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26.02.2008 Champions League

Kieler Nachrichten: "Moskau wird ein schweres Spiel haben"

THW richtet den Blick wieder nach vorn

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.02.2008:

Kiel - Der Bart ist ab. Noch in der Kabine machte THW-Rechtsaußen Vid Kavticnik das Versprechen wahr, seine Kinnhaare nach der ersten Niederlage im neuen Jahr fliegen zu lassen. Wenn es nach Kavticnik gegangen wäre, hätte er gerne noch ein paar Monate gewartet, aber die kollektiv schwache Leistung seines Teams beim spanischen Tabellendritten ließ ihm bei der verdienten 24:28-Niederlage am Sonntagabend bei Ademar Leon keine Wahl.
"Ich selbst hätte auch gerne gewonnen und besser getroffen", ärgerte sich der 23-jährige Slowene auf dem Weg zum Einchecken im Flughafengebäude der spanischen Handball-Hochburg. "Aber unsere und meine Leistungen waren schlecht. Das passiert. Leider."

So ließ der THW die 20 000-Euro-Siegprämie, ausgesetzt von der Europäischen Handball-Föderation, in Leon liegen und muss zudem um den Einzug in das Halbfinale bangen. Schon am Donnerstag wartet bei Medwedi Moskau die nächste Hürde auf dem Weg in die Runde der letzten Vier. Vielleicht dann wieder mit Thierry Omeyer an der Seite von Mattias Andersson zwischen den Pfosten. Das verletzte Knie sei schlank geblieben, außerdem habe Omeyer keine Schmerzen mehr, sagte gestern Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker. "Tierry kann mit der Aufbauarbeit beginnen, ob er wirklich spielen sollte, entscheiden wir aber gemeinsam von Tag zu Tag."

Fehlender Wille und mangelnde Kampfbereitschaft waren den "Zebras" nicht vorzuwerfen. Am Sonntag aber misslang, was den THW sonst auszeichnet: Die Spieler des deutschen Meisters trafen das Tor nicht, die erste Champions-League-Niederlage seit März 2007 (28:30 bei Portland San Antonio) hatte der Angriff zu verantworten. Trainer Noka Serdarusic schimpfte. In erster Linie auf seine rechte Rückraum-Seite mit Kim Andersson und Christian Zeitz ("kein Mumm, kein Selbstvertrauen, katastrophal"). Außerdem traf sein Zorn seinen sonst so zuverlässigen Kreisläufer Marcus Ahlm. "Enttäuschend, was Marcus gespielt hat, aber ich nehme ihn auch in Schutz. Er ist mein einziger Kreisläufer von Format, jeder erwischt mal einen schlechten Tag."

Igor Anic, 20-jähriger Ahlm-Vertreter und Neuzugang aus Montpellier, besitzt dagegen kein Vertrauen mehr bei seinem Trainer. Der junge Franzose saß die kompletten 60 Minuten wie festgewurzelt auf der Auswechselbank. Er habe die Hoffnung aufgegeben, dass Anic dem THW helfen könne, sagt Serdarusic. "Igor hat kein Spielverständnis, außerdem fehlt ihm das Gefühl für den Kreis." Aufmunternde Worte für eine große Karriere beim THW klingen anders.

Selbstkritisch ging auch der Kapitän mit der "schlechtesten Leistung meiner Mannschaft seit Jahren", um. "Die ganze Mannschaft war schuld", grummelte Stefan Lövgren. "Im Angriff haben wir zu hektisch gespielt, waren frustriert und haben das Tor nicht getroffen. Das darf man sich in so einem Spiel nicht erlauben." Kim Andersson fand keine Erklärung für die eigene enttäuschende Vorstellung. "Diese Niederlage hat nicht nur die rechte Seite mit mir und Zeitz zu verantworten, es war das ganze Team, das gepatzt hat." Außerdem ärgerte sich der Schwede gestern noch über die Schiedsrichterleistung der beiden Ungarn Herczeg und Südi. "Diese Pfiffe waren komisch, ich habe zu viel Energie für die Schiris verbraucht." Der Niederlage von Leon gewann Kiels Linkshänder allerdings auch die gute Seite ab. "Jetzt wissen wir, dass wir immer top spielen müssen, um zu bestehen." Am besten schon am kommenden Donnerstag. "Wir geben garantiert 1000 Prozent, und Moskau wird ein schweres Spiel haben."

(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.02.2008)


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