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25./26.10.2011 - Letzte Aktualisierung: 26.10.2011 DHB-Pokal

DHB-Pokal: Heimnimbus gewahrt, Achtelfinale erreicht: Klarer Sieg gegen Magdeburg

DHB-Pokal, 3. Runde: 25.10.2011, Di., 20.15: THW Kiel - SC Magdeburg: 28:19 (16:10)
Update #3 KN-Spielbericht, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt ...

Starke Leistung: Marcus Ahlm erzielte vier seiner fünf  Tore in der ersten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Starke Leistung: Marcus Ahlm erzielte vier seiner fünf Tore in der ersten Halbzeit.
Den unglaublichen Heimnimbus mit beinahe 21 Jahren ohne Pokal-Heimniederlage gewahrt, das Achtelfinale des DHB-Pokals erreicht: Der THW Kiel hat am Dienstagabend seine Aufgaben souverän erfüllt. Gegen den SC Magdeburg setzten sich die Zebras klar mit 28:19 (16:10) durch. Bester Torschütze vor 4500 stimmungsvollen Zuschauern war Momir Ilic, der acht seiner insgesamt 9/4 Treffer in der ersten Halbzeit erzielte. Eine starke Leistung bot auch Torhüter Andreas Palicka, der 60 Minuten im Kasten des THW stand und 19 zum Teil spektakuläre Paraden zeigte. Eine klasse Partie spielte auch Kapitän Marcus Ahlm: In der ersten Hälfte zermürbte der Kieler Kapitän den Deckungsverband der Bördestädter.
Etwas mehr als sechs Minuten brauchten die Zebras gegen den Champions-League-Sieger 2003, um ihre Visiere in der Offensive zu justieren. Mit 2:0 führten die Gäste aus Magdeburg zu diesem Zeitpunkt und hatten davon profitiert, dass Kim Andersson, Momir Ilic und Aron Palmarsson entweder nicht genau zielten oder am Pfosten scheiterten. Dann brach Ilic mit einem Siebenmeter den Torbann, und knappe vier Minuten später hatten sich die Zebras ihre erste Zwei-Tore-Führung heraus geworfen. Aus einer starken Deckung heraus, hinter der Palicka klasse agierte, kämpfte sich Ahlm zwei Mal mustergültig frei, ein weiterer Ilic-Siebenmeter brachte das 4:2 (11.). Satte neun Minuten blieben die Gäste ohne Torerfolg - doch weiter absetzten konnten sich die Kieler zunächst nicht.

Überragender Ilic
Nicht zu stoppen war Momir Ilic in der ersten Hälfte. Der Serbe markierte die Hälfte aller THW-Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nicht zu stoppen war Momir Ilic in der ersten Hälfte. Der Serbe markierte die Hälfte aller THW-Tore.
Die Magdeburger fanden immer wieder eine Lücke im Deckungsverbund. Nach 17 Minuten verkürzte Grafenhorst zum 6:7. Ilic beruhigte die Fan-Gemüter mit einem 101-km/h-Rückraum-Wurf, legte dann einen im nachwurf verwandelten Siebenmeter nach, um nach Jureckis 7:9-Anschlusstor auch in Unterzahl zu treffen: Das 10:7 war wie eine Initialzündung für die Zebras. Hinten hielt die Deckung, was durchrutschte, schnappte sich Palicka. Und vorne wurde gespielt. Andersson aus dem Rückraum und Henrik Lundström nach tollem Palmarsson-Pass von Außen erhöhten auf 12:7, Magdeburgs Coach Frank Carstens reagierte mit einer Auszeit auf den Zwischenspurt der Zebras. Er brachte Andreas Rojewski auf Halbrechts - eine gute Entscheidung. Noch drei Mal traf der Linkshänder bis zum Seitenwechsel. Allerdings: Seine Mannschaftskameraden kamen nicht mehr zum Zug. Ganz anders der THW: Bei den Zebras zermürbte Ahlm den SCM-Mittelblock und traf sicher, Ilic machte sein achtes Tor nach einer Schnellen Mitte, und auch der nach 27 Minuten eingewechselte Filip Jicha zeigte im Eins-gegen-Eins unbedingten Siegeswillen. Die Konsequenz: Bis zur Pause hatten die Kieler sich einen komfortablen 16:10-Vorsprung heraus gespielt.

Volldampf auch nach der Pause
Diskussionsbedarf: Filip Jicha erläuterte Grafenhorst, warum dieser für zwei Minuten auf die Bank musste.
Klicken Sie zum Vergrößern! Diskussionsbedarf: Filip Jicha erläuterte Grafenhorst, warum dieser für zwei Minuten auf die Bank musste.
Auch nach dem Seitenwechsel gingen die Kieler konzentriert zur Sache. Sprenger erhöhte mit seinem einzigen Tor auf 17:10, was erneut Rojewski konterte. Dann musste Grafenhorst für zwei Minuten auf die Bank - und bekam von Jicha noch eine Standpauke wegen seines Fouls. Die Überzahl spielte der THW konsequent aus: Andersson markierte das 18:11, Narcisse bediente Ahlm im Gegenstoß mit einem Traumpass, den der Kreisläufer sicher zum 19:11 verwandelte. Als Jicha sich dann von keinem Gegenspieler stoppen ließ, Lundström einen Gegenstoß nach starkem Abwehrblock verwandelte und auch Tobias Reichmann sich nach einem genialen Jicha-Zuspiel in die Torschützenliste eintrug, führte der THW mit 22:12 (40.). Carstens nahm die Auszeit, doch eine Vorentscheidung war gefallen. Alfred Gislason wechselte nun munter durch, Ahlm durfte sich ebenso ausruhen wie Ilic, der in der zweiten Halbzeit nur für einen weiteren, sicher verwandelten Siebenmeter eingewechselt wurde. Christian Zeitz kam für Andersson, und Lundström wurde durch Dominik Klein ersetzt.

Sicherer Erfolg
19 Paraden: Andreas Palicka hielt 50 Prozent aller Würfe.
Klicken Sie zum Vergrößern! 19 Paraden: Andreas Palicka hielt 50 Prozent aller Würfe.
Die Wechsel stoppten den Spielfluss nur kurzfristig. Auch, weil Palicka technische Fehler seiner Vorderleute durch tolle Paraden ausgleichen konnte. Als der Torhüter dann auch noch Klein mit einem spektakulären Pass an die gegnerische Siebenmeterlinie bediente, den der Linksaußen artistisch verwandelte, erlebte die tolle Stimmung in der Sparkassen-Arena einen weiteren Höhepunkt. Und auch wenn beide Mannschaften das Spiel ob der frühzeitig auf Kieler Sieg gestellten Weiche ein wenig austrudeln ließen, so boten doch die Kieler ihren Fans bis zum Schluss guten Sport. Palickas gehaltener Hornke-Gegenstoß, Reichmanns 28:18 und Doborac' Ergebniskosmetik - das war die dritte Runde für den THW Kiel. Das Achtelfinale des DHB-Pokals erreicht, die Heimserie im Pokal auf 25 Spiele ohne Niederlage ausgebaut: Ein erfolgreicher Abend für die Zebras, die bereits am kommenden Sonntag erneut vor einer schweren Aufgabe stehen: Beim nach Minuspunkten Zweiten der TOYOTA Handball-Bundesliga, den Füchsen Berlin, müssen die Kieler aber über 60 Minuten Vollgas geben, um auch in der stärksten Liga der Welt ihre weiße Weste zu wahren.

(Christian Robohm)

Alle Ergebnisse der dritten DHB-Pokalrunde finden Sie hier.

Lesen Sie auch den ausführlichen KN-Spielbericht.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Ich bin natürlich sehr froh über das Erreichen des Achtelfinales. Wir haben heute anders begonnen als zuletzt, nicht soviele Chancen wie zuletzt gegen Melsungen und in Leon verschossen und unsere Chancen vor allem vom Kreis gut genutzt. Marcus Ahlm hat eine überragende Leistung gezeigt, und die Abwehr stand gut.

Besonders gefreut habe ich mich über Andreas Palicka: Hinter einer starken Deckung hat er sehr gut gespielt.

Da wir nicht nur hinten, sondern auch vorne gut agiert haben, konnten wir uns bis zur Pause absetzen. Nach der Halbzeit war das Spiel dann halbwegs gegessen, als wir schnell mit sieben bis acht Toren in Führung gingen. Magdeburg hat sich dann auf Flensburg konzentriert. Beide Mannschaften haben dann in der letzten Viertelstunde nicht mehr so druckvoll gespielt.

Für das Achtelfinale möchte ich keinen Wunschgegner benennen, diese Wünsche erfüllen sich meist (lacht). Aber ich hoffe wieder auf ein Heimspiel, zu Hause zu spielen ist einfach sehr schön. Ansonsten ist mir das völlig egal, gegen wen wir antreten müssen.

SCM-Trainer Frank Carstens:
Die Partie war schnell entschieden, beim 16:9 in der ersten Halbzeit war die Messe gelesen. Anfangs konnten wir noch gegenhalten. Dann haben wir es nicht geschafft, kompakt gegen Ahlm zu spielen. Dadurch konnten wir keinen Druck aufbauen.

In der zweiten Hälfte wurde es schnell noch deutlicher. Wir hatten einfach nicht die Mittel, um das Spiel zu gewinnen. Das war heute eine ziemlich einseitige Angelegenheit, aber eine Niederlage in Kiel ist das Normalste auf der Welt. Aber wir bewegen uns in die richtige Richtung, wir müssen uns jetzt nur schnell darauf besinnen, die sportliche Qualität verbessern, uns mit Charakter präsentieren und diesen Weg weiter gehen. Wenn wir Ruhe bewahren, stellen sich auch die vernünftigen Ergebnisse wieder ein.

THW-Torhüter Andreas Palicka:
Alfred Gislason, hat mir gestern gesagt, dass ich von Anfang an im Tor stehen werde. Ich habe darauf lange gewartet und mich deshalb sehr gefreut. Das letzte Mal war ich gegen den Bergischen HC in der Anfangsformation...

[Frage: War das ein gutes Gefühl, 60 Minuten zu spielen, und Thierry Omeyer sitzt auf der Bank?]
Zwischen mir und Titi gibt es keinen Ärger, er hat viel und gut gespielt, aber braucht auch eine Pause im Hinblick auf das schwere Spiel gegen die Füchse.

Wir spielen bisher eine überragende Saison, haben eine sehr gute Abwehr mit Thierry Omeyer als Weltklasse-Torhüter und sind auch im Angriff gut. Wir denken von Spiel zu Spiel und sehen am Ende, wer dann Meister sein wird. Aber klar, wenn man beim THW ist, will man alle drei Titel gewinnen.

gegenüber den Kieler Nachrichten:
Ich wusste vor dem Spiel nicht, wo ich stehe, mein letzter Einsatz lag lange zurück, war gegen Großwallstadt schlecht. Aber dieses Gefühl ist wichtig. Zu wissen, dass der Körper funktioniert. Das gibt Selbstvertrauen. Ob ich spiele und wann, entscheidet der Trainer. Ich kann nur zeigen, wo ich als Torhüter stehe.

THW-Toptorschütze Momir Ilic:
Wir waren heute wirklich sehr gut. Ich weiß nicht, wie viele Tore ich gemacht hätte, wäre ich nicht ausgewechselt worden. Aber heute war ich wirklich gut drauf. Das versuche ich immer. Manchmal klappt's, manchmal nicht.
SCM-Linksaußen Yves Grafenhorst:
Wir reden hier ja vom THW Kiel, der besten Mannschaft der Welt. Trotzdem sind wir gut gestartet, waren vorne geduldig. Irgendwann hat Kiel das dann aber cool heruntergespielt. Mit unserer kämpferischen Einstellung sind wir zufrieden. Und egal, was von außen gesagt wird - es gibt keine Krise, unsere Mannschaft ist intakt, das hat man heute wohl gemerkt, oder?

DHB-Pokal, 3. Runde: 25.10.11, Di., 20.15: THW Kiel - SC Magdeburg: 28:19 (16:10)

Logo THW Kiel:
Omeyer (n.e.), Palicka (1.-60., 19 Paraden); Andersson (3), Lundström (2), Sprenger (1), Ahlm (5), Kubes (2), Reichmann (2), Zeitz Palmarsson, Narcisse, Ilic (9/4), Klein (1), Jicha (3); Trainer: Gislason
Logo SC Magdeburg:
Gustavsson (17.-38., 4 Paraden), Eijlers (1.-17., 38.-60., 4 Paraden); Wiegert, Doborac (1), Rojewski (4), Landsberg, Pajovic, van Olphen (2), Hornke (1), Natek (1), Grafenhorst (3), Tönnesen, Weber (2), Jurecki (5); Trainer: Carstens
Schiedsrichter:
Andreas Pirtschow/Marcus Pritschow
Zeitstrafen:
THW: 1 (Ahlm (19.));
SCM: 5 (Natek (11.), Jurecki (26.), Grafenhorst (35.), Pajovic (46.), Doborac (53.))
Siebenmeter:
THW: 6/4 (Gustavsson hält Ilic, der den Nachwurf verwandelt (18.), Jicha überweg (53.));
SCM: 0
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2 (3.), 1:2 (7.), 4:2 (11.), 5:3, 6:4 (13.), 8:6, 9:7 (19.), 12:7 (24.), 13:9 (26.), 16:9 (29.), 16:10;
2. Hz.: 17:10, 18:11 (36.), 19:12 (37.), 22:12 (40.), 22:14, 24:16, 26:16 (51.), 26:18 (54.), 28:18 (60., 28:19 .
Zuschauer:
4500 (Sparkassen-Arena, Kiel)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2011:

Spaziergang ins Achtelfinale

Pokal: THW Kiel fertigt SC Magdeburg mit 28:19 ab
Kiel. Der THW Kiel hat das Achtelfinale um den DHB-Pokal erreicht. In einem geruhsamen Abendspaziergang in der eigenen Halle. Der SC Magdeburg leistete den "Zebras" nur in den ersten Minuten Widerstand, um sich dann mit Gleichmut in die 19:28 (10:16)-Niederlage zu fügen.

In der dritten Minute war eine solche Lektion für die Gäste noch nicht absehbar. Da führte das Team von Frank Carstens mit 2:0, und Momir Ilic hatte für die Kieler zweimal verworfen. Damit bewegte sich der Serbe bereits am Rande seiner Auswechslung, lässt sein Trainer, Alfred Gislason, doch stets penibel die Fehlwürfe notieren und auf Grundlage der Zahlen seinen Kader rotieren.

Aber Ilic durfte bleiben, und das sollte sich auszahlen. Der 29-Jährige warf nun ein Tor nach dem nächsten. Und als er in der 25. Minute ausgewechselt wurde, hatte er achtmal getroffen. Nach der Pause kam er noch einmal für einen Strafwurf zurück, verwandelte den auch. Damit hätte er, um bei den Zahlen zu bleiben, eine Halbzeit gegen den SC Magdeburg im Alleingang ausgeglichen gestalten können, gelangen dem zehnmaligen DDR-Meister nach dem Wiederanpfiff doch nur noch neun Tore.

"Eine richtige Pokalstimmung war das nicht", sagte Aron Palmarsson, Mittelmann der Kieler. "Die Halle war nicht voll und wir nach dem Leon-Spiel sehr müde." Deshalb, so der Isländer, sei es eine gute Sache, letztlich doch so klar gewonnen zu haben. Nun hätten sie fünf Tage Zeit, um sich in Ruhe auf das Liga-Spiel bei den Füchsen Berlin (Sonntag, 17 Uhr) vorzubereiten.

Palmarsson ist ein netter Mensch. Auf die Frage, ob die Kieler auch so gut sein konnten, weil die Gäste schwach waren, antwortete er diplomatisch. "In den ersten 20 Minuten haben sie gut gespielt, aber dann haben sie aufgegeben." Wahrscheinlich war es aber so, dass die Magdeburger bereits vor dem Anpfiff aufgegeben hatten. Dem Pokalspiel fehlte von Beginn an das Feuer. Wer als Unbeteiligter in die Halle gekommen war, musste den Eindruck gewinnen, die Kieler trainierten am Dienstag ausnahmsweise einmal in Trikots. Und die Magdeburger, zufällig in der Gegend, waren sie so nett gewesen, sie zu einem gemeinsamen Übungsabend zu besuchen. Ein paar Bälle werfen, ein bisschen schwitzen. Unter einem Aspekt eine unfaire Betrachtung, würdigt sie doch die Leistung von Andreas Palicka nicht. Der Schwede durfte von Beginn an das Tor hüten und bedankte sich mit 19 Paraden.

Die SC-Profis, allesamt hervorragende Handballer, gingen auch untereinander sehr nett miteinander um. Vor allem Trainer Carstens schimpfte nicht, lächelte jeden Fehlwurf weg, schlug seinen Spielern kameradschaftlich auf die Schulter. Offenbar war der 40-Jährige darum bemüht, die trübe Stimmung zu erhellen, die seit der bitteren 31:40-Pleite herrscht, die der SC zuletzt beim Aufsteiger Bergischer HC kassiert hatte. In der Pause hatte Carstens, immerhin neuer Co-Trainer der deutschen Nationalmannschaft, seine Mannschaft minutenlang auf unflätige Art beschimpft und offenbar keine Ahnung davon gehabt, dass die Wände rund um die Kabinen in der Wuppertaler Unihalle sehr dünn sind.

Ein Ausbruch, der ihm sehr peinlich war. Vielleicht bemühte er sich deshalb um Kuscheleinheiten für sein Team, dem er auch die übliche Anreise am Vortag eines Spiels ersparte. Um sieben Uhr waren sie aufgebrochen. Ohne Erwartungen, ohne Hoffnungen. Der Pokal ist nicht ihr Cup. Seit fünf Jahren nur Auswärtsspiele und diesmal gar Kiel. Ihr Motto: Hinfahren, nicht verletzen, abhaken. Auftrag erfüllt.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2011)


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