der Isländer konnte dem Spiel Hannovers nicht seinen Stempel aufdrücken.
Kiel verwaltet Vorsprung
Auch Andreas Palicka rutschte  auf dem sehr glatten Boden aus.
Klicken Sie zum Vergrößern! Auch Andreas Palicka rutschte auf dem sehr glatten Boden aus.
Die mitgereisten Kieler Fans hatten die AWD-Hall mittlerweile fest in ihrer Hand und feierten lautstark jeden Kieler Treffer: Jicha aus dem Rückraum zum 23:19, Klein per Gegenstoß zum 24:19, Jicha per zweiter Welle zum 25:20, Narcisse unnachahmlich zum 26:20 und auch Anderssons postwendende Antwort auf einen Szücs-Treffer zum 27:21 (45.). Der THW Kiel hatte die Partie längst im Griff, lediglich Nenad Puljezevic sorgte mit seinen Paraden dafür, dass sich der Vorsprung noch im Rahmen hielt.

Nachdem der starke Svavarsson zwölf Minuten vor Schluss von seinem Landsmann Jonsson angespielt wurde und zum 24:28 verkürzte, keimte zwar noch kurzzeitig Hoffnung auf bei den Gastgebern. Doch diese machte der THW schnell zunichte: Denn Svavarsson kassierte nach einem Foul an Ahlm eine Zeitstrafe, in Überzahl trafen Klein und Ahlm zum 30:24. Und nachdem das Duo noch zwei weitere Treffer zum 32:24 (53.) folgen ließ, drohte den Hausherren doch noch eine Klatsche. Die TSV aber überstand die Schlussphase, in denen beide Mannschaften noch einmal munter durch- und auf Kraftsparmodus wechselten, glimpflich, so dass statt einer Niederlage im zweistelligen Bereich letztlich ein 29:34 auf der Anzeigetafel stand.

Auch Flensburg und Lübbecke beim "Final Four"
Die "Zebras" bedanken sich nach dem Spiel bei ihren Fans.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die "Zebras" bedanken sich nach dem Spiel bei ihren Fans.
Die Höhe des Erfolgs dürfte den Kielern eh egal gewesen sein. Einzig der Sieg zählt, denn dieser bringt dem THW die erneute Teilnahme am "Lufthansa Final Four", für das sich am Dienstagabend auch der TuS N-Lübbecke (28:25 gegen den VfL Gummersbach) und Vorjahresfinalist SG Flensburg-Handewitt (28:22 gegen den Zweitligisten Neuhausen) qualifizieren konnten. Im letzten Viertelfinalspiel stehen sich am Mittwochabend der Drittligist EHV Aue und der letztjährige Meister HSV Hamburg gegenüber. Darüber, gegen wen der THW Kiel am Samstag, den 5. Mai im Halbfinale in der O2-World antreten muss, entscheidet am Donnerstagnachmittag Thorsten Fink. Der Trainer des Fußballbundesligisten HSV Hamburg zieht ab 14.00 Uhr in der Hansestadt die Lose, Sport1 überträgt die Auslosung live und kostenlos im Internet.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu weiteren Fotos vom Spiel...

Weitere Fotos vom Spiel finden Sie auf der Facebook-Seite unserer Foto-Partnerin Susanne Schauer.

Lesen Sie auch den ausführlichen KN-Spielbericht.

Video-Spielbericht


Stimmen zum Spiel (gesammelt von Gitta Wieberneit):

THW-Trainer Alfred Gislason:
Wir haben unser Ziel erreicht. Wir wussten, dass es schwer werden würde wie auch in den letzten Jahren. Wir hatten nur einen Tag Pause, dann die Anreise und mussten gleich wieder spielen, nachdem wir erst 50 Stunden vorher ein sehr kraftaufwändiges Spiel hatten.

Das war heute ein hartes Stück Arbeit. Es wäre schön gewesen, wenn wir erst am Mittwoch gespielt hätten. So war das schwirig für meine Mannschaft, zumal wir auch Probleme mit dem Boden hatten. Das war teilweise gefährlich. Dadurch kamen dann viele Ballverluste zustande. Aber ich bin stolz auf die Leistung meiner Jungs, besonders nach der Pause.

THW-Geschäftsführer Klaus Elwardt:
Meinen Glückwunsch an den Trainer und die Mannschaft! Die TSV hatte auf uns gewartet und darauf, dass wir Fehler machen. Hut ab, dass man auf diesem Boden doch gespielt hat. Jetzt hoffen wir am Donnerstag auf eine gute Auslosung.

Wenn man immer von der hohen Belastung bei den Spielern spricht, sollte man auch die hohe Belastung für unsere Fans nicht vergessen. Sie haben uns auch heute wieder tatkräftig unterstützt, dafür vielen vielen Dank!

Hannovers Trainer Christopher Nordmeyer:
Wir haben in der zweiten Halbzeit gesehen, dass wir nicht mehr gegenhalten konnten. Jedoch haben wir es in der ersten Halbzeit geschafft, gegen die Kieler 3:2:1 gut zu spielen. Damit bin ich sehr zufrieden. In der zweiten Halbzeit standen wir dann nicht mehr so kompakt in der Abwehr und verloren viele Zweikämpfe. Damit haben wir unser Ziel, heute zu gewinnen, leider nicht erreicht. Aber das Lob von THW-Seite macht mich sehr zufrieden.
THW-Rückraumspieler Kim Andersson gegenüber Sport1:
Was in der ersten Halbzeit los war, ist schwer zu sagen. Wir hatten 48 Stunden vorher ein sehr schweres Spiel in Kopenhagen, mussten heute sehr hart kämpfen. In der zweiten Halbzeit haben wir das dann aber ordentlich gemacht und zurecht gewonnen.

[Woran lag's in der ersten Halbzeit? Geist und Körper müde?]
Ja, alles, außerdem kam auch dazu, dass uns der rutschige Boden etwas gestört hat, da waren wir zunächst sehr vorsichtig, wollten uns nicht verletzen. Aber dann gibt sich das, man vergisst das. In der ersten Halbzeit haben wir auch zu einfache Tore kassiert, in der zweiten Halbzeit dann besser zugemacht. Ich weiß gar nicht, wieviele Spiele wir in den letzten zehn Minuten gewonnen haben. Über 60 Minuten sind wir sehr schwer zu schlagen, da können nur sehr wenige Mannschaften mithalten.

Hannovers Linksaußen Lars Lehnhoff gegenüber Sport1:
Wir haben lange gut mitgespielt, auch gegen solch eine Mannschaft hat man eine Chance. Aber man muss sie auch nutzen...

Video: Stimmen der Trainer

Video: Stimmen der Spieler


DHB-Pokal, Viertelfinale: 28.02.12, Di., 20.45: TSV Hannover-Burgdorf - THW Kiel: 29:34 (14:15)

Logo TSV Hannover-Burgdorf:
Semisch (51.-60., 2 Paraden), Puljezevic (1.-51., 14 Paraden); Johannsen (1), Jonsson, Hallgrimsson (1), Jurdzs (n.e.), Buschmann, Lehnhoff (8/3), Rydergard, Przybecki (3), Szücs (4), Svavarsson (7), Olsen (5), Pollex; Trainer: Nordmeyer
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-26., 31.-54., 8 Paraden), Palicka (26.-30., 54.-60. und ein Siebenmeter, 2/1 Paraden); Andersson (4), Lundström (n.e.), Sprenger (3), Ahlm (6), Kubes, Reichmann (1), Zeitz (1), Palmarsson (1), Narcisse (3), Ilic (3/2), Klein (7), Jicha (5); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Christoph Immel / Ronald Klein
Zeitstrafen:
Hannover: 5 (2x Rydergard (10., 21.), Olsen (30.), Svavarsson (49.), Szücs (52.));
THW: 2 (Ahlm (21.), Zeitz (58.))
Siebenmeter:
Hannover: 4/3 (Palicka hält Lehnhoff (60.));
THW: 2/2
Spielfilm:
1. Hz.: 3:0 (5.), 3:1, 4:1, 4:2, 6:2 (9.), 6:5 (12.), 7:5, 7:7 (16.), 9:7, 9:9, 11:9 (21.), 11:10, 13:10 (25.), 13:12, 14:12, 14:15;
2. Hz.: 14:16, 15:16, 15:18, 16:18, 16:20 (35.), 17:20, 17:22, 19:22 (39.), 19:24, 20:24, 20:26 (44.), 21:26, 21:27, 23:27, 23:28, 24:28 (48.), 24:32 (53.), 26:32, 26:33, 29:33, 29:34.
Zuschauer:
1.983 (AWD-Hall, Hannover)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2012:

Nach Stotterstart den Weg ins Final Four freigemacht

Eine Halbzeit Anlaufzeit, dann stürmte der THW mit 34:29 in Hannover zum Pokalsieg
Hannover. Die Handball-Maschine ist zum 13. Mal im Final Four angekommen. Nur zwei Tage nach dem schweren Champions-League-Spiel bei der AG Kopenhagen setzte sich der THW Kiel gestern Abend im Pokal-Viertelfinale beim TSV Hannover-Burgdorf nach Startproblemen mit 34:29 (15:14) durch.

In der Bundesliga ist die AWD-Hall eine kleine Hölle. Die Begegnung mit der Hitze wird der THW Kiel am Sonntag haben, wenn die "Zebras" im Punktspiel zu Gast sind. Im DHB-Pokal wurde es in der knapp 4000 Zuschauer fassenden Arena nie hitzig. Bei der Vorstellung der Hannoveraner konnte der Eindruck entstehen, die Spieler hätten sich, ganz cool, diesmal auf Vornamen reduzieren lassen. In der Regel schreit in den meisten Hallen einer den Vornamen ins Mikrofon, der Nachname fällt dann in den Zuständigkeitsbereich der Fans. Gestern schlug der Doppelpass fehl, weil die Antworten ausblieben. Gut die Hälfte der lediglich 2000 Zuschauer hielten es mit den Kielern, die sehr herzlich empfangen worden waren.

Im Vorfeld fühlte sich dieses Viertelfinale wie ein Testspiel an. Die Niedersachsen hatten sich nichts ausgerechnet. Manager Benjamin Chatton sprach gar davon, dass die Glücksfee Urlaub gemacht hätte, als dem TSV der Titelverteidiger zugelost worden war. Der Liga-14. haderte nicht nur mit der Höhe der Hürde, sondern auch mit dem tiefen Loch in der Kasse. In den ersten Runden hatte der TSV auswärts bei Zweit- und Drittligisten antreten müssen. Klare Ergebnisse, aber dunkelrote Zahlen. Und gegen den THW füllte sich die Halle auch nur zur Hälfte, weil der gleiche Gegner bereits am Sonntag wieder zu Gast ist. Weil das Spiel erst um 20.45 Uhr angepfiffen wurde. Weil Sport1 live übertrug. Weil...

"Wir hätten lieber in Kiel gespielt", sagte Pressesprecher Holger Staab. "Da hätten wir wenigstens ein bisschen Geld verdient." Wer mit dem THW das Heimrecht in einem Viertelfinale tauschen will, glaubt nicht an das Erreichen der Pokalendrunde, die morgen von Thorsten Fink, Trainer des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV, ausgelost wird. Das sollte sich nach zehn Minuten ändern. Das Team von Christopher Nordmeyer ("Kiel war klar besser") führte 6:2 gegen einen THW, der noch unter der Kopenhagen-Reise litt. Besonders im Angriff spielten die Gäste fahrig, aber auch in der Deckung taten sich erstaunliche Lücken auf. Dazu kam der rutschige Boden, den der Hausmeister am Morgen versehentlich mit Seifenlauge gereinigt hatte. "Das war ein Skandal", sagte Kapitän Marcus Ahlm. "So etwas darf nicht passieren." Die Kieler hatten intensiv beraten, ob sie überhaupt antreten wollten. "Aber wann hätten wir dann spielen sollen?" fragte sich THW-Trainer Alfred Gislason mit Blick auf den prallen Terminkalender. "Hätte sich ein Spieler verletzt, wären wir allerdings sofort abgereist."

Auf dem glatten Boden hätten sich die Taktiken nicht sauber umsetzen lassen. So dauerte es eine Halbzeit, bis sich die Gäste an den Untergrund gewöhnt und das Kopenhagen-Spiel aus den Knochen gespielt hatten. "Ich bin stolz auf die Truppe", sagte der sechsfache Torschütze Filip Jicha, der seine Sohlen mit Harz beschmiert hatte. "Das war eines der schweren Spiele in dieser Saison."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2012)


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