Der "Betriebsunfall" von
Leon bleibt für den THW Kiel bisher ohne Folgen.
Im eminent wichtigen vierten Spiel der
Hauptrunde der Champions League
gewannen die Kieler nach einer über weite Strecken souveränen Vorstellung bei Chehovski
Medvedi Moskau mit 32:26 (15:14). Herausragend aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung:
Torhüter
Mattias Andersson, der den verletzten
Thierry Omeyer
erneut glänzend vertrat und den Erfolg mit 20 Paraden festhielt. Bester Torschütze beim THW
Kiel war
Nikola Karabatic, der sieben Mal erfolgreich war.
Durch den Sieg setzt sich der THW wieder an die Tabellenspitze der
Hauptrunden-Gruppe 1,
konnte Moskau erfolgreich auf Distanz halten und den Kurs wieder Richtung Halbfinale einschlagen.
Allerdings musste
Markus Ahlm den Erfolg schmerzhaft bezahlen,
er kugelte sich kurz vor Schluss den Ringfinger der rechten Hand aus, wobei das Seitenband
des Fingers riss. Untersuchungen sollen jetzt zeigen, ob ein Einsatz am Sonntag
beim Bundesliga-Spiel in Wilhelmshaven möglich ist. Auch der überragende
Mattias Andersson
kehrt angeschlagen aus Moskau zurück. Er war in der 20. Minute umgeknickt und musste
sich am rechten Knöchel behandeln lassen. Ein Ausfall
Anderssons sei
nach Auskunft der Mannschaftsärzte wohl aber nicht zu befürchten, letztlich müssten darüber aber
die Untersuchungen am Freitag Aufschluss geben.
Die Wichtigkeit dieses Spieles war vor der Partie allen im THW-Lager bewusst, wäre doch
das Weiterkommen in der Champions League durch eine Niederlage zu einem wahren Rechenspiel
geworden. Dementsprechend motiviert gingen die Zebras in der nicht ausverkauften, hypermodernen
Olympiahalle in Tschechow auch auf die Platte.
Stefan Lövgren
sollte Ruhe ins Spiel bringen, während
Christian Zeitz auf der
halbrechten Position den Vorzug vor
Kim Andersson erhielt.
Nach einem insgesamt nervösen Start, bei dem sich die Torhüter auf beiden Seiten bereits
mehrfach auszeichnen konnten, ging der THW durch
Vid Kavticnik
nach vier Minuten mit 3:1 in Führung. Dieser Vorsprung hatte allerdings nicht lange Bestand,
denn die erste Überzahlsituation,
Filip Jicha hatte bereits nach sechs Minuten
die erste Zeitstrafe erhalten, nutzten die Gastgeber zu drei Treffern und dem 4:3 (7.).
Da sich Kostygov im Tor der Russen zu großer Form aufschwang, taten sich die Kieler im Angriff
weiterhin schwer. Gut nur, dass
Andersson im THW-Tor einen Gala-Tag
erwischt hatte. Doch auch er konnte nicht verhindern, dass Medvedi - erneut durch eine
Jicha-Zeitstrafe in Überzahl - von 8:8 auf 11:8 davon ziehen konnte.
|
Rückraumspieler Konstantin Igropulo und Trainer Vladimir Maximov.
|
Ganz stark: Konstantin Igropulo mit seinen mächtigen Würfen aus dem Rückraum und dem guten
Auge für die Kreisläufer. Er erzielte auch das 12:9, konnte allerdings in dieser wichtigen
Phase, gespielt waren etwas mehr als 20 Minuten, gleich zweimal den bei Siebenmetern ins Tor beorderten
Thierry Omeyer nicht überwinden. Da auch
Andersson
seinen Kasten zunageln konnte, fanden die Kieler langsam aber sicher besser ins Spiel, agierten geduldig und suchten nach einer sicheren Chancenverwertung, der
sich allerdings immer wieder Kostygov in den Weg stellte. Dennoch:
Henrik Lundström,
Kim Andersson und in Überzahl
Lövgren mit dem ersten verwandelten Siebenmeter,
Karabatic
und erneut der sichere Schütze
Lundström erzielten fünf Treffer in Folge,
ließen sich auch durch eine Maximov-Auszeit nicht irritieren und machten aus dem
9:12-Rückstand binnen acht Minuten eine 14:12-Führung. Der THW war nach 26 Minuten wieder auf Kurs und
hielt diesen dank variablen Spiels, bei dem die Außen durch Einlaufen und Stören ein permanenter Unruhefaktor
in Moskaus Abwehr waren, auch bis zum Halbzeitpfiff. 15:14 - die angespannten Mienen auf
der THW-Bank lockerten sich ein wenig.
|
Kreisläufer Mikhail Chipurin war mit sechs Toren bester russischer Schütze.
|
Richtig entspannt dreinschauen konnten
Noka Serdarusic und THW-Manager
Uwe Schwenker an der Seitenlinie dann kurz nach dem Wiederanpfiff des
konsequenten polnischen Schiedsrichterduos Arkadiusz und Leszek Solodko:
Nikola Karabatic,
bis dahin von der gegnerischen 5-1-Abwehr nahezu ausgeschaltet, zündete den Turbo,
machte drei tolle Tore in Folge - nach vier Minuten der zweiten Halbzeit führten die Kieler mit vier
Toren. Doch Moskau nutzte jede sich bietende Gelegenheit, verkürzte durch einen Gewaltwurf von Igropulo
und einen Tempogegenstoß des ansonsten blassen Dibirov innerhalb von 20 Sekunden wieder auf 16:18 (35.),
ehe es übersichtlich auf der Platte wurde. Zunächst musste Igropulo auf die "Sünderbank",
kurz darauf folgte ihm Torhüter Kostygov, der
Lundström an der Seitenlinie
foulte, woraufhin
Lövgren den Ball ins leere Tor zum 19:16 beförderte.
Wenig später gesellte sich Chipurin zu dem Duo auf der Bank, plötzlich sahen sich sechs Kieler
nur noch drei Gegenspielern gegenüber. Doch die wehrten sich tapfer und profitierten von
einigen tollen Paraden des Ersatzkeepers Grams, der auch einen Siebenmeter von
Lövgren
entschärfen konnte, und des viel zu hektischen Kieler Spielaufbaus. Kein Tor in 6-3-Überzahl,
erst als Moskau auffüllte ließ
Karabatic den Ball zum 20:16 ins Netz rauschen (39.).
Doch trotz dieser kaum genutzten Chancen: Die Kieler hatten nun vollends das Ruder auf der Platte
übernommen, hielten die Gastgeber auf Distanz. Ein Traumpass auf
Karabatic, ein entschlossener Wurf zum 23:19 und ein
verwandelter Siebenmeter: In sieben Minuten sorgte
Kavticnik mit viel
Kreativität beim 25:20 (49.) für die Vorentscheidung, obwohl
Jicha
zu diesem Zeitpunkt nach seiner dritten Zeitstrafe nicht mehr im Abwehrzentrum seinen Mann stehen konnte.
Immer, wenn Medvedi aufzuschließen drohte, brachte
Andersson immer
ein Körperteil zwischen den Ball und sein Tor, was ihm mehrfach den erhobenen Daumen
von
Serdarusic als Lob einbrachte. Auf der Gegenseite
bekamen die russischen Torhüter angesichts
der immer besser werdenden Kieler Wurfausbeute nur noch wenig zu packen.
|
Schrecksekunde für den THW: Mattias Andersson
musste sich in der 20. Minute behandeln lassen.
|
Zweimal lief
Lundström dann noch an den Kreis ein, zweimal wurde er mustergültig bedient:
Souverän nutzten die Kieler ihre Chancen, spielten geduldig bis zum Finden der Lücke,
ackerten in der Abwehr gegen die Riesen des Tschechower Rückraums - und beseitigten fünf Minuten vor dem
Ende auch jeden möglicherweise noch vorhandenen Zweifel.
Zwei wichtige Punkte, 32.000 Euro Prämie, die Tabellenführung zurück erobert: Der Trip nach Russland
hat sich aus Sicht des THW gelohnt, wenngleich die Verletzung von Marcus Ahlm
die Stimmung ein wenig drückte. Doch viel Zeit bleibt den Zebras eh nicht zum Feiern des wichtigen
Sieges, denn bereits Sonntag erwartet sie Klaus-Dieter Petersen im
Hexenkessel Nordfrost-Arena in Wilhelmshaven zum heißen Tanz um Bundesligapunkte ...
Im zweiten Spiel der Hauptrunden-Gruppe 1
gewann US Ivry (FRA) am Sonntag gegen den härtesten THW-Verfolger Ademar Leon (ESP) mit 36:33 (14:18).
(Christian Robohm)
Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten.
Wir haben heute ruhiger, abgeklärter und taktisch wesentlich besser als
im Hinspiel agiert. Hinzu kam
Mattias Andersson mit einer sehr starken Leistung. Ich hatte
aber auch das Gefühl, dass Moskau in Kiel stärker aufgetreten ist als heute in eigener
Halle.
gegenüber den KN:
Wir haben im Angriff das Tempo gedrosselt und nicht wie
im Hinspiel durch zu große Hektik auch zu viele Fehler gemacht. Zudem hat Mattias Andersson heute einen sehr guten Tag erwischt.
Besorgt war ich nicht, als Filip Jicha
die Rote Karte gesehen hat. Ich habe noch Marcus Ahlm
und mit ihm hat es in den letzten Jahren
im Mittelblock auch gut geklappt.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir verdient gewonnen. Unser Spiel war sehr
variabel und wir konnten uns auf einen sehr guten Mattias Andersson
verlassen.
gegenüber den KN:
Wir sind sehr schlecht gestartet, haben uns das Leben
selbst schwer gemacht. Zum Glück kamen wir gut aus der Kabine und haben dann schließlich
souverän gewonnen. Das war ein richtig wichtiger Sieg für uns.
Mattias hat uns heute
sehr geholfen, er hat ihn den entscheidenden Phasen gut gehalten.
In den ersten 15 Minuten haben wir nicht ins Spiel gefunden.
Auch ich nicht. Vielleicht lag es an der langen Reise. Nach der Pause wollte ich unbedingt
Gas geben, diese schwache erste Halbzeit wollte ich nicht auf mir sitzen lassen.
Wir sind alle ziemlich erleichtert, denn wir durften hier auf keinen Fall
verlieren. Wenn wir unsere Heimspiele gewinnen, sind wir im Halbfinale. Gewinnen wir sie
nicht, haben wir es auch nicht verdient. Gerade vor dem Spiel gegen Wilhelmshaven war
dieser Sieg wichtig. Wir haben jetzt wieder Ruhe in der Mannschaft, nachdem wir zuletzt
große Schwankungen hatten.
Vitaly Ivanov (Medwedi) gegenüber den KN:
Wir haben das Spiel im Angriff verloren, da haben wir zu selten getroffen.
Außerdem hat der Torwart von Kiel super gehalten. Wir hatten mit
Omeyer gerechnet,
uns auf ihn eingestellt. Vor ihm hatten wir große Angst. Dann kam alles ganz anders.
Natürlich haben wir uns eine Chance ausgerechnet, schließlich sind wir Russen.
- Chehovski Medvedi Moskau (RUS ):
-
Grams (37.-39., 52.-60., 4 Paraden)
Kostygov (1.-37., 39.-52. 18 Paraden);
Filippov,
Aslanyan (1),
Kovalev (4),
Evdokimov (3),
Skopintsev,
Rastvortsev (1),
Kamanin (3/1),
Chipurin (6),
Goncharov,
Dibirov (1),
Igropulo (5/1),
Ivanov (2);
Trainer: Maximov
- THW Kiel:
-
Omeyer (20.-22. und 1 Siebenmeter, 1 Parade),
M. Andersson (1.-20., 22.-60., 20 Paraden);
Lund (n.e.),
K. Andersson (2),
Lundström (6),
Kavticnik (5/1),
Anic,
Lövgren (4/1),
Ahlm (4),
Szilagyi (n.e.),
Zeitz (1),
Karabatic (7),
Klein (2),
Jicha (1);
Trainer: Serdarusic
- Schiedsrichter:
-
Arkadiusz Solodko/ Leszek Solodko (POL)
- Zeitstrafen:
-
Moskau: 6 (Rastvortsev (10.), Ivanov (24.), Igropulo (36.), Chipurin (37.),
Kostygov (37.), Aslanyan (53.)) ;
THW: 5 (3x Jicha (6., 14., 47.),
Lundström (39.), Ahlm (53.))
- Rote Karte:
-
THW: Jicha nach dritter Zeitstrafe (47.)
- Siebenmeter:
-
Moskau: 4/2 (Omeyer hält Igropulo (20.),
Igropulo gegen Omeyer an die Latte (23.)) ;
THW: 5/2 (Kostygov hält Karabatic (19.)
und Lundström (21.), Grams hält Lövgren (37.))
- Spielfilm:
-
1. Hz.: 1:0, 1:3 (5.), 3:3 (7.), 4:4 (8.), 7:4 (10.), 7:6 (11.), 8:8 (15.), 11:8 (17.), 12:9 (18.),
12:14 (26.), 13:15 (30.), 14:15 ;
2. Hz.: 14:18 (34.), 16:18 (35.), 16:20 (39.), 18:22 (42.), 19:23, 20:25 (49.), 21:27, 22:28 (54.),
23:30 (58.), 24:31, 26:31, 26:32.
- Zuschauer:
-
2800 (Olympiahalle, Tschechow)
Die Umfragen sind nicht mehr verfügbar.
Wenig erfolgreich verlief der vierte Spieltag in der
Hauptrunde der Champions League für die deutschen Teams.
In der Hauptrunden-Gruppe 2 darf der VfL Gummersbach nach
dem 29:21 bei RK Gorenje Velenje (SLO) wieder auf ein Weiterkommen hoffen, da Ciudad Real (ESP) in
Montpellier (FRA) verlor.
In der Gruppe 3 ist die SG Flensburg-Handewitt so gut
wie ausgeschieden. Gegen den spanischen Spitzenclub Portland San Antonio reichte es für die
Nordlichter nur zu einem 30:30 (17:15), Flensburg ist mit 2:6 Punkten noch immer Letzter.
Zittern muss in der gleichen Gruppe nun wieder der HSV Hamburg. In einer dramatischen Partie
unterlagen die Hamburger bei HC Croatia Osiguranje-Zagreb (CRO) knapp mit 26:27 (12:12), verloren
durch die Niederlage die Tabellenspitze an den heute siegreichen Spitzenklub aus Kroatien.
Alle Ergebnisse des CL-Spieltages finden Sie hier.
Die weiteren Europapokal-Wettbewerbe tragen ihre Viertelfinal-Duelle
erst am 08./09. sowie am 15./16. März aus.
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2008:
Das Halbfinal-Tor aufgestoßen
THW hält nach 32:26 in Tschechow alle Trümpfe in eigenen Händen - Mattias Andersson ein starker Rückhalt
Tschechow - Der THW Kiel hat sich in der Champions
League zurück gemeldet. Mit einem 32:26 (15:14)-Sieg beim zehnfachen russischen
Meister Medwedi Tschechow hat der Titelverteidiger
nun wieder alle Trümpfe zum Halbfinaleinzug
in der Hand. Gewinnen die "Zebras" die Heimspiele
gegen US Ivry (6. März) und Ademar Leon (13.
März), benötigen sie in der Hauptgruppe 1 keinen Taschenrechner
mehr.
In den ersten Minuten in der lediglich mit 2500 Zuschauern
gefüllten "Hall Olimpiyskiy" spielte auch noch der
Geist von Leon mit. Die jüngste 24:28-Pleite bei den Spaniern
steckte dem THW noch in den Gliedern. Ein nervöser Start, ein schneller 4:7-Rückstand,
zwei Zeitstrafen gegen Filip Jicha schon nach zehn
Minuten - die 50 mitgereisten
Fans erlebten bange Momente. Zudem zeigten die Russen eine breite Brust. Nach dem
Auswärtssieg bei US Ivry (34:29) hatten sie den Glauben
an die eigene Stärke zurück gewonnen. Kiel wankte, die
Russen, die zu Hause bereits Leon ( 30:28) geschlagen hatten,
witterten Morgenluft und mehr als zwei Millionen
Landsleute drückten vor den Bildschirmen die Daumen - die Waagschale neigte sich zu
Gunsten der Hausherren.
Doch der THW fand Schritt für Schritt in die Partie zurück.
Und als Nikola Karabatic, dem vor der Pause nichts
gelingen wollte, mit drei energischen Toren in die zweite
Halbzeit startete, wendeten die Gäste das Blatt. Auch ein Verdienst von
Henrik Lundström,
der sich immer wieder flink durch die Hünen in der
Medwedi-Abwehr schlängelte und im Stile eines Kreisläufers Tor um Tor warf. Die Russen
verloren in dieser Phase die Nerven und gleich drei
Spieler durch Zeitstrafen. Auch der gute Torhüter Alexej Kostygov musste raus, er
hatte sich außerhalb seines Arbeitsbereichs zu intensiv
um Lundström gekümmert.
Die Kieler konnten es sich sogar
leisten, diese dreifache Überzahl nicht zu nutzen. So
verwarf Stefan Lövgren einen
von drei Siebenmetern, Vid Kavticnik scheiterte an Ersatztorhüter
Oleg Grams, Lundström traf die Latte und
Kim Andersson, der wie Christian Zeitz
nur mit einer schmerzstillenden Spritze spielen konnte, fand ebenfalls
in Grams seinen Meister.
Im Angriff lief nicht alles rund, aber auf die solide Deckung
und den guten Mattias Andersson war Verlass. Der
Schwede zahlte allerdings einen
Preis für seine Leistung: Als er nach rund 20 Minuten einen harten Wurf von 118-Kilo-Mann Alexej Rastvortsev mit den Zehenspitzen hielt, zog er sich einen Kapselriss im
linken Fuß zu. Da Thierry Omeyer ("Ich brauche noch
eine Woche") wegen seiner Knieprobleme geschont werden musste, biss
Andersson auf die Zähne. Der Lohn: Der
29-Jährige, zuletzt oft nur Zuschauer bei den THW-Siegen,
sollte Spieler des Tages werden. "Wer in Moskau gewinnt, der hat eine gute Leistung
gebracht. So wie wir", verteilte Andersson die Komplimente
anschließend bescheiden auf die Kollegen.
Mit Marcus Ahlm hat der
THW ein weiteres Sorgenkind. Der Kreisläufer kugelte sich in der Schlussphase den
Ringfinger der rechten Wurfhand aus. Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker ging von einem Bänderriss aus. Ob
er mit diesem Finger am Sonntag wieder spielen könne?
"Klar", meinte Ahlm, der mit seinem Team heute Nachmittag
nach Hause fliegen und nach einer Nacht im heimischen Bett schon wieder im
Bus sitzen wird. Am Sonntag ist der Wilhelmshavener HV
mit Trainer Klaus-Dieter Petersen der nächste Gastgeber
des Meisters.
(von Wolf Paarmann, aus den
Kieler Nachrichten vom 29.02.2008)
Aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2008:
Handballsplitter aus Moskau
- Zeitumstellung
In Russland gehen die Uhren anders. Moskau
ist Schleswig-Holstein zwei Stunden voraus. Die
"Zebras" blieben trotz Zeitverschiebung ihrem Rhythmus
treu und durften ausschlafen. Frühstück gab es
wie gewohnt um neun, also nach Moskau-Zeit um elf Uhr.
Da wurde schon für das Mittagessen eingedeckt.
- Schrecksekunde
Stefan Lövgren, Börge Lund,
Filip Jicha und Nikola Karabatic
hatten die 2300 Kilometer lange Anreise problemlos überstanden. Wirklich
schwierig gestaltete sich für das THW-Quartett der Weg zum Abendessen: Sie blieben
im Fahrstuhl stecken. Eine halbe Stunde mussten die
"Zebras" Nase an Nase in dem einen Quadratmeter großen
"Gefängnis" ausharren, ehe sie befreit wurden. Da war die
Luft schon dünn geworden und der Spiegel komplett beschlagen.
Im Restaurant wurden sie von den Kollegen mit
Applaus empfangen. Der kleinere der beiden Fahrstühle
war fortan tabu.
- Wahlen
Am Sonntag wählt Russland seinen Präsidenten,
doch Hinweise darauf gab es keine. Wahrscheinlich lag es
daran, dass mehr als 75 Prozent
aller Russen sich bereits entschieden hatten, den von
Wladimir Putins empfohlenen Dmitrij Medwedew (42) zu wählen. Da ist ein Wahlkampf
auch nicht mehr nötig.
- Grau
Die 38 000-Einwohner-Stadt Tschechow hat nur
begrenzten Charme. Ein Stadtkern fehlt, Cafes Fehlanzeige,
Schlaglöcher in den Straßen, die von schmucklosen
Plattenbauten gesäumt sind. Zwei der wenigen Ausnahmen
in dem eintönigen Grau sind das von Wachleuten gesicherte Mannschaftshotel
des THW und die nagelneue "Hall Olimpiyskiy" - ein eigener
Kosmos für die Sportler.
- Sprachlos
Die Russen offenbarten sich erwartungsgemäß
als freundliche Menschen, aber Englisch spricht hier in
Tschechow auch im Hotel niemand. Es hilft der Stift und
Zeichensprache. Beim Kauf einer Flasche Mineralwasser,
zweier Landjäger und einem Stück Kuchen geht's per Deutung
nach dem "Warm-Kalt-System" durch die komplette Auslage. Am Ende schreibt
die nervenstarke Verkäuferin 47 Rubel auf. Ein Euro und 30
Cent also. Dafür hat sich die Mühe gelohnt. Fantastisch übrigens auch die Spritpreise:
50 Cent (20 Rubel) für einen Liter.
- Prominenz
Prominenter Besuch in Tschechow: Mit Alexander Tutschkin kam der Vizepräsident
des Moskauer Handballverbandes zum Gastspiel des THW Kiel, um
für das russische Fernsehen den Co-Kommentator zu geben.
Der 43-Jährige, der 1988 mit der UDSSR und 2000 mit
Russland die olympische Goldmedaille gewann, will in Moskau eine Männermannschaft
aufbauen. Nach seinem Selbstverständnis ist Medwedi kein Hauptstadtklub. "Sie
spielen für die Region Moskau." Tutschkin, der zehn
Jahre in der Bundesliga spielte,
sah in dem Champions-League-Spiel der "Bären" gegen
Kiel eine Nagelprobe für den russischen Handball.
"Nach den jüngsten Misserfolgen der Nationalmannschaften
wollen sie ihren Landsleuten beweisen, dass
wir Russen das Handball spielen nicht komplett verlernt
haben."
(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 29.02.2008)