Von Dr. Oliver Schulz
Der französische Meister Ivry hat im dritten Spiel der CL-Zwischenrunde
seine dritte Niederlage hinnehmen müssen. Vor 1500 Zuschauern
unterlag er den "Bären aus Chehov" nach guten 45 Minuten
mit 29:34 (15:16). Damit sind die Chancen der Pariser
Vorstädter auf das Erreichen des Halbfinales
praktisch auf Null gesunken. Der russische
Titelträger hingegen ist plötzlich wieder voll
im Geschäft und trifft am Donnerstag vor eigenem Publikum auf den THW.
Ivry erwischt besseren Start
Die Mannen von Coach Stephane Imbratta starteten gut
in die Partie, die sowohl vom französischen Sender Sport+
als auch vom russischen Kanal RTR Sport übertragen wurde.
Die Marschroute, der physischen Überlegenheit der Russen
durch eine gute Deckung und schnelles Spiel nach vorne
zu begegnen, ging zunächst auf. Insbesondere die nach
der Saison abwandernde Flügelzange Luc Abalo/Audray
Tuzolana sowie der quirlige Fabrice Guilbert ließen die
1500 Zuschauer im Gymnase Charpy hoffen. Nach schneller
Führung (5:2, 6.) verloren die Gastgeber einige Bälle,
was die Außen Kovaljov und Dibirov nur drei Minuten
später zum 5:5-Ausgleich nutzten.
Erste russische Führung nach 25 Minuten
Die Männer von der Seine ließen sich dadurch jedoch
nicht beeindrucken, und Trainerlegende Vladimir Maximov
nahm in der 12. Minute eine Auszeit. Gestützt auf die
Paraden ihres Torhüters Chapon blieb Ivry jedoch auch
nach gut einer Viertelstunde am Drücker (11:9, 18.).
Da sich aber weiterhin Ballverluste einschlichen,
gelang den "Bären" durch drei Treffer in Folge innerhalb
von nur drei Minuten die erste Führung (12:13, 25.).
Bis zur Pause trug nun der wieder genesene Teddy Poulin
seinen Teil dazu bei, seine Farben im Spiel zu halten.
Beinahe wären die Teams mit Gleichstand in den Kabinen
verschwunden, hätte nicht der wuchtige Halblinke Alexej
Rastvortsev kurz vor der Sirene das 15:16 erzielt.
Ivry läßt sich zunächst nicht abschütteln
Nach Wiederanwurf konnte sich Chehov zunächst auf 18:21
absetzen (36.). Kapitän Guilbert traf nun zweimal und
brachte die Gastgeber somit wieder auf Tuchfühlung.
Und als Hadjali in der 40. Minute einen Siebenmeter
verwandeln konnte, hatte er sein Team gar mit 23:22
in Führung geworfen.
Entscheidung in der Schlussviertelstunde
Doch der russische Gegner überstand das Aufbäumen Ivrys
und konterte seinerseits. In der nun folgenden Phase war
es vor allem der junge Halbrechte der Gäste, Konstantin
Igropulo, der mit seinen vielen Toren das Blatt fast im
Alleingang wendete. Zwölf Minuten vor dem Ende wies die
Anzeigetafel eine Drei-Tore-Führung Chehovs aus (25:28).
Nachdem wenig später Hadjali und Touzolana beide vom
Siebenmeterstrich an Zweimetermann Oleg Grams scheiterten,
reagierten die Rot-Schwarzen überhastet. Trotz mehrfacher
Unterzahl waren die "Bären" nun nicht mehr von der
Siegerstraße abzubringen, da Ivry eine Reihe einfacher
Bälle verlor. So nahmen die Gäste am Ende durch das 29:34
beide Punkte mit.
Auf Seiten der Franzosen traf der in Algerien geborene
Rechtsaußen Ahmed Hadjali sieben Mal, davon sechs Mal vom
Punkt. Für die Bären machte Siebenmeterspezialist Igropulo
das Dutzend voll. Der Halbrechte mit der Trikotnummer 35
netzte aus dem Feld und vom Punkt jeweils sechs Mal ein.
Zweitbester Torschütze seines Teams wurde Linksaußen
Timur Dibirov mit acht Toren.
Enttäuschung bei Ivry - Maximov zufrieden
Die Enttäuschung auf Seiten der Rot-Schwarzen schien nach
der Sirene geradezu greifbar zu sein. Kapitän "Fab" Guilbert
zufolge habe das Team heute die Mittel gehabt, um zu gewinnen.
Leider habe sich aber das alte Muster einmal mehr wiederholt,
zitiert ihn die Homepage seines Vereins. Ivry habe zuviele
Würfe vergeben und seine Überzahlsituationen nicht zu nutzen
gewusst. Er hoffe jetzt, dass sich das Team als Gastgeber
Leons fangen werde, um den Fans einen Sieg zu bieten.
Trainer Imbratta wurmte am meisten, dass er den Eindruck habe,
seine Mannschaft habe den Gästen ein Geschenk gemacht. Sie
habe es an Härte - und in Durchgang zwei auch an Willensstärke
- fehlen lassen.
Vladimir Maximov maß gegenüber der Homepage Ivrys der Defensive
für den Ausgang des Spiels entscheidende Bedeutung bei. Da man
in der Abwehr gut gestanden habe, sei der Gegner in große
Schwierigkeiten geraten. In Unterzahl habe sein Team nach der
Pause ein wenig Angst bekommen, diese Phase aber nicht nur
überstanden, sondern sogar selbst getroffen.
Gruppe 1 sei ausgeglichen,
und jeder habe noch die Chance, sich zu qualifizieren.
Neubeginn für Ivry im Herbst?
Die Hoffnung der Rot-Schwarzen, im nächsten Herbst erneut im
Konzert der Großen mitzumischen, bleibt nach Lage der Dinge
vage. Zu stark erscheint die Vormachtstellung des in der
Liga D1 führenden Duos Montpellier und Chambery. Zudem kehren
neben Kreisläufer Mohamed Mokrani beide Außen, Abalo und
Tuzolana, dem Seineufer im Sommer den Rücken. Doch damit
nicht genug: jüngst ließ Nationalspieler Fabrice Guilbert
durchblicken, nach dem Auslaufen seines Vertrags vielleicht
ebenfalls den Weg nach Deutschland oder Spanien anzutreten.
(von Dr. Oliver Schulz)
- US Ivry (FRA ):
-
Pocuca (12/1 Paraden), Chapon (9 Paraden); Hadjali (7/6), Crepain (4),
Guilbert (4), Abalo (4), Tuzolana (4/1), Poulin (2), Martinovic (1),
Petro (1), Sarni (1), Smajlagic (1), Bataille, Guillard
- Chehovski Medvedi Moskau (RUS ):
-
Kostygov (17 Paraden), Grams (3/2 Paraden); Igropulo (12/6), Dibirov (8),
Kovaljov (4), Rastvortsev (4), Filippov (3), Chipurin (2), Jevdokimov (1),
Arslanjan, Chernoivanov, Ivanov, Kamanin, Skopintsev
- Schiedsrichter:
-
Vjekoslav Lovric / Hrvoje Petkovic (CRO)
- Zeitstrafen:
-
Ivry: 4 (Poulin, 2x Petro, Sarni);
Moskau: 6 (Dibirov, Kamanin, Igropulo, 3x Chipurin)
- Rote Karte:
-
Moskau: Chipurin (nach dritter Zeitstrafe);
- Siebenmeter:
-
Ivry:: 9/7 (Hadjali und Tuzolana scheitern an Grams);
Moskau: 8/6 (Pocuca hält Igropulo)
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 3:1, 4:2, 5:2 (6.), 5:5 (9.), 8:6, 10:8, 11:9 (18.), 12:10, 12:13 (25.), 15:16;
2. Hz.: 18:21 (36.), 19:21, 23:22 (40.), 23:25, 25:28 (48.), 26:30, 29:34.
- Zuschauer:
-
1500 (Gymnase Charpy, Paris (FRA))