In der Bundesliga ist der THW Kiel nach dem
28:23-Heimsieg
über MT Melsungen weiterhin das Maß der Dinge und steht verlustpunktfrei
an der Spitze. In der
Champions League
jedoch stehen die "Zebras" am Samstag nach der
Niederlage gegen Montpellier
unter Druck: Beim spanischen Tabellendritten Ademar Leon darf sich der
deutsche Rekordmeister keine Niederlage erlauben, wenn er nicht schon
frühzeitig den ersten Platz in der
Gruppe D
aus dem Blick verlieren möchte. Der Anwurf im Sportpalast in Leon
erfolgt am Samstag um 17.00 Uhr, Eurosport überträgt die Partie live.
THW will beide Punkte
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Der kroatische Nationalkeeper Venio Losert spielt seit
2010 in Leon.
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Ein Blick auf die
Gruppe D
nach dem 3. Spieltag offenbart, was die Experten im Vorfeld
ahnten: Die vier Achtelfinalplätze scheinen bereits vergeben,
da die Außenseiter Pick Szeged und Partizan Belgrad noch auf
ihre ersten Punkte warten. Der Kampf um die vermeintlich
beste Ausgangsposition für die K.O.-Runde ist aber bereits
im vollen Gange. Nach der
Heimniederlage gegen Montpellier
darf sich der THW Kiel am Samstag bei Ademar Leon keinen
"Ausrutscher" erlauben, um nicht bereits vier Pluspunkte
hinter den Kastiliern zurückzufallen. Diese verloren zum
Auftakt bei
Nikola Karabatic,
Vid Kavticnik und Co. knapp mit
34:38, ehe sie zwei souveräne Siege gegen Belgrad (33:28) und
bei Pick Szeged (35:31) folgen ließen. Beim ungarischen
Vizemeister feierte Leon am vergangenen Wochenende ein Jubiläum:
Beim 150. Europapokalspiel der Vereinsgeschichte gab es den
bereits 98. Sieg. Der 100. soll am liebsten schon im Heimspiel
am 20. November gegen AG Kopenhagen eingefahren werden - aber
dafür benötigen die Spanier auch zwei Punkte gegen den THW.
Leon mit neuem Trainer
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Rückraumspieler Adrien di Panda kam aus Montpellier.
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Nachdem Reale Ademar in den Spielzeiten 2008/09 und 2009/10
die direkte Qualifikation für die Champions League verpasste,
beide Male am Wildcard-Turnier teilnahm, aber zumindest 2010
an den Rhein-Neckar Löwen scheiterte, gelang der Mannschaft
von Jordi Ribera in der abgelaufenen Saison endlich wieder
der direkte Sprung in die Königsklasse: Mit Respektsabstand
zu den beiden "Großen" FC Barcelona (58:2 Punkte) und Ciudad
Real (54:6) belegten die Kastilier mit 43:17 Zählern den
dritten Rang vor dem punktgleichen Team aus Granollers und
dem letztjährigen CL-Starter aus Valladolid (41:19). Das Ziel
für diese Spielzeit lautet, den Abstand zu den Spitzenplätzen
zu verringern. Dafür wurde der Kader deutlich umgekrempelt. Allen
voran auf der Trainerposition gab es einen Wechsel: Jordi Ribera
verließ den Verein nach vier Jahren Richtung Irun, für ihn schwingt nun
Isidoro Martinez das Zepter. Dieser war früher ein Jahrzehnt
lang Assistent des ehemaligen Leoneser Trainers Manolo Cadenas,
der jetzt in Granollers tätig ist. Zudem war Martinez bis zum Sommer
Spaniens Junioren-Nationaltrainer.
Fünf neue Spieler
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Der Bulle am Kreis: Rafael Baena.
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Prominenteste Abgänge Leons sind die beiden Rückraumshooter
Mikel Aguirrezabalaga, der sich Meister Barcelona anschloss,
und Denis Buntic, der nach Polen zu KS Kielce wechselte. Den
russischen Nationalspieler Danil Chernov zog es nach Antequera,
Kreisläufer Hector Castresana beendete seine Karriere. Doch
Leon rüstete auch prominent auf: Ausgerechnet aus Montpellier
kam der abwehrstarke Linkshänder Adrien di Panda, der aber auch
im Angriff Buntic ersetzen soll. Der brasilianische Neuzugang
Felipe Borges, Linksaußen von Pinheiros Sao Paulo, sammelte
bereits früher Erfahrungen in Spanien, im Trikot von Aragon. Er
soll die Nummer eins auf dieser Position, Martin Stranovsky, der
in der nächsten Saison voraussichtlich nach Barcelona wechseln
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Antonio Garcia Robledo wechselte aus Granollers nach Leon.
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wird, entlasten. Borges gilt als abwehrstark, vor allem als
vorgezogener Spieler in der 5:1-Abwehr. Für den Kreis gelang
die Verpflichtung von Rafa Baena aus Antequera. Dieser war in der
vergangenen Spielzeit Torschützenkönig der Liga ASOBAL mit
179 Treffern aus 29 Spielen, verfügt trotz seiner Körperfülle von
128 Kilo über eine erstaunliche Schnelligkeit und ist mit allen
Wassern gewaschen. Und dem letztjährigen Kontrahenten um Platz drei,
Granollers, zog man gleich zwei Korsettstangen aus dem Kader: Den
in erster Linie als Mittelmann einsetzbaren Alvaro Ferrer und den
in Abwehr und Angriff gleichermaßen versierten Halblinken Antonio
Garcia Robledo. Letzterer ist Neunationalspieler, konnte in seinen
bisherigen sechs Länderspielen allerdings noch nicht seine aus
der Liga bekannte Klasse (146 Tore in der Vorsaison) unter Beweis
stellen.
Gesunde Mischung aus Jung und Alt
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Der Rohdiamant im Team: Angel Montoro.
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Damit steht Trainer Isidoro Martinez eine schlagkräftige Truppe
zur Verfügung. Neben den Neuzugängen gilt das Torhütergespann um
den 150-fachen kroatische Nationalkeeper Venio Losert und
dem ebenfalls mit 35 Jahren sehr erfahrenen Vicente Alamo, der treffsichere
slowakische Linksaußen Martin Stranovsky, der mittlerweile
40-jährige (und damit älteste Spieler der Liga ASOBAL) russische
Rechtsaußen Denis Krivoshlykov, der argentinische Kreisläufer
Gonzalo Carou sowie Spielmacher Carlos Ruesga zum Stammpersonal bei Leon. Doch auch viele junge
Talente rücken mehr und mehr in den Fokus. Allen voran der
22-jährige halbrechte 2,11m-Hüne Angel Montoro, der als Rohdiamant
gilt und in der vergangenen Saison als Nummer zwei hinter Denis
Buntic immerhin 76 Treffer erzielte. Ein weiterer Mann, dem
Experten zufolge die Zukunft gehören wird, ist sein Pendant auf
Halblinks, Iosu Goni (siehe auch
Kader Leon).
Saisonstart in der Liga geglückt
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Linksaußen Martin Stranovsky ist mit 20 Treffern bereits
wieder bester Leoneser Schütze in der Champions League.
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Der Saisonstart in der heimischen Liga ASOBAL deckt sich bislang
mit den Erwartungen: Nach dem siebten Spieltag belegt Ademar Leon
mit 12:2 Punkten hinter den verlustpunktfreien Favoriten aus
Madrid und Barcelona den dritten Rang. Nach fünf Siegen zum
Auftakt kassierten die Kastilier allerdings eine nicht einkalkulierte
Auswärtsniederlage in Saragossa: Bei BM Aragon mit dem sechsmal
erfolgreichen Ex-"Zebra"
Demetrio Lozano
kassierte Leon in einem lange Zeit ausgeglichenen Duell letztlich
eine 26:30-Niederlage. Und die Generalprobe für das Duell mit dem
THW Kiel gelang am Mittwoch auch nur mit viel Mühe: Im Heimspiel
gegen San Antonio lief Ademar lange Zeit einem Rückstand hinterher,
lag zur Halbzeit mit 13:17 und wenig später gar mit 15:21 zurück.
Am Ende konnten die Kastilier, bei denen Krivoshlykov mit sechs
Treffern erfolgreichster Schütze war, mit einem stark aufspielenden
Iosu Goni aber das Ruder noch rumreißen und vor 3.000 Zuschauern
im Sportpalast mit 33:30 den Heimnimbus wahren.
Negative THW-Bilanz in Leon
Dreimal kreuzten sich bereits die Wege des THW mit Ademar Leon
in der Champions League, zweimal davon in der jüngeren Vergangenheit:
In der Saison 2007/08 kassierten die "Zebras" in Kastilien eine
24:28-Niederlage, sicherten sich aber letztlich
doch noch durch einen abschließenden
32:26-Erfolg
in der Sparkassen-Arena den Gruppensieg. Und in der vorletzten Spielzeit
2009/10 gewannen die Kieler auf dem Weg zum zweiten Königsklassen-Triumph
gleich beide Spiele, ließen einem umkämpften
35:32-Heimsieg
einen
35:30-Coup in Leon folgen - es war im
dritten Versuch der erste Auswärtserfolg des THW in Kastilien (siehe
auch
Gegnerdaten Leon).
Am Samstag wollen die Kieler die Auswärtsbilanz ausgleichen und
damit einen großen Schritt Richtung Achtelfinale unternehmen.
Schiedsrichter in Leon sind die Isländer Hlynur Leifsson und
Anton Palsson, als EHF-Delegierter reist Reto Morell aus der
Schweiz an.
(Dr. Oliver Schulz / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Die deutschen Teams im
EHF-Pokal und
Pokalsieger-Cup haben noch spielfrei und
werden erst ab 26. November eingreifen.
Am Sonntagnachmittag steht das Spitzenspiel in der
Gruppe B für die Füchse Berlin an.
In der Max-Schmeling-Halle erwarten die Bundeshauptstädter Atletico
Madrid - dies ist der neue Name des
dreifachen Champions-League-Siegers und letztjährigen Finalisten,
Ciudad Real. Angepfiffen wird die Partie um 15.30 Uhr.
Am Sonntag um 19.00 Uhr wird dann der HSV Hamburg versuchen,
seine weiße Weste in der Gruppe C
zu wahren. Die Hansestädter sind dann zu Gast beim slowenischen
Meister und Pokalsieger Cimos Koper. Beide Spiele werden live
auf Eurosport übertragen.
Aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2011:
"Schlüsselspiel" vor Lärmwand
THW Kiel heute bei Ademar Leon unter Druck
Kiel/Leon. Die Handball-Saison ist noch jung, doch der THW Kiel
erlebt bereits erste Wiederholungen. In der Bundesliga trafen die
"Zebras" zweimal auf Vereine, die sich die "Löwen" nennen. Nun
kreuzen sich auch in der Champions League die Wege mit dem König
der Tiere. Ademar Leon, Tabellendritter der spanischen Liga Asobel,
trägt das Raubtier im Stadtwappen.
Die Katzen aus dem Bergischen und die aus dem Badischen konnten die
Kieler nicht erschrecken. Heute (17 Uhr/Eurosport) wird sich zeigen, ob
die Löwen aus Kastilien aus härterem Holz sind. Der THW erreichte gestern
am späten Abend sein Ziel. Trainer Alfred Gislason
war mit seinem kompletten Kader nach Madrid geflogen, um von dort mit dem
Bus ins vier Autostunden entfernte Leon zu reisen. Nach einem schnellen
Essen bat Gislason zum Training in den "Palacia
Municipal de los Departes", der am Vorabend des Gruppenspiels eine trügerische
Stille ausstrahlte. "In der Liga haben wir zwischen 4000 und 5000 Zuschauer",
sagt Javier Valino, Mitarbeiter der Ademar-Pressestelle. "Gegen Kiel rechnen
wir mit 6000." Das würde bedeuten, die Arena in Zentrumsnähe der
140 000-Einwohner-Stadt wäre ausverkauft. "Das wird richtig heiß", weiß
Gislason, dem in der vorvergangenen Saison der erste
THW-Sieg in diesem Hexenkessel gelungen war. Die "Zebras", die zuvor
zwei Champions-League-Spiele in Leon verloren hatten, siegten 35:30.
Matchwinner war damals Torwart-Oldie Peter Gentzel.
Nach der Heimniederlage gegen Montpellier HB (23:24)
stehen die Kieler im Duell mit dem Zweiten der Gruppe D
unter Druck. "Wir wollen noch Erster werden, deshalb ist es ein Schlüsselspiel",
sagt Gislason, der aber nicht von einem Finale sprechen
will. "Erster zu sein, ist nicht automatisch ein Vorteil." In der vergangenen
Spielzeit belegten die Kieler Platz eins und schieden im Viertelfinale gegen
den FC Barcelona aus.
Beim Gastgeber, nach sechs Siegen in sieben Liga-Spielen hinter Barcelona
und Atletico Madrid platziert, ist die Vorfreude groß. Das Selbstbewusstsein
auch. "Es wird nicht leicht für uns", sagt Trainer Isidoro Martinez (39). "Aber
mit unserem Publikum können wir auch Kiel schlagen." Tatsächlich ist die Kulisse
außergewöhnlich. Noch wenige Minuten vor dem Anpfiff werden die Ränge verwaist
sein, die Spanier gelassen in den Umläufen plaudern. Doch mit dem Anpfiff
verwandeln sie sich in eine Lärmwand.
Martinez, der auch an der Uni in Leon lehrt, trainierte zuletzt die spanische
Junioren-Auswahl und hat sieben Nachwuchsspieler im Kader, in dem der russische
Rechtsaußen Denis Krivoshlykov (als 40-Jähriger ältester Feldspieler der Liga),
der kroatische Nationaltorwart Venio Losert und Martin Stranovsky die bekanntesten
Namen sind. Vor allem der Slowake Stranovsky ist den Kielern oft ein Dorn im Auge
gewesen. In den letzten vier Duellen warf der Linksaußen 27 Tore. Eine Problemzone
könnte auch Kreisläufer Rafael Baena bilden. Der 128-Kilo-Klotz war in der vergangenen
Saison der erfolgreichste Schütze der Liga Asobal (179 Tore). "Ademar hat sich seit
unserem letzten Auftritt in Leon noch einmal verbessert", sagt
Gislason, der einen echten Härtetest erwartet. Einen
weiteren gibt es am Dienstag im DHB-Pokal. Gast ist der SC Magdeburg (20.15 Uhr).
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 22.10.2011)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Ademar Leon (ESP) - THW Kiel:
Das Tippspiel ist nicht mehr verfügbar.
Mittippen!
TV-Tipp:
-
TV: Eurosport:
Sa., ab 17.00 Uhr: Ademar Leon (ESP) - THW Kiel
live aus dem Palacio de los Deportes in Leon