13.-16.03.2008 - Letzte Aktualisierung: 16.03.2008 | Champions League |
Update #3 | Europacup-Ergebnisse, KN-Spielbericht, Fotos, weitere Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Daumen hoch für eine starke Leistung: Thierry Omeyer und Nikola Karabatic. |
Marcus Ahlm war dreimal erfolgreich. |
Filip Jicha erzielte im ersten Durchgang vier wichtige Treffer. |
Ein wichtiges Tor von Kavticnik von außen brachte den neunten Kieler Treffer, doch Leon witterte nun Morgenluft und verkürzte wieder durch Spielmacher Sarmiento, nachdem dieser Filip Jicha "vernaschte". Der Tscheche machte seinen Fehler aber postwendend wieder gut, konterte zum 10:8. Die Kastilier blieben weiter bei ihrem gemächlichen Spielaufbau, wurden nun aber erstmals vom Schiedsrichtergespann mit dem Zeitspiel bestraft. Der THW schaltete schnell, Henrik Lundström wurde sofort auf die Reise geschickt, der sich auch von einem unfairen Schubser von Krivoshlykov nicht aufhalten ließ - 11:8 für den THW, zwei Minuten für den Russen. Als kurz darauf noch Kim Andersson auf 12:8 erhöhte, war der alte Vier-Tore-Vorsprung endlich wieder hergestellt.
Nur selten gab es für Daniel Sarmiento und Co ein Durchkommen. |
Um so wichtiger also, dass Henrik Lundström den Kielern einen guten Start in die zweiten dreißig Minuten bescherte: Lövgren knallte seinen Rückraumwurf an die Latte, doch der schwedische Linksaußen passte auf, angelte sich den Abpraller und verwandelte gegen den nun im Tor stehenden Saric zum 19:14. Es entwickelte sich nun eine rasante Partie, in der sich die Torhüter auszeichnen konnten: Omeyer parierte stark gegen Aguirrezabalaga und Stranovsky, erreichte einen 7m-Heber von Urdiales noch mit den Fingerspitzen und lenkte ihn noch neben den Pfosten. Dabei stand er allerdings im Schatten von Danijel Saric, der in den ersten zehn Minuten des zweiten Durchgangs gleich zehn Paraden zeigte: Lundström, Ahlm, Karabatic, Kavticnik - sie alle scheiterten am serbischen Nationalkeeper. Und dennoch: Die Zebras hatten das Spiel nun gut im Griff, ließen keine klaren Chancen für die Gäste zu. Zudem konnte Saric dem "Dauerbombardement" der Kieler nicht völlig standhalten, Kim Andersson konnte ihn mit zwei Rückraumgranaten überwinden. Da die Kieler Feldspieler auch insgesamt wacher wirkten als die Spanier, sammelten sie auch die Abpraller Sarics, Ahlm und Lövgren erhöhten so auf 23:16 (40.).
Kollektiver Jubel der Kieler über den Halbfinaleinzug. |
Unter "Oh wie ist das schön"-Gesängen des nimmermüden Publikums bekamen in den Schlussminuten auch Viktor Szilagyi und Mattias Andersson ihre Einsatzzeiten, das zuvor nur in der Abwehr eingesetzte "Geburtstagskind" Börge Lund durfte zudem im Angriff die Rolle von Marcus Ahlm übernehmen. Sie alle freuten sich am Ende mit ihren Fans über einen äußerst gelungenen Handballabend, der den THW Kiel erneut ins Halbfinale der Champions League gebracht hat. Zeit zum Verschnaufen haben die Zebras indes nicht, denn bereits am Sonntag steht ihnen eine schwere Auswärtspartie in Balingen bevor. Erst danach darf man gespannt auf den Dienstag gucken, wenn die Halbfinals im Europapokal in Wien ausgelost werden.
(Sascha Krokowski)
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In der zweiten Partie der Gruppe 1 demontierte Chehovski Medvedi Moskau den französischen Meister US Ivry mit 41:31 (20:15) (siehe Spielbericht). Damit sicherten sich die Russen am Ende sogar noch den zweiten Platz vor Ademar Leon, weil der direkte Vergleich mit den Spaniern zugunsten Moskaus ausfiel.
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Ich denke, das Publikum hat ein gutes Spiel gesehen. Wir haben in der Abwehr und im Angriff sehr gut gespielt, wobei es schade war, dass wir am Ende der ersten Halbzeit nicht eine höhere Führung hatten. Wir haben aber zu viele einhundertprozentige Chancen vom Kreis und beim Tempogegenstoß verworfen, so dass der Torhüter zu viele Bälle weggenommen hat, die wir uns zuvor aus einem super Spiel herausgearbeitet hatten. Wenn Nikola in der 24. Minute erst sein erstes Tor erzielt, wir aber trotzdem sehr gut spielen, sieht man, welche Qualität wir im Team haben. Wir wissen aber alle, was wir an Nikola haben. Er spielt bei uns - und das ist auch gut so.Wichtig war es, heute zu gewinnen. Jetzt stehen wir im Halbfinale und warten ab.
[gegenüber den KN:]
Ich weiß nicht, ob das unser bestes Saisonspiel war. Ich weiß, dass dieser Sieg reine Kopfsache war.
Der THW Kiel hat eine große Mannschaft, die in einer unglaublichen Halle mit einem unglaublichen Publikum spielt. Heute war der THW deutlich besser als wir. Uns hat ein wenig die Konzentration gefehlt, weil wir schon mit wenigen Spielern angereist waren und auch noch unseren Halblinken Laluska durch eine Verletzung früh verloren. Das alles war schwer zu verkraften, wir mussten viel zwischen Abwehr und Angriff wechseln, was der THW perfekt ausgenutzt hat. Ich bin zufrieden mit der kämpferischen Einstellung meiner Spieler, die nie aufgegeben haben. Wir hatten uns vorher Chancen auf eine Halbfinal-Qualifikation ausgerechnet, das hat leider nicht geklappt.
Jeder wusste heute, worum es geht. Deshalb waren wir von Anfang an hoch motiviert und konzentriert.
Der THW Kiel ist im Vergleich zu meinem letzten Spiel mit dem SC Magdeburg hier in der Ostseehalle auf den Positionen besser besetzt. Bei meinem letzten Auftritt hier habe ich mit 34:54 verloren, da war das heute schon viel besser (lacht). Insgesamt mussten wir heute aber zu viele Ausfälle verkraften.[gegenüber den KN:]
Ich habe mit dem SC Magdeburg schon oft in Kiel gespielt, aber so stark habe ich sie noch nie erlebt. Für uns war es Pech, dass wir mit Laluska einen Rückraumspieler früh wegen einer Gehirnerschütterung verloren haben. Er hat uns gefehlt. Kiel hat auch Glück gehabt. Sie haben oft die Abpraller bekommen und wir viele Chancen ausgelassen.
Wir hatten auswärts verloren und wollten heute zeigen, was wir drauf haben und das haben wir auch gemacht.[Frage: Warum gewinnen Sie den Titel?]
Weil wir sehr stark zu Hause sind und uns auch auswärts - bis auf Leon - gut präsentiert haben.[Zur Stimmung in der Halle:]
Es war heute wieder eine unglaubliche Stimmung - gerade bei den CL-Spielen. Hervorragend!
Unser Trainer hat uns gut vorbereitet, wir haben gestern ein langes Videostudium gemacht und wussten genau, was die Spanier taktisch vorne spielen. Daher haben wir gut und konzentriert in der Abwehr gestanden - das war der Schlüssel zum Sieg. Im Hinspiel standen wir schlecht in der Abwehr, das wollten wir unbedingt besser machen.[Zu seiner eigenen Leistung:]
Es geht von Tag zu Tag besser. Nach der viermonatigen Verletzungspause dachte ich, es würde gleich wieder voll gehen, aber nun schaue ich von Spiel zu Spiel und hoffe, dass ich bald die Kurve kriege.[Wunschgegner im Halbfinale?]
Völlig egal, wir müssen einfach unsere Spiele gewinnen.
Wir waren alle richtig heiß, weil wir uns für die Niederlage in Leon revanchieren wollten. Da haben sie uns mit ihren beiden Kreisläufern kaputt gemacht. Aus dem Rückraum sind die nicht so gefährlich. Einen Wunsch im Halbfinale habe ich nicht. Wer den Titel gewinnen will, muss jeden Gegner schlagen können. Und wir wollen den Cup.
Ich denke nicht, dass wir diesen Sieg nur unserer Abwehr verdanken, obwohl wir sehr gut gestanden haben. Im Angriff haben wir zwar viele Chancen verballert, aber bis zum Abschluss haben wir nur wenige technische Fehler gemacht. Das war gut. Im Halbfinale wünsche ich mir einen internationalen Gegner, gegen die Deutschen spielen wir oft genug.
Als letzter Club konnte sich am Sonntag Topfavorit Ciudad Real für das Halbfinale qualifizieren. In der Gruppe 2 kam es in Spanien zum "Endspiel" um den Gruppensieg gegen den VfL Gummersbach, der den spanischen Meister tatsächlich an den Rand einer Niederlage trieb. Nach überragender erster Halbzeit (12:8) des Bundesligisten siegte Ciudad Real aber noch mit 25:23.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Im EHF-Pokal hatte die HSG Nordhorn dem ukrainischen Vertreter HC Portovik Yuzhny das Heimrecht abgekauft, daher spielten die Clubs beide Partien an diesem Wochenende aus. Das Hinspiel gewann die HSG am Freitag in Bielefeld mit 39:32, das Rückspiel wurde am Sonntag in Nordhorn ebenfalls gewonnen: Nach dem 32:28-Sieg steht die HSG Nordhorn im Halbfinale.
Im Pokalsieger-Cup standen sich mit dem SC Magdeburg und den Rhein-Neckar Löwen beide deutschen Starter gegenüber. Den Sachsen-Anhaltingern gelang dabei am Samstag nicht, die 26:28-Niederlage aus dem Hinspiel wettzumachen, sie verloren auch das Rückspiel knapp mit 29:31 (12:13).
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2008:
Knisternde Spannung legte sich lange vor dem Anpfiff auf die Atmosphäre in der Sparkassen-Arena. Die THW-Fangemeinde war bereit für ein packendes Match. Bereit waren auch die Mannen von Trainer Noka Serdarusic. Die Körpersprache von Lövgren, Karabatic, Klein und Co verriet: Hier geht nur einer als Sieger vom Parkett: der THW!
Kein leeres Versprechen: Schon nach sechs Minuten zeigte die Anzeigetafel ein 4:1 für die Hausherren. Zweimal Kim Andersson, zweimal Vid Kavticnik, die zuletzt kritisierte rechte Seite der Linkshänder sorgte für eine furiose Spieleröffnung. "Zebra"-Fäuste reckten sich gegen die Hallendecke - in dieser Mannschaft steckte das pure Leben. Ademar antwortete wie erwartet mit dem Versuch, Tore und Siebenmeter über den Kreis zu erzielen. Ein Unterfangen, das nur mäßig gelang. Nach 14 Minuten stand es 7:3. Stranovsky, mit zehn Toren schon bei der 24:28-Hinspiel-Niederlage erfolgreichster Leon-Torschütze, traf zweimal vom Siebenmeterpunkt, einmal aus der Distanz. Die zwei Stunden Video-Extra-Einheit, die Serdarusic seinem Team vorher verordnet hatte, zahlte sich aus. Kiels Abwehr fing die Doppel-Kreisläufer-Strategie der Spanier ab, bevor sie Unheil anrichten konnte. "Die spielen einen komischen Handball", sagte Stefan Lövgren, "gegen so eine Mannschaft spielt man selten, darauf waren wir aber dank der Videos vorbereitet, der Schlüssel zum Erfolg".
Weg kamen die Kieler zunächst dennoch nicht. Zwar passierten auf dem Weg nach vorn kaum Fehler, doch im Abschluss haperte es. Fünfmal scheiterten Ahlm (2), Lundström, Karabatic und Andersson nacheinander. Die kurze Flaute hätte Folgen haben können, doch auf der anderen Seite, der eigenen Abwehr, hatten die "Zebras" eine Wand errichtet. Kiels Mittelblock mit Karabatic und Jicha ließ Ademars Rückraum ganz trocken abprallen, auch die anderen Kieler Abwehrspieler hechteten bissig und aggressiv nach jedem Ball. Dahinter stand Thierry Omeyer. Hatten Leons Angreifer die Abwehrbastion überwunden, raubte Kiels Torhüter ihnen mit großen Taten den letzten Nerv. Keine Frage, nach seiner dreiwöchigen Verletzungszeit hat Omeyer wieder jenes Niveau erreicht, das ihn über andere erhebt: Weltklasse.
Das engagierte Kieler Spiel trug Früchte. Angriff auf Angriff ging Richtung Tor des guten Mirko Alilovic. Doch gegen die Wucht der Würfe von Kim Andersson (insgesamt 7 Tore), Karabatic (6) oder Filip Jicha (4) zog auch der kroatische Nationaltorhüter den Kürzeren. Die Kieler 18:14-Halbzeitführung schmeichelte den Gästen.
In der Kabine ließen die "Zebras" nur die nassen Hemden zurück, Elan und Begeisterung brachten sie auch in die zweite Hälfte mit. Und die verging wie im Flug. Die "Zebras" spielten sich in einen Rausch, ließen sich auch von Stoiker Danjel Saric und dessen Glanztaten im Ademar-Tor nicht vom Halbfinal-Weg abbringen und nahmen ihre Fans mit auf die Reise. Spätestens nach dem 27:20 (49.) von Kim Andersson, ein Wurf wie ein Strich, war die Entscheidung gefallen. Handballkost vom Feinsten auf dem Parkett, Begeisterungsstürme in den Zuschauerreihen: Kiels Handball-Tempel feierte ein weiteres Fest, die La Ola kreiste. Selbst nach dem Abpfiff blieben die Ausgänge lange leer. Stehende Ovationen, pitschnasse, klatschende Spieler: Die Helden feierten mit ihren Fans. "So eine Halle", keuchte Nikola Karabatic, "braucht man, um die Champions League zu gewinnen." Kiel hat sie.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.03.2008)
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