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Carlos Ruesga gelang per direktem Freiwurf der Ausgleich in
letzter Sekunde.
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Der THW Kiel hat im Kampf um den Gruppensieg in der
Champions League einen
weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Am späten Samstagnachmittag
mussten sich die "Zebras" bei Ademar Leon mit einem 28:28
(15:12)-Unentschieden zufrieden geben. Nachdem die Kieler, bei
denen
Momir Ilic,
Filip Jicha
und
Kim Andersson jeweils sechsmal
erfolgreich waren, über fast die gesamte Spielzeit vorne lagen,
gelang den Kastiliern mit einem direkten Freiwurf Ruesgas nach
der Schlusssirene noch der verdiente Ausgleich.
Leons Trainer Isidoro Martinez hatte ausgerechnet zum Top-Duell
gegen den THW mit großen personellen Problemen auf den
Außenpositionen zu kämpfen: Da Neuzugang Felipe Borges mit
der brasilianischen Nationalmannschaft bei den panamerikanischen
Meisterschaften weilt und Jungspund Jose Mario Carillo sich am
vergangenen Wochenende einen Kreuzbandriss zugezogen hatte,
stand Martinez mit Martin Stranovsky nur ein gelernter Linksaußen
zur Verfügung. Auf der anderen Seite sah es noch bedrohlicher aus:
Nachdem sich Alvaro Cabanas Ende September eine Luxation der
rechten Schulter zuzog, fiel nun auch noch der russische Oldie
Denis Krivoshlykov aus. Der 40-Jährige verletzte sich am Mittwoch
beim 33:30-Ligaerfolg Leons gegen San Antonio, wodurch Neuzugang
Adrien Di Panda, eigentlich ein Mann für den rechten Rückraum,
nach Rechtsaußen rückte.
Alfred Gislason
hatte hingegen alle seine Spieler mit an Bord, auch wenn mehrere
von ihnen über kleine Blessuren klagten. Allen voran
Christian Sprenger, der daher
Tobias Reichmann den Vortritt in
der Startformation ließ. Desweiteren begann
Gislason
mit
Thierry Omeyer im Tor,
Daniel Narcisse auf der Rückraummitte,
Filip Jicha und
Kim Andersson
auf den Halbpositionen sowie
Dominik Klein
auf Linksaußen und
Marcus Ahlm am Kreis.
In der Abwehr begannen die Kieler zunächst mit einer offensiven
3:2:1-Deckung mit
Filip Jicha an der
Spitze.
Losert mit starkem Beginn
Die ersten Spielminuten gehörten aber ganz allein einem Mann:
Venio Losert im Tor von Ademar Leon parierte mit seiner ersten
Aktion gleich einen Siebenmeter
Momir Ilics,
besorgte seiner Mannschaft wenig später den Ballbesitz, als er einem
abgefälschten
Andersson-Wurf hinterher
hechtete und löste im fast ausverkauften "Palacio de los Deportes"
weitere Jubelstürme aus, als er einen Gegenstoß
Jichas
parierte und auch den Nachwurf des mitgeeilten
Dominik Klein
vereitelte. So war es in erster Linie dem kroatischen Keeper zu
verdanken, dass die Gastgeber durch Stranovsky und Cutura mit 2:0
in Führung gingen und nach einem Treffer des Kreisläufers Andreu
auch nach sieben Minuten noch mit 4:2 führten.
Gislason stellt Abwehr früh um
Alfred Gislason reagierte aber auf die
vier schnellen Gegentore und ließ
Jicha
und
Narcisse in der Abwehr die Positionen
tauschen. Mit dieser neuen Formation zwangen die "Zebras" die Kastilier
zu Ballverlusten, kamen durch zwei Gegenstöße
Jichas
zum 4:4-Ausgleich und gingen wenig später gar durch
Dominik Klein
erstmals in Führung.
Fortan lief es beim THW immer besser. Zwar gelang Andreu der
Ausgleich zum 5:5, doch nachdem Omeyer
einen Stranovsky-Gegenstoß parierte, legten der mittlerweile
ins Spiel gekommene Ilic und Narcisse
nach. Gislason brachte nun zudem
Zeitz für Reichmann
und Palmarsson für Narcisse,
den Takt gab aber Momir Ilic vor: Mit drei
weiteren "einfachen" Toren per schneller Mitte und zweiter Welle
sorgte der Serbe fast im Alleingang für eine fast schon beruhigende
11:7-Führung - im Sportpalast war es mittlerweile deutlich ruhiger
geworden.
Leon kämpft sich wieder heran
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Momir Ilic fand in Losert vom
Siebenmeterpunkt seinen Meister.
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Martinez nahm nun seine Auszeit, schickte Stranovsky in der
Abwehr an die Spitze einer 5:1-Deckung und brachte mit dem
128-Kilo-Koloss Rafa Baena einen zweiten Kreisläufer ins Spiel.
Die Kieler Abwehr reagierte zwar sofort und stellte ihrerseits
auf eine defensive Variante um. Und an der Deckung lag es auch
nicht, dass Leon sich in den Folgeminuten wieder an die "Zebras"
heran pirschte. Vielmehr vergaben im Angriff
Palmarsson,
Kubes und
Klein
beste Chancen, auch wenn
Daniel Kubes
vom Kreis in Klasse-Manier das zwischenzeitliche 12:8 markierte.
Auch nutzten die Kastilier eine Überzahlsituation konsequent
aus: Während
Christian Zeitz für zwei
Minuten auf der Bank schmorte, verkürzten Gonzalez, Stranovsky und
Andreu bis auf 11:12. Mit einer "Fackel" aus dem Rückraum beendete
dann aber
Kim Andersson noch rechtzeitig
die Kieler Torflaute, so dass die "Zebras" letztlich durch zwei
Jicha-Treffer noch eine 15:12-Führung
in die Pause retten konnten.
Leon gleicht aus
Allerdings begannen die Kieler die zweite Halbzeit aufgrund
einer Strafzeit gegen
Kubes kurz vor
dem Wechsel in Unterzahl. Da
Dominik Klein
zudem zwei weitere Male aus bester Position am bärenstarken Losert
scheiterte, nutzte dies Ademar Leon aus, um durch Stranovsky und Andreu
den erneuten Anschluss zum 14:15 herzustellen. Der Ausgleich wollte aber zunächst nicht
fallen: Ferrer unterlief ein Fehlpass,
Zeitz
rauschte per zweiter Welle zum 16:14 heran und
Omeyer parierte gegen den 2,10m-Schlaks Montoro.
Doch weil die Kieler ihre Chancen weiterhin ungenutzt ließen -
Jicha verzog und der für Klein
gekommene Lundström scheiterte ebenfalls an
Losert -, war es dann soweit: Durch den fünften Treffer von Andreu und
einen Rückraumtreffer Ferrers stand es nach 36 Minuten 16:16 unentschieden,
der "Palacio de los Deportes" bebte.
THW legt weiter vor, doch Leon bleibt dran
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Martin Stranovsky traf aus allen Lagen.
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Die Kieler blieben zunächst cool:
Andersson
konterte postwendend zum 17:16,
Jicha erhöhte
und
Andersson konterte einen Cutura-Treffer
erneut sofort im Gegenzug zum 19:17 (38.). Doch Leon ließ sich nicht
abschütteln, was weiterhin vor allem an den vergebenen Großchancen der
"Zebras" lag: Während
Andersson und
Zeitz in dieser Phase reihenweise scheiterten,
stellten Baena vom Kreis und der immer auffälliger agierende Stranovsky aus dem
Rückraum den 19:19-Ausgleich her. Dieser hatte wenig später gar im
Gegenstoß die Chance auf die erste Leoneser Führung seit der Anfangsphase,
seinen Aufsetzer lenkte
Omeyer aber noch an
die Unterkante der Latte.
Stattdessen legte der deutsche Rekordmeister wieder vor:
Andersson bediente
Ahlm
zum 20:19 und traf wenig später per Gegenstoß akrobatisch im Fallen
selbst zum 21:19. Die Kieler schienen nun wieder das Spiel besser in den
Griff zu bekommen, erneut
Andersson,
Ilic,
Lundström per
Gegenstoß und
Ahlm nach tollem Pass von
Jicha erhöhten auf 25:22 (52.).
Doch die Kieler machten es noch einmal spannend: Lundström
musste nach Foul an Montoro für zwei Minuten auf die Bank, Ruesga
verkürzte auf 23:25 und Cutura "wurschtelte" einen haltbaren Ball
zwischen Omeyers Füßen hindurch zum 24:25.
Momir Ilic besorgte zwar im Anschluss den
26. Kieler Treffer, doch Stranovsky aus dem Rückraum und per
Konter nach einem Missverständnis im Kieler Angriffsspiel gelang
im Alleingang der Ausgleich zum 26:26. Drei Minuten vor Schluss
nahm Alfred Gislason seine Auszeit.
Jicha beendet Siebenmeterfluch
Im nächsten Angriff bediente
Filip Jicha
dann
Marcus Ahlm am Kreis, der nur mit einem
Foul gestoppt werden konnte. Wieder trat
Momir Ilic,
in der Liga mit einer Traumquote von 96,8 Prozent, zum Siebenmeter an,
doch wieder blieb er gegen Losert zweiter Sieger. Die Kieler Abwehr
hielt dann aber dem Druck Stand, ein Kreisanspiel Leons landete bei
Omeyer statt bei Baena. Der Franzose
schaltete sofort, warf einen weiten Ball auf
Henrik Lundström,
der zunächst Montoro abschüttelte und dann eiskalt zum 27:26 einnetzte -
Auszeit Leon. Keine Minute war mehr zu spielen, als sich der in der
zweiten Halbzeit starke Cutura mit einer spektakulären Drehung an
Ilic vorbei in Szene setzte und erneut
egalisierte. Während
Alfred Gislason bereits
Daniel Kubes das Leibchen für den siebten
Feldspieler überziehen ließ, erkämpfte sich
Kim Andersson
einen weiteren Siebenmeter für den THW. Diesmal trat
Filip Jicha an, und der Tscheche machte es
zehn Sekunden vor Schluss mit viel Glück besser: Sein Wurf trudelte vom
Fuß Loserts über die Linie.
Andreus Wurf ins Glück
Leon schaltete danach schnell um, spielte den
Ball in Windeseile auf den linken Flügel zu Stranovsky, der statt eines
erhofften Strafwurfs aber "nur" einen Freiwurf zugesprochen bekam,
während die letzten Sekunden herunter liefen. Der Slowake nahm sich
für den abschließenden Freiwurf zunächst selbst den Ball, übergab ihn
dann aber an Mittelmann Carlos Ruesga. Diesem gelang tatsächlich das
kaum noch für möglich Gehaltene: Sein Fallwurf rutschte irgendwie
durch die Kieler Mauer und auch an
Omeyer
vorbei zum 28:28 ins Tor. Der Rest war Jubel bei Ademar Leon und
große Enttäuschung bei den "Zebras", die einen sicher geglaubten Sieg
doch noch aus der Hand gaben.
Damit belegt der THW mit 3:3 Punkten derzeit nur den vierten
Platz in der Gruppe D, hat
aber ein Spiel weniger als Leon absolviert. Am Sonntag siegte
AG Kopenhagen im Spitzenspiel der beiden bislang ungeschlagenen
Mannschaften Montpellier HB mit 31:29 (21:12). Im "Kellerduell"
zwischen Partizan Belgrad und SC Szeged setzten sich am Sonntagabend
die Ungarn auswärts mit 29:23 (16:13) durch und gaben die rote Laterne
damit an Belgrad ab.
Gleich am Dienstag haben die Kieler die Chance auf Wiedergutmachung.
In der dritten Runde des DHB-Pokals trifft
der Titelverteidiger in der Sparkassen-Arena-Kiel auf den SC Magdeburg.
Ein Unentschieden wird es dann mit Sicherheit nicht geben.
(Sascha Krokowski)
Lesen Sie bitte auch
THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir sind alle sehr enttäuscht. Am Ende haben sich
die vielen Fehler, die wir gemacht haben, gerächt. Wir
hatten ausreichend Möglichkeiten, das Spiel frühzeitig zu
entscheiden. Die Atmosphäre war toll, die Stimmung in der
Halle hat mir gut gefallen.
THW-Linkshänder Christian Zeitz gegenüber den KN:
Wir hätten schnell für Ruhe sorgen können. Aber weil wir so
viele Chancen ausgelassen haben und auch die Abwehr
nicht wie gewohnt stand, haben die Spanier bis zuletzt an
ihre Chance geglaubt. Um jetzt noch Gruppenerster zu
werden, müssen wir alle Spiele gewinnen. Die Halle? Es
gibt sicher noch lautere, aber das war schon ziemlich gut.
Leons Trainer Isidoro Martinez gegenüber den KN:
Wir haben gegen eine der besten Mannschaften
der Welt gespielt. Kiel hat nicht nur viele gute Spieler,
sondern auch so viele Möglichkeiten in seinem Spiel.
Für uns ist es ein Fest, einen Punkt gewonnen zu haben.
Die Stadt kann stolz auf dieses Ademar-Team sein.
Leons Torhüter Venio Losert gegenüber den KN:
Das war für uns ein Extra-Punkt auf dem Weg ins Achtelfinale.
Da wollen wir hin, und jetzt sind wir eigentlich schon da.
Vor dem Freiwurf hatte ich das Spiel schon abgehakt. Ich
hätte nicht gedacht, dass Carlos in dieser Situation treffen würde.
- Ademar Leon (ESP ):
-
Alamo (n.e.),
Losert (1.-60., 18/2 Paraden);
Gonzalez (1),
Andreu (5),
Goni (1),
Montoro (3),
Garcia,
Di Panda,
Baena (3/1),
Ruesga (2),
Stranovsky (7/1),
Cutura (5),
Ferrer (1);
Trainer: Martinez
- THW Kiel:
-
Omeyer (1.-60., 10 Paraden),
Palicka (n.e.);
Andersson (6),
Lundström (2),
Dragicevic (n.e.),
Sprenger,
Ahlm (3),
Kubes (1),
Reichmann,
Zeitz (1),
Palmarsson,
Narcisse (1),
Ilic (6),
Klein (2),
Jicha (6/1);
Trainer: Gislason
- Schiedsrichter:
-
Hlynur Leifsson / Anton Palsson (Island)
- Zeitstrafen:
-
Leon: 1 (Ferrer (37.));
THW: 4 (Zeitz (24.), Kubes (30.),
Ahlm (48.), Lundström (53.))
- Siebenmeter:
-
Leon: 2/2;
THW: 3/1 (Losert hält 2x Ilic (2., 58.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 2:0 (4.), 2:1, 3:1, 3:2, 4:2 (7.), 4:5 (12.), 5:5, 5:7 (16.),
6:7, 6:9, 7:9, 7:11 (20.), 8:11, 8:12, 11:12 (26.), 11:14, 12:14, 12:15;
2. Hz.: 14:15, 14:16, 16:16 (36.), 16:18, 17:18, 17:19, 19:19 (43.),
19:21, 20:21, 20:22, 21:22 (49.), 21:24, 22:24, 22:25, 24:25 (56.),
24:26, 26:26, 26:27, 27:27, 27:28, 28:28.
- Zuschauer:
-
5.500 (Palacio de los Deportes, Leon (ESP))
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Die deutschen Teams im
EHF-Pokal und
Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und
werden erst ab 26. November eingreifen.
Am Sonntagnachmittag mussten die zuvor ungeschlagenen Füchse Berlin
im Spitzenspiel der Gruppe B
ihre erste Königsklassen-Niederlage hinnehmen. In der Max-Schmeling-Halle
unterlagen die Bundeshauptstädter Atletico Madrid - dies ist der neue Name des
dreifachen Champions-League-Siegers und letztjährigen Finalisten,
Ciudad Real - mit 33:37 (15:17, siehe Extra-Bericht).
Am Sonntagabend fuhr der HSV Hamburg im vierten Spiel seinen vierten
Sieg in der Gruppe C ein. Beim
slowenischen Meister und Pokalsieger Cimos Koper zitterten sich die
Hansestädter nach komfortablem Halbzeit-Vorsprung zu einem
24:23 (17:10)-Erfolg.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2011:
Lottogewinn für Leon
THW verspielt durch ein "blödes Tor" den Sieg - Jicha: "Das ist dumm gelaufen"
Leon. Das Spiel war aus, der THW Kiel hatte das
Gruppenspiel in der Champions League bei
Ademar Leon 28:27 (15:12) gewonnen. Oder? Nicht ganz. Es galt noch
einen Freiwurf zu überstehen.
Aber was sollte passieren? Es war ausgeschlossen, dass
Carlos Ruesga trifft. Doch der Spanier warf aus einem unmöglichen
Winkel an der Sechs-Mann-Mauer der "Zebras" vorbei ins Netz. Zum
28:28. Durch die Beine von Thierry Omeyer.
Ein Remis, das im mit 6000 Zuschauern gefüllten "Palacio Municipal"
wie ein Lottogewinn gefeiert wurde.
Dagegen ließen die Kieler die Köpfe hängen, konnten es
nicht fassen, dass sie mit einem Punkt die Rückreise aus
Kastilien antreten mussten. Wie die Fernsehbilder später
beweisen, war der Treffer irregulär. Das Regelwerk verbietet
in solchen Fällen, dass der Schütze sich vom Boden lösen darf.
Doch wie hätte Ruesga diesen Knickwurf gegen die Hand sonst
ins Ziel bringen sollen? Also sprang er mit dem linken Fuß ab,
und die sonst sehr souveränen Unparteiischen Hlynur Leifsson
und Anton Palsson übersahen den Verstoß. Und: Dass er zum Helden
wurde, hatten die Kieler zu verantworten. "Das ist richtig
dumm gelaufen", fasste Filip Jicha
die Gemütslage der Frustrierten zusammen. "Wir hätten die Partie
längst entschieden haben müssen."
Wenn die Buchführung von Raul Alonso
stimmt, der für THW-Trainer Alfred Gislason
die Zahlen des Schreckens summierte, dann hat der zweimalige Champion
25 Chancen vergeben und elf technische Fehler gemacht. Wer auch immer
auf das Tor des starken Venio Losert warf, er tat es mit verstelltem
Visier. "Wir sind im Moment eine Goldgrube für Torhüter, die ein
Bewerbungsvideo brauchen", sagte der sichtlich gezeichnete
Gislason. "Am Ende bezahlen wir dafür
mit diesem blöden Tor."
Weil er Christian Sprenger wegen seiner
Knöchelprobleme schonen wollte, hatte er Tobias Reichmann
in die Start-Sieben geschickt. Doch in diesem Hexenkessel erwischte
der Rechtsaußen einen unglücklichen Start, konnte zwei Anspiele nicht
festhalten und fand sich schnell auf der Bank wieder. Doch nicht nur
Reichmann blieb am Sonnabend hinter
seinen Möglichkeiten zurück, auch die deutlich routinierteren Kollegen
zeigten ungeahnte Schwächen. Lange bildete Ilic
die Ausnahme, doch ausgerechnet er, der am Siebenmeterpunkt sonst keine
Nerven kennt, scheiterte zweimal mit einem Strafwurf.
Deshalb übernahm in der Schlussminute Jicha
die Verantwortung. Der Tscheche traf zum 28:27, doch für den Sieg
reichte es nicht. Kurz zuvor hatte Omeyer
noch mit einem unglaublichen Pass das Tor zum zweiten Gruppensieg
geöffnet. Der Franzose warf den Ball über das ganze Feld zu
Henrik Lundström, der zum 27:26 vollendete.
Ein Wurf, der bereits Kunst gewesen wäre, wenn zwischen
Omeyer und dem für einen Handballer
durchschnittlich großen Schweden nicht Angel Montoro gestanden hätte.
Der 2,13-m-Riese war nicht das einzige Extrem der leidenschaftlichen
Spanier. Auch die Kreisläufer Juan Andreu und Rafael Baena waren
außergewöhnlich. Offenbar wird das schwergewichtige Duo, das teilweise
im Doppelpack die THW-Deckung zermürbte, vom selben Ernährungsberater
betreut. Der Plan scheint zu sein, sie so zu runden, dass auch Gegner
mit sehr langen Armen sie nicht umklammern können. Regelgerecht waren
sie kaum zu stoppen, so dass die "Zebras" in der Schlussphase Dauergäste
auf der Strafbank wurden. Der THW ständig in Unterzahl, Leon von erhitzten
Fans über die Leistungsgrenze getrieben - am Ende kippte der hohe Favorit.
Zumindest halb.
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2011)