09./10.10.2011 - Letzte Aktualisierung: 10.10.2011 | Champions League |
Update #3 | KN-Bericht, weitere Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt ... |
Trotz 17 Omeyer-Paraden reichte es nicht zum Punktgewinn gegen Montpellier. |
Alfred Gislason musste zum Spitzenspiel in der Königsklasse erneut auf Aron Palmarsson verzichten. Der isländische Spielmacher machte sich zwar mit seinen Mannschaftskameraden zusammen warm, für einen Einsatz war es nach dessen Oberschenkelzerrung aber offenbar noch zu früh. Ebenfalls nicht mit dabei war Linksaußen Henrik Lundström, der sich mit Wadenproblemen herumplagt.
Daniel Narcisse erzielte fünf Treffer für den THW. |
Doch schnell zeigte sich auch, dass das Spiel gegen Montpellier alles andere als ein Selbstgänger werden würde. Die Franzosen spielten eine für den Kieler Angriff unangenehm harte und offensive 5:1-Deckung und zwangen die "Zebras" damit mehr und mehr zu Fehlern. Zudem hatten sie in Neuzugang Primoz Prost eine starken Rückhalt, der besonders Ilic und Andersson schon früh zur Verzweiflung trieb. So kam Montpellier nach einem Doppelschlag Accambrays und zwei Fehlpässen der Kieler nach 13 Spielminuten durch einen Gegenstoß von Tej auch zum 5:5-Ausgleich.
Nikola Karabatic traf an alter Wirkungsstätte dreimal. |
Jedoch brauchten die Gäste keine 80 Sekunden, um den Anschluss wieder herzustellen. Zweimal Gajic und dann endlich der erste Treffer von Nikola Karabatic bedeuteten das 9:8, und nachdem Zeitz gleich dreimal scheiterte und auch Narcisse in Prost seinen Meister fand, hatte Montpellier gar die Chance zum erneuten Ausgleich. Doch Thierry Omeyer parierte einen Siebenmeter von Bojinovic, und im Angriff übernahm nun Filip Jicha Verantwortung: Das 10:8 erzielte der Tscheche vom Kreis nach feinem Narcisse-Anspiel, das 11:8 ließ er aus dem Rückraum folgen, das 12:8 schließlich bereitete Jicha für Marcus Ahlm vor. Und nachdem auch endlich der bislang unglücklich agierende Andersson seinen ersten Treffer zum 13:9 markierte, schien der THW endgültig wieder in der Spur - zumal sich Montpellier nun selbst schwächte, als Mladen Bojinovic dem Schweden bei einem weiteren Kieler Gegenstoß ein wenig in die Quere kam. Die norwegischen Schiedsrichter gaben dem Serben überraschend direkt die rote Karte, so dass nach Jichas Treffer zum 14:10-Halbzeitstand alle Kieler Fans bester Dinge für die zweiten dreißig Minuten waren.
Marcus Ahlm vergab nach Wiederanpfiff zwei große Chancen. |
Zwei verworfene Siebenmeter, aber wichtige Tore im zweiten Durchgang: Vid Kavticnik. |
Nun zeigten die Angreifer auf beiden Seiten Nerven: Narcisse verzog einen Sprungwurf, Accambray scheiterte an Omeyer, Dragan Gajic am Pfosten, und ein Hüftwurf von Zeitz flog ins Nirgendwo. Erst der 20-jährige Maxime Arvin-Berod konnte - nach klugem Karabatic-Anspiel - in der 52. Spielminute den 41. Treffer der Partie markieren. Das Fehlerfestival ging dann aber zunächst weiter: Jicha spielte einen für Ahlm gedachten Pass in die Hände des Gegners, der starke Omeyer entschärfte erneut einen Wurf des nicht mehr zu stoppenden Accambray, und Jicha verzog einen freien Wurf über den Kasten. Wieder war es Nikola Karabatic, der den nächsten Treffer einleitete: Ein Bodenpass an den Kreis wusste Issam Tej zum 22:20 für die Gäste zu nutzen.
Große Freude bei Montpellier mit dem starken Primoz Prost nach dem Schlusspfiff. |
Noch waren jedoch sechzig Sekunden zu spielen. Einmal mehr nahm der überragende und nicht konsequent angegangene Accambray das Herz in die Hand und wuchtete seinen Sprungwurf zum 24:23 in den Winkel. Zwanzig Sekunden blieben den Kielern noch, die aber im Angriff einmal mehr zu hektisch agierten: Ein Anspiel von Narcisse konnte Andersson nicht kontrollieren, stattdessen landete der Ball bei den Gästen. Der Rest war Jubel bei Montpellier HB, das im fünften Vergleich mit den "Zebras" erstmals gewinnen konnte - und das ausgerechnet in der Kieler Festung, der Sparkassen-Arena.
(Sascha Krokowski)
Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage
nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub2701.html.
Danach geht er automatisch offline.
Weitere Fotos vom Spiel finden Sie auf der Facebook-Seite der Fotografin Susanne Schauer.
Es war das Spiel, auf das beide Mannschaften gewartet haben. Für uns war die Partie in Kiel auch ein großer Test - ich bin zufrieden und sehr stolz, wie sich meine Mannschaft hier heute präsentiert hat. Wir hatten viel Respekt vor dem THW, und in der ersten Halbzeit war ich mit unserer Abwehr nicht zufrieden. In der zweiten Halbzeit lief es dann besser, und auch im Angriff haben wir ein paar Prozent zugelegt. Passiert ist heute noch nicht viel, außer dass wir in Kiel gewonnen haben. Wir spielen aber noch einmal in Montpellier gegeneinander - bis Köln ist es noch ein weiter Weg.
Montpellier hat verdient gewonnen. In der ersten Hälfte haben wir ganz ordentlich gespielt, und zu Beginn der zweiten Halbzeit hätten wir unseren Fünf-Tore-Vorsprung ausbauen können. Dann haben wir in wenigen Minuten drei Mal freistehend verworfen und unsere Linie verloren. Aber: Wir sind an einer sehr guten Abwehr und einem sehr guten Torhüter gescheitert, man darf nicht vergessen, dass uns heute eine starke Mannschaft gegenüberstand. Wir haben vor allem im Angriff nicht unsere Leistung gebracht, und Montpellier hat gut gespielt.
In der Defensive haben wir in den ersten 30 Minuten gut gestanden, unsere Probleme hatten wir im Angriff. Titi hat gut gehalten, und wir haben drei Siebenmeter verschossen. In der zweiten Halbzeit waren wir dann besser im Angriff und haben noch besser in der Abwehr gestanden, zudem hat Primoz Prost gut gehalten. Ich bin froh, dass wir hier gewonnen haben.gegenüber den KN:
Nur 23 Kieler Tore in der Kieler Arena zugelassen. Das sagt alles, ich bin sehr stolz auf unsere Leistung. Unser Torhüter war ebenfalls sehr stark. Ich bin sehr froh.
Die erste Hälfte war gut, nach Wiederbeginn haben wir dann angefangen, die falsche Lösung zu suchen. Das müssen wir dringend ändern. Natürlich ärgert man sich als Spieler darüber, wenn man sieht, dass alles in die falsche Richtung läuft. Aber wir spielen zum Glück im Drei-Tage-Rhythmus, und schon am Mittwoch haben wir deshalb die Chance, uns über 60 Minuten gut zu präsentieren.gegenüber den KN:
Verlieren ist nie ein schönes Gefühl, das mussten wir ja lange Zeit nicht erleben. Aber davon geht die Welt auch nicht unter. Wir müssen jetzt überlegen, was wir besser machen können und unsere Schlüsse aus dem Spiel ziehen. Die Tore sind vor allem aus Tempogegenstößen und der Zweiten Welle gefallen.
Es hat mich froh gemacht, wieder einmal hier zu spielen. Das hat bei mir viele Emotionen ausgelöst, die Stimmung war kein Problem für mich und hat mich motiviert. Es war schön, Freunde wie Kim und Mini wiederzutreffen. Thierry Omeyer ist der beste Torhüter der Welt, ohne ihn würde der THW nicht hier stehen.
In der ersten Halbzeit haben wir zu viel verschossen, aber sehr gut gespielt. In der zweiten Halbzeit aber haben wir gar nicht in unser Spiel gefunden, und neun Tore sind viel zu wenig für uns. Wir haben da zu viel verschossen, nicht mehr so gut gearbeitet, zu schnell geworfen.Wir hatten uns alle auf dieses Spiel gefreut, aber am Ende haben wir viel zu viele technische Fehler gemacht, waren in der letzten Viertelstunde verunsichert. Aber es ist nur ein Gruppenspiel, wir haben noch einige Spiele vor uns, um uns eine gute Ausgangsposition zu verschaffen.
Wir haben nur 24 Tore kassiert, das ist nicht schlecht. Aber wir haben auch nur 23 selbst erzielt. Das ist zu wenig, wir haben viel zu viele Chancen liegen gelassen, einfach ätzend. Natürlich sind wir auch am Torwart gescheitert.
Bereits am Donnerstag hat der HSV Hamburg seinen zweiten Sieg in der Gruppe C eingefahren: Beim rumänischen Vertreter HCM Constanta gewannen die Hansestädter 34:26 (17:12).
In der Gruppe B feierten die Füchse Berlin am Sonntagnachmittag ein gelungenes Heimdebüt in der Königsklasse. Nachdem die Bundeshauptstädter gegen den polnischen Vizemeister KS Kielce lange Zeit zurücklagen, siegten sie im Schlussspurt doch noch mit 30:27 (14:15).
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 10.10.2011
Gefühlt liegt die letzte THW-Niederlage fast ein Jahr zurück, wohl deshalb, weil der Rekordmeister seine Konkurrenten in der jüngsten Vergangenheit zu sehr dominiert, auch Spitzenmannschaften mit klaren Niederlagen abserviert hatte. Dennoch: Die letzte THW-Schlappe ist tatsächlich gerade mal ein halbes Jahr alt. Am 1. Mai unterlag der THW mit 33:36 gegen den FC Barcelona. Ebenfalls in eigener Halle, ebenfalls in der Champions League. Es war das Viertelfinale und bedeutete das Aus im Wettbewerb. Die Niederlage von gestern Abend lässt sich reparieren. Das stellte auch Rückraumspieler Kim Andersson in den Vordergrund nachdem er die erste Enttäuschung verarbeitet hatte. "Wir haben viele Fehler gemacht, schlecht gespielt, aber es ist nichts passiert, wir haben noch das Auswärtsspiel, da werden auch zwei Punkte vergeben."
Mit Montpellier waren die ehemaligen THW-Stars Nikola Karabatic und Vid Kavticnik in die Sparkassen-Arena zurückgekehrt. So lag eine besondere, eine spezielle Atmosphäre in der Luft. Gerade der Abschied von Karabatic war nicht geräuschlos über die Bühne gegangen. Einige Kommentare des Franzosen sind bei den Kieler Fans nicht gut angekommen. Karabatic wurde jedenfalls mit einem lauten Pfeifkonzert empfangen. Der ehemalige Welthandballer fand dafür eine ebenfalls spezielle Erklärung. Er sei in Kroatien einmal von 15 000 Leuten ausgepfiffen worden, sagte der 27-Jährige. "Die haben mich gehasst. Aber wenn sie einen hassen, dann haben sie die Person irgendwann einmal geliebt."
Wie auch immer. Weder Karabatic noch seine Mitspieler ließen sich vom Kieler Publikum und dem ordentlichen THW-Beginn einschüchtern. Die Südfranzosen beeindruckten, drückten der Partie mit zunehmender Spielzeit ihren Stempel auf. Der Stempel trug vor allem den Abdruck: großartige Abwehrarbeit, Einsatzwillen, außerdem stand mit dem slowenischen Neuzugang Primoz Prost ein Torhüter der Extraklasse zwischen den Pfosten. "Wir selbst haben den gegnerischen Torhüter heute zum weltbesten Torhüter gemacht", staunte Kim Andersson über die Reflexe des Tausendsassas zwischen den HB-Pfosten.
Es war ein Spiel auf Biegen und Brechen, stets spannend und geprägt von zwei überragenden Abwehrreihen und ihren Torhütern. Kiels Thierry Omeyer stand seinem Gegenüber nämlich in Nichts nach, hielt 18 Bälle an, machte zwei Siebenmeter unschädlich. Auch deshalb stand die erste Halbzeit noch im Zeichen der Kieler. Die offensive Abwehr mit Daniel Narcisse in der Spitze störte Montpelliers Aufbau, gewann Bälle und brachte viele über Tempogegenstöße und die Zweite Welle im gegnerischen Tor unter. Narcisse tat sich auch in der Offensive hervor, glänzte mit Spielfreude und Tatendrang, traf insgesamt fünfmal. Große Szenen hatte zudem Dominik Klein, der vier sehenswerte Tore erzielte. So lag der THW in der hart geführten, aber fairen Partie durchweg mit drei, vier Toren vorn. Unschön war nur die Attacke von Mladen Bojinovic, der dem enteilten Andersson einen Stoß verpasste, mit der Roten Karte bestraft wurde.
Doch Montpellier ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, hatte Glück, dass der THW zu Beginn von Halbzeit zwei drei, vier Großchancen (Ahlm, Narcisse, Andersson) liegen ließ und fand ins Spiel zurück. Während sich die Kieler im dichten Gestrüpp der HB-Abwehr festliefen, Primoz warmwarfen, lief auf der anderen Seite vor allem Nationalspieler William Accrembray zu großer Form auf. Achtmal traf der Rechtshänder insgesamt, sechsmal in der zweiten Halbzeit. Dass das 23-jährige Kraftpaket sieben Sekunden vor dem Abpfiff auch den Siegtreffer zum 24:23 markierte, war nur logisch. Montpellier feierte, der THW war erstmals in der Saison geschlagen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.10.2011)
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