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02./04.10.2011 - Letzte Aktualisierung: 04.10.2011 Champions League

Champions League: Deutlicher Sieg in Szeged zum Auftakt

CL, Gruppe D, 1. Spieltag: 02.10.2011, So., 19.00: Pick Szeged - THW Kiel: 26:38 (14:16 )
Update #2 KN-Berichte ergänzt ...

Christian Zeitz traf sieben Mal.
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz traf sieben Mal.
Der THW Kiel hat seine Auftaktpartie in der "VELUX EHF Champions League" souverän gewonnen. Der zweifache europäische Titelträger siegte in Ungarn in der ersten Partie der Gruppe D deutlich mit 38:26 (16:14). Dabei hatten die Kieler in der ersten Halbzeit Probleme, die Anspiele an den Kreis zu unterbinden. In der zweiten Hälfte stellten die Zebras dann auf die Beton-6-0-Abwehr um und hatten den Gegner vollkommen im Griff. Bester Torschütze in Ungarn war Filip Jicha mit acht Treffern. Momir Ilic erzielte sechs seiner sieben Tore in den ersten 30 Minuten. Auch Christian Zeitz war sieben Mal erfolgreich.

In Ungarn mussten die Kieler auf die Dienste ihres Trainers Alfred Gislason verzichten. Der Isländer saß seine Ein-Spiel-Sperre nach der Schiedsrichter-Schelte im vergangenen Jahr ab. Gislason durfte in der Halle vor, während und nach dem Spiel keinen Kontakt zu seinen Spielern haben. Manager Klaus Elwardt nahm für Alfred Gislason auf der Bank Platz, Daniel Kubes und Kapitän Marcus Ahlm hatten die Mannschaft auf die Partie eingeschworen. Elwardt zur Seite stand im blauen Polo-Shirt auch Linkshänder Kim Andersson, der angeschlagen nach Ungarn gereist war und sicherheitshalber nicht eingesetzt wurde. Auch Aron Palmarsson fehlte den Kielern: Er war mit einer Zerrung im Bein gleich in Schleswig-Holstein geblieben. Zudem sollte Lundström geschont werden, der ebenfalls angeschlagen an die Theiß gereist war.

Kreisläufer stellt THW-Defensive vor Probleme
THW-Manager Klaus Elwardt war Ersatz für den gesperrten THW-Trainer Alfred Gislason.
Klicken Sie zum Vergrößern! THW-Manager Klaus Elwardt war Ersatz für den gesperrten THW-Trainer Alfred Gislason.
Durch die zahlreiche Ausfälle stellte sich der THW im Rückraum beinahe von selbst auf. Ilic bekam zunächst den Vorzug für Jicha, auf der rechten Rückraumseite musste Zeitz den Alleinunterhalter geben. In der Defensive starteten die Zebras mit der 3-2-1-Variante. Diese schien gegen die Gastgeber, die mit viel Elan und Tempo ihre Angriffe vortrugen, nicht unbedingt die beste Waffe: Immer wieder fanden die Ungarn eine Lücke im THW-Deckungsverband, um einen der Kreisläufer - zumeist Zubai - in Position zu bringen. Der 27-jährige Kreisläufer markierte fünf Tore im ersten Durchgang und hielt seine Farben im Duett mit einer aggressiven Deckungsarbeit lange in Reichweite.

Der THW setzte vor allem die so genannten Leichten Tore von Momir Ilic dagegen: Egal, aus welcher Position der Serbe auch abzog - den Szegediner Torhütern blieb oft das Nachsehen. Weil aber Christian Sprenger auf Außen glüclos agierte und seine Nebenleute zudem viele technische Fehler produzierten, blieb die Partie bis zur 25. Minute ausgeglichen. Eine zwischenzeitliche 9:7-Führung des THW hatte Pick Szeged binnen weniger Sekunden egalisiert, und auch Jichas Zehn-Meter-Geschoss zum 13:12 (22.) reichte nicht für eine deutlichere Führung: Zubai traf zum 13:13, die Gastgeber schickten sich danach sogar an, wieder in Führung zu gehen, Mikler im Pick-Tor entschärfte nacheinander Würfe von Klein und Sprenger.

Auszeit der Gastgeber hilft den Zebras
Kim Andersson gönnte Zeitz eine Auszeit und schickte drei Rechtshänder in den Rückraum.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson gönnte Zeitz eine Auszeit und schickte drei Rechtshänder in den Rückraum.
Ausgerechnet jetzt nahm Szegeds Coach Laszlo Skaliczki eine Auszeit. Und die schien dem THW mehr zu helfen als den Gastgebern. Wortführer Kim Andersson gönnte Zeitz eine Pause und beorderte mit Narcisse, Jicha und Ilic drei Rechtshänder in den Rückraum. Reichmann kam für Sprenger - und der THW zog davon: Erst verwandelte Klein brillant und mit Wucht von Außen, Sekunden später zog der Kieler Linksaußen den Verteidigern von dannen und verwandelte sicher zum 15:13. Dann drosch Ilic den Ball in den Winkel des gegnerischen Tores - zum ersten Mal führte der THW mit drei Toren. Nachdem Prodanovic einen Siebenmeter zum 14:16-Anschluss verwandelt hatte, wurde Jicha auf dem Weg zum 17:14 nach eigenem Steal gefoult. Allerdings hatte diese Aktion keine Konsequenzen - außer, dass die Kieler nur mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Kabine gingen.

6-0-Abwehr mischt Beton an
Spielszene.
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Die Kieler reagierten, anfangs der zweiten Hälfte wurde die Abwehr auf die 6-0-Linie zurück gezogen. Auch Daniel Kubes sollte die gegnerischen Kreisläufer in den Griff bekommen. Doch zunächst war es Marcus Ahlm, der einen Pass auf Zubai wegfing und Narcisse auf die Reise zum 17:14 schickte. Kurz darauf stieg Jicha zum 18:15 gen Hallendecke empor, und auch Sprenger beendete mit einem spektakulären Dreher seine Torflaute. Zwar konterte Szeged mit dem wurfgewaltigen Ex-HBL-Spieler Ancsin, doch als Zeitz sich beim Zurücklaufen an der Mittellinie einen Pass der Gastgeber "klaute" und durch die aufgerückte Abwehr zum 20:16 marschierte, war klar: Die Gastgeber mussten ihrem hohen Tempo und ihrer Aggressivität im ersten Durchgang Tribut zollen. Narcisse schraubte das Ergebnis auf 21:16 (35.) - eine Vorentscheidung.

Jicha und Zeitz treffen nach Belieben
THW im Angriff.
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Auch, weil Pick Szeged den Angriffen der Zebras nicht mehr viel entgegen zu setzen hatte. Gegen den 6-0-Beton, den die Zebra-Defensive nun anmischte, war kaum ein Kraut gewachsen. Selbst vier Zeitstrafen im zweiten Durchgang brachten die Kieler nicht aus dem Konzept. So drosch Zeitz einen Freiwurf bei angezeigtem Zeitspiel und in Unterzahl direkt zum 22:17 in die Maschen, da bediente Sprenger von der Rückraummitte den an den Kreis durchstartenden Zeitz mit einem mustergültigen Bodenpass: 23:18 (39.). Die endgültige Entscheidung fiel dann eine Viertelstunde vor Schluss: Jicha spielte einen "Doppelpass" mit dem Pfosten und vollstreckte den Nachwurf eiskalt zum 29:22, und in Überzahl wurde zwei Mal Ahlm am Kreis gefunden. Als Jicha dann erneut einen Hochsprung-Fackel-Rekord aufstellte und zum 33:23 (54.) traf, war auch der letzte Widerstand der Gäste gebrochen. Nun wurde sogar noch gezaubert: Kubes verwandelte am Kreis ein Kempaanspiel artistisch zum 37:26, und auch Reichmann trug sich noch in die Torschützenliste ein. Alle eingesetzten Feldspieler hatten getroffen, den Schlusspunkt setzte Klein mit dem Tor zum 38:26.

Balingen und Montpellier vor der Brust
Für die Kieler gibt es nach der anstrengenden Ungarn-Tour keine Verschnaufpause. Am frühen Montagmorgen werden die Zebras wieder mit dem Flieger gen Heimat aufbrechen, kurz darauf geht es bereits nach Süddeutschland: Bereits am Mittwoch wartet mit der HBW Balingen-Weilstetten ein unangenehmer Gegner auf die Kieler, die beim vorletzten Auswärtsspiel beim Team von Trainer Rolf Brack eine unangenehme Überraschung erlebten. Das soll ihnen am Mittwoch nicht wieder passieren - denn mit einem weiteren Bundesliga-Sieg im Gepäck kann der THW am Sonntag gegen Frankreichs Meister Montpellier mit noch breiterer Brust auflaufen.

Montpellier HB (FRA) siegte zum Auftakt gegen Ademar Leon (ESP) mit 38:34 (19:18). Das dritte Spiel der Gruppe D gewann Champions-League-Debütant AG Kopenhagen (DEN) bei Partizan Belgrad (SRB) mit 31:25 (16:12).

(Christian Robohm)

Den Spielbericht aus dem NDR-"Sportclub" finden Sie für die ersten sieben Tage nach dem Spiel hier:
http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/sportclub/sportclub2677.html. Danach geht er automatisch offline.

 

Lesen Sie bitte auch


Stimmen zum Spiel:

THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir haben bei dieser teambildenden Maßnahme, wie ich das Spiel ohne Trainer nennen möchte, eine unglaubliche Mannschaftsleistung gezeigt. Es war klar, dass wir das nur gemeinsam schaffen, jeder in der Verantwortung ist. Auf dem Feld und auch der Bank. Ob es ohne Alfred leiser war? Nein, Kim hat sich offenbar schon einiges von unserem Coach abgeschaut.
Szegeds Trainer Laszlo Skaliczki:
Der THW hat verdient gewonnen, weil er sehr schnell und modern gespielt hat. Wir haben in der ersten Halbzeit unser Bestes gegeben, in der zweiten fehlte einigen unserer jungen Spieler, die zum ersten Mal Champions League gespielt haben, die Kraft. Wir haben viel gelernt und können das hoffentlich in der Liga umsetzen.
THW-Shooter Filip Jicha gegenüber den KN:
Wir haben anfangs zwar viele Fehler gemacht, aber nervös waren wir nicht. Hier zu spielen, ist nicht leicht. Szeged ist gerade in eigener Halle ein sehr starker Gegner. Es ist sehr laut, die Stimmung richtig heiß, da bleiben auch einmal zwei, drei Pfiffe der Schiedsrichter aus, und das Spiel wird eng.
Szegeds Kreisläufer Szabolcs Zubai gegenüber den KN:
Es ist schön, zum besten Spieler seiner Mannschaft bestimmt worden zu sein. Ich würde diesen Titel allerdings liebend gerne für ein besseres Ergebnis eintauschen.

 


Champions League, Gruppe D, 1. Spieltag: 02.10.11, So., 19.00: Pick Szeged (HUN) - THW Kiel: 26:38 (14:16)

Logo Szeged Pick Szeged (HUN Flagge HUN):
Tatai (1.-16., 38.-60., 6 Paraden), Mikler (16.-38., 7 Paraden); Buday (2), Lekai, Vadkerti (2), Nagy, Beocanin, Pribanic (1), Fekete, Zubai (8), Törö (1), Velky, Czina, Prodanovic (3/2), Sulc (3), Ancsin (5); Trainer: Skaliczki
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 13 Paraden), Palicka (1 Siebenmeter, keine Parade); Lundström (n.e.), Dragicevic (n.e.), Sprenger (2), Ahlm (4), Kubes (2), Reichmann (1), Zeitz (7), Narcisse (3), Ilic (7/1), Klein (4), Jicha (8); Offizieller: Elwardt
Schiedsrichter:
Bogdan Nicolae Stark/Romeo Mihai Stefan (ROM)
Zeitstrafen:
Szeged: 2 (2x Czina (30., 51.));
THW: 5 (Sprenger (15.), 2x Kubes (36., 45.), Zeitz (48.), Narcisse (56.))
Siebenmeter:
Szeged: 3/2 (Prodanovic gegen Palicka an den Pfosten (58.));
THW: 2/1 (Mikler hält Ilic (30.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:2, 3:2 (5.), 3:4, 5:4, 6:6 (12.), 6:8 (13.), 7:9 (14.), 9:9 (15.), 11:11, 13:13 (22.), 13:14 (26.), 13:16 (28.), 14:16;
2. Hz.: 14:17 (32.), 15:19 (33.), 16:20, 17:21 (36.), 18:22, 18:24 (40.), 20:26 (44.), 21:28 (45.), 23:30 (49.), 23:33 (54.), 25:35, 26:35 (58.), 26:38.
Zuschauer:
3200 (ausverkauft) (Sporthalle "Varosi Sportcsarnok", Szeged (HUN))

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 

 

Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Die deutschen Teams im EHF-Pokal und Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und werden erst ab 26. November eingreifen.

Bereits am Donnerstag ist der HSV Hamburg erfolgreich in die Königsklasse gestartet: Der deutsche Meister gewann zum Auftakt der Gruppe C gegen den St. Petersburg HC (RUS) deutlich mit 32:20 (15:10).

In der Gruppe B starteten die Füchse Berlin mit einem Teil-Erfolg in ihre Champions-League-Spielzeit. Beim russichen Meister Chehovskie Medvedi Moskau (RUS) erkämpften sich die Füchse ein 31:31 (18:15)-Remis.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2011

Leidenschaft zerbrach an Kiels 6:0-Deckung

THW knackte Szeged mit defensiver Abwehr
Szeged. Trotz widriger Umstände gelang dem THW Kiel ein erfolgreicher Start in die Champions-League-Saison. Beim ungarischen Vizemeister SC Pick Szeged siegten die "Zebras" auch in der Höhe verdient mit 38:26 (16:14).

Neben Trainer Alfred Gislason und Kim Andersson fehlten Henrik Lundström (Wadenzerrung) und Aron Palmarsson (Oberschenkelzerrung). Letzterer war gar nicht mitgereist. Dem jungen Isländer sollte der lange Flug erspart bleiben, damit er am Mittwoch im Bundesliga-Spiel bei HBW Balingen-Weilstetten wieder mitwirken kann.

Anfang Mai verlor der THW zuletzt ein Pflichtspiel. Seit dem Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen den FC Barcelona hat der Rekordmeister nun 32 Spiele in Folge gewonnen. Sicher, es waren einige Stichlinge dabei, die die Kieler in dieser Zeit aus dem Teich fischten. Aber auch der eine oder andere Hecht. Szeged hatte Barsch-Format. In der heimischen Liga haben die Ungarn bislang alle sieben Spiele gewonnen, und mit ihrem heißblütigen Publikum taugen sie auch für internationale Gäste als Stolperstein. Mit Trompeten und Trommeln sorgten die Fans für eine beeindruckende Geräuschkulisse, die davon profitierte, dass mit den Plänen für die Blechhalle auch alternativ ein Flugzeughangar erbaut werden könnte. Ungewöhnlich auch, dass sich alle 3000 Zuschauer in der "Varosi Sportcsarnok" erhoben, um die Nationalhymne zu singen. Die Trompeter trafen nicht jeden Ton, Gänsehaut-Stimmung herrschte dennoch. Auch das Maskottchen, ein abgemagerter Stier mit einem zu groß geratenen Ring in der Nase, schlug sich pathetisch die rechte Hand auf die Stelle, an der er sein Herz vermutete.

Die Ungarn sind ein stolzes Volk, die Champions League ein großes Ereignis für ein Land, in dem Handball die Sportart Nummer zwei ist. Mit großer Leidenschaft bot Szeged den Kielern die Stirn, die mit ihrer 3:2:1-Deckung diesmal wirkungslos blieben. Das lag auch daran, dass Christian Zeitz nach seiner langen Pause die Praxis fehlte, um in dieser lückenhaften Formation schnell Lücken schließen zu können. Diese Defizite machte der Linkshänder mit viel Spielwitz im Angriff wieder wett. Als die Kieler Ende der ersten Halbzeit auf die 6:0-Deckung umstellten, kippte die Partie. Erst langsam, dann schneller.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2011)


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