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03./04.10.2010 - Letzte Aktualisierung: 04.10.2010 Champions League

Champions League: Remis im Gigantenduell gegen Barcelona

CL, Gruppe A, 7. Spieltag: 03.10.2010, So., 16.45: THW Kiel - FC Barcelona: 28:28 (14:10)
Update #3 KN-Spielbericht und weitere Stimmen ergänzt...

Jerome Fernandez überzeugte mit fünf Treffern, hatte mit der Barca-Abwehr aber auch eine Menge Mühe.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jerome Fernandez überzeugte mit fünf Treffern, hatte mit der Barca-Abwehr aber auch eine Menge Mühe.
Das Spiel zwischen dem THW Kiel und dem FC Barcelona war als Duell der Giganten angekündigt worden - und zumindest eine Halbzeit lang hielt die Begegnung, was sich Fans und Spieler davon versprochen hatten. Am Ende einer hochdramatischen, intensiv geführten Partie feierten beinahe nur die Spanier einen Punktgewinn: Das 28:28 (14:10) fühlte sich aus Kieler Sicht nach einer Fünf-Tore-Führung zu Beginn der zweiten Hälfte ein wenig wie eine Niederlage an. Doch diese Partie, das Spitzenduell in der Gruppe A, hatte einfach keinen Sieger verdient. Bester Torschütze bei den Zebras war Marcus Ahlm mit sechs Treffern, Thierry Omeyer zeigte in der ersten Halbzeit unglaubliche 19 seiner insgesamt 25 Paraden.
Für solche Ereignisse liebt man in Handball-Europa die Königsklasse. Wenn am zweiten Vorrunden-Spieltag die Neuauflage des Finales in der Handball-Hauptstadt Kiel stattfindet, kribbelt es bis unter das Hallendach. Trotzdem begrüßten die 10.250 Zuschauer in der ausverkauften Sparkassen-Arena den FC Barcelona mit lang anhaltendem Applaus, von dem lediglich Siarhei Rutenka ausgenommen wurde. Pfiffe begleiteten den bulligen Spieler über die gesamte Dauer der Partie.

Aron Palmarsson wurde von der katalanischen Abwehr wenig Platz zum Entfalten eingeräumt.
Klicken Sie zum Vergrößern! Aron Palmarsson wurde von der katalanischen Abwehr wenig Platz zum Entfalten eingeräumt.
Der THW begann mit Aron Palmarsson auf der Mitte, Jerome Fernandez blieb zunächst auf der Bank. Aber bereits in den ersten Minuten dieses Giganten-Duells zeichnete sich ab, dass die Schwarz-Weißen an diesem Tag emotional ordentlich durchgeschüttelt werden würden. Da stand auf der einen Seite Thierry Omeyer, der seine Gegenspieler von Beginn an zur Verzweiflung trieb. Auf der anderen Seite war dann aber auch die Nervosität ein ständiger Begleiter der Kieler Angriffsbemühungen, die zudem in Danijel Saric immer wieder ihren Meister fanden. Nach drei Minuten aber platzte endlich der Offensivknoten bei den Kielern: Jicha bediente Marcus Ahlm mit einem Traumpass zum 1:0. Nach fünfeinhalb Minuten dann gelang es den Katalanen erstmals, das Bollwerk Omeyer zu überwinden - allerdings brauchte Barca dafür einen Siebenmeter. Doch das Auf und Ab ging weiter - was hinten erkämpft wurde, wurde vorn durch eine Vielzahl an Fehlern wieder zunichte gemacht. Und so war der Jubel riesengroß, als sich ausgerechnet der junge Tobias Reichmann in Unterzahl ein Herz fasste, und nach sieben (!) Minuten aus dem Rückraum den zweiten THW-Treffer erzielen konnte.

Einen schweren Stand hatte Zeitz nicht nur in dieser Szene.
Klicken Sie zum Vergrößern! Einen schweren Stand hatte Zeitz nicht nur in dieser Szene.
Doch die Partie bestimmten weiterhin die Torhüter: Omeyer kauften sich reihenweise Bälle von den Außen, Saric schnappte sich erst einen Palmarsson-Wurf und dann auch noch den Nachwurf des an diesem Tag mit wenig Zielwasser ausgestatteten Dominik Klein. Nach zehn Minuten gingen die Gäste durch ein Nöddesbo-Tor erstmals in Führung (3:2), wenig später hielt Saric einen Tempogegenstoß von Jicha, was Garcia wenig später zum 4:2 per Siebenmeter nutzte. Doch jetzt war die Sparkassen-Arena da - binnen Minuten verwandelte Omeyer sie in ein wahres Tollhaus. Und auch im Angriff lief es nun besser - der hart bedrängte Ahlm verkürzte, Jicha glich von der Strafwurflinie aus, und der inzwischen auf die Platte beorderte Fernandez brachte den THW wieder mit 5:4 in Führung. Nach Sarmientos erneutem Ausgleich ging Zeitz mit dem Kopf durch die Sorhaindo-Wand zum 6:5, Reichmann erhöhte nach einem feinen Jicha-Bodenpass zum 7:5. Als Klein dann nach zwanzig Minuten einen freien Ball weit neben das Tor bugsierte, brachte Gislason Henrik Lundström - eine Entscheidung, die sich rentieren sollte.
Henrik Lundström brachte seine Farben mit vier Toren in zehn Minuten zur 14:10-Halbzeitführung.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström brachte seine Farben mit vier Toren in zehn Minuten zur 14:10-Halbzeitführung.
Denn jetzt kam Schwung in die Angriffsbemühungen, per Tempogegenstoß erzielte der Schwede das 9:8. Omeyer hielt den Gegnestoß von Noddesbö, Ahlm bediente Lundström: 10:8 (25.). Und die Kieler hatten nun richtig am Erfolg gerochen: Fernandez drehte sich um Freund und Feind zum 11:8, Lundström lief beim Jicha-Gegenstoß an den Kreis ein und vollendete zum 12:8 - die Halle stand Kopf. Wenig später drohte die ehrwürdige Arena tatsächlich in ihren Grundfesten bedroht zu sein, als der permanent mit Pfiffen bedachte Rutenka es allen Kritikern zeigen wollte, und an den Siebenmeterstrich schritt. Seinen versuchten Heber fing Omeyer mit einer Hand - Standing Ovations waren die Folge. 19 Paraden zeigte der entfesselte Kieler Keeper in der ersten Hälfte und hatte damit großen Anteil an der 14:10-halbzeitführung, die erneut Lundström und Zeitz unter Dach und Fach brachten.

Eine unglaubliche erste Halbzeit zeigte Thierry Omeyer mit 19 Paraden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Eine unglaubliche erste Halbzeit zeigte Thierry Omeyer mit 19 Paraden.
Doch dieser FC Barcelona war auch nach Ahlms 15:10 nach dem Wiederanpfiff nicht geschlagen. Schon in der ersten Hälfte hatte Trainer Xavi Pascual die gesamte Breite seines gigantischen Kaders in die Schlacht geworfen, und nun schienen die Katalanen dadurch die zweite Luft zu erhalten. Da Saric sich nun noch mehr steigerte, wurde das Torewerfen in der zweiten Hälfte für den THW zu einem immer kraftraubenderen Akt. Zudem drehte im Barca-Angriff Rocas nun richtig auf - zwei Tore von ihm und ein Igropulo-Geschoss brachten die Spanier auf 13:16 heran, Lundströms ersten Fehlwurf bestrafte Entrerrios mit dem 15:17-Anschluss. Und auch die serbischen Schiedsrichter machten es den Zebras in dieser Phase nicht leicht: Gleich dreimal pfiffen sie Jicha in aussichtsreicher Position zurück oder ahndeten Fouls unterschiedlich - die Nervosität machte sich wieder breit. Doch mit unglaublichem Willen hielten die müder wirkenden Kieler ihren Gegner weiter in Schach: Ahlm erzielte nach einem durchgesteckten Jicha-Pass das 20:17, kurz darauf boxte der Kreisläufer im Fallen den Ball zum 21:18 über die Linie, ehe Zeitz nach dem missglückten Ilic-Siebenmeter-Comeback das schönste Tor des Tages erzielte: Eine gehechtete Schraube von der Außenposition beendete er mit einem artistischen Rückhandwurf zum 22:19 (48.). Doch vor allem aus dem Rückraum konnten die Kieler nicht den gewohnten Druck entfachen - die schnelle und gleichzeitig aggressive Barca-Abwehr zog den Zebras Stück um Stück den Zahn. Rocas und Sarmiento, der durch die Beine des in der zweiten Halbzeit oft allein gelassenen Omeyer traf, verkürzten auf 22:23 (52.) - mit der Auszeit von Gislason begann die Partie praktisch von vorn.

Filip Jicha musste oft in eins-gegen-eins-Situationen punkten.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha musste oft in eins-gegen-eins-Situationen punkten.
Der nach einer Attacke humpelnde Fernandez traf zum 24:22, doch zwei Zeitz-Fehler im Angriff sorgten binnen 30 Sekunden für den Ausgleich durch Nöddesbo und Ugalde. Mit Gegenstößen trafen die Katalanen den THW ins Mark. Fernandez konterte mit einem 101-km/h-Kracher, den der völlig allein gelassene Sarmiento mit dem Ausgleich erwiderte. Palmarsson brachte den THW in dieser dramatischen Schlussphase wieder in Führung, und als Omeyer einen Nagy-Wurf spektakulär abwehrte, schien sich das Blatt doch noch zugunsten des THW zu wenden. Doch ein erneuter technischer Fehler im Angriff lud Ugalde zum Konter ein, auch Jichas einziger Rückraum-Kracher der Partie zum 27:26 (59.) sorgte nicht für Ruhe: Rocas glich aus, Jicha legte zwanzig Sekunden vor dem Ende wieder vor. Barca-Trainer Xavi Pascual nahm die Auszeit, beorderte Sorhaindo für Schlussmann Saric als zusätzlichen Feldspieler auf die Platte. Barca spielte nahezu ungestört den Angriff aus, räumte für den in der zweiten Hälfte überragenden Rocas ab - 29:29. Die schnelle Mitte verhinderte Nagy, der aufreizend lässig den von Omeyer nach vorn beförderten Ball wegköpfte - damit verhinderte Barcelonas Kapitän einen letzten schnellen Angriff. Die Rote Karte nahm er gelassen zur Kenntnis, die drei Sekunden Restspielzeit konnten die Kieler trotz der Hereinnahme von Dragicevic als siebtem Feldspieler nicht mehr für einen konstruktiven Angriff nutzen. Ende, aus, Remis.

Die Katalanen feierten ihren Punktgewinn wie einen Sieg, während die Kieler sich mit leicht hängenden Köpfen beim fantastischen Publikum bedankten. Doch traurig mussten sie nicht sein: In einer unglaublichen Begegnung hatten sie ihren Teil zu einem wahren Duell der Giganten beigetragen.

Im zweiten Spiel der Gruppe A gewannen die Rhein-Neckar Löwen bei Celje Pivovarna Lasko (SLO) mit 32:28 (14:12). Chambery Savoie (FRA) schlug überraschend die Polen von KS Vive Kielce, am kommenden Sonntag Gegner des THW, mit 27:26 (16:12).

Für den THW Kiel geht die kräftezehrende Terminhatz ungeachtet der Energieleistung gegen Barca ohne Gnade weiter. Bereits am Mittwoch stellt sich in der Sparkassen-Arena mit Frisch Auf Göppingen ein weiterer harter Brocken vor. Das Bundesliga-Duell beginnt um 20.15 Uhr.

(Christian Robohm)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Alfred Gislason.
Klicken Sie zum Vergrößern! Alfred Gislason.
Wir wussten, dass es ein sehr schweres Spiel werden würde, denn es trafen zwei der besten Mannschaften aufeinander. Barcelona hat ein starkes Team. Daher hätten wir zwar gewinnen, aber genau so gut heute auch verlieren können. Im Angriff haben wir leider zu viele Fehler gemacht und Barcelona zu Gegenstößen eingeladen. Daher haben wir uns nie absetzen können.

Heute konnten wir sehen, wie stark Barca ist. Es wird noch sehr interessant in dieser Gruppe. Wir wollen unter die ersten zwei kommen, dafür müssen wir uns aber steigern.

Barcelonas Trainer Xavi Pascual:
Zunächst möchte ich mich bedanken für das gute Benehmen der Zuschauer sowie auch den freundlichen Empfang von Seiten des Vereins. Es ist wie immer eine große Ehre, hier zu spielen, obwohl der Gegner natürlich eine ganz große Nummer ist.

Hinsichtlich des Spiels hat sich heute fortgeführt, was bereits in den letzten Duellen der beiden Mannschaften ersichtlich wurde: Es waren jeweils sehr enge Partien, die sich erst in den letzten Minuten entschieden. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft. Sie hat Moral und Kampfgeist bewiesen und verdient ein Unentschieden geholt.

Barca-Torhüter Danijel Saric:
Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, gerade nach den letzten knappen Niederlagen gegen Ciudad Real und die Rhein-Neckar Löwen. Wir haben heute Moral bewiesen und uns beim THW nach der bitteren Niederlage in Köln ein wenig revanchieren können. Insgesamt war es heute ein gerechtes Unentschieden.
THW-Torhüter Thierry Omeyer:
Natürlich wollten wir heute gewinnen, aber Barcelona hat sehr stark gespielt. Das Unentschieden ist gerecht. Es macht immer sehr viel Spaß, gegen einen so starke Mannschaft wie Barcelona spielen zu dürfen.
THW-Rückraumspieler Aron Palmarsson gegenüber den KN:
Unglaublich, dass Nagy am Ende den Ball mit dem Kopf spielt und uns nur drei Sekunden bleiben, um ein Tor zu machen. Wir hatten zu wenig Zeit, um darauf zu reagieren. Wir hätten heute mehr Geduld haben müssen, nicht immer gleich den Abschluss suchen.
THW-Linksaußen Henrik Lundström gegenüber den KN:
Wir waren zu statisch im Angriff, das ist schon in der ganzen Saison unser Problem. Titi war überragend, aber auf der anderen Seite stand heute auch ein sehr guter Torhüter.
Barca-Kreisläufer Jesper Noddesbö gegenüber den KN:
Wir haben schnell gemerkt, dass wir gegen diesen THW eine Chance haben. Ich habe schon oft hier gespielt, und habe die Kieler immer mit viel Tempo erlebt. Das war heute anders. Die Stimmung war unglaublich, ich wäre froh, wenn wir bei uns auch so ein Publikum hätten.

 


Champions League, Gruppe A, 7. Spieltag: 03.10.10, So., 16.45: THW Kiel - FC Barcelona (ESP): 28:28 (14:10)

Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 25 Paraden), Palicka (n.e.); Lundström (4), Dragicevic, Sprenger (2), Ahlm (6), Kubes, Reichmann (2), Zeitz (3), Palmarsson (1), Ilic, Klein, Jicha (5/1), Fernandez (5); Trainer: Gislason
Logo Leon FC Barcelona (ESP Flagge ESP):
Sjöstrand (n.e.), Saric (1.-60., 22 Paraden); Nöddesbo (3), Garcia (2/2), Entrerrios (2), Sorhaindo (1), Sarmiento (5), Ugalde (4) Romero (1), Nagy (1), Jernemyr, Rutenka, Rocas (6/2), Oneto, Igropulo (2), Saubich (1); Trainer: Pascual
Schiedsrichter:
Nenad Nikolic / Dusan Stojkovic (SRB)
Zeitstrafen:
THW: 2 (Jicha (7.), Fernandez (45.));
FCB: 2 (Nöddesbo (27.), Sorhaindo (31.))
Rote Karte:
FCB: Nagy (60., Unsportlichkeit)
Siebenmeter:
THW: 3/1 (Jicha an den Pfosten (27.), Saric hält Ilic (46.));
FCB: 5/4 (Omeyer hält Rutenka (28.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0 (3.), 2:1 (7.), 2:4 (14.), 5:4 (17.), 7:5, 8:6 (20.), 8:8 (22.), 12:8 (26.), 13:9, 14:10 (30.);
2. Hz.: 15:10 (31.), 16:11, 16:13 (33.), 18:15 (37.), 20:17 (43.), 21:19 (45.), 23:20 (50.), 23:22 (52.), 24:22, 24:24 (54.), 26:25 (56.), 27:26 (59.), 28:27 (60.), 28:28.
Zuschauer:
10.250 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena-Kiel, Kiel)

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die vier deutschen Teams im EHF-Pokal und Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und werden erst ab 20. November eingreifen.

Die SG Flensburg-Handewitt feierte nach dem 19:27-Auftakt bei Ciudad Real am Sonnabend in der Gruppe D ihre Heimpremiere: Gegen den rumänischen Titelträger HCM Constanta gewannen die Flensburger mit 29:22 (15:7).

Die Rhein-Neckar Löwen, mit einem 31:30-Erfolg beim FC Barcelona grandios in die Vorrunden-Gruppe A gestartet, haben ihren Siegeszug auch beim Serdarusic-Club Celje Pivovarna Lasko fortgesetzt. In Slowenien gewannen die Löwen mit 32:28 (14:12).

Der HSV Hamburg hat nach dem 30:26 zum Auftakt bei Montpellier HB (FRA) sein zweites Spiel in der Gruppe B verloren: Beim ungarischen Topclub MKB Veszprem unterlag die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb mit 30:33 (13:15).

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2010

Trotz "Hexer" Omeyer: Kiel verspielte Heimsieg

Champions League: Krimi gegen den FC Barcelona endete leistungsgerecht 28:28
Kiel. Einen Punkt gewonnen, einen verloren? Auch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff herrschte Uneinigkeit darüber, ob das dramatische 28:28 (14:10) zwischen dem THW Kiel und dem FC Barcelona einen gerechten Ausgang gefunden hatte. Nach 60 intensiven Minuten herrschte aber Einigkeit darüber, dass der Sieger dieses Gruppenspiels in der Champions League ein glücklicher gewesen wäre.

Die Neuauflage des letztjährigen Endspiels hätte keinen würdigeren Rahmen haben können. Die Zuschauer empfingen den FC Barcelona herzlich, pfiffen nur, wie immer, Siarhei Rutenka aus. Der gebürtige Weißrusse verweigerte bei der Begrüßung dann auch als einziger Thierry Omeyer den obligatorischen Handschlag. Das Finale in Köln, als Kiels Torhüter nach dem 36:34-Sieg demonstrativ durch die Reihen der Spanier gerast war, hatte Rutenka nicht vergessen. Jede Aktion des Ungeliebten wurde mit Pfiffen begleitet, zu viel der Ehre für Rutenka, dem kein Tor gelingen sollte. Auch nicht vom Siebenmeterpunkt. In der 28. Minute trat er gegen Omeyer an. Gegen den famosen Franzosen, der schon 17 Bälle abgewehrt hatte. Ob Rutenka auf seinen Kopf zielen würde? Diese Frage hatte sich auch Omeyer gestellt, es wäre nicht das erste Mal gewesen. "Ich war bereit." Er hatte damit gerechnet, dass die Besiegten des Vorjahres mit Kopfwürfen Rache nehmen würden. Nahmen sie in einem fairen Spiel nicht, auch Rutenka nicht. Er versuchte ihn mit einem Heber zu überlisten, aber Omeyer fing den Ball. Es war der Moment, in dem sich die Fans erhoben, um ihn zu feiern.

Der THW, der zu diesem Zeitpunkt 12:8 führte, hatte es zu einem großen Anteil ihm zu verdanken, dass der Stolperstart folgenlos geblieben war. Zu langsam, zu statisch trug er seine Angriffe vor, die zudem eine enorme Fehlerquote besaßen. 2:4 stand es nach einer Viertelstunde, für die Kieler Tempohandballer eine historische Minusbilanz. Das Eis sollte erst Henrik Lundström brechen, der, eingewechselt für den glücklosen Dominik Klein, in schneller Folge zum 9:8, 10:8, 12:8 und 13:9 traf.

Als nach der Pause der gute Marcus Ahlm auf 15:10 erhöhte, schienen die Weichen gestellt. Doch die Gäste, die ihren gesamten Kader rotieren ließen, bauten in der Deckung nun eine blau-rote Mauer auf. Zudem wussten sie mit Danjiel Saric einen hinter sich, der Omeyer-Format erreichte. Als der Serbe einen Siebenmeter seines Landsmannes Momir Ilic (46.) parierte, läutete er damit eine dramatische Schlussphase ein. Eine, in der Christian Zeitz mit einer 360-Grad-Drehung ein unglaubliches Tor zum 22:19 warf. Eine, in der Zeitz aber auch mit zwei überhasteten Würfen den Gästen erstmals nach 37 Minuten wieder den Ausgleich (24:24) ermöglichte.

Dann warf sich Filip Jicha mit seinen Toren zum 27:26 und 28:27 den Frust von der Seele. Immer wieder hatten die schwachen Unparteiischen Nenad Nikolic und Dusan Stojkovic ihm einen Vorteil abgepfiffen. Der sonst so gelassene Tscheche verlor zwischendurch völlig die Fassung, heizte das Publikum mit eindeutigen Gesten ein. "Das ist eigentlich nicht meine Art, aber ich kenne diese Schiedsrichter schon lange, und wir liegen einfach nicht auf der gleichen Wellelänge", meinte Jicha, der aber betonte, dass nicht die Serben für das Remis verantwortlich gewesen seien. "Wir spielen im Angriff im Moment einfach zu langsam."

Trotzdem - Kiel führte 28:27, als "Barca" mit Cedric Sorhaindo den siebten Feldspieler brachte und tatsächlich, zehn Sekunden vor dem Abpfiff, durch Albert Rocas ausglich. Zehn Sekunden sind im Handball der Gegenwart eine Ewigkeit, zumal Sorhaindo vergaß, sich wieder auszuwechseln. Aus alter Gewohnheit lief der bullige Franzose an den Kreis zurück, "Barca" hatte sieben Spieler auf dem Feld, aber keinen Torhüter. Diesen Vorteil konnte der THW nicht nutzen, weil Laszlo Nagy per Kopf den schnellen Anwurf verhinderte. Im zweiten Anlauf blieben den Kielern nur noch drei Sekunden, Saric stand im Tor, die Siegchance war vertan. Und Rutenka? Verabschiedete sich mit Küsschen und ironischem Beifall von den THW-Fans.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2010)


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