25./27.09.2010 - Letzte Aktualisierung: 27.09.2010 | Champions League |
Update #3 | KN-Spielbericht und weitere Stimmen ergänzt... |
Aron Palmarsson glänzte mit zwei Toren und vielen sehenswerten Anspielen. |
Momir Ilic verließ mit Schmerz verzerrtem Gesicht die Platte. |
Eine Einzelaktion von Jicha brachte die Kieler erneut in Führung, doch vor allem im Angriff stockte es merklich. Alfred Gislason brachte nach zehn Minuten Palmarsson für Ilic - und der junge Isländer brachte Schwung in die Partie. Sekunden nach seiner Einwechslung erzielte Palmarsson vom Kreis das 5:3 und sorgte in der Folge mit sehenswerten Anspielen für Furore. Erst einmal war es aber der gute Dominik Klein, der die Zeichen auf Einsatzwillen stellte: An der Mittelinie klaute sich der Linksaußen einen Chambery-Pass und vollendete mit 108 Kilometern pro Stunde zum 6:3. Doch die Franzosen konnten kontern - sie verkürzten auf 5:7 (14.). Doch dann kam Chambery an seine Grenzen. Immer stärker wurde die THW-Defensive, die den Angriff der Gäste beinahe zur Bedeutungslosigkeit degradierte. Immer besser wurde Omeyer, der sich wieder zur "Wand" aufschwang, und immer konsequenter wurde das Kieler Angriffsspiel. Die Folge: Sieben Minuten lang kamen die Gäste nicht zum Torerfolg, auf der anderen Seite ließ sich Torhüter Grahovac entnervt auswechseln, als das Gegenstoß- und Traumtorgewitter über ihn herein gebrochen war: Ilic, Zeitz nach einem tollen Wackler, Tobias Reichmann mit einem Rückraumgeschoss bei drohendem Zeitspiel, Klein mit einem 110-km/h-Kracher nach der Hechtsprung-Balleroberung an der Mittellinie, erneut Ilic, Ahlm nach grandiosem Palmarsson-Bodenpass, Klein von Außen und noch einmal Ilic mit dem Gegenstoß: Acht Tore in eben diesen sieben Minuten entschieden die Partie bereits nach 21 Minuten. Auch, weil die Kieler nach dem 15:5 konzentriert weiter spielten. Sehenswert der Tipp-Bodenpass von Zeitz auf den am Kreis wartenden Palmarsson oder der No-Look-Pass des Isländers auf Ahlm zum 19:9 (28.), klasse waren aber auch die Reichmann-Tore nach Gegenstoß und von Außen. Hätten nicht einige leichte Abspielfehler die Gäste zu leichten Toren kommen lassen, der Pausenvorsprung hätte noch wesentlich deutlicher als das 21:10 ausfallen können.
Daumen hoch für ein gutes Heim-Debüt: Jerome Fernandez. |
Filip Jicha erzielte die letzten vier THW-Treffer in Folge. |
Im zweiten Spiel der Gruppe A gewannen die Rhein-Neckar Löwen vor nur 3.000 Zuschauern im Palau Blaugrana gegen den FC Barcelona (ESP) mit 31:30 (14:13). Der polnische Meister KS Vive Kielce verlor am Sonntag sein Auftaktspiel gegen Celje Pivovarna Lasko mit 30:36 (11:18).
(Christian Robohm) Lesen Sie bitte auch
Es ist schön, dass wir so gut in die Champions League gestartet sind. Ich habe eine sehr gute erste Halbzeit gegen einen sehr guten Gegner gesehen, der drei seiner Leistungsträger ersetzen musste. In den ersten zehn Minuten haben wir ein bisschen zu überhastet im Angriff gespielt, da wollten wir zu viel zu schnell und sind zum Teil zu hohes Risiko eingegangen. Danach lief es sehr gut. Nach der Pause ist unser Spiel dann ein wenig ins Stocken geraten. Trotzdem bin ich recht zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft.
Aron Palmarsson hat seine Sache recht gut gemacht, er harmoniert in der offensiven Deckung unglaublich gut mit Filip.
Eis für den linken Fuß: Momir Ilic' Verletzung bereitete auch dem Trainer Sorgen. Tobias Reichmann hatte eine super Woche, auch deshalb habe ich ihn von Beginn an gebracht. Außerdem kann Christian Sprenger noch nicht volle 60 Minuten spielen, es reicht vielleicht für 20 Minuten am Stück.
Ich denke, dass Momir Ilic uns mindestens im nächsten Spiel fehlen wird. Genaueres müssen weitere Untersuchungen ergeben.
Wir wussten, dass Kiel aus einer guten Abwehr heraus viel mit Gegenstößen agiert. Heute kamen dann noch einige Paraden von Omeyer dazu - das war schade, weil wir am Anfang gut mitgehalten hatten. Dann haben wir aber zwölf Gegenstoßtore in der ersten Halbzeit kassiert. Kiel und Chambery sind nicht die gleiche Welt und haben nicht die gleichen Ziele. Ich kann aber versprechen, dass wir uns im Rückspiel besser präsentieren werden. Ich werde meine Mannschaft gut auf diesen THW vorbereiten.
Das war ein sehr gutes erstes Champions-League-Spiel mit einer guten Stimmung in der Sparkassen-Arena. Wir haben gut angefangen und in der ersten Halbzeit super gespielt. Besonders in der Abwehr waren wir sehr stark. Solch ein hoher Sieg ist nicht einfach in der Königsklasse, in der es keine leichten Gegner gibt. Ich gehe aber davon aus, dass das Rückspiel wesentlich schwerer wird, wenn Chambery die heute noch verletzten Leistungsträger einsetzen kann.
Wir sind nicht mit dem THW auf Augenhöhe und können mit den Kieler auch nicht mithalten. Aber wir dürfen uns auch nicht so desoltat präsentieren, wie wir es in der ersten Halbzeit getan haben. Man darf den Kielern keine Geschenke machen, aber genau das haben wir getan. Auf diesem Niveau wird so etwas dann auch bestraft. In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann ein bisschen gefangen und ein wenig besser gespielt, aber das Resultat sagt genug über unsere Leistung aus.
Es war ein großartiges Gefühl, heute im THW-Trikot in der Sparkassen-Arena spielen zu dürfen. Das ist schon etwas anderes, als wenn man hier mit der gegnerischen Mannschaft antreten muss. Die Fans haben mich hier super empfangen, das macht alles ein wenig einfacher für mich. Auch die Mannschaft hat mich toll aufgenommen. Mein größtes Problem ist, dass ich noch nicht richtig Deutsch spreche. Jetzt muss ich schnell mein Schul-Deutsch auf Vordermann bringen. Wenn ich in ein paar Wochen die Sprache beherrsche und die Spielzüge einstudiert habe, kann ich der Mannschaft richtig helfen.Heute haben wir ein gutes Spiel gezeigt, wenngleich wir in der zweiten Hälfte etwas besser hätten spielen können. Aber das ist immer schwierig, wenn man zur Pause schon mit elf Toren führt.
In der ersten Halbzeit haben wir super gespielt, das war die Grundlage, danach haben wir alles kontrolliert.
Die SG Flensburg-Handewitt machte bereits am Mittwoch den Anfang: Im Spitzenspiel der Gruppe D hielt die Mannschaft von Per Carlen beim spanischen Meister Ciudad Real lange Zeit gut mit, verlor aber in der Schlussphase den Faden und unterlag letztlich deutlich mit 19:27 (9:7).
Die Rhein-Neckar Löwen, bekanntlich Gruppengegner des THW Kiel in Gruppe A, begannen ihre dritte Saison in Folge in der Königsklasse mit einem Gastspiel beim Vorjahresfinalisten FC Barcelona. Vor nur 3.000 Zuschauern im Palau Blaugrana gewannen die Löwen mit ihrem neuen Coach Gudmundur Gudmundsson mit 31:30 (14:13).
Der HSV Hamburg schließlich siegte am Sonntag im Spitzenspiel der Gruppe B beim französischen Meister Montpellier AHB mit 36:30 (12:15).
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2010
Raus aus dem gewohnten Alltags-Bundesliga-Dress, hinein in den schillernden Champions-League-Anzug. Das Misch-Publikum aus Dauerkartenkunden und sonstigen Fernseh-THW-Zuschauern hatte schon vor dem Anpfiff seine Freude an Handball international: Neuer Hallenboden, andere Werbung, anderes Umfeld. Zudem sorgten gelbe Leuchtstäbchen in den Händen der Fans für eine stimmungsvolle Einlauf-Zeremonie, das Gänsehautgefühl im Halbdunkel der Arena war unvermeidbar.
Und die "Zebras" spielten zum Entzücken der Fans mit, zündeten nach dem Anpfiff ein Feuerwerk und zogen durch den frechen "Stemmer" von Christian Zeitz, einem Kreistor von Marcus Ahlm und der Rückraum-Rakete aus den Händen Filip Jichas mit 3:0 davon. Nur von kurzer Dauer war die Kieler "Auszeit", die die Gäste zum zwischenzeitlichen 3:3 und dem einzigen Ausgleich nutzten. Danach brach das Unheil über Chambery herein, erst recht, als Gislason Aron Palmarsson in die Mitte stellte. Mit dem jungen Isländer kamen Ordnung und Tempo ins Spiel.
Dabei hatte Kiels Trainer vor der Beton-Abwehr der Gäste gewarnt, auf die Klasse des Gegners hingewiesen. Der Franzosen-Beton aber erwies sich als butterweich. Das mag auch am verletzungsbedingten Fehlen der drei Leistungsträger Nocar, Roine und Paty gelegen haben. HB-Trainer Philippe Gardent wollte dieses Handicap aber nicht als Entschuldigung gelten lassen. Er zähle nicht zu den Trainern, die weinen, wenn drei Spieler fehlten, erklärte Gardent, "Nein, die, die spielen, müssen ihr Bestes geben." Allerdings werde er die Mannschaft gut auf das Rückspiel vorbereiten, versprach der Franzose, "dann erlebe ich hoffentlich eine andere Partie."
Die erste Halbzeit in Kiel war für den erfahrenen Coach nur gruselig. Vorne rannten sich seine Angreifer gegen die THW-Wand um Kubes, Jicha, Ahlm und Co. vergeblich die Füße wund. Fanden die auch körperlich unterlegenen Franzosen doch mal eine Lücke, stand ihnen ihr Landsmann Thierry Omeyer im Kieler Tor im Weg. So nahm der gefürchtete THW-Tempohandball Fahrt auf, die Vorentscheidung fiel innerhalb von neun Minuten, als die "Zebras" vom 7:5 auf 15:5 (21. Minute) davonsprinteten, die Muskeln spielen ließen.
Hätten die Kieler weiter Gas gegeben, das überforderte Team aus der Alpenregion wäre noch tiefer abgestürzt. Gislason aber nutzte die Chance zur Rotation, brachte mit Dragicevic, Sprenger, Palicka, Lundström und Fernandez mit Anpfiff der zweiten Halbzeit fünf neue Leute und wechselte auch in der Folge munter durch. So beschränkte sich Kiel darauf, den Vorsprung zu verwalten, brachte den Zwölf-Tore-Triumph am Ende glanzlos ins Ziel.
Auffällig agierte am Sonnabend erneut Christian Zeitz, sechs Tore steuerte der Linkshänder bei, glänzte mit großartigen Anspielen, verzückte das Publikum vor allem mit seinem "No-Look"-Tipp-Anspiel auf Palmarsson. An seine überragenden Leistungen vergangener Wochen knüpfte auch Dominik Klein an. Gedankenschnell, spritzig, konsequent im Torabschluss - Kiels Linksaußen präsentiert sich schon jetzt in WM-Form, sammelt zudem fleißig Punkte für die laufenden Vertragsverhandlungen. "Es sieht gut aus, dass ich in Kiel bleibe", verriet der 26-Jährige. Ein Satz, der auch für die Champions-League-Trophäe gelten könnte. Der Start war verheißungsvoll, die Fans dankten mit stehenden Ovationen.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2010)
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