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28./29.02./02.03.2008 - Letzte Aktualisierung: 02.03.2008 Champions League

Champions League: THW mit souveränem Erfolg in Moskau

CL, Gruppe 1, 4. Spieltag: 28.02.2008, Do., 17.00: Chehovski Medvedi Moskau - THW Kiel: 26:32 (14:15)
Update #3 EC-Ergebnisse, KN-Spielbericht, KN-Splitter, weitere Stimmen, Spielbericht und Fotos ergänzt...

Glänzte mit 20 Paraden: Mattias Andersson.
Glänzte mit 20 Paraden: Mattias Andersson.
Der "Betriebsunfall" von Leon bleibt für den THW Kiel bisher ohne Folgen. Im eminent wichtigen vierten Spiel der Hauptrunde der Champions League gewannen die Kieler nach einer über weite Strecken souveränen Vorstellung bei Chehovski Medvedi Moskau mit 32:26 (15:14). Herausragend aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung: Torhüter Mattias Andersson, der den verletzten Thierry Omeyer erneut glänzend vertrat und den Erfolg mit 20 Paraden festhielt. Bester Torschütze beim THW Kiel war Nikola Karabatic, der sieben Mal erfolgreich war.
Durch den Sieg setzt sich der THW wieder an die Tabellenspitze der Hauptrunden-Gruppe 1, konnte Moskau erfolgreich auf Distanz halten und den Kurs wieder Richtung Halbfinale einschlagen. Allerdings musste Markus Ahlm den Erfolg schmerzhaft bezahlen, er kugelte sich kurz vor Schluss den Ringfinger der rechten Hand aus, wobei das Seitenband des Fingers riss. Untersuchungen sollen jetzt zeigen, ob ein Einsatz am Sonntag beim Bundesliga-Spiel in Wilhelmshaven möglich ist. Auch der überragende Mattias Andersson kehrt angeschlagen aus Moskau zurück. Er war in der 20. Minute umgeknickt und musste sich am rechten Knöchel behandeln lassen. Ein Ausfall Anderssons sei nach Auskunft der Mannschaftsärzte wohl aber nicht zu befürchten, letztlich müssten darüber aber die Untersuchungen am Freitag Aufschluss geben.

Stefan Lövgren beim Strafwurf.
Stefan Lövgren beim Strafwurf.
Die Wichtigkeit dieses Spieles war vor der Partie allen im THW-Lager bewusst, wäre doch das Weiterkommen in der Champions League durch eine Niederlage zu einem wahren Rechenspiel geworden. Dementsprechend motiviert gingen die Zebras in der nicht ausverkauften, hypermodernen Olympiahalle in Tschechow auch auf die Platte. Stefan Lövgren sollte Ruhe ins Spiel bringen, während Christian Zeitz auf der halbrechten Position den Vorzug vor Kim Andersson erhielt. Nach einem insgesamt nervösen Start, bei dem sich die Torhüter auf beiden Seiten bereits mehrfach auszeichnen konnten, ging der THW durch Vid Kavticnik nach vier Minuten mit 3:1 in Führung. Dieser Vorsprung hatte allerdings nicht lange Bestand, denn die erste Überzahlsituation, Filip Jicha hatte bereits nach sechs Minuten die erste Zeitstrafe erhalten, nutzten die Gastgeber zu drei Treffern und dem 4:3 (7.). Da sich Kostygov im Tor der Russen zu großer Form aufschwang, taten sich die Kieler im Angriff weiterhin schwer. Gut nur, dass Andersson im THW-Tor einen Gala-Tag erwischt hatte. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass Medvedi - erneut durch eine Jicha-Zeitstrafe in Überzahl - von 8:8 auf 11:8 davon ziehen konnte.

Rückraumspieler Konstantin Igropulo und Trainer Vladimir Maximov.
Rückraumspieler Konstantin Igropulo und Trainer Vladimir Maximov.
Ganz stark: Konstantin Igropulo mit seinen mächtigen Würfen aus dem Rückraum und dem guten Auge für die Kreisläufer. Er erzielte auch das 12:9, konnte allerdings in dieser wichtigen Phase, gespielt waren etwas mehr als 20 Minuten, gleich zweimal den bei Siebenmetern ins Tor beorderten Thierry Omeyer nicht überwinden. Da auch Andersson seinen Kasten zunageln konnte, fanden die Kieler langsam aber sicher besser ins Spiel, agierten geduldig und suchten nach einer sicheren Chancenverwertung, der sich allerdings immer wieder Kostygov in den Weg stellte. Dennoch: Henrik Lundström, Kim Andersson und in Überzahl Lövgren mit dem ersten verwandelten Siebenmeter, Karabatic und erneut der sichere Schütze Lundström erzielten fünf Treffer in Folge, ließen sich auch durch eine Maximov-Auszeit nicht irritieren und machten aus dem 9:12-Rückstand binnen acht Minuten eine 14:12-Führung. Der THW war nach 26 Minuten wieder auf Kurs und hielt diesen dank variablen Spiels, bei dem die Außen durch Einlaufen und Stören ein permanenter Unruhefaktor in Moskaus Abwehr waren, auch bis zum Halbzeitpfiff. 15:14 - die angespannten Mienen auf der THW-Bank lockerten sich ein wenig.

Kreisläufer Mikhail Chipurin war mit sechs Toren bester russischer Schütze.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kreisläufer Mikhail Chipurin war mit sechs Toren bester russischer Schütze.
Richtig entspannt dreinschauen konnten Noka Serdarusic und THW-Manager Uwe Schwenker an der Seitenlinie dann kurz nach dem Wiederanpfiff des konsequenten polnischen Schiedsrichterduos Arkadiusz und Leszek Solodko: Nikola Karabatic, bis dahin von der gegnerischen 5-1-Abwehr nahezu ausgeschaltet, zündete den Turbo, machte drei tolle Tore in Folge - nach vier Minuten der zweiten Halbzeit führten die Kieler mit vier Toren. Doch Moskau nutzte jede sich bietende Gelegenheit, verkürzte durch einen Gewaltwurf von Igropulo und einen Tempogegenstoß des ansonsten blassen Dibirov innerhalb von 20 Sekunden wieder auf 16:18 (35.), ehe es übersichtlich auf der Platte wurde. Zunächst musste Igropulo auf die "Sünderbank", kurz darauf folgte ihm Torhüter Kostygov, der Lundström an der Seitenlinie foulte, woraufhin Lövgren den Ball ins leere Tor zum 19:16 beförderte. Wenig später gesellte sich Chipurin zu dem Duo auf der Bank, plötzlich sahen sich sechs Kieler nur noch drei Gegenspielern gegenüber. Doch die wehrten sich tapfer und profitierten von einigen tollen Paraden des Ersatzkeepers Grams, der auch einen Siebenmeter von Lövgren entschärfen konnte, und des viel zu hektischen Kieler Spielaufbaus. Kein Tor in 6-3-Überzahl, erst als Moskau auffüllte ließ Karabatic den Ball zum 20:16 ins Netz rauschen (39.).

Henrik Lundström erzielte sechs Tore.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henrik Lundström erzielte sechs Tore.
Doch trotz dieser kaum genutzten Chancen: Die Kieler hatten nun vollends das Ruder auf der Platte übernommen, hielten die Gastgeber auf Distanz. Ein Traumpass auf Karabatic, ein entschlossener Wurf zum 23:19 und ein verwandelter Siebenmeter: In sieben Minuten sorgte Kavticnik mit viel Kreativität beim 25:20 (49.) für die Vorentscheidung, obwohl Jicha zu diesem Zeitpunkt nach seiner dritten Zeitstrafe nicht mehr im Abwehrzentrum seinen Mann stehen konnte. Immer, wenn Medvedi aufzuschließen drohte, brachte Andersson immer ein Körperteil zwischen den Ball und sein Tor, was ihm mehrfach den erhobenen Daumen von Serdarusic als Lob einbrachte. Auf der Gegenseite bekamen die russischen Torhüter angesichts der immer besser werdenden Kieler Wurfausbeute nur noch wenig zu packen.

Schrecksekunde für den THW: Mattias Andersson musste sich in der 20. Minute behandeln lassen.
Schrecksekunde für den THW: Mattias Andersson musste sich in der 20. Minute behandeln lassen.
Zweimal lief Lundström dann noch an den Kreis ein, zweimal wurde er mustergültig bedient: Souverän nutzten die Kieler ihre Chancen, spielten geduldig bis zum Finden der Lücke, ackerten in der Abwehr gegen die Riesen des Tschechower Rückraums - und beseitigten fünf Minuten vor dem Ende auch jeden möglicherweise noch vorhandenen Zweifel.

Zwei wichtige Punkte, 32.000 Euro Prämie, die Tabellenführung zurück erobert: Der Trip nach Russland hat sich aus Sicht des THW gelohnt, wenngleich die Verletzung von Marcus Ahlm die Stimmung ein wenig drückte. Doch viel Zeit bleibt den Zebras eh nicht zum Feiern des wichtigen Sieges, denn bereits Sonntag erwartet sie Klaus-Dieter Petersen im Hexenkessel Nordfrost-Arena in Wilhelmshaven zum heißen Tanz um Bundesligapunkte ...

Im zweiten Spiel der Hauptrunden-Gruppe 1 gewann US Ivry (FRA) am Sonntag gegen den härtesten THW-Verfolger Ademar Leon (ESP) mit 36:33 (14:18).

(Christian Robohm)

 

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir haben heute ruhiger, abgeklärter und taktisch wesentlich besser als im Hinspiel agiert. Hinzu kam Mattias Andersson mit einer sehr starken Leistung. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass Moskau in Kiel stärker aufgetreten ist als heute in eigener Halle.

gegenüber den KN:
Wir haben im Angriff das Tempo gedrosselt und nicht wie im Hinspiel durch zu große Hektik auch zu viele Fehler gemacht. Zudem hat Mattias Andersson heute einen sehr guten Tag erwischt. Besorgt war ich nicht, als Filip Jicha die Rote Karte gesehen hat. Ich habe noch Marcus Ahlm und mit ihm hat es in den letzten Jahren im Mittelblock auch gut geklappt.

THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker:
Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir verdient gewonnen. Unser Spiel war sehr variabel und wir konnten uns auf einen sehr guten Mattias Andersson verlassen.

gegenüber den KN:
Wir sind sehr schlecht gestartet, haben uns das Leben selbst schwer gemacht. Zum Glück kamen wir gut aus der Kabine und haben dann schließlich souverän gewonnen. Das war ein richtig wichtiger Sieg für uns. Mattias hat uns heute sehr geholfen, er hat ihn den entscheidenden Phasen gut gehalten.

Nikola Karabatic gegenüber den KN:
In den ersten 15 Minuten haben wir nicht ins Spiel gefunden. Auch ich nicht. Vielleicht lag es an der langen Reise. Nach der Pause wollte ich unbedingt Gas geben, diese schwache erste Halbzeit wollte ich nicht auf mir sitzen lassen.
Filip Jicha gegenüber den KN:
Wir sind alle ziemlich erleichtert, denn wir durften hier auf keinen Fall verlieren. Wenn wir unsere Heimspiele gewinnen, sind wir im Halbfinale. Gewinnen wir sie nicht, haben wir es auch nicht verdient. Gerade vor dem Spiel gegen Wilhelmshaven war dieser Sieg wichtig. Wir haben jetzt wieder Ruhe in der Mannschaft, nachdem wir zuletzt große Schwankungen hatten.
Vitaly Ivanov (Medwedi) gegenüber den KN:
Wir haben das Spiel im Angriff verloren, da haben wir zu selten getroffen. Außerdem hat der Torwart von Kiel super gehalten. Wir hatten mit Omeyer gerechnet, uns auf ihn eingestellt. Vor ihm hatten wir große Angst. Dann kam alles ganz anders. Natürlich haben wir uns eine Chance ausgerechnet, schließlich sind wir Russen.

Champions League, Gruppe 1, 4. Spieltag: 28.02.08, Do., 17.00: Chehovski Medvedi Moskau (RUS) - THW Kiel: 26:32 (14:15)

Logo Chehovski Medvedi Moskau (RUS Flagge RUS):
Grams (37.-39., 52.-60., 4 Paraden) Kostygov (1.-37., 39.-52. 18 Paraden); Filippov, Aslanyan (1), Kovalev (4), Evdokimov (3), Skopintsev, Rastvortsev (1), Kamanin (3/1), Chipurin (6), Goncharov, Dibirov (1), Igropulo (5/1), Ivanov (2); Trainer: Maximov
Logo THW Kiel:
Omeyer (20.-22. und 1 Siebenmeter, 1 Parade), M. Andersson (1.-20., 22.-60., 20 Paraden); Lund (n.e.), K. Andersson (2), Lundström (6), Kavticnik (5/1), Anic, Lövgren (4/1), Ahlm (4), Szilagyi (n.e.), Zeitz (1), Karabatic (7), Klein (2), Jicha (1); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Arkadiusz Solodko/ Leszek Solodko (POL)
Zeitstrafen:
Moskau: 6 (Rastvortsev (10.), Ivanov (24.), Igropulo (36.), Chipurin (37.), Kostygov (37.), Aslanyan (53.)) ;
THW: 5 (3x Jicha (6., 14., 47.), Lundström (39.), Ahlm (53.))
Rote Karte:
THW: Jicha nach dritter Zeitstrafe (47.)
Siebenmeter:
Moskau: 4/2 (Omeyer hält Igropulo (20.), Igropulo gegen Omeyer an die Latte (23.)) ;
THW: 5/2 (Kostygov hält Karabatic (19.) und Lundström (21.), Grams hält Lövgren (37.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:3 (5.), 3:3 (7.), 4:4 (8.), 7:4 (10.), 7:6 (11.), 8:8 (15.), 11:8 (17.), 12:9 (18.), 12:14 (26.), 13:15 (30.), 14:15 ;
2. Hz.: 14:18 (34.), 16:18 (35.), 16:20 (39.), 18:22 (42.), 19:23, 20:25 (49.), 21:27, 22:28 (54.), 23:30 (58.), 24:31, 26:31, 26:32.
Zuschauer:
2800 (Olympiahalle, Tschechow)

 

Kurzumfragen:

Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.

 


Die anderen deutschen Europapokal-Teilnehmer

Wenig erfolgreich verlief der vierte Spieltag in der Hauptrunde der Champions League für die deutschen Teams.

In der Hauptrunden-Gruppe 2 darf der VfL Gummersbach nach dem 29:21 bei RK Gorenje Velenje (SLO) wieder auf ein Weiterkommen hoffen, da Ciudad Real (ESP) in Montpellier (FRA) verlor.

In der Gruppe 3 ist die SG Flensburg-Handewitt so gut wie ausgeschieden. Gegen den spanischen Spitzenclub Portland San Antonio reichte es für die Nordlichter nur zu einem 30:30 (17:15), Flensburg ist mit 2:6 Punkten noch immer Letzter.

Zittern muss in der gleichen Gruppe nun wieder der HSV Hamburg. In einer dramatischen Partie unterlagen die Hamburger bei HC Croatia Osiguranje-Zagreb (CRO) knapp mit 26:27 (12:12), verloren durch die Niederlage die Tabellenspitze an den heute siegreichen Spitzenklub aus Kroatien.

Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.

Die weiteren Europapokal-Wettbewerbe tragen ihre Viertelfinal-Duelle erst am 08./09. sowie am 15./16. März aus.

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2008:

Das Halbfinal-Tor aufgestoßen

THW hält nach 32:26 in Tschechow alle Trümpfe in eigenen Händen - Mattias Andersson ein starker Rückhalt
Tschechow - Der THW Kiel hat sich in der Champions League zurück gemeldet. Mit einem 32:26 (15:14)-Sieg beim zehnfachen russischen Meister Medwedi Tschechow hat der Titelverteidiger nun wieder alle Trümpfe zum Halbfinaleinzug in der Hand. Gewinnen die "Zebras" die Heimspiele gegen US Ivry (6. März) und Ademar Leon (13. März), benötigen sie in der Hauptgruppe 1 keinen Taschenrechner mehr.

In den ersten Minuten in der lediglich mit 2500 Zuschauern gefüllten "Hall Olimpiyskiy" spielte auch noch der Geist von Leon mit. Die jüngste 24:28-Pleite bei den Spaniern steckte dem THW noch in den Gliedern. Ein nervöser Start, ein schneller 4:7-Rückstand, zwei Zeitstrafen gegen Filip Jicha schon nach zehn Minuten - die 50 mitgereisten Fans erlebten bange Momente. Zudem zeigten die Russen eine breite Brust. Nach dem Auswärtssieg bei US Ivry (34:29) hatten sie den Glauben an die eigene Stärke zurück gewonnen. Kiel wankte, die Russen, die zu Hause bereits Leon ( 30:28) geschlagen hatten, witterten Morgenluft und mehr als zwei Millionen Landsleute drückten vor den Bildschirmen die Daumen - die Waagschale neigte sich zu Gunsten der Hausherren.

Doch der THW fand Schritt für Schritt in die Partie zurück. Und als Nikola Karabatic, dem vor der Pause nichts gelingen wollte, mit drei energischen Toren in die zweite Halbzeit startete, wendeten die Gäste das Blatt. Auch ein Verdienst von Henrik Lundström, der sich immer wieder flink durch die Hünen in der Medwedi-Abwehr schlängelte und im Stile eines Kreisläufers Tor um Tor warf. Die Russen verloren in dieser Phase die Nerven und gleich drei Spieler durch Zeitstrafen. Auch der gute Torhüter Alexej Kostygov musste raus, er hatte sich außerhalb seines Arbeitsbereichs zu intensiv um Lundström gekümmert.

Die Kieler konnten es sich sogar leisten, diese dreifache Überzahl nicht zu nutzen. So verwarf Stefan Lövgren einen von drei Siebenmetern, Vid Kavticnik scheiterte an Ersatztorhüter Oleg Grams, Lundström traf die Latte und Kim Andersson, der wie Christian Zeitz nur mit einer schmerzstillenden Spritze spielen konnte, fand ebenfalls in Grams seinen Meister.

Im Angriff lief nicht alles rund, aber auf die solide Deckung und den guten Mattias Andersson war Verlass. Der Schwede zahlte allerdings einen Preis für seine Leistung: Als er nach rund 20 Minuten einen harten Wurf von 118-Kilo-Mann Alexej Rastvortsev mit den Zehenspitzen hielt, zog er sich einen Kapselriss im linken Fuß zu. Da Thierry Omeyer ("Ich brauche noch eine Woche") wegen seiner Knieprobleme geschont werden musste, biss Andersson auf die Zähne. Der Lohn: Der 29-Jährige, zuletzt oft nur Zuschauer bei den THW-Siegen, sollte Spieler des Tages werden. "Wer in Moskau gewinnt, der hat eine gute Leistung gebracht. So wie wir", verteilte Andersson die Komplimente anschließend bescheiden auf die Kollegen.

Mit Marcus Ahlm hat der THW ein weiteres Sorgenkind. Der Kreisläufer kugelte sich in der Schlussphase den Ringfinger der rechten Wurfhand aus. Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker ging von einem Bänderriss aus. Ob er mit diesem Finger am Sonntag wieder spielen könne? "Klar", meinte Ahlm, der mit seinem Team heute Nachmittag nach Hause fliegen und nach einer Nacht im heimischen Bett schon wieder im Bus sitzen wird. Am Sonntag ist der Wilhelmshavener HV mit Trainer Klaus-Dieter Petersen der nächste Gastgeber des Meisters.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2008)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2008:

Handballsplitter aus Moskau

  • Zeitumstellung
  • In Russland gehen die Uhren anders. Moskau ist Schleswig-Holstein zwei Stunden voraus. Die "Zebras" blieben trotz Zeitverschiebung ihrem Rhythmus treu und durften ausschlafen. Frühstück gab es wie gewohnt um neun, also nach Moskau-Zeit um elf Uhr. Da wurde schon für das Mittagessen eingedeckt.

  • Schrecksekunde
  • Stefan Lövgren, Börge Lund, Filip Jicha und Nikola Karabatic hatten die 2300 Kilometer lange Anreise problemlos überstanden. Wirklich schwierig gestaltete sich für das THW-Quartett der Weg zum Abendessen: Sie blieben im Fahrstuhl stecken. Eine halbe Stunde mussten die "Zebras" Nase an Nase in dem einen Quadratmeter großen "Gefängnis" ausharren, ehe sie befreit wurden. Da war die Luft schon dünn geworden und der Spiegel komplett beschlagen. Im Restaurant wurden sie von den Kollegen mit Applaus empfangen. Der kleinere der beiden Fahrstühle war fortan tabu.

  • Wahlen
  • Am Sonntag wählt Russland seinen Präsidenten, doch Hinweise darauf gab es keine. Wahrscheinlich lag es daran, dass mehr als 75 Prozent aller Russen sich bereits entschieden hatten, den von Wladimir Putins empfohlenen Dmitrij Medwedew (42) zu wählen. Da ist ein Wahlkampf auch nicht mehr nötig.

  • Grau
  • Die 38 000-Einwohner-Stadt Tschechow hat nur begrenzten Charme. Ein Stadtkern fehlt, Cafes Fehlanzeige, Schlaglöcher in den Straßen, die von schmucklosen Plattenbauten gesäumt sind. Zwei der wenigen Ausnahmen in dem eintönigen Grau sind das von Wachleuten gesicherte Mannschaftshotel des THW und die nagelneue "Hall Olimpiyskiy" - ein eigener Kosmos für die Sportler.

  • Sprachlos
  • Die Russen offenbarten sich erwartungsgemäß als freundliche Menschen, aber Englisch spricht hier in Tschechow auch im Hotel niemand. Es hilft der Stift und Zeichensprache. Beim Kauf einer Flasche Mineralwasser, zweier Landjäger und einem Stück Kuchen geht's per Deutung nach dem "Warm-Kalt-System" durch die komplette Auslage. Am Ende schreibt die nervenstarke Verkäuferin 47 Rubel auf. Ein Euro und 30 Cent also. Dafür hat sich die Mühe gelohnt. Fantastisch übrigens auch die Spritpreise: 50 Cent (20 Rubel) für einen Liter.

  • Prominenz
  • Prominenter Besuch in Tschechow: Mit Alexander Tutschkin kam der Vizepräsident des Moskauer Handballverbandes zum Gastspiel des THW Kiel, um für das russische Fernsehen den Co-Kommentator zu geben. Der 43-Jährige, der 1988 mit der UDSSR und 2000 mit Russland die olympische Goldmedaille gewann, will in Moskau eine Männermannschaft aufbauen. Nach seinem Selbstverständnis ist Medwedi kein Hauptstadtklub. "Sie spielen für die Region Moskau." Tutschkin, der zehn Jahre in der Bundesliga spielte, sah in dem Champions-League-Spiel der "Bären" gegen Kiel eine Nagelprobe für den russischen Handball. "Nach den jüngsten Misserfolgen der Nationalmannschaften wollen sie ihren Landsleuten beweisen, dass wir Russen das Handball spielen nicht komplett verlernt haben."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2008)

 


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