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22./24.10.2011 - Letzte Aktualisierung: 24.10.2011 Champions League

Champions League: THW gibt Sieg in Leon in letzter Sekunde aus der Hand

CL, Gruppe D, 4. Spieltag: 22.10.2011, Sa., 17.00: Ademar Leon - THW Kiel: 28:28 (12:15)
Update #2 KN-Bericht, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Carlos Ruesga gelang per direktem Freiwurf der Ausgleich in letzter Sekunde.
Carlos Ruesga gelang per direktem Freiwurf der Ausgleich in letzter Sekunde.
Der THW Kiel hat im Kampf um den Gruppensieg in der Champions League einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Am späten Samstagnachmittag mussten sich die "Zebras" bei Ademar Leon mit einem 28:28 (15:12)-Unentschieden zufrieden geben. Nachdem die Kieler, bei denen Momir Ilic, Filip Jicha und Kim Andersson jeweils sechsmal erfolgreich waren, über fast die gesamte Spielzeit vorne lagen, gelang den Kastiliern mit einem direkten Freiwurf Ruesgas nach der Schlusssirene noch der verdiente Ausgleich.
Leons Trainer Isidoro Martinez hatte ausgerechnet zum Top-Duell gegen den THW mit großen personellen Problemen auf den Außenpositionen zu kämpfen: Da Neuzugang Felipe Borges mit der brasilianischen Nationalmannschaft bei den panamerikanischen Meisterschaften weilt und Jungspund Jose Mario Carillo sich am vergangenen Wochenende einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, stand Martinez mit Martin Stranovsky nur ein gelernter Linksaußen zur Verfügung. Auf der anderen Seite sah es noch bedrohlicher aus: Nachdem sich Alvaro Cabanas Ende September eine Luxation der rechten Schulter zuzog, fiel nun auch noch der russische Oldie Denis Krivoshlykov aus. Der 40-Jährige verletzte sich am Mittwoch beim 33:30-Ligaerfolg Leons gegen San Antonio, wodurch Neuzugang Adrien Di Panda, eigentlich ein Mann für den rechten Rückraum, nach Rechtsaußen rückte.

Kim Andersson war in Kastilien sechsmal erfolgreich.
Kim Andersson war in Kastilien sechsmal erfolgreich.
Alfred Gislason hatte hingegen alle seine Spieler mit an Bord, auch wenn mehrere von ihnen über kleine Blessuren klagten. Allen voran Christian Sprenger, der daher Tobias Reichmann den Vortritt in der Startformation ließ. Desweiteren begann Gislason mit Thierry Omeyer im Tor, Daniel Narcisse auf der Rückraummitte, Filip Jicha und Kim Andersson auf den Halbpositionen sowie Dominik Klein auf Linksaußen und Marcus Ahlm am Kreis. In der Abwehr begannen die Kieler zunächst mit einer offensiven 3:2:1-Deckung mit Filip Jicha an der Spitze.

Losert mit starkem Beginn
Die ersten Spielminuten gehörten aber ganz allein einem Mann: Venio Losert im Tor von Ademar Leon parierte mit seiner ersten Aktion gleich einen Siebenmeter Momir Ilics, besorgte seiner Mannschaft wenig später den Ballbesitz, als er einem abgefälschten Andersson-Wurf hinterher hechtete und löste im fast ausverkauften "Palacio de los Deportes" weitere Jubelstürme aus, als er einen Gegenstoß Jichas parierte und auch den Nachwurf des mitgeeilten Dominik Klein vereitelte. So war es in erster Linie dem kroatischen Keeper zu verdanken, dass die Gastgeber durch Stranovsky und Cutura mit 2:0 in Führung gingen und nach einem Treffer des Kreisläufers Andreu auch nach sieben Minuten noch mit 4:2 führten.
Gislason stellt Abwehr früh um
Alfred Gislason reagierte aber auf die vier schnellen Gegentore und ließ Jicha und Narcisse in der Abwehr die Positionen tauschen. Mit dieser neuen Formation zwangen die "Zebras" die Kastilier zu Ballverlusten, kamen durch zwei Gegenstöße Jichas zum 4:4-Ausgleich und gingen wenig später gar durch Dominik Klein erstmals in Führung.

Fortan lief es beim THW immer besser. Zwar gelang Andreu der Ausgleich zum 5:5, doch nachdem Omeyer einen Stranovsky-Gegenstoß parierte, legten der mittlerweile ins Spiel gekommene Ilic und Narcisse nach. Gislason brachte nun zudem Zeitz für Reichmann und Palmarsson für Narcisse, den Takt gab aber Momir Ilic vor: Mit drei weiteren "einfachen" Toren per schneller Mitte und zweiter Welle sorgte der Serbe fast im Alleingang für eine fast schon beruhigende 11:7-Führung - im Sportpalast war es mittlerweile deutlich ruhiger geworden.

Leon kämpft sich wieder heran
Momir Ilic fand in Losert vom Siebenmeterpunkt seinen Meister.
Momir Ilic fand in Losert vom Siebenmeterpunkt seinen Meister.
Martinez nahm nun seine Auszeit, schickte Stranovsky in der Abwehr an die Spitze einer 5:1-Deckung und brachte mit dem 128-Kilo-Koloss Rafa Baena einen zweiten Kreisläufer ins Spiel. Die Kieler Abwehr reagierte zwar sofort und stellte ihrerseits auf eine defensive Variante um. Und an der Deckung lag es auch nicht, dass Leon sich in den Folgeminuten wieder an die "Zebras" heran pirschte. Vielmehr vergaben im Angriff Palmarsson, Kubes und Klein beste Chancen, auch wenn Daniel Kubes vom Kreis in Klasse-Manier das zwischenzeitliche 12:8 markierte. Auch nutzten die Kastilier eine Überzahlsituation konsequent aus: Während Christian Zeitz für zwei Minuten auf der Bank schmorte, verkürzten Gonzalez, Stranovsky und Andreu bis auf 11:12. Mit einer "Fackel" aus dem Rückraum beendete dann aber Kim Andersson noch rechtzeitig die Kieler Torflaute, so dass die "Zebras" letztlich durch zwei Jicha-Treffer noch eine 15:12-Führung in die Pause retten konnten.
Leon gleicht aus
Allerdings begannen die Kieler die zweite Halbzeit aufgrund einer Strafzeit gegen Kubes kurz vor dem Wechsel in Unterzahl. Da Dominik Klein zudem zwei weitere Male aus bester Position am bärenstarken Losert scheiterte, nutzte dies Ademar Leon aus, um durch Stranovsky und Andreu den erneuten Anschluss zum 14:15 herzustellen. Der Ausgleich wollte aber zunächst nicht fallen: Ferrer unterlief ein Fehlpass, Zeitz rauschte per zweiter Welle zum 16:14 heran und Omeyer parierte gegen den 2,10m-Schlaks Montoro.

Doch weil die Kieler ihre Chancen weiterhin ungenutzt ließen - Jicha verzog und der für Klein gekommene Lundström scheiterte ebenfalls an Losert -, war es dann soweit: Durch den fünften Treffer von Andreu und einen Rückraumtreffer Ferrers stand es nach 36 Minuten 16:16 unentschieden, der "Palacio de los Deportes" bebte.

THW legt weiter vor, doch Leon bleibt dran
Martin Stranovsky traf aus allen Lagen.
Martin Stranovsky traf aus allen Lagen.
Die Kieler blieben zunächst cool: Andersson konterte postwendend zum 17:16, Jicha erhöhte und Andersson konterte einen Cutura-Treffer erneut sofort im Gegenzug zum 19:17 (38.). Doch Leon ließ sich nicht abschütteln, was weiterhin vor allem an den vergebenen Großchancen der "Zebras" lag: Während Andersson und Zeitz in dieser Phase reihenweise scheiterten, stellten Baena vom Kreis und der immer auffälliger agierende Stranovsky aus dem Rückraum den 19:19-Ausgleich her. Dieser hatte wenig später gar im Gegenstoß die Chance auf die erste Leoneser Führung seit der Anfangsphase, seinen Aufsetzer lenkte Omeyer aber noch an die Unterkante der Latte.

Henrik Lundström traf zweimal per Gegenstoß.
Henrik Lundström traf zweimal per Gegenstoß.
Stattdessen legte der deutsche Rekordmeister wieder vor: Andersson bediente Ahlm zum 20:19 und traf wenig später per Gegenstoß akrobatisch im Fallen selbst zum 21:19. Die Kieler schienen nun wieder das Spiel besser in den Griff zu bekommen, erneut Andersson, Ilic, Lundström per Gegenstoß und Ahlm nach tollem Pass von Jicha erhöhten auf 25:22 (52.).

Doch die Kieler machten es noch einmal spannend: Lundström musste nach Foul an Montoro für zwei Minuten auf die Bank, Ruesga verkürzte auf 23:25 und Cutura "wurschtelte" einen haltbaren Ball zwischen Omeyers Füßen hindurch zum 24:25. Momir Ilic besorgte zwar im Anschluss den 26. Kieler Treffer, doch Stranovsky aus dem Rückraum und per Konter nach einem Missverständnis im Kieler Angriffsspiel gelang im Alleingang der Ausgleich zum 26:26. Drei Minuten vor Schluss nahm Alfred Gislason seine Auszeit.

Jicha beendet Siebenmeterfluch
Im nächsten Angriff bediente Filip Jicha dann Marcus Ahlm am Kreis, der nur mit einem Foul gestoppt werden konnte. Wieder trat Momir Ilic, in der Liga mit einer Traumquote von 96,8 Prozent, zum Siebenmeter an, doch wieder blieb er gegen Losert zweiter Sieger. Die Kieler Abwehr hielt dann aber dem Druck Stand, ein Kreisanspiel Leons landete bei Omeyer statt bei Baena. Der Franzose schaltete sofort, warf einen weiten Ball auf Henrik Lundström, der zunächst Montoro abschüttelte und dann eiskalt zum 27:26 einnetzte - Auszeit Leon. Keine Minute war mehr zu spielen, als sich der in der zweiten Halbzeit starke Cutura mit einer spektakulären Drehung an Ilic vorbei in Szene setzte und erneut egalisierte. Während Alfred Gislason bereits Daniel Kubes das Leibchen für den siebten Feldspieler überziehen ließ, erkämpfte sich Kim Andersson einen weiteren Siebenmeter für den THW. Diesmal trat Filip Jicha an, und der Tscheche machte es zehn Sekunden vor Schluss mit viel Glück besser: Sein Wurf trudelte vom Fuß Loserts über die Linie.
Andreus Wurf ins Glück
Ein enttäuschter Thierry Omeyer nach dem Ausgleichstreffer.
Ein enttäuschter Thierry Omeyer nach dem Ausgleichstreffer.
Leon schaltete danach schnell um, spielte den Ball in Windeseile auf den linken Flügel zu Stranovsky, der statt eines erhofften Strafwurfs aber "nur" einen Freiwurf zugesprochen bekam, während die letzten Sekunden herunter liefen. Der Slowake nahm sich für den abschließenden Freiwurf zunächst selbst den Ball, übergab ihn dann aber an Mittelmann Carlos Ruesga. Diesem gelang tatsächlich das kaum noch für möglich Gehaltene: Sein Fallwurf rutschte irgendwie durch die Kieler Mauer und auch an Omeyer vorbei zum 28:28 ins Tor. Der Rest war Jubel bei Ademar Leon und große Enttäuschung bei den "Zebras", die einen sicher geglaubten Sieg doch noch aus der Hand gaben.

Damit belegt der THW mit 3:3 Punkten derzeit nur den vierten Platz in der Gruppe D, hat aber ein Spiel weniger als Leon absolviert. Am Sonntag siegte AG Kopenhagen im Spitzenspiel der beiden bislang ungeschlagenen Mannschaften Montpellier HB mit 31:29 (21:12). Im "Kellerduell" zwischen Partizan Belgrad und SC Szeged setzten sich am Sonntagabend die Ungarn auswärts mit 29:23 (16:13) durch und gaben die rote Laterne damit an Belgrad ab.

Gleich am Dienstag haben die Kieler die Chance auf Wiedergutmachung. In der dritten Runde des DHB-Pokals trifft der Titelverteidiger in der Sparkassen-Arena-Kiel auf den SC Magdeburg. Ein Unentschieden wird es dann mit Sicherheit nicht geben.

(Sascha Krokowski)

 

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Stimmen zum Spiel:

THW-Kapitän Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Wir sind alle sehr enttäuscht. Am Ende haben sich die vielen Fehler, die wir gemacht haben, gerächt. Wir hatten ausreichend Möglichkeiten, das Spiel frühzeitig zu entscheiden. Die Atmosphäre war toll, die Stimmung in der Halle hat mir gut gefallen.
THW-Linkshänder Christian Zeitz gegenüber den KN:
Wir hätten schnell für Ruhe sorgen können. Aber weil wir so viele Chancen ausgelassen haben und auch die Abwehr nicht wie gewohnt stand, haben die Spanier bis zuletzt an ihre Chance geglaubt. Um jetzt noch Gruppenerster zu werden, müssen wir alle Spiele gewinnen. Die Halle? Es gibt sicher noch lautere, aber das war schon ziemlich gut.
Leons Trainer Isidoro Martinez gegenüber den KN:
Wir haben gegen eine der besten Mannschaften der Welt gespielt. Kiel hat nicht nur viele gute Spieler, sondern auch so viele Möglichkeiten in seinem Spiel. Für uns ist es ein Fest, einen Punkt gewonnen zu haben. Die Stadt kann stolz auf dieses Ademar-Team sein.
Leons Torhüter Venio Losert gegenüber den KN:
Das war für uns ein Extra-Punkt auf dem Weg ins Achtelfinale. Da wollen wir hin, und jetzt sind wir eigentlich schon da. Vor dem Freiwurf hatte ich das Spiel schon abgehakt. Ich hätte nicht gedacht, dass Carlos in dieser Situation treffen würde.

 


Champions League, Gruppe D, 4. Spieltag: 22.10.11, Sa., 17.00: Ademar Leon (ESP) - THW Kiel: 28:28 (12:15)

Logo Leon Ademar Leon (ESP Flagge ESP):
Alamo (n.e.), Losert (1.-60., 18/2 Paraden); Gonzalez (1), Andreu (5), Goni (1), Montoro (3), Garcia, Di Panda, Baena (3/1), Ruesga (2), Stranovsky (7/1), Cutura (5), Ferrer (1); Trainer: Martinez
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 10 Paraden), Palicka (n.e.); Andersson (6), Lundström (2), Dragicevic (n.e.), Sprenger, Ahlm (3), Kubes (1), Reichmann, Zeitz (1), Palmarsson, Narcisse (1), Ilic (6), Klein (2), Jicha (6/1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Hlynur Leifsson / Anton Palsson (Island)
Zeitstrafen:
Leon: 1 (Ferrer (37.));
THW: 4 (Zeitz (24.), Kubes (30.), Ahlm (48.), Lundström (53.))
Siebenmeter:
Leon: 2/2;
THW: 3/1 (Losert hält 2x Ilic (2., 58.))
Spielfilm:
1. Hz.: 2:0 (4.), 2:1, 3:1, 3:2, 4:2 (7.), 4:5 (12.), 5:5, 5:7 (16.), 6:7, 6:9, 7:9, 7:11 (20.), 8:11, 8:12, 11:12 (26.), 11:14, 12:14, 12:15;
2. Hz.: 14:15, 14:16, 16:16 (36.), 16:18, 17:18, 17:19, 19:19 (43.), 19:21, 20:21, 20:22, 21:22 (49.), 21:24, 22:24, 22:25, 24:25 (56.), 24:26, 26:26, 26:27, 27:27, 27:28, 28:28.
Zuschauer:
5.500 (Palacio de los Deportes, Leon (ESP))

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die deutschen Teams im EHF-Pokal und Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und werden erst ab 26. November eingreifen.

Am Sonntagnachmittag mussten die zuvor ungeschlagenen Füchse Berlin im Spitzenspiel der Gruppe B ihre erste Königsklassen-Niederlage hinnehmen. In der Max-Schmeling-Halle unterlagen die Bundeshauptstädter Atletico Madrid - dies ist der neue Name des dreifachen Champions-League-Siegers und letztjährigen Finalisten, Ciudad Real - mit 33:37 (15:17, siehe Extra-Bericht).

Am Sonntagabend fuhr der HSV Hamburg im vierten Spiel seinen vierten Sieg in der Gruppe C ein. Beim slowenischen Meister und Pokalsieger Cimos Koper zitterten sich die Hansestädter nach komfortablem Halbzeit-Vorsprung zu einem 24:23 (17:10)-Erfolg.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2011:

Lottogewinn für Leon

THW verspielt durch ein "blödes Tor" den Sieg - Jicha: "Das ist dumm gelaufen"
Leon. Das Spiel war aus, der THW Kiel hatte das Gruppenspiel in der Champions League bei Ademar Leon 28:27 (15:12) gewonnen. Oder? Nicht ganz. Es galt noch einen Freiwurf zu überstehen.

Aber was sollte passieren? Es war ausgeschlossen, dass Carlos Ruesga trifft. Doch der Spanier warf aus einem unmöglichen Winkel an der Sechs-Mann-Mauer der "Zebras" vorbei ins Netz. Zum 28:28. Durch die Beine von Thierry Omeyer. Ein Remis, das im mit 6000 Zuschauern gefüllten "Palacio Municipal" wie ein Lottogewinn gefeiert wurde.

Dagegen ließen die Kieler die Köpfe hängen, konnten es nicht fassen, dass sie mit einem Punkt die Rückreise aus Kastilien antreten mussten. Wie die Fernsehbilder später beweisen, war der Treffer irregulär. Das Regelwerk verbietet in solchen Fällen, dass der Schütze sich vom Boden lösen darf. Doch wie hätte Ruesga diesen Knickwurf gegen die Hand sonst ins Ziel bringen sollen? Also sprang er mit dem linken Fuß ab, und die sonst sehr souveränen Unparteiischen Hlynur Leifsson und Anton Palsson übersahen den Verstoß. Und: Dass er zum Helden wurde, hatten die Kieler zu verantworten. "Das ist richtig dumm gelaufen", fasste Filip Jicha die Gemütslage der Frustrierten zusammen. "Wir hätten die Partie längst entschieden haben müssen."

Wenn die Buchführung von Raul Alonso stimmt, der für THW-Trainer Alfred Gislason die Zahlen des Schreckens summierte, dann hat der zweimalige Champion 25 Chancen vergeben und elf technische Fehler gemacht. Wer auch immer auf das Tor des starken Venio Losert warf, er tat es mit verstelltem Visier. "Wir sind im Moment eine Goldgrube für Torhüter, die ein Bewerbungsvideo brauchen", sagte der sichtlich gezeichnete Gislason. "Am Ende bezahlen wir dafür mit diesem blöden Tor."

Weil er Christian Sprenger wegen seiner Knöchelprobleme schonen wollte, hatte er Tobias Reichmann in die Start-Sieben geschickt. Doch in diesem Hexenkessel erwischte der Rechtsaußen einen unglücklichen Start, konnte zwei Anspiele nicht festhalten und fand sich schnell auf der Bank wieder. Doch nicht nur Reichmann blieb am Sonnabend hinter seinen Möglichkeiten zurück, auch die deutlich routinierteren Kollegen zeigten ungeahnte Schwächen. Lange bildete Ilic die Ausnahme, doch ausgerechnet er, der am Siebenmeterpunkt sonst keine Nerven kennt, scheiterte zweimal mit einem Strafwurf.

Deshalb übernahm in der Schlussminute Jicha die Verantwortung. Der Tscheche traf zum 28:27, doch für den Sieg reichte es nicht. Kurz zuvor hatte Omeyer noch mit einem unglaublichen Pass das Tor zum zweiten Gruppensieg geöffnet. Der Franzose warf den Ball über das ganze Feld zu Henrik Lundström, der zum 27:26 vollendete. Ein Wurf, der bereits Kunst gewesen wäre, wenn zwischen Omeyer und dem für einen Handballer durchschnittlich großen Schweden nicht Angel Montoro gestanden hätte.

Der 2,13-m-Riese war nicht das einzige Extrem der leidenschaftlichen Spanier. Auch die Kreisläufer Juan Andreu und Rafael Baena waren außergewöhnlich. Offenbar wird das schwergewichtige Duo, das teilweise im Doppelpack die THW-Deckung zermürbte, vom selben Ernährungsberater betreut. Der Plan scheint zu sein, sie so zu runden, dass auch Gegner mit sehr langen Armen sie nicht umklammern können. Regelgerecht waren sie kaum zu stoppen, so dass die "Zebras" in der Schlussphase Dauergäste auf der Strafbank wurden. Der THW ständig in Unterzahl, Leon von erhitzten Fans über die Leistungsgrenze getrieben - am Ende kippte der hohe Favorit. Zumindest halb.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.10.2011)


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