04.10.2011 | Champions League |
Taktische Umstellungen lösten die "Zebras" auf demokratische Art. Als Kubes auffiel, dass die 3:2:1-Deckung nicht die gewohnte Stabilität hatte, regte er in einer Art Gesprächskreis eine Veränderung an. Als Andersson, Ahlm, Thierry Omeyer und Filip Jicha ebenfalls der Meinung waren, die 6:0-Deckung, die Hausvariante der Kieler, wäre diesmal die bessere Wahl, wurde reagiert.
"Das haben sie zur richtigen Zeit gemacht", lobte Gislason, den die Europäische Handball-Föderation (EHF) für ein Spiel gesperrt hatte, weil er nach der Champions-League-Niederlage gegen den FC Barcelona den Schiedsrichtern Parteilichkeit vorgeworfen hatte. Eigentlich war ihm ein Platz hinter der Bank zugewiesen worden, doch dem Isländer war das Risiko zu groß, in unmittelbarer Nähe doch aus der Zuschauerrolle zu fallen. "Mir war alles verboten", sagte Gislason, der sich in eine Sitzreihe unter dem Hallendach zurückgezogen hatte. "Bis zur 35. Minute raste mein Puls, dann wurde es besser. Ich bin stolz auf diese Mannschaft", sagte Gislason, dessen Spießrutenlauf durch die EHF-Regeln schon vor dem Anpfiff begonnen hatte. So war ihm verboten, ebenfalls den Spielereingang zu nehmen. "Aber als wir aus dem Bus stiegen, gingen überall riesige Eisengitter runter, und nur diese Tür war noch frei." Er sei schließlich in einer "Art Hinterhof" gelandet, aus dem ihn ein Funktionär befreit hätte. Es sei aber "ein Muss" für ihn gewesen, in der Halle zu sein.
"Ich war Trainer des THW, mehr kann ich in dieser Funktion nicht mehr erreichen", sagte Andersson und schloss aus, in näherer Zukunft Trainer zu werden. "Aber heute hat es riesigen Spaß gemacht, es haben einfach alle mitgezogen." Besonders Andersson bekam von den Kollegen viel Lob. "Er hat das super gemacht", lobte Jicha, der eine ungewöhnliche Halbzeit erlebte. In der Kabine, zu der Gislason ebenfalls keinen Zugang hatte, hätte es diesmal keine Besprechung gegeben. "Wir haben einfach der Reihe nach gesagt, was wir zu sagen hatten." Auch Andersson hielt sich zurück. "Ich bin ja kein Diktator."
Was der größte Unterschied gewesen wäre? "Wenn wir einen Fehler gemacht haben, hat uns keiner angebrüllt", sagte Kubes, der sich in den letzten 20 Minuten einwechselte und Anlass bot, angebrüllt zu werden. "In der Deckung war ich keine Hilfe." Aber an der Linie machte er mit Andersson einen tadellosen Job. "Wir sind als THW-Trainer ungeschlagen. Damit gehen wir in die Geschichte ein." Und Gislason? "Er bleibt natürlich unser Trainer", sagte Jicha. "Aber er wird sich noch ein paar Sprüche anhören müssen."
(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 04.10.2011)
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