12./14.12.2009 - Letzte Aktualisierung: 14.12.2009 | Bundesliga |
Update #2 | KN-Berichte, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt... |
Starker Auftritt: Henrik Lundström erzielte bei seinem 30-minütigen Auftritt sieben Treffer. |
Kim Andersson war viermal erfolgreich. |
Eine starke erste Halbzeit lieferte auch Aron Palmarsson ab. |
Auch Carstens' früh genommene Auszeit half nichts mehr: Seine Mannschaft wirkte nun völlig verunsichert und machte einen Fehler nach dem anderen im Aufbauspiel. Die Kieler Deckung stand allerdings auch sicher und wartete auf ihre Gelegenheit, den Gegenspielern den Ball abzuluchsen. Immer wieder schlugen besonders die beiden Kieler Außen per Gegenstößen zu: Sprenger und Lundström lieferten sich ein internes Duell um die Torjägerkrone des Tages, Thierry Omeyer bedachte beide Spieler abwechselnd mit Zentimeter-genauen Pässen. Aber auch aus dem gebundenen Spiel heraus wussten die Gastgeber durchaus zu begeistern.
Momir Ilic traf insgesamt fünfmal, scheiterte aber gleich zweimal vom Siebenmeterpunkt. |
Durch einen 5:0-Zwischenspurt zum 15:5 (17.) bauten die "Zebras" den Vorsprung frühzeitig bereits auf zehn Treffer aus, zwei Gegenstöße in der 20. Minute brachten gar das 18:6. Mittlerweile war kurz Börge Lund für Aron Palmarsson eingesprungen, wenig später wurde auch die Linkshänder-Fraktion ausgetauscht. Kurzzeitig fand Daniel Brack einmal ein Mittel gegen die Kieler Deckung, gegen seine zwei Schlagwürfe zum 8:19 und 9:20 war auch der wenig beschäftigte Omeyer machtlos. Dann aber drehten die "Zebras" noch einmal auf und erhöhten durch Zeitz, Lundström und zweimal Ilic auf 24:9. Der 25. Treffer allerdings gelang nicht mehr vor der Pause, weil Momir Ilic am ehemaligen Landsmann Nenad Puljezevic scheiterte - der ungarische Nationalkeeper war allerdings nur ein Schatten seiner Selbst im Vergleich zur Weltmeisterschaft 2007.
Hoffnungsvolles Comeback: Andreas Palicka zeigte mehrere tolle Reflexe und entnervte vor allem Linksaußen Lars Lehnhoff. |
Und tatsächlich: In der Schlussphase lief es wieder deutlich besser bei den "Zebras". Unterstützt von einem glänzend aufgelegten Andreas Palicka, der Hannovers Top-Toschützen Lars Lehnhoff allein drei Gegenstöße "abkaufte", knüpften die Gastgeber noch einmal an die Leistung aus der ersten Halbzeit an. Zwei tolle Unterarmwürfe von Christian Zeitz, der 40. Saisontreffer von Dominik Klein nach zauberhaftem Anspiel Palickas über das gesamte Feld, dazu der erste Bundesligatreffer für Tobias Reichmann - das Publikum wurde in der Schlussphase noch einmal verwöhnt. Und auch die 40-Tore-Marke wurde noch geknackt, als Igor Anic ein schönes Ilic-Anspiel verwertete.
So gab es letztlich einen deutlichen 41:22-Erfolg für die "Zebras" und eine gelungene Generalprobe vor der "Woche der Wahrheit" gegen Flensburg und Hamburg.
(Sascha Krokowski)
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Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht, den
Bericht über das Comeback von Andreas Palicka und den
Bericht über den Besuch von Stefan Lövgren aus den Kieler Nachrichten.
Das Spiel war früh entschieden. Wir hatten uns vorgenommen, unsere Qualitäten zu zeigen: eine kompakte Verteidigung und ein gutes Gegenstoßspiel. Die haben wir aber fast nie gezeigt, wir haben fast nur Kontertore bekommen, den THW mit leichten Fehlern zum Kontern geradezu eingeladen - und im Rückzugsverhalten haben wir uns auch nicht gerade clever angestellt. Zudem hat uns der Ausfall von Jan-Fiete Buschmann nach vier Minuten aus dem Konzept gebracht. Er konnte wegen massiver Knieprobleme nicht weiterspielen, danach herrschte bei uns zehn Minuten lang das Chaos. Der THW hat in der ersten Halbzeit aber auch gut verteidigt, bei 10:24 zur Pause war die Messe gelesen.Immerhin haben wir in der zweiten Hälfte Moral gezeigt und besser verteidigt. Wir sind auch zu Gegenstößen gekommen, die wir aber leider nicht so nutzen konnten, weil Andreas Palicka einen guten Tag erwischt hatte - besonders gegen Lehnhoff. Die zweite Halbzeit war in Ordnung, die erste leider nicht.
Ich bin heute recht zufrieden mit dem Spiel meiner Mannschaft, die deutlich besser als zuletzt gespielt hat. In der Abwehr waren wir viel beweglicher, konnten dadurch viele Gegenstöße laufen. Vorne haben wir zum Großteil - bis auf eine kurze Phase Mitte der zweiten Halbzeit - sehr diszipliniert gespielt. Besonders gefreut hat mich die Wurfausbeute auf den Außenpositionen sowie die Leistung von Andreas Palicka. Dass er eine Halbzeit durchgehalten hat und er einige Bälle halten konnte, wird ihm helfen, wieder zurück in die alte Spur zu finden.Die erfreulichste Nachricht heute war, dass Filip Jicha deutliche Fortschritte macht. Er konnte ein bisschen mittrainieren und hat keinen Rückfall erlitten. In den vergangenen fünf Wochen wurde er immer krank, wenn er gespielt hat. Wenn wir heute mit zur Pause mit vier Toren hinten gelegen hätten, hätte ich ihn auch gebracht. Aber ich wollte nichts riskieren, wir brauchen ihn dringend für weitere Aufgaben. Aron Palmarsson, den ich nach dem Lübbecke-Spiel ziemlich kritisiert hatte, hat heute in der ersten Halbzeit seine Aufgaben sehr gut gemeistert. Es sah sehr gut aus, wenn er nicht zuviel wollte. Aber gegen Teams wie Flensburg oder Hamburg herrscht eine ganz andere Atmosphäre, dann muss Aron auch in der Abwehr zeigen, dass er beispielsweise gegen einen Lijewski seinen Mann stehen kann. Deshalb wäre ich schon froh, wenn wir Filip dabei hätten.
In der zweiten Hälfte hatte ich kurz ein gutes Gefühl, dann habe ich aber auf die Anzeigetafel geschaut und gesehen, dass wir mit 14 Toren im Rückstand lagen. In der ersten Halbzeit war das, was der THW im Vergleich zu uns gezeigt hat, eine ganz andere Sportart. Ich hoffe nur, dass wir uns von diesem Ergebnis nicht entmutigen lassen und dass das ein Ausrutscher bleibt.
Wir freuen uns auf die nächste Woche, es knistert schon richtig. Das sind die Festtage vor den Festtagen, das, wofür man Sportler ist. Ich hoffe auf eine Kieler Woche im Dezember.
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2009:
"Ich bin sehr zufrieden, wir haben deutlich besser gespielt als zuletzt", fasste Alfred Gislason die gute Leistung seiner Mannschaft zusammen. Für Kiels Trainer war das allerdings kein Grund, das geplante Vormittagstraining am Sonntag abzublasen. Geschenke gab es wenige Stunden später, die Spieler des Bundesliga-Spitzenreiters fanden am Nachmittag bei ihrer traditionellen Weihnachtsfeier erneut zusammen.
Daniel Narcisse ist mit gebrochenem kleinen Finger der Wurfhand für mindestens vier Wochen außer Gefecht, Kiels zweiter Mann auf dem Regiestuhl, Filip Jicha, nahm zwar auf der Bank Platz, wurde aber nach langer Grippekrankheit geschont. Also war die Zeit gekommen für Aron Palmarsson, erstmals von Beginn an die THW-Geschicke auf dem Spielfeld zu lenken. Der 19-Jährige erledigte seinen Job mit Bravour und Selbstvertrauen, stellte die Weltklasse-Leute um sich herum so auf, wie er es für sein Spiel gebrauchte und steuerte zudem selbst fünf Tore zum Kieler Sieg bei. Erst gegen Ende, als die Kraft nachließ, erlaubte sich der Isländer ein paar Fahrkarten und Nachlässigkeiten. Das Gesamtbild trübten diese Fehler nicht mehr. Das sei ein großartiges Gefühl gewesen, Verantwortung tragen zu dürfen, sagte der Blondschopf, dem der Trainer nach dessen schwachem Auftritt eine Woche zuvor in Lübbecke noch den Kopf gewaschen hatte. "Das hatte ich wohl verdient, da war ich nicht richtig bei der Sache."
Hannover hatte sich vorgenommen, den deutschen Meister zu ärgern, steckte aber nach 17 Minuten und dem ersten Zehn-Tore-Rückstand beim 15:5 ganz schnell selbst im Schlamassel. Alle Angriffsbemühungen zerschellten an einem Kieler Deckungsverband, der um Kapitän Marcus Ahlm herum beweglich und aggressiv ein dichtes Netz zusammenknüpfte. Ahlm, Lund, Andersson und Co bewiesen erneut, dass gute Abwehrarbeit auch ohne Schlagen und Beißen funktioniert, die Kieler kassierten keine einzige Zeitstrafe.
Und: Am Sonnabend wurden nicht einmal die Torwartkünste von Thierry Omeyer benötigt, ganze fünf Bälle musste "Titi" abwehren, bevor er nach der Pause Platz für Andreas Palicka machte. Die Hannoveraner, allen voran Ex-"Zebra" Piotr Przybecki, verzettelten sich, schlossen zu früh ab, warfen vorbei oder trafen nur Holz. Tempogegenstöße im Minutentakt waren die Strafe, Christian Sprenger (zehn Tore) und Henrik Lundström (sieben) die gnadenlosesten Vollstrecker. So entwickelte sich zum Vergnügen der Fans der gefürchtete Kieler Hochgeschwindigkeitshandball, trotz der Einseitigkeit bot die Partie guten Unterhaltungswert. Später stand das Spiel im Zeichen Gislasonscher Rotation, Spielanteile und Tore wurden gerecht verteilt. Einträge in private Geschichtsbücher kamen ebenfalls hinzu. Rechtsaußen Tobias Reichmann krönte sein drittes Spiel mit seinem ersten Tor für den THW, und Andreas Palicka feierte mit neun zum Teil großartigen Reflexen ein umjubeltes Comeback. "Ein starker Auftritt", lobte Gislason, "ich werde ihm in den kommenden Wochen mit Einsätzen helfen, wieder auf die alte Spur zu kommen."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2009:
Fünfmal gewann Palicka Eins-gegen-Eins-Duelle nach Tempos und vom Kreis. Für TSV-Rechtsaußen Lars Lehnhoff wurde der THW-Schlussmann mit drei gehaltenen Kontern gar zum Schreckgespenst. Die THW-Fans feierten Palicka. Er sei jetzt nur noch glücklich und müde, sagte der "Comebacker" und gab preis, "dass ich mir die gegnerischen Spieler ausführlich auf Videos angeschaut habe, es hat geholfen."
Torwartkollege Thierry Omeyer begleitete die Reflexe seines Mitspielers eher mit Gleichmut. "Andreas hat gut gehalten", sagte der Franzose, "das ist schön für ihn." Ob er, Omeyer, sich denn gar nicht mit Palicka freue? "Warum", entgegnete der Welthandballer mit einem Lächeln. "Ich hätte doch lieber selbst gespielt." Kiels dritter Torhüter, Peter Gentzel, musste mit der Tribüne vorliebnehmen. Kein Problem für den 41-jährigen Schweden. "Aber ich spiele auch gerne, und das hat bisher gut geklappt." Er sei allerdings auch unter den Voraussetzungen gekommen, dass Andreas Palicka langsam in den Kader zurückfinden könne. "Darum ist diese Situation überhaupt nicht ungewöhnlich." Und von kurzer Dauer: Am Mittwoch in Flensburg ist Gentzel wieder gesetzt.
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2009)
Aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2009:
Das Spiel seiner ehemaligen Mannschaft stand für den Handballlehrer an einem schwedischen Gymnasium trotzdem im Mittelpunkt. Er fand Lob für den "neuen THW". Das Team habe sich enorm weiterentwickelt, sagte der 38-Jährige. "Sie spielen jetzt einen anderen Stil, ebenfalls erfolgreich. Ich glaube, dass der THW erneut den Titel holt."
(von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 14.12.2009)
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