Nach dem
30:27-Erfolg im umkämpften Spitzenspiel
bei den Rhein-Neckar Löwen wollen die Handballer des THW Kiel nachlegen:
Am Mittwochabend empfangen die "Zebras" die TSV Hannover-Burgdorf in
der heimischen Sparkassen-Arena und wollen ihren perfekten Saisonstart
auf dann 12:0 Punkte ausbauen. Angepfiffen wird die Partie um 20.15 Uhr,
im Vorverkauf sind noch einige Tickets in verschiedenen Preiskategorien
erhältlich.
Harte Zeiten in der niedersächsichen Landeshauptstadt: Für die Turn-
und Sportvereinigung Hannover-Burgdorf dürfte es auch im dritten Jahr
in Folge um die nackte Existenz in der stärksten Handball-Liga der
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Flügelflitzer Lars Lehnhoff ist mit 21 Treffern bislang bester
Saisontorschütze bei Hannover.
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TSV |
Welt gehen. In den beiden vergangenen Jahren retteten sich die
Hannoveraner jeweils mit Platz 14 über die Ziellinie - kurz vor dem
Saisonende wurde an der Leine der Klassenerhalt gefeiert.
Schrittweise nach oben
Kein Wunder, dass man sich für diese Spielzeit vor allem den frühen
Abschied von den Abstiegsrängen vorgenommen hat. "Alles, was besser
als Platz 14 ist, ist gut", hat der Neu-Geschäftsführer Benjamin
Chatton als Ziel für die aktuelle Saison definiert. Auch Trainer
Christopher Nordmeyer würde sich über eine frühere Planungssicherheit
freuen: "Wir wollen uns schrittweise Jahr für Jahr nach oben arbeiten",
gibt der seit Februar für den sportlichen Erfolg Verantwortliche der
TSV die Marschroute vor. Chatton plant eh über das Saisonende hinaus,
spricht von einer "reizvollen Aufgabe, Hannover-Burgdorf als feste
Größe in der Bundesliga zu etablieren." So etwas wie das Vorbild der
Niedersachsen sei die Entwicklung bei HBW Balingen-Weilstetten: "Unsere
sportliche Vision ist ein einstelliger Tabellenplatz", so Chatton.
"Wer zu schnell nach den Sternen greift, kann schnell auf dem Bauch
landen."
Hannover mit nur einem Kreisläufer
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Neuzugang Mario Clößner wird erst Mitte Oktober sein Debüt feiern.
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TSV |
Eine Bauchlandung wollen sie in Hannover unter allen Umständen vermeiden.
Doch die Probleme, mit denen die TSV Hannover-Burgdorf bereits in
diesem frühen Stadium der Spielzeit zu kämpfen hat, sind groß. In der
Vorbereitung verletzte sich mit Mario Clößner (kam aus Ahlen-Hamm)
einer der drei Neuzugänge am Knie. Der Kreisläufer musste sich einer
Meniskusoperation unterziehen und fehlt der TSV voraussichtlich noch
bis Mitte Oktober. Noch länger - wahrscheinlich bis Mitte November -
müssen die Niedersachsen auf ihren zweiten Kreisläufer Gustav Rydergard
verzichten. Der 26 Jahre alte Schwede erlitt einen Teilriss der
Syndesmose. "Der Ausfall hat für uns schwere Auswirkungen, da Gustav
ein wichtiger Bestandteil unseres Mittelblockes ist", sagt Christopher
Nordmeyer. Mit Vignir Svavarsson steht dem Trainer zwar ein 150-facher
isländischer Nationalspieler, aber eben nur ein weiterer Kreisläufer
zur Verfügung.
Adam Weiner als Katsigiannis-Ersatz
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Adam Weiner spielte zuletzt für Frisch Auf Göppingen.
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TSV |
Zudem verzögerte sich das Comeback des ehemaligen Nationaltorhüters
Nikolas Katsigiannis. Der 29-Jährige war im Sommer 2010 nach Hannover
gewechselt und hat seither wegen einer Knieverletzung nicht ein Spiel
für die TSV bestritten. Um dem Keeper mehr Zeit für die Rehabilitation
zu geben, wurden die Niedersachsen kurz vor dem Saisonstart noch einmal
auf dem Transfermarkt aktiv: Mit Adam Weiner verpflichteten sie einen
erfahrenen Mann. Der ehemalige polnische Nationaltorhüter hatte im
vergangenen Jahr mit Frisch Auf Göppingen den EHF-Pokal gewonnen.
"Mit der langjährigen Bundesliga-Erfahrung von Adam können wir unsere
Ziele erreichen und gleichzeitig
Nikolas Katsigiannis die benötigte
Rehazeit geben. Es ist ein ganz weiter Weg, nach so langer Zeit
zurückzukommen", so Nordmeyer. Auch für Benjamin Chatton ist Weiner,
der mit dem 38-jährigen Nenad Puljezevic das älteste Torhütergespann
der Liga bildet, eine Idealbesetzung für den Übergang: "Adam kennt die
Bundesliga und den Abstiegskampf, daher wird er uns weiterhelfen und
eine gute Alternative zu Nenad Puljezevic sein."
Mit 15 Spielern in die Saison
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Rückraumspieler Csaba Szücs kam aus Großwallstadt.
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TSV |
Mit Csaba Szücs leisteten sich die Hannoveraner nur einen weiteren
Neuzugang (siehe auch
Kader Hannover).
Szücs kam aus Großwallstadt an die Leine. Doch Nordmeyer
ficht die personelle Schlankheitskur, sechs Spieler verließen den
Erstligisten, nicht an: "Ich bin mit dem Kader sehr zufrieden." Der
Coach macht aus der Not eine Tugend: Große Sprünge kann sich die TSV
mit einem 2,1-Millionen-Euro-Etat, nur die drei Aufsteiger haben
weniger Geld zur Verfügung, nicht leisten. Deshalb wolle er bewusst
zunächst nur mit 15 Spielern in die neue Saison gehen, so Nordmeyer.
"Dann kann ich einige Jugendspieler an die Bundesliga heranführen.
Mit einem 18-Mann-Kader geht das nicht." Für den Sport-Bild-Experten
Stefan Kretzschmar wird das alles nicht reichen, um die TSV weiter
nach oben zu bringen. "Für Hannover wird es jedes Jahr um den Abstieg
gehen", prognostiziert der ehemalige Nationalspieler den Niedersachensen
auch weiterhin harte Zeiten.
Zu Hause hui, auswärts pfui
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Torge Johannsen war neunfacher Torschütze beim Sieg über die
Rhein-Neckar Löwen.
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TSV |
Immerhin unterstrich die TSV aber zumindest in den bisherigen
Heimspielen ihr Erstliga-Potential: Sowohl den Füchsen Berlin als
auch den Rhein-Neckar Löwen lieferte man in der heimischen AWD-Hall
einen harten Kampf. Während es zum Saisonauftakt gegen die Hauptstädter
beim 28:31 letztlich nicht für einen Punkt reichte, wurden die
Niedersachsen im Spiel gegen die Mannheimer mit ihren ersten Punkten
belohnt: Ein bärenstarker Nenad Puljezevic hielt letztlich den
knappen 33:32 (19:15)-Erfolg gegen die hochfavorisierten Löwen
fest, den entscheidenden Treffer setzte Kreisläufer Vignir Svavarsson.
Indes: Bei den vermeintlichen Konkurrenten im Abstiegskampf,
dem Bergischen HC (28:29) und zuletzt am Samstag bei HBW Balingen-Weilstetten
(29:32) verpasste Hannover weitere "Big Points" und liegt somit
mit 2:6 Punkten im hinteren Feld der
Tabelle
(siehe auch
Kurve Hannover).
Hannover noch ohne Punkt gegen THW
In den bisherigen vier Bundesliga-Duellen konnte die TSV
gegen den Rekordmeister noch nicht punkten. In der vergangenen
Spielzeit aber demonstrierten die Hannoveraner gegen einen müden
THW, der kurz zuvor erst vom Super Globe aus Katar zurück
gekehrt war, ihre Heimstärke und brachten die Kieler beim
22:24 an den Rand einer Niederlage.
In der Sparkassen-Arena allerdings mussten die Niedersachsen
bei beiden Auftritten bitteres Lehrgeld bezahlen: Im Dezember
2009 setzte es eine
22:41-Pleite, ein
Jahr später ging man mit
26:37 in der
Förde baden.
Die Schiedsrichter am Mittwoch in der Sparkassen-Arena sind
Colin Hartmann und Stefan Schneider.
(Christian Robohm / Sascha Krokowski)
Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...
Lesen Sie bitte auch
Aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2011:
Der "ewige" Piotr Przybecki
39-jähriger Pole kehrt morgen mit Hannover-Burgdorf zum Duell der Löwen-Bezwinger nach Kiel zurück
Kiel. Der THW Kiel führt die Tabelle der Handball-Bundesliga
nach fünf Spielen verlustpunktfrei an. Morgen treffen die "Zebras"
um 20.15 Uhr auf den Tabellenzwölften, TSV Hannover-Burgdorf.
Die Gäste reisen mit einem Konto von 2:6 Zählern an. Was die
beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Teams verbindet?
Die Rhein-Neckar Löwen, Anwärter auf einen der drei zu vergebenen
Champions-League-Plätze in der Liga, kassierten bisher zwei
Niederlagen; beide gegen die Kontrahenten von morgen.
Kiel entzauberte die Löwen am vergangenen Sonnabend in eigener
Halle, packte mit dem 30:27 Big Points ins
Rückreisegepäck. Keine große Überraschung, aber für den THW ein
wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu seinen hoch gesteckten
Saisonzielen. Der 33:32-Sieg der Hannoveraner über die Löwen eine
Woche zuvor war eine Sensation, reihte sich für Trainer Christopher
Nordmann aber in die Phalanx von "drei guten Spielen ein, die nicht
immer mit Punkten belohnt wurden". Unzufrieden war Nordmann indes
über die 29:32-Niederlage vom vergangenen Wochenende in Balingen.
"Da sind wir nie ins Spiel gekommen, das war schlecht." Sorgen um
den Klassenerhalt macht sich der TSV-Coach indes nicht. Kein Thema,
sagt er, auch wenn es überheblich rüberkomme. "Man muss nämlich
sehen, gegen wen wir bisher gespielt haben, das Auftaktprogramm
ist sehr schwer. Da heißt es: Ruhe bewahren."
Einer der Matchwinner beim Sieg über die Löwen ist ein alter
Bekannter:
Piotr Przybecki. Sechs Tore
erzielte der Rückraumschütze selbst, andere bereitete er vor,
"außerdem hat er uns mit seiner Routine über die Runden gerettet",
sagt sein Trainer. Gefühlt ist der Pole Gründungsmitglied der
Bundesliga, irgendwie schon ewig dabei. 1995 wechselte er aus
Kielce in die Zweite Liga nach Hüttenberg, von 1997 an tourte
Przybecki durch die Bundesliga. Seine
Stationen: Essen, Kiel, Nordhorn und jetzt Hannover. Morgen kehrt
er in seinen ehemaligen Handball-Tempel zurück. "Ich tue niemand
anderem weh, wenn ich feststelle, dass die drei Jahre in Kiel
eine ganz besondere Zeit waren", sagt der "alte Pole", der am 8.
August seinen 39. Geburtstag feierte. Für Nordmeyer kein Problem.
"Altersgrenzen gibt es für mich nicht, was zählt ist Leistung."
Es zwicke mal hier oder mal da, "aber körperlich bin ich immer
noch gut dabei", ordnet der 129-malige Nationalspieler seinen
körperlichen Zustand ein. Der Trainer nennt seinen Routinier
einen "Vorzeigeprofi,
Piotr gibt
immer alles, auch im Training, kein Gramm Fett zu viel".
Das THW-Trikot trug
Przybecki von
2001 bis 2004, nur mit
Marcus Ahlm und
Christian Zeitz stand er noch gemeinsm
auf der Platte. Der Start beim Rekordmeister begann mit einem
Drama. Schon in der Vorbereitungszeit auf die erste Saison zog er
sich in einem Testspiel auf der Schwäbischen Alb einen Kreuzbandriss
zu. Ein Jahr riss diese Verletzung aus seiner Karriere heraus, und
es dauerte mindestens ein weiteres, bis
Przybecki
seinen Rhythmus wiederfand. "Eine schwere Zeit, aber das passiert im Sport",
sagt der Pole ungerührt. Mit dem Ball in der Hand ist er wie ein Pulverfass,
privat eher ein Stoiker. Vielleicht aber ist es genau diese Eigenschaft,
die sein Karriereende so ungewöhnlich weit hinausschiebt.
Über die nähere Zukunft mag Przybecki noch
nicht reden. "Das Ende meiner aktiven Karriere naht, wann wirklich
Schluss ist, weiß ich nicht." Er freut sich über das Jetzt, dass er
noch dabei ist und auf das Spiel morgen in Kiel. Eine Überraschung
schließt er dabei so gut wie aus. "Diese THW-Mannschaft ist so stark.
Allerdings", sinniert Piotr Przybecki,
"auch diese Jungs können mal einen schlechten Tag erwischen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 27.09.2011)
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THW Kiel - TSV Hannover-Burgdorf:
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