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05.-07.12.2009 - Letzte Aktualisierung: 07.12.2009 Bundesliga

Glanzloser Arbeitssieg des THW Kiel in Lübbecke

Bundesliga, 13. Spieltag: 05.12.2009, Sa., 20.15: TuS N-Lübbecke - THW Kiel: 28:32 (14:16)
Update #3 KN-Berichte, Fotos, Stimmen und Spielbericht ergänzt ...

Starke Leistung: Momir Ilic erzielte 11/3 Treffer in Lübbecke.
Klicken Sie zum Vergrößern! Starke Leistung: Momir Ilic erzielte 11/3 Treffer in Lübbecke.
Ohne große Probleme, aber auch ohne viel Glanz ist der THW mit einem Auswärtssieg in den Dezember gestartet. In der ausverkauften Merkur-Arena gewannen die "Zebras" am Samstagabend beim starken Aufsteiger TuS N-Lübbecke mit 32:28 (16:14) und bleiben damit weiterhin ungeschlagener Tabellenführer der TOYOTA Handball-Bundesliga. Neben einem gut aufgelegten Thierry Omeyer wusste besonders Momir Ilic zu gefallen, der mit 11/3 Treffern bester Torschütze der Partie war.
Alfred Gislason musste in Ostwestfalen ein weiteres Mal auf den grippekranken Filip Jicha verzichten, der die Reise aus Kiel erst gar nicht mit antrat. Aron Palmarsson hingegen war nach seinem Magen-Darm-Infekt wieder fit, und auch Nationalspieler Christian Sprenger hatte seine Oberschenkelzerrung auskuriert. So standen dem THW Kiel erstmals seit über sechseinhalb Jahren wieder vier Linkshänder zu einem Ligaspiel zur Verfügung.

Christian Sprenger war sechsmal erfolgreich.
Christian Sprenger war sechsmal erfolgreich.
Gegen die zuletzt kriselnden Lübbecker, die aber gerade gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel stets zu überzeugen wussten, ließ Alfred Gislason mit Daniel Narcisse auf der Mitte und Momir Ilic auf der "Königsposition" beginnen, auf den Außen starteten die Nationalspieler Sprenger und Klein. Letzterer war es auch, der nach einer Parade Omeyers gegen Niemeyer den ersten Treffer des Spiels markierte.

Jedoch spielten die Gastgeber sehr konzentriert, nahmen im Angriff das Tempo raus und lauerten auf gute Wurfmöglichkeiten. Der vom HSV Hamburg gewechselte Arne Niemeyer führte mit ruhiger Hand Regie, sorgte mit seinen Würfen aber auch für die meiste Torgefahr. Michal Jurecki hingegen tauchte nach seinem Treffer zum 1:1 erst einmal ab. Dennoch stellte man so den deutschen Rekordmeister vor Probleme und glich nach drei Ilic-Treffern zum zwischenzeitlichen 2:4 durch Remer und Niemeyer wieder zum 5:5 aus. Die Zuschauer in der Merkur-Arena waren spätestens jetzt versöhnt mit der eigenen Mannschaft, die in den Wochen zuvor reihenweise Magerkost ablieferte.

Thierry Omeyer sicherte zu Ende der ersten Halbzeit die Kieler Führung mit mehreren Paraden.
Thierry Omeyer sicherte zu Ende der ersten Halbzeit die Kieler Führung mit mehreren Paraden.
Und beim THW? Im Angriff fackelte man wie gewohnt nicht lange, kam durch den starken Momir Ilic, feine Einzelleistungen von Narcisse und auch durch Treffer des von Andersson immer wieder prächtig in Szene gesetzten Christian Sprenger zu Toren. Das Fehlen von Filip Jicha störte den Angriffsfluss nicht, nur in der Abwehr wurde der Tscheche schmerzlich vermisst. Allerdings unterliefen den "Zebras" auch im Aufbauspiel immer wieder vermeidbare Fehler: Narcisse unterliefen Schrittfehler und Sprenger war beim Abschluss einige Male zu verspielt. So konnten die Ostwestfalen stets verkürzen und zwischenzeitliche Drei-Tore-Führungen des THW immer wieder egalisieren. Beachtlich, zumal Blazicko im Torhüter-Duell mit Thierry Omeyer deutlich den Kürzeren zog und die rechte Angriffsseite des TuS einen schwarzen Tag erwischte. Lediglich eine Chance auf einen Führungstreffer bot sich den Lübbeckern nie, da die Kieler immer dann einen Gang zuzulegen wussten, wenn die Gastgeber aufgeschlossen hatten.

So auch in der 25. Spielminute: Mit seinem bereits vierten Treffer erzielte Arne Niemeyer in der 25. Spielminute das 14:14, doch Momir Ilic konterte postwendend mit seinem mittlerweile siebten Tor. Nun parierte Omeyer einen weiteren Versuch Niemeyers, nach einigen Konzentrationsmängeln auf beiden Seiten gelang Andersson mit seinem ersten Treffer das 16:14. Als Marcus Ahlm für einen harmlosen Zweikampf mit Siodmiak seine zweite Zeitstrafe bekam, bot sich Lübbecke kurz vor der Pause die erneute Möglichkeit zum Anschluss. Doch Rechtsaußen Renato Rui scheiterte nun zweimal völlig freistehend kläglich an Thierry Omeyer, der anschließend noch einen Wurf von Alvanos an den Pfosten lenkte und mit dem Pausenpfiff einen Siebenmeter Tluczynskis entschärfte. Somit stand es etwas glücklich 16:14 für den THW Kiel zur Halbzeit in einem Spiel, in dem Thierry Omeyer bislang den Unterschied ausmachte.

Kim Andersson überzeugte mit klugen Anspielen und vier Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kim Andersson überzeugte mit klugen Anspielen und vier Treffern.
Nach dem Seitenwechsel aber sahen die 3.300 Zuschauer, darunter auch beide mitgereisten Kieler Fanclubs, einen konzentrierteren THW Kiel: Zweimal Sprenger, Narcisse und Ahlm erhöhten für die "Zebras" auf 20:16, und als Andersson dann ein Ilic-Anspiel per Rückraum-Kempa gegen den nun eingewechselten Putera ins Tor wuchtete, waren die Gäste plötzlich mit fünf Toren vorne. Auch Arne Niemeyer hatte nun das Wurfglück verlassen, für ihn sprang aber nun endlich Michal Jurecki in die Bresche. Doch seine Treffer halfen Lübbecke nun nur noch, um den Abstand nicht so schnell weiter anwachsen zu lassen. Der THW Kiel hatte nun im Angriff die Fehlerquote minimiert und begann - angeführt von einem spielfreudigen Kim Andersson - ein wenig zu zaubern. Der Schwede wusste nun nicht mehr nur als Anspieler zu überzeugen wie beim 22:17 durch Sprenger, sondern legte auch mit eigenen Treffern zum 23:18 und 24:19 nach. Besonders sehenswert war dabei letzteres Tor, als Andersson und Klein mit einem feinen Doppelpass die gesamte Lübbecker Abwehr düpierten und der Linkshänder von Linksaußen (!) traf.

Der THW war mit einem großen Anhang nach Lübbecke gereist.
Klicken Sie zum Vergrößern! Der THW war mit einem großen Anhang nach Lübbecke gereist.
Bis zum 22:26 (48.), erneut durch den kaum noch zu stoppenden Jurecki, ließen die Westfalen den Rückstand nicht weiter anwachsen, konnten die Fans auf eine kleine Handball-Sensation hoffen. Doch dann machte der frisch eingewechselte Christian Zeitz genau dort weiter, wo Andersson aufhörte. Erst erzielte "Zeitzi" per Schlagwurf das 27:22, dann legte er nach einem schönen Spielzug zum 28:22 nach. Wenige Sekunden später verloren kurzzeitig hektische Lübbecker den Ball im Angriff und Dominik Klein raste per Gegenstoß zum 29:22 - zehn Minuten vor Spielende war die Partie dann doch schon frühzeitig entschieden.

Dem TuS aber musste man zugutehalten, dass er trotz der nun unwiderruflich feststehenden Niederlage die Köpfe nicht hängenließ. Der Aufsteiger wurde auch belohnt und hielt mit vier Treffern in Folge den Rückstand in Grenzen. Letztlich setzte es mit dem 32:28-Erfolg der Kieler ein Ergebnis, mit dem beide Mannschaften leben können: Lübbecke sammelte Selbstvertrauen für die Spiele gegen Balingen und Melsungen, in denen dann wichtige Punkte gegen den Abstieg gesammelt werden müssen. Und der THW Kiel bleibt weiterhin ungeschlagen und mit einem Minuspunkt weniger als der HSV Hamburg an der Tabellenspitze. Weiter geht es für die "Zebras" am nächsten Samstag, wenn es in der Sparkassen-Arena-Kiel zum allerersten Duell mit Aufsteiger TSV Hannover-Burgdorf kommt.

(Sascha Krokowski)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten sowie den Bericht der Kieler Nachrichten über Filip Jicha.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Alfred Gislason:
Eigentlich bin ich recht zufrieden, dass wir hier gewonnen haben. Es ist immer schwer hier zu gewinnen. Ohne Filip Jicha ist eine gewisse Unsicherheit da. In der ersten Halbzeit haben wir ein wenig halbherzig gespielt und zu viele technische Fehler gemacht. In der zweiten Halbzeit konnten wir uns steigern. Die letzten 15 Minuten haben wir etwas nachgelassen. Es war eine unwahrscheinliche Stimmung.
TuS-Trainer Patrik Liljestrand:
Ich bin hochzufrieden. Wir haben alles gegeben und 60 Minuten lang gekämpft. Auch bei einem Rückstand macht die Mannschaft weiter, das ist ein wichtiges Zeichen für alle. Trotz einiger freier Tage diese Woche hat die Mannschaft alles gegeben. Ich ärgere mich immer, wenn ich verliere - auch gegen Kiel. Aber der THW ist die beste Mannschaft der Welt und Omeyer der beste Torhüter der Welt.

[gegenüber dem DSF:]
Die Mannschaft hat super gespielt, über 60 Minuten gekämpft. Aber wir haben zu viele Bälle verworfen, das kann man sich gegen Kiel nicht erlauben.

THW-Geschäftsführer Uli Derad:
[auf die Frage, wie ihm der erste Tabellenplatz gefiele]:
Es gefällt mir sehr gut. Wir möchten am Ende der Saison und zum Ende des Pokals immer noch auf Platz eins stehen.
TuS-Spielmacher Arne Niemeyer gegenüber dem DSF:
Wir nicht haben gewonnen, doch wir konnten ein Zeichen geben. Wir haben allen in der Halle gezeigt: Wir sind noch da.
THW-Linksaußen Dominik Klein gegenüber dem DSF:
Wir wussten, dass Nettelstedt gegen uns frei aufspielen wird. Wir wussten, dass wir heute 60 Minuten in der Abwehr brennen müssen. Das hatten wir in der ersten Halbzeit nicht. In der zweiten Halbzeit waren wir dann konzentrierter in der Abwehr und kamen dadurch besser ins Spiel.

13. Spieltag: 05.12.09, Sa., 20.15: TuS N-Lübbecke - THW Kiel: 28:32 (14:16)

Logo TuS N-Lübbecke:
Blazicko (1.-30., 40.-49., 5 Paraden), Putera (31.-40., 49.-60., 4/1 Paraden); Felixson (2), Siomiak (3), Hansen (1), Jurecki (8), Tluczynski (1/1), O. Tesch (2), Rui (1), Olafsson, Niemeyer (5), Alvanos (2), Remer (3); Trainer: Liljestrand
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-60., 18/1 Paraden), Gentzel (n.e.); Lund, Andersson (4), Lundström (n.e.), Anic, Sprenger (6), Ahlm (2), Reichmann, Zeitz (2), Palmarsson, Narcisse (4), Ilic (11/3), Klein (3); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Christopher Biaesch / Frank Sattler
Zeitstrafen:
TuS: 3 (Siodmiak (13.), Jurecki (52.), O. Tesch (59.));
THW: 3 (2x Ahlm (5., 28.), Andersson (45.))
Siebenmeter:
TuS: 3/1 (Omeyer hält Tluczynski (30.), Olafsson an die Late (45.));
THW: 4/3 (Putera hält Ilic (57.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1, 1:1, 1:2, 2:2, 2:4 (5.), 3:4, 3:5, 5:5, 5:8 (12.), 7:8, 7:9, 8:9 (16.), 8:10, 10:10 (19.), 10:13 (21.), 13:13 (24.), 13:14, 14:14, 14:16;
2. Hz.: 14:17, 15:17, 15:18, 16:18 (34.), 16:21 (39.), 17:21, 17:22, 18:22, 18:23, 19:23, 19:25 (44.), 21:25, 21:26, 22:26, 22:29 (50.), 24:29, 24:31 (55.), 28:31, 28:32.
Zuschauer:
3.300 (ausverkauft) (Merkur-Arena, Lübbecke)
Spielgrafik:
Spielgrafik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2009:

Sind die "Zebras" zu nett?

Handballmeister THW Kiel zog beim 32:28-Sieg in Lübbecke erst in der zweiten Halbzeit die Handschuhe aus
Lübbecke - Mit einem 32:28 (16:14)-Sieg gegen den TuS NLübbecke verteidigte der THW Kiel die Tabellenführung in der Handball-Bundesliga. Ein Spiel, das zwei Sieger hatte: Den Meister, der zwei Punkte gewann. Den Aufsteiger, der glücklich darüber war, nur mit vier Toren Differenz verloren zu haben. Eine Situation, die am Sonnabend in der mit 3300 Zuschauern ausverkauften Kreissporthalle in Lübbecke zu einer bizarren Schlussphase führte.

Mit stehenden Ovationen feierten die Fans jedes Tor des starken Aufsteigers, der einen Sieben-Tore-Rückstand verkürzte, weil die "Zebras" nach einem starken Start in die zweite Halbzeit die Zügel schleifen ließen und THW-Trainer Alfred Gislason in den letzten zehn Minuten auf Rotation setzte. So gab er Aron Palmarsson, der schon vor der Pause keine Struktur ins Angriffsspiel bringen konnte, eine zweite Chance. Doch der 19-jährige Isländer konnte sie nicht nutzen, agierte viel zu eigensinnig. "Er hat zum ersten Mal wie ein Jugendlicher gespielt", ärgerte sich auch Gislason über seinen Landsmann, den er auf der Mittelposition für eines der größten Talente der Welt hält. "Er stand völlig neben sich, das war ein Schritt zurück."

Lübbecke nutzte diese Chance, den zwölften Saisonsieg der Kieler konnten sie aber nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Aber darum ging es den Ostwestfalen auch nie. Sie wollten nach den jüngsten Blamagen in der Liga Selbstvertrauen sammeln, jedes Tor gegen den Meister wurde gefeiert, als wäre es das entscheidende in einem Champions-League-Finale.

Die gute Laune in der Kreissporthalle hatte aber auch noch andere Gründe. Nur gegen den Erzrivalen GWD Minden und den THW Kiel wird die Arena mit zusätzlichen Sitzreihen ausgestattet. Die Zuschauer klebten so förmlich an der Außenlinie, erlebten einen verbissen geführten Kampf ihrer Mannschaft aus nächster Nähe mit. Zudem wurde wenige Minuten nach dem Anpfiff vom Hallensprecher durchgegeben, dass Minden in Hannover verloren hatte. Für die TuS-Anhänger war der Tag gerettet. Keiner hat hier vergessen, dass ausgerechnet der unmittelbare Nachbar am letzten Spieltag der vorvergangenen Saison mit einem Sieg in Flensburg (!) den TuS in die zweite Liga gestürzt hatte.

"Wir haben gegen die stärkste Mannschaft der Welt nur mit vier Toren verloren", fasste Michal Jurecki die Stimmung zusammen. "Darauf können wir stolz sein." In einer starken ersten Halbzeit hatten der polnische Vizeweltmeister und Arne Niemeyer die Hausherren im Spiel gehalten. Immer wieder trafen die beiden aus dem Rückraum, relativ unbedrängt von der zu passiven Kieler Deckung. Erst als Börge Lund in den Mittelblock einrückte, entwickelte die Abwehr die nötige Härte. "Wir wussten, das wir in der Abwehr 60 Minuten lang brennen müssen", meinte Dominik Klein, der mit seinen Kollegen gestern Morgen um halb drei in Kiel ankam. "Das haben wir in der ersten Halbzeit nicht." Erklären konnte sich der THW-Linksaußen allerdings auch nicht, warum gegen Lübbecke zuerst zu den Samthandschuhen gegriffen wurde. "Die haben eine richtig tolle Truppe und wir waren gewarnt, schließlich hatten wir vorher noch das Video von ihrem Sieg gegen Flensburg (31:28, Anm. d. Red.) gesehen."

Gislason hatte eine Antwort. "Wir sind zu brav und zu ehrlich." Zu brav in der Deckung, dort würden seine Spieler sich bemühen, nur mit sauberer Technik zu arbeiten. Das werde von den Schiedsrichtern aber nicht honoriert. Zu ehrlich, weil in seiner Truppe keine Schauspieler seien. "Wir bleiben nach einem Foul stehen und landen nicht auf dem Rücken wie andere, deshalb wird es oft nicht gepfiffen."

Mit der sportlichen Leistung seiner Mannschaft war Gislason so zufrieden, dass er sie mit einem trainingsfreien Montag beschenkte. Er selbst gönnte sich einen Kurztrip in sein Haus bei Magdeburg. "Hier schalte ich vom Handball ab, das Laptop mit meinen Videos habe ich in Kiel gelassen."

Morgen bittet er seine Schützlinge wieder zum Training. Möglicherweise wird Daniel Narcisse nur eingeschränkt mitwirken können. Der Franzose brachte aus Lübbecke eine Kapselverletzung im kleinen Finger der Wurfhand mit.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2009)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2009:

Filip Jicha erlebte THW-Sieg via Liveticker

Grippekranker Tscheche will gegen Flensburg wieder richtig fit sein
Kiel - Den Sieg seiner Kollegen in Lübbecke erlebte Filip Jicha vor dem Computer. "Ich habe aber nur drei-, viermal auf den Liveticker geschaut und gesehen, dass ich mir keine Sorgen machen muss", meinte der grippekranke Tscheche. "Ich hatte volles Vertrauen zu den Jungs. Außerdem geht es mir nicht gut dabei, zusehen zu müssen." Jicha verbrachte das Wochenende im Bett, eine Tasse Tee ersetzte den Ball.

Vor zweieinhalb Wochen kippte den 2,01-Meter-Hünen ein Virus aus den Schuhen. Der mit 117 Saisontoren beste Werfer der "Zebras" verpasste das Champions-League-Spiel in Zürich (34:26) und den 33:20-Erfolg beim Ligakonkurrenten HSG Düsseldorf. Für das Heimspiel am vorvergangenen Sonntag gegen die HSG Wetzlar (32:25) meldete sich Jicha wieder fit, warf sieben Tore und wurde wieder krank. "Schon am Abend kam das Fieber zurück", meinte Jicha, den noch immer starke Kopfschmerzen plagen. "Wahrscheinlich habe ich zu früh angefangen, schlau war das nicht. Aber ich wollte unbedingt spielen."

Auch Dr. Detlev Brandecker hatte einem Einsatz zugestimmt. "Es gab keine medizinischen Gründe, die dagegen sprachen. Im Rückblick wäre es besser gewesen, er hätte pausiert." Der Verdacht, der 27-Jährige wäre an der Schweinegrippe erkrankt, konnte der Mannschaftsarzt nicht bestätigen. Entsprechende Tests seien negativ verlaufen. Den inzwischen 18-tägigen Krankheitsverlauf hält er nicht für ungewöhnlich. "In einem normalen Beruf könnte Filip wieder arbeiten, als Hochleistungssportler aber nicht." Er rechnet allerdings damit, dass Jicha bis zum Pokal-Achtelfinale am 16. Dezember in Flensburg wieder "hundertprozentig fit" sein wird. Den Genesungsprozess im Hause Jicha beschleunigt nun Freundin Hana Karnoldova, die mit der knapp fünf Monate alten Tochter Valeria einen dreiwöchigen Heimaturlaub in Pilsen beendet hat und am Donnerstag nach Melsdorf zurückkehrte. "Die Reise war schon lange geplant und passte jetzt natürlich gut. So konnte ich keinen anstecken", sagt Jicha, der alljährlich mit den Viren kämpft. "Ich bin da leider sehr empfindlich und nehme jede Grippe mit." Sein Trost: Diesmal habe die Krankheit zumindest ganz gut in den Spielplan gepasst.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 07.12.2009)


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