Der THW Kiel war auch vom Bundesliga-Zweiten nicht zu stoppen: 47 Minuten lang hielten
die Füchse Berlin im
Achtelfinale des DHB-Pokals Anschluss
an den THW Kiel, dann brachte
Alfred Gislason Torhüter
Andreas Palicka für den keinesfalls schlechten
Thierry Omeyer ins Spiel. Die Kieler Abwehr rührte Beton an,
kassierte in der Schlussphase zwölf Minuten lang kein Tor mehr und zog Tor um Tor davon.
Den schönsten Treffer erzielte der starke
Christian Zeitz, der einen langen
Heinvetter-Pass in der eigenen Hälfte abfing und den Ball von dort aus auf direktem
Weg zum 39:27 ins Tor beförderte. Am Ende hieß es 39:28 (17:14) für den THW, der damit
zum elften Mal in Folge ins
Viertelfinale einzog und
einen weiteren Schritt in Richtung Titelverteidigung im DHB-Pokal machte.
Im Gipfeltreffen des Tabellenzweiten der TOYOTA Handball-Bundesliga
gegen den ungeschlagenen Spitzenreiter behielten die
"Zebras" trotz einer hitzigen Anfangsphase kühlen
Kopf und siegten bei den Füchsen Berlin letztlich deutlich. Dabei lagen
die Kieler zwar ständig in Führung,
konnten sich aber erst in der Schlussviertelstunde absetzen.
Beste Torschützen bei den vor allem im Angriff vollends überzeugenden Kielern waren
Kim Andersson, der sechs seiner sieben Tore in der ersten Hälfte erzielte,
Zeitz und Momir Ilic mit jeweils sieben
Tore. Vier davon markierte Ilic bei vier Versuchen vom
Siebenmeterstrich. Rund 1000 THW-Fans unter den nur 6.300 Zuschauern
feierten die erneut grandiose Leistung ihrer Mannschaft, die
damit auch das vierte Spitzenspiel binnen zehn Tagen erfolgreich zu Ende spielte.
Berlin in Bestbesetzung, THW ohne Narcisse
Während die Füchse mit dem kompletten Kader antreten konnten,
fehlte bei den Gästen
Daniel Narcisse. Der Franzose,
der beim knappen
Bundesligasieg der "Zebras" im November
in der Bundeshauptstadt überragte, stand zwar trotz Kniebeschwerden
auf dem Spielberichtsbogen, zum Einsatz kam er aber nicht.
Stattdessen startete
Alfred Gislason mit
Aron Palmarsson auf der Spielmacher-Position,
die Spitze der 3:2:1-Deckung übernahm
Filip Jicha. Zudem rückte
Daniel Kubes ins Team - der Tscheche übernahm den
Abwehrpart auf der Halbposition von
Kim Andersson,
der sich damit voll und ganz auf den Angriff konzentrieren konnte.
Schock für Kubes
Und das tat der schwedische Linkshänder in brillanter Manier:
Die Anfangsphase wurde zu einem Duell zwischen
Andersson
und Berlins Spielmacher Bartlomiej Jaszka, die dem Spiel mit
ihren Toren den Stempel aufdrückten. Dabei legten
die Kieler in einer rasanter Partie stets vor, bis
zum 5:5 (9.) glichen die Füchse aber postwendend aus.
In der Zwischenzeit hatte der THW bereits
Daniel Kubes
verloren: Gegen den Antritt von Sven-Sören Christophersen kam
der Abwehrspezialist zu spät und erwischte den Nationalspieler
im Gesicht, die Unparteiischen
Geipel/Helbig
zeigten direkt die rote Karte - eine harte, aber vertretbare Entscheidung.
Gislason stellt Abwehr um
Doch die "Zebras" ließen sich davon und von nun weiteren hitzigen
Duellen nicht aus der Ruhe bringen:
Alfred Gislason brachte
Momir Ilic und stellte um auf eine 6:0-Deckung.
Aron Palmarsson traf dann zum 6:5, und
Kim Andersson besorgte mit seinem bereits vierten
Treffer die erste Zwei-Tore-Führung des Spiels. Nachdem
Omeyer erstmals einen Jaszka-Wurf
parieren konnte, war sogar die Chance gekommen, weiter
davon zu ziehen. Jedoch unterlief
Andersson, dem nun
sein Landsmann Jonathan Stenbäcken statt des schwachen Christophersen
als Gegenspieler entgegen gestellt wurde, ein Fehlpass,
und nachdem
Palmarsson an Heinevetter scheiterte,
hatten die Gastgeber durch Petersson und Jaszka wieder ausgeglichen (7:7, 14.).
Glanzvolle Angriffe des THW
Der THW blieb aber im Drücker:
Andersson
mit Treffer Nummer fünf zum 8:7,
Ahlm nach schönem
Jicha-Pass zum 9:8,
Anderssons
sechster Streich zum 10:9 - besonders im Angriff zeigten
die "Zebras" gegen die als robust geltende 6:0-Deckung
der Füchse eine mehr als ansprechende Leistung.
Zeitweise boten die Kieler absoluten Traum-Handball,
beantworteten Berliner Treffer liebend gerne durch die Schnelle
Mitte, spielten die Füchse aber auch im gebundenen
Spiel durch viele Kreuzungen im Rückraum schwindlig.
Atemberaubend der Treffer zum 14:12:
Kim Andersson
stieg hoch, doch statt sein siebtes Tor zu erzielen, spielte
er aus luftiger Höhe auf
Momir Ilic, der den Ball
dann hinter seinem Rücken auf Linksaußen
Dominik Klein
ablegte - der Rest war Formsache.
Im Schlussspurt zur Pausenführung
Jedoch: Auch nach dem Gegenstoßtreffer
Reichmanns
zum 15:12 gaben die Hausherren nicht klein bei, kamen
durch den im ersten Durchgang überragenden Jaszka
und einen Gegenstoß Richwiens nach spektakulärem
Heinevetter-Pass wieder zum Anschluss und hatten
gar die Chance, kurz vor der Pause zum 15:15 auszugleichen.
Die Kieler Deckung - mittlerweile wieder offensiv
ausgerichtet - stand zwar gut, doch Iker Romero
erkämpfte sich einen Strafwurf. Ivan Nincevic
aber verwarf den Siebenmeter,
Palmarsson
tankte sich zum 16:14 durch, und nach einem Bult-Fehlwurf stellte
Filip Jicha den verdienten 17:14-Pausenstand her.
Kiel zieht erstmals davon
Den Auftakttreffer der zweiten Halbzeit setzte Ivan Nincevic, nachdem sich
Christian Zeitz, der mittlerweile auf der Halbposition
deckte, beim Herauslaufen verschätzt hatte. Der Linkshänder
des THW Kiel ärgerte sich über seinen Fehler, machte
diesen aber kurze Zeit später doppelt wett: Nach
dem 18:15 durch einen Unterarmwurf
Ilics gelang
Zeitz dieses Mal der Steal, den er per Gegenstoß
nicht nur zum 19:15 vergoldete, sondern zudem noch eine
Zeitstrafe gegen Jaszka herausholte. Als
Omeyer dann gegen Christophersen parierte
und
Ilic das Ergebnis per Strafwurf auf 20:15 (33.)
schraubte, feierten nur noch die schwarz-weißen Fans.
Berlin in Überzahl wieder dran
Allerdings ließen sich die Berliner auch vom Fünf-Tore-Rückstand
nicht aus dem Konzept bringen. Sie versuchten es in
ihren Angriffen nun öfter erfolgreich über den Kreis,
so dass der Kieler Vorsprung bis zum 24:19 (37.) zumindest
nicht weiter anwuchs. Als dann
Momir Ilic
und zwei Minuten später
Christian Zeitz
für zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen mussten, nutzten die
Füchse die Überzahlsituationen konsequent aus: Der
stärker werdende Petersson, Romero per Siebenmeter
und Nincevic per Gegenstoß verkürzten auf 22:24, ehe
Aron Palmarsson in Unterzahl Verantwortung
übernahm und in Unterzahl das wichtige 25. Kieler Tor erzielte.
Palicka hält den Kasten sauber
Es blieb spannend: Petersson,
Ilic, Stenbäcken, Romero und
Ahlm setzten die nächsten Treffer, ehe Nincevic aus
spitzem Winkel auf 26:28 verkürzte. In dieser 47. Spielminute
entschied sich
Alfred Gislason
für einen Torwartwechsel, weil der im ersten Durchgang starke
Thierry Omeyer nach dem Seitenwechsel
nur noch zwei Paraden zeigen konnte. Mit der Hereinnahme
von
Andreas Palicka wurde auch die Kieler
Deckung noch einmal wach gerüttelt, die nun noch konsequenter
und mit noch mehr Einsatz zu Werke ging. Nach einem
grandiosen Hüftwurf
Zeitz'
in den Winkel musste Iker Romero bei angezeigtem Zeitspiel
abschließen - aber
Palicka hielt, und vorne bediente
Filip Jicha den unermüdlich rackernden
Marcus Ahlm zum 30:26. Als dann auch noch
Torsten Laen bei seinem Torwurf im Kreis stand und sich
Filip Jicha unnachahmlich zum 31:26 (50.)
durchtankte, wurden die Füchse dann aber doch nervös.
Sigurdsson lässt offensiv decken
Dagur Sigurdsson setzte nun auf eine offensive Deckung, um noch
einmal eine Trendwende zu schaffen. Doch ohne Erfolg:
Christian Zeitz fing einen abgeblockten
Petersson-Wurf ab,
Andreas Palicka
hielt einen weiteren Romero-Wurf, und
Palmarsson
traf im Doppelpack zum vorentscheidenden 33:26, in der
Max-Schmeling-Halle waren längst nur noch die Kieler
Schlachtenbummler zu hören.
In der Schlussphase klappt alles
Und die Kieler setzten in den letzten Minuten noch einen
oben drauf:
Andreas Palicka
parierte auch gegen Löffler und sogar einen Siebenmeter
Iker Romeros,
Momir Ilic
zeigte weiterhin Nervenstärke vom Siebenmeter-Punkt, und die Würfe von
Christian Zeitz fanden nun sogar auch
abgefälscht ihren Weg ins Tor. Erst in der 59. Minute,
als die THW-Fans längst ihre Hymne "Schwarz und weiß" angestimmt
hatten, unterbrach Colja Löffler den unglaublichen
Lauf der "Zebras", die zehn (!) Tore in Folge erzielten.
Nur
Andreas Palicka ärgerte sich
schmunzelnd über seinen ersten Gegentreffer, gab
er doch nach dem Spiel augenzwinkernd zu Protokoll,
dass er doch "zu Null" hätte spielen wollen.
Und als die Partie bereits am Austrudeln war, gelang
Christian Zeitz dann noch das Tor des Tages:
Nachdem Silvio Heinevetter gegen
Marcus Ahlm
parieren konnte, wollte der deutsche Nationalkeeper mit einem
weiten Pass einen Gegenstoß einleiten. Doch
Zeitz
fing den Ball in der eigenen Hälfte ab und warf von dort direkt
auf das verwaiste Berliner Tor - Heinevetter versuchte
mit einem Hechtsprung vergeblich, den 39. Kieler Treffer zu verhindern.
Auslosung am kommenden Sonnabend - Kopenhagen kommt Sonntag
Die Auslosung für die Viertelfinals, die Ende Februar 2012 ausgetragen
werden, findet am kommenden Sonnabend in der Flensburger Campushalle
statt. Anlässlich des Bundesligaspiels der Nordlichter
gegen die Rhein-Neckar Löwen (live ab 15 Uhr auf Sport1)
wird SG-Ikone Jan Holpert in der Halbzeitpause als
Glücksfee fungieren. Im Lostopf befinden sich neben dem
THW Kiel noch die Bundesligisten HSV Hamburg (33:32 in Mannheim),
SG Flensburg-Handewitt, TuS N-Lübbecke,
TSV Hannover-Burgdorf und VfL Gummersbach sowie der
Zweitligist TV 1893 Neuhausen (32:30 n.V. gegen Göppingen) und der Drittligist EHV Aue.
Die nächste Herkulesaufgabe für den THW Kiel steht bereits
am kommenden Sonntag an: Um 17.00 Uhr empfangen die "Zebras"
in der Sparkassen-Arena den dänischen Meister AG Kopenhagen.
Mit einem Sieg könnten die Kieler dann auch in der Champions
League die Tabellenführung in der Gruppe D übernehmen.
(Sascha Krokowski)
Alle Ergebnisse des Achtelfinals im DHB-Pokal finden Sie hier.
Lesen Sie bitte auch
Ich bin natürlich sehr stolz auf die Mannschaft und sehr
zufrieden, dass wir weitergekommen sind. Das war
ein viel schwierigeres Spiel, als es das Ergebnis
ausdrückt. Es war sehr eng bis zur 50. Minute,
und wir mussten alles geben. Wir haben aber sehr
gut und sehr diszipliniert gespielt. Uns ist
sehr viel gelungen, und deshalb haben wir uns
letztlich absetzen und diesen wichtigen Sieg
landen können. Ich denke, er war verdient - vielleicht aber
nicht in dieser Höhe, weil bei uns in den letzten zehn
Minuten alles klappte und die Füchse eingesehen hatten,
das nichts mehr drin war.
Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson:
Wir haben insgesamt gar nicht so schlecht gespielt, aber Kiel
war einfach besser. Sie haben unsere Abwehr mehrmals
auseinander genommen und sind damit zu leichten
Torchancen gekommen. Das hat unseren Torhütern
den Tag schwer gemacht, sie sind nicht in den
Rhythmus gekommen. Trotzdem sind wir irgendwie
dran geblieben bis Mitte der zweiten Halbzeit.
Als der THW dann wieder auf vier Tore davon zog,
ging unser Mut verloren. Wir haben es dann mit
offensiver Abwehr versucht, das war dann die
weiße Fahne. Kiel zog dann weg, und wir haben leider zum
Schluss zu viele Tore kassiert. Aber so ist das halt,
wenn man zu früh aufgibt.
Ich frage mich, woher unsere Mannschaft immer wieder die
Kraft nimmt und die Motivation, immer wieder so dominant
aufzutreten. Das Spiel gegen die Füchse hätte
auch gerne ein Halbfinale in Hamburg sein können,
aber leider mussten wir heute schon gegeneinander
spielen. Jetzt wollen wir hoffen, dass wir nicht
im Viertelfinale gegen den HSV oder Flensburg spielen
müssen, womöglich auch noch auswärts - wobei der Trainer
sagt, dass wir momentan auswärts besser sind. Aber bei
unserem Programm wäre ein vermeintlich
leichterer Gegner vielleicht mal ganz angebracht.
Füchse-Manager Bob Hanning:
Lieber in der Liga mit einem Tor verlieren und im Pokal
mit elf Toren als anders herum, weil es das Torverhältnis
nicht belastet. Ganz ehrlich: Wenn man heute auf
der anderen Seite gesessen hätte, hätte man viel
Freude gehabt, denn es war ein richtig geiles Spiel
vom THW. Es war wirklich eine Demonstration, immer
wieder über die schnelle Mitte das Tor der Heimmannschaft
auszugleichen. Wir haben uns aber lange gewehrt,
ich bin eigentlich nicht unzufrieden. Bis zur 45.
Minute war das Spiel offen, und mit einem kleinen
Quäntchen Glück kann man irgendwann noch mal am Sieg
riechen. Das hat heute einfach nicht funktioniert.
Wir haben unser Spiel durchgezogen über 60 Minuten, haben dann in der zweiten Halbzeit
ein paar leichte Tore gemacht. Zudem hatten wir heute eine sehr gute Wurfquote.
Wir haben bisher einen sehr schweren Dezember hinter uns, aber es war heute schön zu gewinnen.
Die Beine sind müde, aber wenn man gewinnt, vergisst man das. Bald ist der Dezember vorbei,
dann haben wir ein paar Tage zur Erholung.
Einen Wunschgegner für das Viertelfinale haben wir nicht,
wir wollen ins Final Four. Wir nehmen jeden, der kommt, wir wollen jeden schlagen.
THW-Rückraum-Ass Filip Jicha gegenüber den KN:
Nach dem Spiel ist schon wieder vor dem Spiel. Das ist die
traurige Seite im Sport. Wir können uns gar nicht
richtig freuen, schließlich kommt am Sonntag schon
Kopenhagen nach Kiel.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Ich muss unseren Trainer loben. Gegen diesen Gegner
haben wir in der Saison bereits gespielt, eigentlich sind alle Taktiken bekannt.
Und dann enden unsere Spielzüge auf einmal an einer
Stelle, an der es der Gegner nicht erwartet.
THW-Torhüter Andreas Palicka gegenüber den KN:
Titi (Omeyer, d. Red.) hat
auch nicht schlecht gehalten, aber der Trainer wollte
etwas Neues probieren. Es ist gut für mich, dass es so
gut geklappt hat. Es bestätigt mir, dass ich richtig trainiere.
Füchse-Kapitän Torsten Laen gegenüber den KN:
Dieses Ende haben unsere Zuschauer nicht verdient. Die Fehler, die
wir am Ende gemacht haben, werden von Kiel gnadenlos
bestraft.
- Füchse Berlin:
-
Heinevetter (1.-30., 44.-60. und ein Siebenmeter, 8 Paraden),
Stochl (31.-44. und ein Siebenmeter, 1 Parade);
Löffler (1),
Laen (3),
Spoljaric,
Richwien (4),
Pevnov (1),
Romero (3/2),
Stenbäcken (2/1)
Bult,
Jaszka (5),
Nincevic (5),
Petersson (4),
Christophersen;
Trainer: Sigurdsson
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-47., 8 Paraden),
Palicka (47.-60., 5/1 Paraden);
Andersson (7),
Lundström,
Sprenger,
Ahlm (4),
Kubes,
Reichmann (1),
Zeitz (7),
Palmarsson (5),
Narcisse (n.e.),
Ilic (7/4),
Klein (2),
Jicha (6);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Lars Geipel / Markus Helbig.
- Zeitstrafen:
-
Berlin: 2 (Jaszka (32.), Laen (45.)) ;
THW: 2 (Ilic (38.), Zeitz (40.))
- Rote Karte:
-
THW: Kubes (8.) nach grobem Foulspiel
- Siebenmeter:
-
Berlin: 5/3 (Nincevic gegen Omeyer überweg (28.), Palicka hält Romero (54.));
THW: 4/4
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:3 (5.), 3:3, 3:4, 4:4, 4:5, 5:5 (9.),
5:7 (12.), 7:7, 7:8, 8:8, 8:9, 9:9 (17.), 9:12 (19.), 10:12, 10:13,
11:13, 12:13, 12:15 (24.), 14:15, 14:17;
2. Hz.: 15:17, 15:20 (33.), 16:20, 16:21, 17:21, 17:22, 19:22 (36.),
19:24, 22:24 (41.), 22:25, 23:25, 23:26, 24:26 (44.), 24:27,
25:27, 25:28, 26:28 (47.), 26:38 (58.), 27:38, 27:39, 28:2.
- Zuschauer:
-
6.306 (Max-Schmeling-Halle, Berlin)
- Spielgrafik:
-
Aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2011:
THW stürmte ins Pokal-Viertelfinale
Beim 39:28 in Berlin trafen Andersson, Ilic und Zeitz siebenmal
Berlin. Der THW Kiel hat das Pokal-Viertelfinale
erreicht. Gestern Abend siegte der Handball-Rekordmeister
bei den Füchsen Berlin mit 39:28 (17:14). Zahlen,
die den Spielverlauf vernebeln, hielt der Liga-Zweite doch
bis zur 47. Minute mit, um dann gedemütigt
zu werden. Der Pokalverteidiger blickt jetzt gespannt
nach Flensburg. Am Sonnabend werden in der
Halbzeit des Bundesliga-Spitzenspiels zwischen der
SG und den Rhein-Neckar Löwen die Paarungen für
die Runde der letzten Acht ausgelost. "Losfee" ist der
ehemalige SG-Torhüter Jan Holpert.
Aber der Reihe nach: Kiel hatte auf Daniel Narcisse verzichtet,
der Ende Oktober die Füchse im Liga-Gipfel quasi
im Alleingang besiegt hatte. Bis kurz vor Mitternacht hatte
die medizinische Abteilung sich bemüht, seine Knieschmerzen
zu lindern. Vergeblich. Auch der zweite Berlin-Faktor aus dem Punktspiel,
Filip Jicha, kam schwer in die Partie. In der Regel liegt
dem Tschechen die Berliner Luft. Es ist gar nicht so lange
her, da warf er im Fuchsbau 13 Tore. Doch diesmal benötigte
er einen langen Anlauf. In der 24. Minute hatte Füchse-Torwart
Silvio Heinevetter zwar erst fünf Würfe pariert, aber
vier von Jicha.
Die Gäste hatten mit einer offensiven Deckung begonnen,
doch der 3:2:1-Riegel schnappte zunächst nicht zu.
Besonderes der flinke Mittelmann Bartlomej Jaszka, der
die Abwehr als eine Art Ehrenformation verstand, warf
Tor um Tor. Es wurde deutlich, warum Füchse-Manager
Bob Hanning ihn als "Daniel Düsentrieb" adelt, jenen genialen
Erfinder aus der Comic-Stadt Entenhausen.
Gislason hatte in der Deckung
überraschend Daniel Kubes gebracht, der den gefährlichsten
Rückraumschützen der Berliner, Sven-Sören Christophersen, stoppte sollte.
Es gelang ihm bereits nach wenigen Minuten, allerdings
nicht auf die gewünschte Art. Kubes kam bei einer Rettungsaktion
gegen den deutschen Nationalspieler zu spät, traf ihn hart an Schulter und
Kopf - Rot. Eine vertretbare Entscheidung.
Die Kieler ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Zumal
sie sich in der Startphase auf Kim Andersson verlassen
konnten. Fast schwerelos schwebte der Schwede bei seinen
Würfen über das Parkett. Mit dem Kopf an der Hallendecke,
so schien es, entschied er sich in aller Ruhe für eine
Ecke und wählte die ohne Heinevetter. "Gegen solche
Würfe siehst Du in der Deckung wie ein A-Jugendlicher
aus", fasste Füchse-Kapitän Torsten Laen die Gefühlslage
seiner ratlosen Kollegen zusammen.
Nach 40 Minuten räumte Andersson mit
Schmerzen in der rechten Schulter das Feld und Christian Zeitz
füllte die Lücke - mit
sieben Toren.
Am 4. Mai 2011 hatten die Kieler gegen den SC Magdeburg
verloren, seitdem alle Spiele gegen nationale Konkurrenten
gewonnen. Eine Bilanz, die das Kreuz gerade,
den Kopf klarer und die Brust breiter werden lässt. Das war
gegen Berlin offensichtlich. Immer wenn das Team von
Dagur Sigurdsson traf, und der Hallensprecher den Namen
des Schützen verkünden wollte, musste er nach der ersten
Silbe abbrechen - weil ein Kieler getroffen hatte.
Immer wenn die Hausherren den Abstand einmal auf
zwei Tore verkürzen konnten, hatte die eiskalten Kieler, die
auch in der Abwehr ihre Lösungen gefunden hatten, eine
Antwort. Und als Gislason
in der 47. Minute Andreas Palicka
einwechselte, gelang dem jungen Schweden Außergewöhnliches.
Er schloss seinen Kasten für elf endlose Minuten
ab und legte den Grundstein für zehn THW-Tore in
Folge. "Alfred hat gesagt, ich soll
alle Bälle halten", sagte Palicka und schmunzelte.
"Das ist mir leider nicht gelungen."
Und Jaszka? Auch ein Düsentrieb, so scheint es,
gehen irgendwann die Ideen aus. Im echten Leben ist das
gegen einen solchen Gegner aber keine Schande.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 15.12.2011)